degenerieren
GrammatikVerb · degeneriert, degenerierte, ist degeneriert
Aussprache
Worttrennung de-ge-ne-rie-ren
formal verwandt mitdegenerativ
Wortbildung
mit ›degenerieren‹ als Erstglied:
Degeneration
Herkunft aus dēgenerārelat
‘aus der Art schlagen, ausarten, entarten’ <
genuslat
‘Abstammung, Geschlecht, Gattung, Art und Weise’ (Genus)
Bedeutungsübersicht
- ⟨etw. degeneriert⟩ sich zurückbilden, zurückentwickeln
- a) [Biologie, Medizin] sich zurückbilden, krankhaft verändern, seine biologische Funktion verlieren
- b) [abwertend] ⟨etw., jmd. degeneriert⟩ sich zurückentwickeln, verkommen, herunterkommen, herabsinken
DWDS-Vollartikel
Bedeutung
⟨etw. degeneriert⟩sich zurückbilden, zurückentwickeln
a)
Biologie, Medizin sich zurückbilden, krankhaft verändern, seine biologische Funktion verlieren
Kollokationen:
mit Aktiv-/Passivsubjekt: die Zellen, Nervenzellen degenerieren
Beispiele:
Vor zehn Jahren dachte man […] noch, dass bei Parkinson eine spezielle Region im Gehirn degeneriert und dass dies die Ursache für die typischen Symptome, also für das Zittern und die verlangsamten Bewegungen, ist. […] [Die Welt, 26.10.2017]
Nervenzellen, die Fabios Muskeln steuerten, starben [krankheitsbedingt] ab. Seine Arme und Beine verweigerten den Dienst. […] Fabios Muskeln, weil ohne Impuls und Aktivität, degenerierten. [Die Zeit, 17.11.2017]
Gelangen diese fehlgeformten Prionen ins Gehirn, können sich die körpereigenen Prionen [bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit] in einer Art Dominoeffekt falsch falten, was das Hirngewebe degenerieren lässt. Die Krankheit endet immer tödlich[…]. [Süddeutsche Zeitung, 23.01.2017]
Nikotin verenge die kleinen Blutgefäße, den Bandscheiben fehle der Sauerstoff, seine Fasern degenerierten vor der Zeit. [Der Spiegel, 03.06.1991]
Die meist einzelgängerischen Tiere, zusammengedrängt in engen Lebensräumen, stehen sich selbst im Wege, sie verkümmern, verlieren an Gewicht, ihr Gehörn degeneriert zu Knopfformen[…]. [Der Spiegel, 04.03.1974]
b)
abwertend ⟨etw., jmd. degeneriert⟩sich zurückentwickeln, verkommen, herunterkommen, herabsinken
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: langsam, schnell, vollends degenerieren
mit Aktiv-/Passivsubjekt: die Demokratie, die Politik, die Partei, der Staat, der Mensch degeneriert
mit Präpositionalgruppe/-objekt: zu einem Instrument, zur Farce, zur Witzfigur degenerieren
Beispiele:
Kritiker reden von Dekadenz‑Erscheinungen im Fussball, der Sport degeneriere zusehends und habe grosse Probleme. [Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2017]
[…] Salafisten und andere Radikale erklären den heutigen Islam für deformiert und degeneriert, weshalb er unbedingt ganz streng an Mohammed ausgerichtet werden müsse. [Die Welt, 27.05.2017]
Die Struldbruggs [fiktives Volk bei Swift] degenerieren mit zunehmendem Alter in einen senilen Zustand subhumaner Verblödung. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 231]
Ist dieses Europa von Brüssel zu einer gigantischen Maschine degeneriert, die den Kontinent ihren uniformen Zwängen unterwirft? [Die Zeit, 25.02.1999]
Diese Kunstform [die afrikanische Metall- und Steinplastik] stand im Dienst der Herrscher und wurde im Ahnen‑ und Totenkult eingesetzt. Sie ist weitgehend degeneriert und hat ihre alten Schönheitsideale eingebüßt. [Olbrich, Harald (Hg.): Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1994], S. 33649]
Die Berlinale degenerierte zu einer Messe für die deutschen Fernsehanstalten, die 1969 durchschnittlich einen Kinofilm pro Wochentag gesendet hatten. [Der Spiegel, 13.07.1970]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
generieren · Generation · Generator · generativ · degenerieren · Degeneration · regenerieren · Regeneration · regenerativ
generieren Vb. ‘erzeugen, produzieren’, entlehnt (16. Jh.) aus lat. generāre ‘(er)zeugen, erschaffen, hervorbringen’, abgeleitet von lat. genus (Genitiv generis) ‘Abstammung, Geschlecht, Familie’ (s. Genus). Generation f. ‘Menschenalter, Gesamtheit der Menschen einer Altersstufe’, entlehnt (ebenfalls 16. Jh.) aus lat. generātio (Genitiv generātiōnis) ‘Zeugung, Zeugungskraft’, spätlat. (in der Vulgata) ‘Nachkommenschaft’, einer Substantivbildung zu lat. generāre (s. oben). Generator m. ‘Dampf, Gas oder Elektrizität erzeugende Maschine’, Übernahme (19. Jh.) von lat. generātor ‘Erzeuger, Erschaffer’ in die Fachsprache der Technik, einer Substantivbildung zu lat. generāre. generativ Adj. ‘die Zeugung, die Fortpflanzung betreffend’ (18. Jh.), in der Sprachwissenschaft (über amerik.-engl. generative) ‘die Erzeugung und das Verstehen sprachlicher Äußerungen betreffend’ (20. Jh.), gelehrte Bildung zu lat. generātus, dem Part. Perf. von lat. generāre (s. oben); Generative Grammatik Regelwerk über die Fähigkeit des Sprechers, Sätze zu bilden und zu verstehen. degenerieren Vb. ‘verfallen, sich zurückbilden, entarten’, entlehnt (16. