Deutsches Fremdwörterbuch
Folklore
F. (-; -n), Mitte 19. Jh. übernommen aus engl. folk-lore/folklore (aus folk ‘Volk’ und lore ‘(überliefertes) Wissen’, also eigentlich ‘Wissen des Volkes’), 1846 von William J. Thoms in London erstmals als Titel eines in der Wochenschrift „Athenaeum“ erschienenen Artikels verwendet im Sinne von ‘volkstümliche Überlieferung’ (als Entsprechung für dtsch. Volksüberlieferung ), anfangs auch in der (engl. beeinflussten) Schreibung Folk-Lore, Folk-lore, bis in die 50er Jahre des 20. Jhs. auch M.
1a Zusammenfassende Bezeichnung für jede Art überlieferten, ursprünglichen Volksbrauchtums, insbes. tradierte Wissensbestände, kulturelle, künstlerische Handlungen, Ausdrucksformen und deren Zeugnisse wie Volksepik (Sagen, Märchen, Legenden, Sprichwörter/Weisheiten, Rätsel), -musik (Lieder, Reime, Tänze), Fertigkeiten (Trachten, Handwerkskunst u. Ä.), Sitten und Gebräuche (Aberglauben) eines Volkes bzw. regional begrenzter Volksgruppen (als Gegenstand der wissenschaftlichen Volkskunde) (vgl. Volkstum, -glaube, -gut, -kultur, -kunst, -leben; → Ethn(o)-), z. B. afrikanische, lateinamerikanische, ungarische, spanische Folklore, die bunte Folklore des Balkans, russisch-kirchliche Folklore; als Grundwort in Zss. wie Bauern-, Faschings-, Flamenco-, Heimat-, Hochzeits-, National-, Regional-, Tanz-, Trachten-, (in Verbindung mit Ethnien:) Afrika-, Alpen-, Anglo-, Bayern-, Eskimo-, Indianer-, Kosaken-, Latino-, Russen-, Thai-, Türken-, Zigeunerfolklore, seltener als Bestimmungswort in der Bed. ‘auf das Volks-/Brauchtum bezogen, volkstümlich’ in Folklorebrauchtum, -dichter, -fundus, -idiom, -kultur, -kunst, -malerei, -musik, -sammlung, -tanz, -tradition, gelegentlich abgeflacht im Sinne von ‘Gewohnheit, Alltag, typische (Begleit-)Erscheinung, Brauch’ (s. Belege 1980, 2000, 2001; vgl. Usus).
b Daneben seit spätem 19. Jh. in der (nach dem Vorbild der 1878 in London gegründeten Folk-lore Society, die sich die Sammlung, Veröffentlichung und Erforschung heimischer und fremder Folklore zur Aufgabe gemacht hat) durch Volkskunde verdrängten Bed. ‘Studium, wissenschaftliche Erforschung, Beschäftigung mit überliefertem Volksgut’ (vgl. Ethnographie, Ethnologie, → Ethn(o)-), als Bestimmungswort im Sinne von ‘auf die Volkskunde bezogen, volkskundlich’, z. B. Folkloreabteilung, -dokumentation, -expedition, -forscher, -literatur, -museum, -studium, -wissen(-schaftler). Dazu die seit spätem 19. Jh. nachgewiesene Personenbezeichnung Folklorist M. (-en; -en), auch moviert Folkloristin F. (-; -nen), ‘Erforscher/in und Kenner/in der Folklore/Volkskunde, Wissenschaftler/in, der/die sich um die Erhaltung der Volkskultur bemüht, Volkskundler/in’, seit Anfang 20. Jh. Folkloristik F. (-; ohne Pl.) für ‘Wissenschaft von den Volksüberlieferungen, bes. Volksliedern’.
2 Seit den 50er Jahren des 20. Jhs. speziell im musikalischen Bereich als Genrebegriff für ‘Musik (meist aus Gebieten jenseits der deutschen Sprachgrenzen) in Form von Volkslied und -tanz (als Gegenstand der Musikwissenschaft), volkstümliche Musikrichtung, -genre, Volksmusik’ (vgl. Bluegrass, Weltmusik, → Ethn(o)-), z. B. ein Konzert mit internationaler Folklore, an traditionelle afrikanische, keltische, irische Folklore anknüpfend, Jazz/Swing und Folklore; Folklorelied, -instrument, -gitarrist, -kapelle, -musik, -orchester, -mix/-potpourri, -sänger, -songs, Folklore-Rock; Bluegrass-, Bouzouki-, Country-, Czardas-, Jodel-, Musik-, Pop-Folklore, auch als künstlerisch umgesetzter, volksmusikalischer Bestandteil innerhalb der Kunstmusik, z. B. die klassische tschechische Musik ist reich an Folklore; Folkloreanklänge, -melodie. Daneben aus gleichbed. engl. folk (zu folk ‘Volk’) übernommenes Folk M. (-s; ohne Pl.) ‘meist vokale, vom Rock beeinflusste, moderne, populäre (Volks-)Musik angloamerikanischer Abstammung bzw. Prägung, mit traditionellen englischen, irischen, schottischen oder nordamerikanischen Elementen’ (vgl. Blues, Bluegrass), meist in Zss. wie Folkmusik, -sänger/-singer, -song, -Rock.
3 Gleichzeitig übertragen auf den feuilletonistischen Bereich als Genrebegriff und Gegenstand der Kultur- und Unterhaltungsindustrie (Theater, Ausstellungen, Filme, Events u. Ä.) und des Fremdenverkehrs in der Bed. ‘(in einem anderen als dem ursprünglichen Zusammenhang dargebotene), volkstümliche Elemente (aus zweiter Hand) vermittelnde, kopierende oder reproduzierende Volkskultur zum Zweck der Selbstdarstellung, der Unterhaltung oder des Kommerzes’, in Wendungen wie den exotischen Reiz internationaler Folklore aus fernen Ländern genießen, Folklore als Gegenstand touristischen Interesses, Kiezfest mit türkischer Folklore, als Krönung des Urlaubs ein Abend voller farbenprächtiger Folkloredarbietungen, und häufig in Zss. wie Folkloreensemble/-gruppe/-truppe, -festival, -indianer, -markt/-messe, -programm, -schau/-show, -stück, -umzug, -veranstaltung, -verein, -welle; -Schweiz, -Weihnacht; Bierzelt-, Eisenbahn-, Elends-, Ethno-, Fußball-, Hippie-, Lederhosen-, Multikultur-, Operetten-/Opern-, Polit(-ik)-, Ruhrpott-, Sirtaki-, Titanic-, Touristen-Folklore, auch als Stilrichtung der Mode, des Kunsthandwerks und der Architektur, die sich an volkstümliche Trachten, Bauweisen des eigenen wie auch fremder Länder anlehnt und folkloristische Stilelemente bevorzugt (s. Belege 1982, 1989; → Ambiente, → Kolorit, → Ethn(o)-), als Bestimmungswort in der Bed. ‘im Stil der Folklore, mit Motiven aus der Volkskunst verziert, farbig bedruckt oder bunt bestickt’, oft negativ konnotiert mit „schreiend bunt, kitschig, laut; altmodisch, bieder, bodenständig“, in Zss. wie Folklorebluse, -einfluss, -element, -kittel, -kostüm, -look, -platzdeckchen, -möbel, -mode, -motiv, -muster, -puppe, -schmuck, -stoffe, -tracht, -tuch, oft kontrovers bewertet zwischen Traditionalität und Nostalgie im eher positiven (vgl. Folklorebegeisterung, -boom, -fan, -romantik, -seligkeit) und Imitation, Kitsch/Klischee oder Kommerz im negativen Sinne (vgl. Folklorekram/-krempel, -schnickschnack, -spektakel, -rummel; Kommerz-, Missbrauchs-, Pseudo-Folklore), bes. auch im politischen Zusammenhang mit der Verharmlosung nationalistischer Tendenzen (s. Belege 1999, 2000).
Dazu seit spätem 19. Jh. die adj. Ableitung folkloristisch, weitgehend gleichbed. mit in den 50er Jahren des 20. Jhs. nachgewiesenem folklorisch und in jüngster Zeit vereinzelt folklorig, in der Bed. ‘volkskundlich, -wissenschaftlich’, z. B. folkloristische Methode, Arbeiten, Literatur (zu 1b), seit frühem 20. Jh. ‘volkstümlich überlieferte Gegenstände und Sachverhalte betreffend, dazu gehörig, davon abgeleitet’, z. B. folkloristisches Kunsthandwerk, Bewahrung folkloristischen Kulturguts, folkoristische Tradition pflegen, folkloristische Faszination Mexikos; folkloristisch-ländlich, -rumänisch, -traditionell, -volkstümlich; bunt-, ethnisch-, malerisch-, naiv-, romantisch-, spanisch-folkloristisch (zu 1a), auch ‘in der Art der Volkskunst gestaltet, ausgestattet, volkstümliche Elemente enthaltend, aufweisend, aufgreifend, benutzend, volkstümlich beeinflusst’, z. B. folkloristisch anmutende/inspirierte Phantasiegewänder, folkloristisch angehauchtes/gefärbtes Ambiente, folkloristische Veranstaltung/Darbietung, folkloristischer Charakter/Einschlag, folkloristisches Beiwerk, Klischee, Pathos, in adj. Reihen folkloristisch-beschwingt, -bunt, -exotisch, -nostalgisch, -rustikal, -sentimental, -touristisch, -verklärt; festlich-, fröhlich-, proletarisch-, pseudo-, theater-, touristisch-folkloristisch (zu 3), sowie in der Unterhaltungs- oder Kunstmusik, ‘nach Art der Volksmusik, volksliedhaft; volksmusikalische Elemente enthaltend’, z. B. bunter Mix von folkloristischen Melodien, folkloristische Klänge aus Kroatien, das Folkloristische in Smetanas Musik; folkloristisch-klassisch; techno-folkloristisch (zu 2). Seit den 50er Jahren des 20. Jhs. die subst. Ableitung Folklorismus M. (-; Folklorismen), bes. im musikalischen Bereich ‘volksmusikalische Ausprägung, Stilelement der Folkloremusik’, z. B. seine Musik war angereichert mit gelegentlichen Folklorismen, die Band sollte sich vor oberflächlichen musikalischen Folklorismen hüten (zu 2), in jüngster Zeit auch gleichbed. mit Folkloristik (s. o.) für ‘Volkskunde’ (zu 1b) und vor allem im Sinne von ‘Reproduktion, Vermittlung und Vorführung, Adaptation von Volkskultur (aus zweiter Hand), bei der volkstümlich Überliefertes in sekundären, nicht ursprünglichen Zusammenhängen erscheint’, z. B. das Stück litt an dramaturgischen Schwächen und war voll trivialer Folklorismen, auch ‘(einzelner) ursprünglich volkstümlicher Gegenstand, Brauch, der zu einem kommerziell genutzten Gegenstand geworden ist’, z. B. das bemalte Osterei ist ein beliebter Folklorismus, meist eher abwertend gebraucht, bes. im (wirtschafts-)politischen Bereich im Sinne einer Instrumentalisierung von Folklore zu politischen und wirtschaftlichen Zwecken oder als Propagandainstrument (s. Belege 1994, 1998) und negativ konnotiert mit „unpolitisch, konservativ, engstirnig, anachronistisch; idyllisierend, volkstümelnd“ (vgl. Antimodernismus, Nationalismus), z. B. ein Fanal gegen Rassismus und Folklorismus (zu 3). Seit den 80er/90er Jahren die verbale Ableitung folklorisieren V. trans. mit dem Verbalsubst. Folklorisierung F. (vgl. Historisierung, Mythologisierung, Romantisierung ) (zu 2 und 3).

Belege

zu Folklore 1a (16)
Bucher 1855 Parlamentarismus 323
mit dem Volksglauben, der folk’s lore, mit dem, was der wissenschaftliche Hochmuth kurzweg Aberglauben nennt;
Meyer 1885 Essays I 145
Von England her ist uns der Name für eine Sache zugekommen, die . . im eminentesten Sinne national ist, der Name Folklore. Man bezeichnet mit diesem Ausdrucke seit einiger Zeit in den verschiedensten Ländern Europa’s alles dasjenige, was das äußere und innere Leben des Volkes in seinen verschiedensten Richtungen ausmacht, seine Sagen, Märchen und Lieder, seine Spiele und Tänze, seinen Glauben und Aberglauben;
1890 ZfEthnologie XXII 595
die besondere Pflege des Folklore [innerhalb der Gesellschaft für Anthropologie];
Kaindl 1903 Volkskunde 47
Mit der Folklore sind wir alle . . seit unserer ersten Kindheit auf das Innigste vertraut; wir alle sind mit Wiegenliedern eingeschläfert und mit Märchen wach erhalten worden (AWB);
Queri 1911 Bauernerotik Vorr. VII
Gebiet der altbayrischen Folklore;
1921 Süddtsch. Monatsh. XVIII 2,315
Parallelen aus dem Folklore . . anderer Völker;
Th. Mann 1923 Nachtr. (W. XIII 280)
Was Alexej Remisow betrifft, so ist er ein Künstler der Folklore, verliebt in das Altväterliche und Urtümliche bis zur Wunderlichkeit, so daß selbst seine Handschrift, sein Namenszug einen kraus alt-slawischen Duktus aufweisen;
1930 Zfrz.Sprache LIII 354
dass die mittelalterliche erzählende Literatur der romantischen Art durchaus in Folklore wurzelt;
Potthoff 1938 Handw. 9
der Standort des Handwerks in der Folklore;
1949 Hortulus 173
alle jene Sitten und Bräuche, die wir unter dem Namen Folklore zusammenfassen, inbegriffen Legenden und Volkslieder;
1953 Gedächtnisschr. a. Hämel 83
Erscheinungen des Folklore;
Süddtsch. Ztg. 26. 9. 1960
Folklore – ganz international (Überschr.) Mit schmetternder Marschmusik nahte die Kapelle des Winzerer Fähndl . . Und dann Trachten, Trachten, Trachten . . Die reich bestickten Schultertücher und Ringelhauben;
Emmerich 1971 Volkstumsideologie o. S.
Wissenschaftliche oder gar gesellschaftskritische Anstöße werden von der Deutschen Volkskunde ohnehin nicht erwartet . . Eine massive Minderheit von Universitätsprofessoren . . Archivaren, Direktoren von Heimatmuseen und schließlich liebevollen Dilettanten, in Vereinen organisiert . . widmet sich pflegend und bewahrend der Folklore . . Im ungebrochenen Glauben ans Althergebrachte . . wird ursprüngliche Volkskultur in Sitte und Brauch, Lied und Tracht beschworen, die es so ohnehin nie gab;
Stern 20. 3. 1980
Massiver Wahlbetrug wurde schon fast ein Stück guatemaltekischer Folklore (AWB);
taz 14. 6. 2000
Der Streit um die Regenbogen-Fahne ist schon alljährliche Folklore;
St. Galler Tagbl. 7. 11. 2001
Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Hundwiler Postenlauf machte bald einer lockeren, fröhlichen Stimmung bei allen Teilnehmern Platz. So erfuhren diese viel über die verschiedensten Formen des einheimischen Handwerks, der Hundwiler Gastronomie, des bäuerlichen Lebens sowie Tradition und Folklore.
