Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)

WDG, 6. Band, 1977

wohl

WDG, 6. Band, 1977
wohl
I. /Adv./
1. /Steigerung: wohler, am wohlsten / körperlich gut, gesund, wohlauf, behaglich: ist dir nicht w.?; jmdm., jmd. ist nicht w.; jmd. fühlt sich (nicht) w.; als sie von der Kur zurückkam, sah sie sehr w. aus; als sie sich ein paar Minuten ausgeruht hatte, wurde ihr wieder wohler; am wohlsten fühlt er sich unter Freunden, an seinem Schreibtisch, zu Hause; geh. laß es dir w. ergehen!; ihr wurde w. ums Herz; /sprichw./ wenn's dem Esel zu w. wird, geht er aufs Eis tanzen (wenn es jmdm. zu gut geht, wird er übermütig) umg. ihm war bei diesem Unternehmen, Gedanken nicht (ganz) w. (zumute) (er hatte Bedenken) jmd. fühlt sich in seiner Haut nicht w., jmdm. ist nicht w. in seiner Haut (jmd. ist unzufrieden mit der Lage, in die er geraten ist) geh. oft scherzh. gehab dich w., gehabt euch w. (bleibe, bleibt wohlauf)!
2. /Steigerung: besser, am besten / gut: du tätest w. daran, dich bei ihm zu entschuldigen; er wäre w. beraten, wenn er den Vorschlag annähme; w. bekomm's! /Trinkspruch/; geh. ich wünsche, w. zu ruhen, zu speisen /Wunsch beim Schlafengehen, vor dem Essen/; scherzh. wünsche, w. geruht zu haben!; geh. jmd. läßt es sich /Dat./ w. sein (genießt sein Leben, läßt sich Essen und Trinken schmecken) etw. kommt jmdm. w. zustatten; etw. steht jmdm. w. an; w. oder übel ob man will oder nicht: du mußt dich w. oder übel damit abfinden; wir müssen ihn w. oder übel dazu einladen; landsch. etw. gefällt jmdm. w.; er mag sie w. leiden; er ließ es sich w. schmecken; Er kommt niemals mit seinem Gelde aus, obgleich er wohl versorgt wird Th. Mann 1,118 (Buddenbr.) ; genau, sorgfältig: er hütet sich w., an diese Angelegenheit zu rühren; ich erinnere mich w. an seine Worte; alles war w. überlegt, geplant; er hatte alles w. verpackt; geh. bedenke alles w.!
3. geh. veraltend /in Ausrufen/ w. ihm! er ist glücklich zu schätzen!, so, ein Glück für ihn!; w. dem, der gesunde Kinder hat!; w. dir, daß dir das erspart geblieben ist!; w. dem Land, das in Frieden leben kann!
4. /unbetont/ wahrscheinlich, anscheinend, vermutlich: er wird (es) w. verschlafen haben, wird w. noch kommen; es wird w. besser sein, diese Angelegenheit mit Stillschweigen zu übergehen; für diese Aufgabe ist er w. nicht geeignet; es wird sich w. anders verhalten; es wird w. gleich Schluß sein; am besten wird es w. sein, wenn wir sie in dem guten Glauben lassen; das wird er w. nie begreifen, lernen; ob die Wolle reicht? Wohl kaum!; ich habe w. nicht recht gehört (diese Äußerung, diesen Sachverhalt billige ich nicht)! umg. /in Fragesätzen/ du hast w. viel zu tun?; Sie können w. nicht mitkommen?; du bist w. sehr enttäuscht?; du bist dir w. zu gut für diese Arbeit?; /mildert eine Frage, Aussage/ dir ist w. schlecht?; salopp bei dir piept's w.?; bei dir ist w. eine Schraube locker?; du spinnst w.!; du bist w. nicht recht bei Trost?; etwa, ungefähr: ich habe w. eine halbe Stunde auf ihn gewartet und bin dann weggegangen; denn über den Dichter hatte ich vor sehr langer Zeit, um 1911 wohl, eine lange Studie geschrieben Klemperer LTI 153; nicht w. /drückt aus, daß etw. unwahrscheinlich, kaum möglich ist/ daß er bei dem gänzlichen Mangel an Bewegung nicht wohl Hunger haben könne Ric. Huch Confalonieri 124
5. /betont; drückt aus, daß ein Zweifel entkräftet werden soll/ durchaus, ohne weiteres: ich habe seine Absicht w. gemerkt; ich erinnere mich w. an diesen Vorfall; du hast es doch nicht gesehen. Ich habe es w. gesehen!; ich weiß (sehr) w., was er damit sagen wollte; er hat (sehr) w. verstanden, was gemeint war; ich weiß es sehr w. zu schätzen, daß Sie …; das kann w. sein; von den sozialen Verhältnissen jener Zeit können wir uns sehr w. ein genaues Bild machen;
6. /verstärkt nach einer Negation das folgende aber/ nicht … w. aber jedoch: im Tal schneit es um diese Jahreszeit nicht mehr, w. aber auf den Höhen; er ist nicht dumm, w. aber faul;
7. /partikelhaft, ohne eigentliche Bedeutung; drückt eine Bekräftigung aus/ das kann man w. sagen!; man wird doch w. noch fragen dürfen!; siehst du w., so wird das gemacht!; umg. /in Aufforderungssätzen/ wirst du w. herkommen!; willst du das w. sein lassen!; nun w. /drückt zögernde Zustimmung, Einverständnis aus/: nun w., es ist wahr, es war so; veralt. w. denn /drückt aus, daß man sich zu einem Entschluß durchgerungen hat/: Wohl denn, es sei! Grillp. Des Meeres u. d. Liebe Wellen I
8. veralt. sehr w. /als Antwort auf einen Befehl, eine Bitte/ jawohl: Herr Ober, bringen Sie bitte die Weinkarte! Sehr w., sehr w., mein Herr!;
II. /Konj./ w. … aber, w.... allein zwar, allerdings … aber: w. ist er noch jung, aber doch schon sehr erfahren; die Fassade wirkt w. durch den neuen Anstrich sauberer, (aber) doch nicht schöner; er hat es w. gut gemeint, aber geholfen war uns damit nicht; dies ist w. ein guter, aber doch kein neuer Gedanke; w. habe ich ihm versprochen, das Buch zu besorgen, aber …; Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube Goethe Faust I 765

