Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Intonation, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Intonation · Nominativ Plural: Intonationen
Aussprache  [ɪntonaˈʦi̯oːn]
Worttrennung In-to-na-ti-on
Wortzerlegung intonieren -ation
Wortbildung  mit ›Intonation‹ als Erstglied: intonationssicher  ·  mit ›Intonation‹ als Letztglied: Satzintonation
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
Musik in der Gregorianik   die vom Priester, Vorsänger oder Kantor gesungenen Anfangsworte eines liturgischen Gesangs, der dann vom Chor oder von der Gemeinde weitergeführt wird
Beispiele:
[…] dem Archiparaphonista fielen neben der Leitung des Chores auch gewisse liturgische Aufgaben zu, wogegen die übrigen Subdiaconi wohl vornehmlich die Intonationen der liturgischen Gesänge auszuführen hatten. [Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1989], S. 9396]
Neben dem priesterlichen Zelebranten, dem außer den Intonationen der sprach‑orientierte Altargsg. [Altargesang] im sogen. »accentus« oblag, sind die eigentlichen Gsge. der Liturgie […] verteilt auf die Gesamtheit des Klerus[…]. [Söhngen, Oskar [u. a.]: Kirchenmusik. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1979], S. 41346]
An den kunstvolleren […]Gesängen des Kantors und des Chors hat der Liturg bei der Intonation von Gloria, Credo und Ite missa est bzw. Benedicamus […] Anteil. [Urner, H.: Altargesang. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 991]
Intonation (neulat.), […] in der kath. Kirche die vom Zelebranten vorzusingende Anfangstrophe eines Meßgesangs[…]. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 33362]
2.
Musik präludierende Einleitung in größeren Tonsätzen; kurzes Orgelvorspiel
Beispiel:
Präludien, Intonationen und Intavolierungen von Motetten und anderen Vokalstücken erw[eitern] das Repertoire des kirchl[ichen] Orgelspiels[…]. [Söhngen, Oskar [u. a.]: Kirchenmusik. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1979], S. 41346]
3.
Musik Art der Erzeugung, Formung, Gestaltung eines Tones, der Klangfarbe, des Treffens, Einhaltens o. Ä. eines Tones bei Sängern und Instrumentalisten
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: lupenreine, reine, saubere, unsaubere Intonation
mit Genitivattribut: die Intonation der Streicher, Sänger, einer Stimme
Beispiele:
Selbst die sonst lupenreine Intonation der Sopranistin Doerthe Maria Sandmann wackelt manchmal ein wenig, wirkt in den Spitzentönen angestrengt. [Der Tagesspiegel, 29.01.2004]
So beginne ich also wieder, meine Stimme genau zu kontrollieren. Ich sitze am Klavier, mache Übungen, kontrolliere meine Intonation, die an verschiedenen Stellen zu wünschen übrig lässt. [ursroesli.wordpress.com, 07.07.2015]
Hervorstechendes Merkmal beider Produktionen ist der auffällig schlanke, feine Geigenton Garretts in Verbindung mit bemerkenswert sauberer Intonation. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.1995]
4.
Musik im Instrumentenbau, besonders bei der Orgel   der Ausgleich der Töne und ihrer Klangfarben
Beispiele:
Die Intonation, das Stimmen der Orgel, wird nach ihrer Montage, zumeist in einer Kirche, vorgenommen. [Berliner Zeitung, 04.07.1998]
Die Zeichnung und Konzeption der Orgel […] macht er selbst, genauso aber den letzten und wichtigsten Schritt: die Intonation der Pfeifen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2000]
Eine gute Intonation unterstützt die durch Dispos. (= Disposition) und Mensuration vorgegebene Klangtendenz der Reihe und deren Funktion im Ganzen der Orgel; sie kann Fehler der Mensurierung zwar mildern, aber niemals völlig beheben. [Hortschansky, Klaus [u. a.]: Orgel. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1962], S. 56610]
5.
besonders Sprachwissenschaft Veränderung des Tones nach Höhe, Dauer, Stärke und anderen Merkmalen beim Sprechen
Synonym zu Satzmelodie
Beispiele:
Die finnische Sprache senkt am Ende eines Satzes gewöhnlich die Intonation. [Süddeutsche Zeitung, 11.06.1994]
Der parataktische Stil, die oft eigenwillige Syntax, Musikalität und Rhythmus erzeugen tatsächlich eine gewisse Atemlosigkeit, jenes Erzählen ohne Punkt und Komma, von dem Rao im Vorwort spricht und in dem man Geschwindigkeit und Intonation indischer Sprachen zu hören glaubt. [Neue Zürcher Zeitung, 27.09.2003]
Die zweite schwere Hürde bei der [automatischen] Erkennung kontinuierlicher Sprache ist, daß sich die einlaufenden Signale weiter von den trainierten Idealdaten entfernen, da beim kontinuierlichen Sprechen die natürliche Satzmelodie, also Intonation einsetzt. [C’t, 1993, Nr. 11]
Für Französisch spricht: Intonation, Artikulation, Gestik und Körpersprache stimmen mit den ausgesprochenen Wörtern überein, und ich werde die beste Wirkung erzielen. [Die Zeit, 15.05.1992]
Der Satz ist (zwar) eine Einheit von Sinn, Struktur und Klang unter besonderer Berücksichtigung der Intonation, aber er ist nur eine relativ selbständige Einheit und Teil eines größeren Zusammenhangs […]. [Brumme, Gertrud-Marie: Muttersprache im Kindergarten. Berlin: Volk u. Wissen 1981 [1966], S. 31]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
intonieren · Intonation
intonieren Vb. ‘die Stimme auf eine bestimmte Tonhöhe einstellen, anstimmen’, auch von Instrumenten ‘zu spielen beginnen’, entlehnt (17. Jh.) aus lat. intonāre ‘donnern, sich mit donnernder Stimme vernehmen lassen’, mlat. ‘einen Gesang anstimmen’ (lat. tonāre ‘donnern, ertönen’). – Intonation f. ‘Toneinsatz, Tonhöhenverlauf’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Linguistik/Sprache
Betonung · Intonation · Satzmelodie · Sprachmelodie · Tongebung  ●  Tonhöhenverlauf fachspr.
Assoziationen

Musik
Assoziationen

Musik
Intonation · Intonierung
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Intonation‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Intonation‹.

Zitationshilfe
„Intonation“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Intonation>.

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