zu folklorisch (1)
Frankf. Rundsch. 13. 6. 1998
Seidige Stoffe, fremde Klänge, folklorische Tänze und alte Geschichten [aus China] werden von der Guangdong Puppet Troupe . . zu Leben erweckt.
zu folkloristisch (9)
1910–11 Lit. Echo 1191
Folkloristisches [aus England];
Karlinger 1920 Altbayern 51
volkskundliches Interesse . . allerlei Ethnologisches und Folkloristisches . .: Bauernhäuser, Votivbilder, Festkränze, Wallfahrten. Nicht zum wenigsten die Mundart;
1957 Brot u. Wein 104
Folkloristische Veranstaltung;
Süddtsch. Ztg. 1. 4. 1959
der Teil Marokkos, der bisher stets den Hauptreiz für die Fremden ausmachte – die pittoreske und folkloristische Buntheit der Schlangenbeschwörer und Feuerfresser und die Restbestände mittelalterlichen Aberglaubens;
Offenburger Tagebl. 18. 11. 1963
Original folkloristische Musik ergänzt den interessanten Farbfilmvortrag;
Süddtsch. Ztg. 6. 5. 1964
Zu seinem folkloristischen Erbteil gehört ein köstlicher Schatz an alter Volksmusik, an Liedern und Tänzen . . aus dem gesamten alpenländischen Raum;
Roth 1967 Kapuzinergruft 38
Er brachte mir . . noch ein paar folkloristische Kleinigkeiten mit, zum Beispiel einen Aschenbecher aus getriebenem Silber . . einen Becher aus Messing . . einen Kuckuck aus bemaltem Holz (AWB);
taz 11. 1. 1992
Besonders dekorativ machen sich die Zahnpastatubendeckel in den Halsketten der Frauen. Die Männer haben sich kleine Plastik-Arzneimittelfläschchen kopfüber in die Ohrlöcher gesteckt. Die Rotgewandeten Ostafrikas werden von den übrigen belächelt. Ihnen haftet der Ruch des Folkloristischen an;
Berl. Ztg. 6. 1. 2001
So plattelt er über die texanischen Dörfer, ein verlorenes Deutschland im Herzen, durch ein multikulturelles Amerika, das folkloristische Auswüchse wie ihn freundlich toleriert.
zu Folklore 1b (12)
1887–88 Zfvgl.Lit’gesch. N. F. I 14
ihre eventuell auch fragliche Zusammengehörigkeit unter den Vieles – wir fürchten auch Heterogenes umfassenden Namen: folklore zu stellen nicht müde wird;
1890 ebd. III 377
die Volkswissenschaft . . [Anm.:] Ich [Marcus Landau] gebrauche für das englische folklore lieber diesen Ausdruck als „Volkskunde“, welcher mir mehr unser Wissen vom Volke auszudrücken scheint;
Weinhold 1893 Rektorats Rede Berlin 11
Es ist nun im Laufe der Jahre durch die Forschung über das Volksleben eine besondere wissenschaftliche Disciplin erwachsen, die Volkskunde, oder wie die Engländer sie tauften, der Folk-lore, die sich zur Völkerkunde verhält, wie die Philologie zur Sprachwissenschaft . . Beide Wissenschaften ergänzen und bedürfen einander;
1894 Zfvgl.Lit’gesch. N. F. VII 479
Seit ihrer Begründung im Jahre 1878 hat die Folk-Lore-Society . . mit der Registrierung, Schematisierung und Vorbereitung encyklopädischer Publikationen des gesammelten Materials [von volkstümlichen Kinderspielen des großbritannischen Königreiches] gearbeitet;
Bernheim 1903 Methode 531
Ethnologie und Folklore, um in Bräuchen, Einrichtungen, Anschauungen, Symbolen, Ausdrücken der Völker Überbleibsel früherer Zustände zu erkennen;
1914 Niederbayer. Mon’schr. III 47
Freilich hat es immer einzelne gegeben, welche die Kenntnis eigenen Volkstums wert fanden mühevoller Forschung, liebevoller Darstellung; aber bedeutsam genug konnte ihre Arbeit nur durch das fremdländische Schlagwort Folklore einigen Wert gewinnen;
1929 Handb. d. Englandkunde II 13
mit dem Ausdruck folklore, den er [Ambrose Merton 1846] zuerst im „Athenäum“ zur Bezeichnung der neuen Wissenschaft vorschlug;
Voss. Ztg. 18. 12. 1930
Heine sah in Lucca eine Prozession, und er knüpfte an sie lange theologisch-psychologische Betrachtungen . . Das Wort Folklore ist erst im Jahre 1846 erfunden worden; er hatte also dieses Deutungsmittel noch nicht zur Hand;
Genius 1933 Fremdwb. 343
Folklore . . Volkskunde, die Wissenschaft, welche sich mit den Gebräuchen, Anschauungen, Sagen, Dichtungen usw. eines Volkes bzw. der einzelnen Völker befaßt;
1937 AfdA. LVI 145
Johannes Bolte . . der unbestrittene Führer der deutschen Folklore;
Flemming 1944 Wesen 126
So wurde man [dtsch. Jugend 1910] volkskundig durch Erleben, statt aus Büchern „folklore“ zu studieren;
Süddtsch. Ztg. 3. 1. 1951
Folklore . . Kunde von Volksbräuchen.
