patriarchalisch
GrammatikAdjektiv · Komparativ: patriarchalischer · Superlativ: am patriarchalischsten, Steigerung selten
Aussprache [patʀiaʁˈçaːlɪʃ]
Worttrennung pa-tri-ar-cha-lisch · pat-ri-ar-cha-lisch
Wortzerlegung patriarchal -isch
Herkunft zu gleichbedeutend patriarchālisspätlat
Bedeutungsübersicht
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
a)
das Patriarchat betreffend, auf ihm beruhend
Grammatik: ohne Steigerung
Beispiele:
Bei den Römern wurde er [der Apfel]
ein Zeichen der Vollkommenheit der Kaiser (Reichsapfel). Erst die
patriarchalischen Kirchenväter wandelten den
lebensspenden[den] Apfel(baum) in ein
Objekt der Sünde und Verführung. [Der Standard, 20.08.2007]
Die Angehörigen des »Patriarchalischen
Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem« verstehen sich als Brückenbauer
zwischen Orient und Okzident, versöhnendes Bindeglied zwischen
Katholiken in Westeuropa und ihren orthodoxen Glaubensbrüdern und
‑schwestern im Orient. [Aachener Zeitung, 29.09.2004]
Um die Geschichte des Klosters Ursberg herum, wo er groß geworden
ist, hatte sich [der Politiker Theo] Waigel
ein ständisch geprägtes, patriarchalisches und
tief religiöses Weltbild gewebt, das stockkonservativ zu nennen eine
Untertreibung gewesen wäre. […] »Ohne ein religiöses Fundament kann keine
freie Gesellschaft gedeihen«, sagte er als CSU‑Vorsitzender in seiner
ersten Aschermittwochsrede in Passau. [Der Spiegel, 07.07.1997]
b)
nach der Art eines Patriarchen, einem Patriarchen ähnelnd
Beispiele:
ein Greis von patriarchalischem AussehenWDG
übertragensie hatte das patriarchalische [altehrwürdige] Alter von achtzig Jahren erreichtWDG
Das patriarchalische Wanderleben der
Erzväter in der Genesis wurde für den jungen Dichter zum Symbol
existenziellen Freiheitsstrebens […]. [Süddeutsche Zeitung, 12.08.2020]
Das Erzähler‑Ich dieses schmalen Bandes, die Nachzüglerin einer
kinderreichen katholischen Familie und inzwischen selbst
alleinerziehende Mutter mittleren Alters, unterwirft sich in ihrer
Schilderung ganz dem in der zweiten Person auftretenden Vater: einem
Greis, der den patriarchalischen Glanz der
früheren Jahre verloren hat. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2003]
B[…] ist eine
patriarchalische Erscheinung, die Locken
weiß, die Brille goldgerändert,
der
Anzug dunkelblau. Wie wir so fahren, kommt es einem vor, als zeige ein
Gutsbesitzer dem Landesvater seinen Besitz[…]. [Süddeutsche Zeitung, 11.09.1998]
[…] bei einer
Gelegenheit, anläßlich des Empfangs seiner Untergebenen im reich
ausgestatteten Familienschloß zu Muchtara, wirkt er wie ein
patriarchalischer Feudalist; dann aber, im
schmucklosen Beiruter Parteibüro oder vor den Fernsehkameras, tritt er
als anspruchsloser, entschlossener
Sozialist
auf. [Die Zeit, 09.04.1976]
übertragen Und die mit dunklem Holz getäfelten großen Räume wirken so
patriarchalisch, daß die Gäste, Damen und
Herren, mit gedämpfter Stimme sprechen. [Die Zeit, 31.10.1957]
2.