WDG, 6. Band, 1977

Wohl, das

WDG, 6. Band, 1977
Wohl, das; -(e)s, /ohne Pl./
Glück, Wohlergehen des Menschen: das W. des Menschen; die Sorge um das W. der Kinder; ihr lag immer das W. ihrer Familie am Herzen; er war stets nur auf sein eigenes W. bedacht; auf jmds. W. trinken; mit jmdm. auf sein W. anstoßen; ich leere mein Glas auf das W. unserer Gastgeber!; zum W.!; Ihr W., verehrte Gäste!; auf Ihr, dein (ganz) spezielles W.! /einer bestimmten Person zugerufener Wunsch beim Zutrinken/ für jmds. leibliches W. (körperliches Wohlbefinden, bes. seine Nahrung) sorgen für das leibliche W. der Hotelgäste sorgen zwei Restaurants; Glück, Wohlergehen vieler, aller Menschen: das öffentliche, allgemeine W.; Alle Macht dient dem Wohle des Volkes Verfassung DDR 10; diese Erfindung darf nur zum W. der Menschen verwendet werden; für das W. des Staates, der Menschheit, einer Stadt wirken; der Besatzung ist das W. der Passagiere anvertraut; das W. und Weh(e) das Ergehen, Geschick: jeder trägt Verantwortung für das W. und Wehe des Volkes, Staates; er war sich selbst genug und hatte nicht das geringste Interesse für das W. und Weh seiner Mitmenschen; von dieser Entscheidung hängt unser aller W. und Weh(e) ab; sich um jmds. W. und Weh(e) kümmern

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Zitationshilfe
„Wohl“, in: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (1964–1977), kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wdg/Wohl>.

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