zu Folklorik (1)
Züricher Tagesanz. 30. 9. 1996
Freud vertritt . . die Auffassung, dass „Folklorik“ und Psychoanalyse zwar ganz andere Forschungswege eingeschlagen hätten und doch zu gleichen Resultaten gekommen seien.
zu folklorisch (1)
Neue Ztg. 9. 8. 1952
Es gibt auch folklorisch wertvolle Anschauungen zum christlich-islamischen Fest von Nebi Musa.
zu Folklorismus (1)
Salzb. Nachr. 19. 11. 1994
Antimodernismus . . Brückner ging auch auf die verschiedenen Spielarten „angewandter Volkskunde“ ein und meinte, die Nationalsozialisten hätten den (durch Autarkiepolitik und Rüstung) ausgelösten qualitativen Modernisierungssprung für Mitteleuropa durch Bauerntümelei geschickt kaschiert. Die Volkskunde sei zur Schaffung einer neuen „Volksgemeinschaft“ genützt worden. Ob Folklorismus heute als Flucht vor der Kulturindustrie und als eine Seite des Historismus gedeutet wird oder nicht, ist ein Ordnungsproblem für den Elfenbeinturm.
zu Folklorist (12)
1876 Murray IV 390
Folk-Lorist (LADENDORF);
1894 Zfvgl. Lit’gesch. N. F. VII 233
Folkloristen;
1895 Mitt. Anthropolog. Ges. Wien XXV 1832
Folkloristen;
Bümmel 1906 Erot. Volkslieder 8
Folkloristen;
Steinitzer 1910 Sport u. Kultur 77
Folklorist;
Rütimeyer 1924 Ur-Ethnogr. d. Schweiz Vorr. XIII
Zu den reizvollsten Aufgaben, welche sich bei der Untersuchung der Ergologie . . eines Volkes, resp. der Bevölkerung bestimmter geographischer Regionen, dem Ethnographen und Folkloristen stellen, gehört zweifellos die Erforschung der Uranfänge seiner Kultur;
Genius 1933 Fremdwb. 343
Folklorist . . Forscher und Kenner der Volkskunde;
1936 Vox Romanica I 159
Folklorist;
Krauss 1949 Aufs. 28
In Wirklichkeit sind alle Versuche der „Folkloristen“, den Geist des Sprichworts zu Begriff zu bringen . . gescheitert;
Fendrich 1950 Land 175
Kommissionen von Folkloristen oder gelehrten Schlachtenbummlern;
Süddtsch. Ztg. 13. 12. 1952
Restaurant in Trastevere, heldenmütig übersteigert von romantischen Folkloristen aus aller Welt;
1954 Archiv f. Kulturgesch. XXXVI 305
dänischen Folkloristen.
zu Folkloristik (4)
1900 Dtsch. Dichtung XXVIII 269
auf die Renaissance des volkstümlichen Lebens hin, pflegte er [Rank] – freilich immer als Künstler – jene Bestrebungen, die man heute unter dem Namen der Folkloristik zusammenfasst und trat damit in den Zug einer grossen deutschen Bewegung;
Rothacker 1927 Logik 95
Schließlich tritt zur Volkskunde die Völkerkunde und Anthropologie . . Beide Wissenschaften verschmelzen zur Folkloristik;
Kriss 1933 Volkskunde II 10
Begriffsschatz der Folkloristik;
Th. Mann 1945 Reden u. Aufs. (W. XI 1144)
Märchen- und Liederschätze hob sie [die Romantik] aus den Tiefen völkischer Vergangenheit und war überhaupt die geistvolle Schutzherrin der Folkloristik, die in ihrem farbigen Lichte als eine Abart des Exotismus erscheint.
zu folkloristisch (7)
1887–88 Zfvgl.Lit’gesch. N. F. I 102
folkloristische Tätigkeit [in Deutschland];
1890 ebd. III 377
die Volkswissenschaft . . [Anm.:] Ich [Marcus Landau] gebrauche für das englische folklore lieber diesen Ausdruck als „Volkskunde“, welcher mir mehr unser Wissen vom Volke auszudrücken scheint. Auch können wir danach statt des schrecklichen „folkloristisch“ „volkswissenschaftlich“ sagen;
Kaindl 1903 Volkskunde 86 f.
So empfiehlt Ch. G. Leland . . alte Werke mit folkloristischem Inhalt als anregende Unterlage bei Nachforschungen und Nachfragen zu benutzen (AWB);
Voss. Ztg. 18. 12. 1930
Heine sah in Lucca eine Prozession, und er knüpfte an sie lange theologisch-psychologische Betrachtungen. Heute würde er zum Verständnis derartiger Eindrücke vermutlich die folkloristische Methode benutzen;
1931 ZfBücherfreunde Beibl. o. S.
Lokalgeschichte und folkloristische Literatur;
Dtsch. AZ.  4. 1. 1933
Folkloristisches (Überschr.) Mit einem vielsprachigen Liedprogramm verabschiedete sich Sophie Zaitzeff . . Die Sängerin hat offenbar vielfache folkloristische Studien getrieben und besitzt die Fähigkeit, sich in die musikalische Ausdrucksweise fremder Völker einzufühlen;
1949 Bodensee-Dichterspiegel 15
folkloristischer Philologe.
zu Folklore 2 (8)
Süddtsch. Ztg. 5. 3. 1954
Zoltán Kodály, der Kindheitserinnerungen an Zigeunertänze . . in seiner Musik verfeinert nachzeichnet, hat die Folklore stilisiert;
Stuttgarter Ztg. 4. 5. 1961
Das viersätzige Werk . . steht in der Tradition der tschechischen Symphonik von Smetana bis Janacek . .; einen gewichtigen Teil seiner Substanz bezieht es aus der tschechischen Folklore;
ND 13. 2. 1964
für die musikalische Gestaltung . . ließ sich Griesbach von Elementen afrikanischer Folklore anregen (AWB);
1966 Durch d. schöne Welt H. 5
die spanische Folklore, genauer, andalusische Tänze, gutturaler Gesang und grollende Gitarren dominieren;
Welt 8. 8. 1974
Am Freitag beginnt in Leipzig eine . . Werkstattveranstaltung für Musik-Folklore, die gemeinsam vom . . Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig und der Leipziger Gruppe „Folkländer“ veranstaltet wird . . mit der Pflege des Volksliederbes;
Spiegel 4. 10. 1982
Irische Folklore verbindet sich mit fernöstlichem Singsang, Afro-Rhythmen pulsieren in schwülem Dschungel-Sound (AWB);
St. Galler Tagbl. 26. 3. 1999
Calypso, Salsa und Reggae, afrikanische Folklore und Jazz;
MM 9. 6. 2000
ein Konzert, das das breit gefächerte Repertoire des renommierten Männerchores zeigte. Ob geistliches Lied, Klassik, Oper, Operette, Folklore oder amerikanisches Spiritual – die Teutonia ist auf jeder Bühne zu Hause.
zu folklorig (3)
taz 14. 3. 1994
ein nationalistisch gesinntes Völkchen . . und so klingen sie auch: Folklorig, wild;
Züricher Tagesanz. 31. 10. 1998
es ist der Sound, die Schichtung von Klangfetzen, Geräuschen, souligen Gesangspartikeln, Funk-, Hip-Hop- und Reggae-Rhythmen, der einen leichten, bunten, zuweilen fast folklorigen Klangteppich abgibt;
ebd. 18. 1. 2000
mühelos transformieren sie die folklorigen Melodien in swingenden zeitgenössischen Jazz.
zu folklorisch (3)
Salzb. Nachr. 2. 4. 1994
Manchmal reharmonisiere ich nur, manchmal komponiere ich neue Lieder und stecke sie ins folklorische Idiom;
Frankf. Rundsch. 4. 5. 1998
Da gab es zum Beispiel das Moscow Art Trio, das spritzigen, aus folklorischen Elementen gespeisten Jazz spielt;
Die Presse 22. 7. 19
99 der oftmals nur illustrative Instrumentalpart wechselt zwischen schlichter . . Dreiklangsharmonik . . und folklorischen Einsprengseln von Ziehharmonika oder Hochzeitsmusikanten.
zu folklorisieren (1)
Züricher Tagesanz. 31. 8. 1999
Klezmer- und andere leicht folklorisierte Klänge für den Akkordeonisten Guy Klucevseks.
zu Folklorisierung (1)
Frankf. Rundsch. 27. 3. 1998
Spannend und vielfältig ist nicht nur die Musik dieser neuen Popkultur, sondern auch die Art und Weise, wie die Musiker mit dem bunten klanglichen Erbe umgehen. Sie sind nicht vor Wiederholungen und Folklorisierung gefeit. Schließlich entdeckte schon eine breite folkrevival-Bewegung im Marokko der 60er Jahre – angeregt durch die in ihrem Lande weilenden anglophonen Beatniks und Hippies – die tranceartigen Rhythmen und Klangfarben der religiösen Bruderschaften Gnawa oder Gilaliya.
zu Folklorismus (5)
Süddtsch. Ztg. 22. 1. 1954
bei Dvorak, dessen Folklorismus er verinnerlichte;
N. Z. Z. 30. 4. 1983
Das Programm schwankte . . zwischen Folklore und Folklorismus . . Zwischen dem Allerwelts- und Potpourricharakter der Darbietung eines jugoslawischen Ensembles und dem archaischen Klang einer primitiven griechischen Sackpfeife taten sich Welten auf (DUDEN 1999);
MM 7. 2. 1987
Charles Gounods Oper „Mireille“ . . ist eine Perle der Opera lyrique, mit anmutigen Folklorismen;
Die Presse 28. 7. 1995
Siegfried Mauser wird Klaviermusik von Mozart bis John Cage zum Thema „Folklorismus und Exotismus in westlicher Kunstmusik“ präsentieren;
Berl. Ztg. 6. 2. 2001
seiner frühen Werke, die lange unveröffentlicht geblieben waren und die seine Verwurzelung in der griechischen Volksmusik, aber auch im Folklorismus Béla Bartóks erkennen lassen.