oft abwertend auf dem Patriarchat beruhend
Beispiele:
patriarchalische Anschauungen, Sitten, VerhältnisseWDG
Dass ein Mann seine Frau beschützen muss, ist ja
die patriarchalischste Erzählung schlechthin. Genauso
wie die Mär vom männlichen Kriegshelden, der mit Panzerfaust hilflose Frauen
und Kinder rettet. [Süddeutsche Zeitung, 01.04.2022]
a)
Synonym zu patriarchisch (2)
Beispiele:
Dass sie […] die Nachfolge
ihres Vaters [als Geschäftsführerin eines Familienbetriebes] antrat, hat sie offensichtlich nie
bereut. Während ihr Vater als Ingenieur noch viel selber entwickelt habe
und einen eher patriarchalischen Führungsstil
pflegte, sei sie selbst ein Teamplayer. [Aachener Zeitung, 12.10.2021]
Wer auch immer Nachfolger von
[Staatspräsident]
Jacques Chirac
wird […]: Frankreichs Fünfter
Republik, von bösen Zungen auch »Wahlmonarchie« genannt, steht eine
Palastrevolution ins Haus. Im Elysée‑Palast wohnten bisher gestandene
Landesväter mit grau melierten
[…] Haaren und
patriarchalischem Gebaren. […] Am 6. Mai,
in der Stichwahl, wird das Pariser Elysée in jedem Fall eine
spektakuläre Blutauffrischung erleben: Die Sozialistin Ségolène Royal
[…], die als erste Frau reelle Chancen auf
den Einzug ins Elysée hat, bricht mit den tief verwurzelten Denkschemen
und den Machtstrukturen der französischen Politik. [Der Standard, 23.04.2007]
[…] Aus dem
Mund der konservativen, patriarchalischen
Amerikaner hört sich die Bezeichnung »Europäer« wie ein Vorwurf
an. [Der Tagesspiegel, 12.03.2004]
Als damaliger Chef des militärischen Geheimdienstes brachte
[der Präsident der Tunesischen Republik Zine el-Abidine] Ben Ali einschlägige Erfahrungen im
Umgang mit Aufmüpfigen mit. Der 65‑Jährige herrscht autoritär in einem
Land, das schon zuvor von Habib Bourguiba
patriarchalisch regiert worden
ist. [Berliner Morgenpost, 14.04.2002]
Der Konflikt zwischen Parteiführung und studentischer Jugend ist
alt. Gerade im Verhältnis zu dieser Jugend, wie überhaupt im Verhältnis
zur Intelligenz, wirkte sich der patriarchalische
Führungsstil des
[polnischen]
Parteichefs
[Władysław]
Gomulka besonders nachteilig aus. [Die Zeit, 22.03.1968]
übertragenObwohl die Forderung »Es darf keine Entlassungen geben« erfüllt
wird, kritisierte die Gewerkschaft [das Unternehmen]
[…]. Denn der Milchkonzern agiere
patriarchalisch und lehne einen Sozialplan
wie auch einen Gesamtarbeitsvertrag [für die Belegschaft] ab. [Luzerner Zeitung, 06.03.2003]
b)
Synonym zu patriarchisch (3)
Beispiele:
In vielen Künstlerehen hatten die Männer […] einen immensen Startvorteil: Sie waren zum
Zeitpunkt der Heirat bereits viel älter, erfahrener und
erfolgreicher
und damit attraktiv für jüngere Frauen, für Schülerinnen und
Kunststudentinnen. Denn für diese stellte die Verbindung zu einem
erfolgreichen Künstler eine der wenigen – vielleicht sogar die einzige –
Möglichkeiten dar, zu beruflichem Erfolg zu gelangen. […] Schliesslich war der Kunstbetrieb des 19.
