Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

herrisch

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung her-risch
Wortbildung  mit ›herrisch‹ als Erstglied: Herrischkeit
eWDG

Bedeutung

befehlend, gebieterisch
Beispiele:
etw. herrisch, in herrischem Tone, mit herrischer Stimme, Miene verlangen
ein herrischer Gesichtsausdruck
seine Antwort klang recht herrisch
ein herrischer Mensch
[der Kapitän] der groß und herrisch neben mir stand [ H. W. RichterSpuren319]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Herr · Herrin · herrisch · Herrgott
Herr m. ‘erwachsener männlicher Mensch’, im gesellschaftlichen Verkehr höflicher, gewählter Ausdruck (anstelle von Mann, s. d.), besonders in der Anrede zunächst höhergestellter Personen, dann (seit dem 18. Jh.) in allgemeiner Anrede, ahd. hēriro, hērōro (8. Jh.), verkürzt hē̌r(r)o ‘Herrscher, weltlich Höhergestellter, Kaiser, König’, mhd. hē̌rre, auch (besonders in der Anrede) hē̌r ‘Gebieter, Höhergestellter gegenüber Untergebenen jeder Art, Patron, Schutzheiliger, Gemahl, vornehmer Vasall, Adliger’, Anrede für Gott und (vor Titeln) Menschen, asächs. hērro (woraus aengl. hearra, anord. herra, herri), mnd. hēr(e), mnl. hēre, nl. heer ist eigentlich der Komparativ (ahd. hēriro, hērōro ‘der Ältere, der Würdigere’) von dem unter hehr (s. d.) behandelten Adjektiv (ahd. hēr ‘alt, ehrwürdig’). Vorbild für die Entwicklung ist wohl der gleichfalls auf einem substantivierten Komparativ (Elativ) beruhende römische Titel lat. senior (s. Senior) zur Bezeichnung (spätlat.) des ‘Höhergestellten, Ranghöchsten’ einer militärischen Einheit oder einer Verwaltungsbehörde, auch einer kirchlichen Gemeinde, im Sinne von ‘Ältester, Gemeindeältester’ (entsprechend griech. presbýteros, πρεσβύτερος ‘Gemeindeältester’, s. Priester), mlat. ‘führendes, meist mit Land begütertes und mit Verwaltungsaufgaben beauftragtes Glied einer Gemeinde oder eines größeren Gebiets’, dann ‘Feudalherr’ (erstmals Mitte 8. Jh. im Frankenreich), ‘König’ (als oberster Feudalherr), erweitert ‘hoher kirchlicher Würdenträger’ (sofern mit feudalem Besitz ausgestattet), übertragen auf Gott sowie die soziale Hierarchie in der Familie. Unter roman. (vgl. afrz. seignor, sire) Einfluß, wohl zuerst im Frk. (7./8. Jh.), übernimmt der substantivierte Komparativ afrk. hērro, ahd. hēriro, hērōro, hē̌r(r)o die Funktion der Bezeichnung und Anrede des Feudalherrn und ersetzt allmählich die alten Wörter für den Gefolgsherrn ahd. frō (s. Frone) und ahd. truhtīn. Im Mhd. ist die Verkürzung hē̌r Anrede vor Titeln und Namen, vgl. her keiser, her bābest, her Otte (Otto IV.). Als Anrede für den Höhergestellten und Machtausübenden wird Her(r) in der weiteren Entwicklung übertragen auf bürgerliche Räte, Bürgermeister und dgl. und gilt seit dem 18. Jh. als allgemeine Bezeichnung und Anrede. In festen Fügungen über jmdn., etw. Herr werden ‘etw. bewältigen, mit jmdm., etw. fertig werden’ (16. Jh.); alter Herr studentensprachlich für ‘Angehöriger einer Studentenverbindung nach dem Studium’, dann verallgemeinert ‘Vater’ (19. Jh.). – Herrin f. ‘Gebieterin über Untergebene’, auch ‘Inhaberin feudaler Besitzungen’ (16. Jh.). herrisch Adj. ‘befehlend, anmaßend, unduldsam, stolz’ (17. Jh.), mhd. hērisch, hērsch ‘nach Art eines Herren sich benehmend, erhaben, herrlich’, abgeleitet von mhd. hēr (s. hehr), dann auf substantiviertes Herr bezogen. Herrgott m. ‘Gott’, mhd. hērregot, frühnhd. herrgot (Anfang 15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

autoritär · bevormundend · herrisch · obrigkeitlich · paternalistisch
Assoziationen

befehlshaberisch · bestimmend · dominant · herrisch · tonangebend

Assoziationen

bestimmend · determinierend · herrisch

autoritär · durchsetzungsfähig · durchsetzungsstark · gebieterisch · herrisch  ●  mit starker Hand fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›herrisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›herrisch‹.

Verwendungsbeispiele für ›herrisch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Gegen seine Mutter, eine herrische Frau, wagte er nie ein behauptendes Wort. [Loest, Erich: Völkerschlachtdenkmal, München: Dt. Taschenbuch-Verl. 1987 [1984], S. 25]
Dabei baut er sich herrisch vor ihr auf und überragt sie um zwei Köpfe. [Süddeutsche Zeitung, 10.12.2001]
Er predigt seine Philosophie, er dringt auf Überzeugung, oft herrisch und gewaltsam. [Vorländer, Karl: Geschichte der Philosophie. In: Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1913], S. 3149]
Sie sprang mit beiden Füssen aus dem Bett und wies herrisch auf die Thür. [Janitschek, Maria: Die neue Eva. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1902], S. 10400]
Sein herrischer Geist glaubte selbst der Zukunft gebieten zu können. [Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 372]
Zitationshilfe
„herrisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/herrisch>.

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