Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)

WDG, 6. Band, 1977

wo

WDG, 6. Band, 1977
wo
I. /Adv./
1. /interrogativ; leitet einen direkten oder indirekten Fragesatz ein/ an welchem Ort, an welcher Stelle: wo wohnt er?; wo bist du gestern gewesen?; von wo aus sehe ich den Turm am besten?; umg. wo denkst du hin (da irrst du dich)! ich weiß nicht, wo er wohnt; er fragte, wo er ihn treffen könne, von wo er käme; ich entsann mich nicht mehr, wo ich das gelesen hatte; umg. er ist wer weiß wo (er ist irgendwo)
2. /relativ/
a) /räuml./ hier ist der Ort, wo (an dem) er geboren wurde Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn Goethe 7,167 (Lehrjahre) ; er blieb (dort, in B), wo er studiert hatte; überall, wo er auftrat, wurde er begeistert begrüßt; wo immer wir (auch) hinreisen, wir nehmen die Kinder stets mit; salopp bleib, wo der Pfeffer wächst!
b) /zeitl./ an dem Tag, wo (an dem) am meisten zu tun war, wurde er krank in diesem Augenblick, wo sie so sehr eines Schutzes bedurfte, war das Kind nicht da Tralow Kepler 35; jetzt, wo ich alles noch einmal lese, kommen mir Bedenken; würde es das letzte Mal sein, wo sie ihn wiedersehen konnte?;
c) /für relatives, auf eine Person bezogenes der, die, das / landsch. bes. süddt. schweiz. umg.: In Pilsen hat sich ein junger Mensch für eine Witwe, wo sogar schon nicht mehr ganz jung war, am Scheunenbalken aufgehängt Brecht Schweyk 1; Der mit seinem Geldhaufen, wo überhaupt nichts gespürt hat vom Krieg? O. M. Graf Unruhe 53
3. /indefinit/ umg. irgendwo: er hat seinen Schirm wo stehenlassen; wenn wo Waffen vergraben sind, dann ist das hier bei uns Fallada Wolf 2,13; Immer mußt du die Finger wo haben Seghers 3,123 (Rettung)
II. /Konj./
1. /konditional/ veraltend wo nicht wenn nicht: er wird sich für lange Zeit, wo nicht für immer, schonen müssen; Die Völker waren die Träger wo nicht ihrer Schicksale, so doch ihrer politischen Vorstellungswelt geworden Rathenau Kommende Dinge 237; es wurde wo nicht eine Lösung, so doch ein gangbarer Weg in dieser Frage gefunden wo möglich wenn möglich: kommen Sie bald, wo möglich, schon morgen!;
2. /kausal/ umg. wo … doch weil: du solltest nicht spazierengehen, wo es doch so regnet; ich war traurig, daß Hanni mir nicht Bescheid gesagt hatte, wo ich doch auch mein Fahrrad mit hatte Schnurre Rechnung 10; ich will dich gern unterstützen, wo du mir doch auch so oft geholfen hast /hat auch konzessive, adversative Funktion für veraltetes da / obwohl, während: warum gerade dieser Zeuge mich anzeigt / wo ich ihm doch einmal geholfen habe / als er Sabotage betrieben hatte P. Weiss Ermittlung 24; dazu singt sie ein kleines Liedchen, einfach herzig! Wo sie doch früher nicht ans Klavier gegangen wäre Kästner Lottchen 89
III. /in Ausrufen/ salopp ach wo!, i wo! aber nein!, keineswegs!: bist du mir böse? Ach wo!

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Zitationshilfe
„wo“, in: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (1964–1977), kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wdg/wo>.

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