und frühen 20. Jahrhunderts stark patriarchalisch
bestimmt, und allein männliche Patronage konnte Türen
öffnen. [Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2020]
Noch immer ist das Leben elend, die Bürokratie
menschenfeindlich, die
[rumänische]
Gesellschaft patriarchalisch, das Licht grau und
die Aussicht perspektivlos[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 18.04.2013]
Die Politikerin hat ihre Tatkraft und Teamfähigkeit wohl schon in
der Kindheit herausgebildet. Der Vater[…] starb, als sie noch ein kleines
Mädchen war. Für
[Christine]
Lagarde hieß es fortan, sich in der damals noch wesentlich
patriarchalischeren französischen
Gesellschaft ohne seine Rückendeckung zu behaupten. [Badische Zeitung, 26.05.2011]
Alles in allem handelt es sich bei den Zwölftafelgesetzen,
welche die patriarchalische, alles andere als
demokratische Gesellschaftsstruktur des damaligen Rom widerspiegeln, um
archaisches Recht in erstaunlich »modernem« Gewand. [Neue Zürcher Zeitung, 13.05.2000]
Mit dem Ruf: »In Bremen, einer der
patriarchalischsten Städte in Deutschland,
wird es Zeit, daß (endlich) die Frauen den Ton angeben!« fing die
Frauen‑Liste einmal an. [die tageszeitung, 17.06.1996]
Zunehmend revidieren Frauen in der Wissenschaft die
patriarchalisch verformte
Geschichte. [Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 179]
letzte Änderung:
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Patriarch · Patriarchat · patriarchisch · patriarchalisch
Patriarch m. Amts-, Ehrentitel einiger römisch-katholischer (Erz)bischöfe, Titel für oberste Geistliche der christlichen Ostkirchen, in der Bibel ‘Stammvater’ der Israeliten, ‘Erzvater’, danach auch ‘ältestes männliches Familienoberhaupt, ehrwürdiger Greis’, ahd. patriarcho (um 1000), mhd. patriarche, patriarke, patriarc ‘Kirchenoberhaupt, Stamm-, Erzvater’ ist eine Entlehnung aus kirchenlat. patriarcha, patriarchēs, griech. patriárchēs (πατριάρχης) ‘Erzvater’ sowie Ehrenbezeichnung für die bedeutendsten Bischöfe, eigentlich ‘Erster des Stammes’; aus griech. patriá (πατριά) ‘Abstammung, Geschlecht, Stamm, Großfamilie’, zu patḗr (πατήρ) ‘Vater’, und -archēs (-αρχης) ‘Oberhaupt’, zu árchein (ἄρχειν) ‘der erste sein, Führer sein, herrschen’. – Patriarchat n. (auch m., besonders fachsprachlich) ‘Würde, Amtsbereich eines Patriarchen’ (16. Jh.), aus gleichbed. mlat. patriarchatus; dann auch ‘Entwicklungsstufe der menschlichen Gesellschaft mit besonders herausragender Stellung des Vaters als Sippenoberhaupt, Vaterrecht’ (19. Jh.). patriarchisch Adj. ‘nach der Art eines Patriarchen, ehrwürdig, altväterlich’ (16. Jh.). Daneben (spätlat. patriarchālis folgend) gleichbed. patriarchalisch Adj. (18. Jh.), das auch die Bedeutung ‘vaterrechtlich’ annimmt (19. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
altväterlich ·
patriarchalisch ·
würdevoll
Assoziationen |
|
männerdominiert ·
männlich dominiert ·
patriarchalisch ·
von Männern bestimmt ●
androkratisch fachspr. ·
vaterrechtlich fachspr.
Assoziationen |
|
Antonyme |
Typische Verbindungen zu ›patriarchalisch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›patriarchalisch‹.
Bevormundung
Denkmuster
Familienbild
Familienordnung
Familienstruktur
Familienverfassung
Frauenbild
Führungsstil
Führungsverständnis
Fürsorge
geführt
Gehabe
geprägt
Geschlechterordnung
Gesellschaftsform
Gesellschaftsordnung
Gesellschaftsstruktur
Gesellschaftssystem
Herrschaftsstruktur
Herrschaftsverhältnis
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Macker
Männergesellschaft
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Rollenverständnis
Struktur
strukturiert
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