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anstoßen

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GrammatikVerb · stößt an, stieß an, hat/ist angestoßen
Aussprache 
Worttrennung an-sto-ßen
Wortzerlegung 1an- stoßen
Wortbildung  mit ›anstoßen‹ als Erstglied: Anstoßfinanzierung · Anstoßkreis · Anstoßpunkt · Anstoßstelle · Anstoßzeit · Anstößer
 ·  mit ›anstoßen‹ als Grundform: Anstoß
Hinweis Statt anstoßen wird in der Schweiz und in Liechtenstein nach § 25 (E2) üblicherweise anstossen geschrieben.
eWDG

Bedeutungen

1.
die Gläser vor dem Trinken aneinanderstoßen, dass sie klingen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
wir wollen anstoßen!
auf jmdn., auf jmds. Wohl, Gesundheit anstoßen
mit jmdm. auf gute Zusammenarbeit, auf die Zukunft, auf ein gutes neues Jahr, auf ein glückliches Wiedersehen anstoßen
mit den Gläsern, Bierkrügen anstoßen
2.
etw. durch einen (kleinen) Stoß in Bewegung setzen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
das Perpendikel in der Standuhr anstoßen
diese Kindereisenbahn fuhr nur, wenn man sie anstieß
Fußballder Mittelstürmer A stieß um 16 Uhr den Ball an (= tat den ersten Schuß)
bildlich
Beispiel:
von allein macht er überhaupt nichts, man muss ihn immer erst anstoßen (= anregen, ermuntern)
veraltet, übertragen etw. befällt jmdn.
Beispiel:
Ein kaltes Fieber stieß ihn an [ Scheffel6,36]
3.
jmdm. durch einen Stoß ein Zeichen geben
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
jmdn., sich, einander bedeutungsvoll, lachend, sacht, leise, heimlich, verstohlen anstoßen
jmdn., sich mit dem Ellbogen, Knie, Fuß, unterm Tisch anstoßen
4.
an, gegen etw., jmdn. stoßen
a)
etw., jmdn. anstoßen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
stoßen Sie mich nicht an, ich hätte beinahe alles fallen gelassen!
stößt du einen Nachbar beim Aufstehen ein wenig an und entschuldigst dich [ RilkeBrigge5,47]
b)
an etw. anstoßen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’ bzw. mit ‘haben’
Beispiele:
er geht gebückt, um nirgends anzustoßen
er ist an einen Balken angestoßen
Vorsicht! Nicht anstoßen!
c)
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiel:
mit der Zunge (beim Sprechen) anstoßen (= lispeln)
5.
übertragen bei jmdm. anstoßenbei jmdm. Anstoß erregen, anecken
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’ bzw. mit ‘haben’
Beispiele:
man stößt leicht bei ihm an
ob er sehr anstoßen würde, wenn er sich seines Sommerjacketts entledigte [ G. Hauptm.4,322]
6.
angrenzen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
unser Haus stößt an sein Haus an
dort hinten, wo das Obstland anstieß [ G. HermannGebert190]
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
im anstoßenden Zimmer
der anstoßende Wald
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stoßen · Stoß · Stößel · abstoßen · abstoßend · anstoßen · Anstoß · anstößig · verstoßen · Verstoß · vorstoßen · Vorstoß
stoßen Vb. ‘mit kurzer, heftiger Bewegung an etw. anprallen, etw. mit heftigem Druck in eine Richtung bewegen’. Das stark flektierende Verb ahd. stōʒan (um 800), mhd. stōʒen, asächs. stōtan, mnd. mnl. stōten, nl. stoten, got. stautan (germ. *stautan) und schwach flektierendes anord. stauta führen mit den außergerm. Verwandten aind. tudáti ‘stößt, schlägt, sticht’, air. dotuit ‘fällt’, lat. tundere ‘stoßen, schlagen’, studēre ‘betreiben, streben, trachten’ auf mit Dental weitergebildetes ie. *(s)teud- der nur in Erweiterungen auftretenden Wurzel ie. *(s)teu- ‘stoßen, schlagen’ (s. Stief-, Stock, Stubbe, Stück). – Stoß m. ‘kurzer, heftiger Anprall, ruckartige gezielte Bewegung’, ahd. (8. Jh.), mhd. stōʒ ‘Stoß, Stich, Streit’ (germ. *stauti-); auch ‘aufgeschichteter, zusammengestoßener Haufen’ (15. Jh.). Dazu die Wendung sich einen Stoß geben ‘sich ermuntern, aufraffen’ (19. Jh.), älter seinem Herzen einen Stoß geben (18. Jh.), seiner Seele einen Stoß tun (17. Jh.). Stößel m. ‘Werkzeug zum Zerkleinern und Zerstampfen’, ahd. stōʒil (Hs. 12. Jh.), mhd. stœʒel, mit dem Suffix germ. -ila- gebildete Gerätebezeichnung. abstoßen Vb. ‘durch einen Stoß entfernen, absondern, lostrennen, etw. ausscheiden, sich einer Sache oder Person entledigen, zurückweisen’, ahd. abastōʒan ‘herabstoßen, seines Amtes entheben, vertreiben, verdrängen’ (um 1000), mhd. abestōʒen ‘herabstoßen, entfernen, abladen, brechen, absegeln, von der rechten Fährte abweichen’; abstoßend Part.adj. ‘Abneigung, Widerwillen hervorrufend, ekelerregend’ (Ende 18. Jh.). anstoßen Vb. ‘an etw. stoßen, Gläser klingen lassen, Ärgernis verursachen’, ahd. anastōʒan ‘an etw. stoßen, anstürmen, anschlagen’ (9. Jh.), mhd. anestōʒen ‘in See stechen, anzünden, befallen’; Anstoß m. ‘erster, auslösender Stoß, Anprall, Ärgernis’, ahd. anastōʒ ‘Stoß, Anprall, Antrieb’ (11. Jh.), mhd. anstōʒ ‘Angriff, Anfechtung’; anstößig Adj. ‘angrenzend’ (15. Jh.), ‘Ärgernis erregend’ (16. Jh.). verstoßen Vb. ‘jmdn. von sich stoßen, abweisen, sich vergehen, zuwiderhandeln’, ahd. firstōʒan ‘vertreiben, ablehnen, Anstoß nehmen’ (9. Jh.), mhd. verstōʒen ‘stoßen, aus der Richtung bringen, vertreiben, entfernen, sich irren, verirren’; Verstoß m. ‘Verletzung einer Bestimmung, Versehen, Fehler’ (17. Jh.), älter (vereinzelt) ‘Mittel zum Verstopfen von Öffnungen’ (16. Jh.). vorstoßen Vb. ‘nach vorn stoßen’ (15. Jh.), militärisch ‘vordringen, plötzlich angreifen’ (19. Jh.), ahd. furistōʒan ‘in Bewegung setzen, nach vorn stoßen’ (11. Jh.); Vorstoß m. ‘Angriff’ (19. Jh.), älter ‘Hervortretendes’ an Kleidungsstücken, Bauwerken (17. Jh.), ‘das Nachvorngestoßene’, z. B. ‘das Wachs, womit die Bienen den Stock für den Winter verschließen’ (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