zu folkloristisch (6)
Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 318)
Ich rede nicht von den folkloristischen und neo-klassischen Asylisten, deren Modernität darin besteht, daß sie sich den musikalischen Ausbruch verbieten und mit mehr oder weniger Würde das Stilkleid vorindividualistischer Zeiten tragen;
Süddtsch. Ztg. 7. 4. 1952
die (gelegentlich an Bartok erinnernde) geistvolle Verwendung folkloristischer Elemente und eine Farbigkeit des Klangs, die die Einflußsphäre Ravels verrät;
ebd. 2. 3. 1962
die Verwendung der Zigeunertonleiter [bei Liszts Ungarischen Rhapsodien Nr. 16 bis 19] . . die Knappheit der folkloristischen Melodie und die gepfefferte Eigenart des Rhythmischen;
MM 2. 11. 1985
Die kurzen, oft sehr wirksam folkloristisch auftönenden Stücke spielen für das Album eine große Rolle;
Tiroler Tagesztg. 6. 7. 1999
Die Musik der beiden betagten Herren offenbart die musikalische Seele Kubas. Verschiedene folkloristische und populäre Stile verbunden mit Einflüssen des amerikanischen Bigband-Jazz der fünfziger und sechziger Jahre . . ohne einen Anflug von Kitsch und fadenscheiniger Sentimentalität, aber mit viel Aufrichtigkeit und Musikalität;
taz 24. 2. 2001
Die zahlreichen Zitate aus folkloristischen und populärmusikalischen Genres werden in unverkennbar lateinamerikanische Strukturen und Harmonien eingebettet.
zu Folk (7)
Süddtsch. Ztg. 14. 10. 1964
Das Münchner Folk-Blues-Festival (Überschr.);
1966 Kulturanthropologie 353 Anm. 
Die „Folk“-Gesellschaft;
1966 Dtsch. Panorama VI 59 f.
kamen Sie als Folksinger oder als Pazifist nach Deutschland? . . Die berühmte Folk-Sängerin [Joan Baez] kam nach Deutschland (AWB);
MM 16. 3. 1967
Protest, Folksong und Beat (Überschr.);
Sächs. Tagebl. 25. 4. 1983
Unser Repertoire legten wir mehr auf . . Folk- und Countrymusik (AWB);
Spiegel 28. 3. 1977
Innerhalb weniger Monate hat sich Emmylou Harris . . als neue First Lady des Folksongs etabliert;
ebd. 30. 5. 1977
Folk auf Burg und Bergen . . Im Hof des Schlosses von Tübingen gibt es . . ein internationales „Folk- und Liedermacherfestival“ . . Bei Regen findet Folk im Saale statt (AWB).
zu Folklore 3 (10)
Neue Ztg. 2. 11. 1953
Innerhalb des reichen Beitrags an Folklore- und Expeditionsfilmen erfreute die Geschichte eines jungen Eskimos;
Süddtsch. Ztg. 15. 9. 1954
Das Ensemble . . hat auf internationalen Folklore-Treffen in London und Nizza erste Preise gewonnen;
1966 Durch d. schöne Welt H. 9/10
In den großen . . Strandschwimmbädern tummelt sich eine internationale Gesellschaft, viele Restaurants bieten leckere heimische Spezialitäten . . und rührige Fremdenverkehrsverbände sorgen für farbenprächtige Folklore;
Offenburger Tagebl. 8. 6. 1967
Zwei Tage internationales Folklore-Festival (Überschr.) Folklore-Gruppen aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland . . die Stadtkapelle Offenburg und die Trachtengruppe Schutterwald;
FAZ 18. 6. 1970
Sozialistische Folklore (Überschr.) Folklore ist immer gut, tut keinem Bonzen weh, und wir im Westen schwärmen dann vom magischen Osten;
Westf. Volksbl. 30. 1. 1982
Eine riesige Folklore-Welle ist schon seit längerem über die internationale Mode geschwappt (AWB);
Fruttero 1986 Palio (Übers.) 8
Der Palio war für ihn lediglich eine der vielen Folkloreveranstaltungen gewesen, die es in etlichen italienischen Städten gibt, 10 % mehr oder minder verwaschene Tradition und 90 % Tourismus;
Journal f. d. Frau 23. 3. 1989
Farben, Drucke, Formen – wie aus fernen Ländern – Die neue Folklore (AWB);
Berl: Ztg. 30. 3. 1999
Die Folklore nährt das Bedürfnis der Großstädter nach dem einfachen Leben auf dem Land;
taz 20. 6. 2000
Aufgabe des Fußballs ist es . . Nationalismus in Folklore zu verwandeln.
zu folklorisch (1)
Salzb. Nachr. 7. 10. 1998
In den Hallen erwartet die Oktoberfest-Besucher eine attraktive Einkaufswelt. Trachtenmode sowie Country- und Lederbekleidung ist hier ebenso zu finden wie folklorische Souvenirs aus Ungarn.
zu folklorisieren (2)
MM 2. 4. 1985
die vielerorts maßlose Übersteigerung von ursprünglich sinnvollen Zielen: „Es droht die Entartung zum gespenstischen Tourismus“, einem Tourismus mit Betonburgen, Vernichtung der Natur und mit „einem internationalen Einheitsangebot, das man nachträglich folklorisierend dekoriert“;
Frankf. Rundsch. 28. 6. 1999
Dabei vermeidet [das Bühnenbild] jede folklorisierende oder historisierende Überladung.
zu Folklorisierung (2)
taz 23. 2. 1991
Es ist offensichtlich, daß die Chance zu bewahren, die Waikiki hätte ermöglichen können, nicht genutzt worden ist. Aber die Möglichkeit, die touristischen Sehenswürdigkeiten zu verdichten und die allgemeine Verunreinigung zu verhindern, bleibt dennoch bestehen. Dies würde bedeuten, die totale Folklorisierung des Landes zu vermeiden, und zwar nicht nur ihre gröbste amerikanische Version;
ebd. 20. 11. 2000
In Berlin sind die meisten Veranstaltungen, die als ‘jüdisch’ firmieren von Nichtjuden für Nichtjuden . . die Reproduktion von Klischees . . Mit der Realität von Juden in Berlin heute hat diese Folklorisierung und Romantisierung nichts zu tun.
zu Folklorismus (4)
taz 30. 3. 1991
Übergang zum Folklorismus (Überschr.) Das verzierte Osterei ist – darauf wurde bereits verwiesen – schon seit langem aus seiner ursprünglichen Brauchtumssphäre herausgetreten. Durch den ständig zunehmenden Tourismus steigt der Bedarf an typischen Volkskunsterzeugnissen als Souvenirs;
ebd. 8. 1. 1994
Schon seit den Tagen der amerikanischen Back To The Roots-Bewegung in den 60ern, deren Interesse an der eigenen Vergangenheit sich oft rasant schnell in unreflektierte Afrika-Nostalgie verkehrte und gegen die alle politischen Führer der Schwarzen Bewegung stets klug zu wettern wußten, haben derartige Identitätswechsel den Ruch von kleinbürgerlichem Folklorismus;
Zeit 16. 1. 1998
Es war diese Art von Folklorismus, der zur Illusion beitrug, die partikularen Interessen der Kriegspropagandisten seien eigentlich nationale . . Es handelt sich um einen Mythologismus, auf den jede nationalistische Politik angewiesen ist, vor allem jene, die für den Krieg rüstet;
taz 4. 1. 2000
„Geschichten von Hanseaten“. . ein bunter, vielfältiger und lehrreicher Karneval . . das historische Gespür, das man braucht, um sich auf dem schmalen Grat zwischen hyperwissenschaftlicher Geschichtsschreibung und plattem Folklorismus zu bewegen.
zu folkloristisch (10)
1922 Briefw. Hofmannsthal-Burckhardt 112
[Gotthelfs] Menschen, fast lauter Bauern vom alten Schlag, sind keine folkloristisch geschilderten, realistischen Mimen einer Menschensorte wie bei den späteren Bauernschriftstellern;
1929 Grundzüge d. Deutschkunde II 235
folkloristische Stoff;
Münch. Abendztg. 22. 4. 1944
Die Dichtung, halb mythisch, halb folkloristisch, gewährt einen berauschend faszinierenden Einblick in irische Vorstellungen eines dämonischen Lebens der Natur;
Süddtsch. Ztg. 6. 9. 1951
von dem . . Welfenschloss, wo die welfentreuen Hannoveraner aus Stadt und Land ein prächtiges folkloristisches Gepräge entfalten;
ebd. 15. 11. 1960
weil die Münchner dort [im Theater „Platzl“] in diesem Monat wieder mehr unter sich sind, läßt [der] Regisseur den Dialekt die Hauptrolle spielen. Das soll aber nicht heißen, daß etwa die folkloristischen Gruppentänze und die schneidigen Plattler von der Bühne verbannt sind;
Spiegel 5. 2. 1979
In Daxaca tanzten Indios für den schwitzenden Gast aus Rom, der sich einen Indio-Kopfschmuck aus bunten Federn aufsetzte wie später einen Sombrero. Die Mexiko-Tour des Papstes Johannes Paul II. war vor allem ein folkloristisches Schauspiel (AWB);
Zeit 8. 11. 1985
Das Wort „Zigeuner“ ist derart beladen mit Vorurteilen – im besten Fall folkloristisch und operettenhaft, im schlimmsten rassistisch verachtend;
taz 7. 7. 1988
preiswerte Surfer- und Hummeressen-Tagestrips zum Beachparadies und für den humanistisch-interessierten Urlauber Studienreisen zu den folkloristischen Sehenswürdigkeiten;
ebd. 15. 11. 1991
Was wird dann noch von der oft zitierten „multikulturellen Gesellschaft“, auch bei der SPD, übrigbleiben? Etwa nur noch folkloristische Auftritte bayerischer Trachtenmusikanten im Saarland?;
MM 10. 7. 2001
ein Feuerwerk aus Tänzen, Gesängen und Akrobatik mit typisch brasilianischen Geräten in farbenprächtigen Kostümen und folkloristischen Gewändern. IN