adjazieren · angrenzen · anstoßen · grenzen

(bewusst) gegen jemanden rennen · (gezielt) mit jemandem zusammenstoßen · (jemandem) einen Stoß versetzen · anrempeln · anstoßen
Assoziationen

Starthilfe geben · animieren · anstoßen · anzetteln · einsetzen lassen · entfesseln · ins Rollen bringen · veranlassen  ●  loslegen lassen ugs.

(an etwas) anecken · anstoßen

Typische Verbindungen zu ›anstoßen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anstoßen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anstoßen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Zugleich verwies er aber auf die angestoßenen Veränderungen im Unternehmen. [Die Zeit, 28.09.2012 (online)]
Und wenn man auch noch eine programmatische Erneuerung hat anstoßen können. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 317]
Mit den Gläsern angestoßen wird jetzt auch nicht mehr so oft wie früher. [Chamrath, Gustav: Lexikon des guten Tons, Wien: Ullstein 1954 [1953], S. 196]
Die amerikanischen Juden haben so immer wieder die Deutschen angestoßen, sich mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen. [Die Zeit, 21.10.1999, Nr. 43]
Angestoßen wird in erster Linie mit Wein, eventuell auch mit Sekt. [Chamrath, Gustav: Lexikon des guten Tons, Wien: Ullstein 1954 [1953], S. 196]
Zitationshilfe
„anstoßen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ansto%C3%9Fen>.

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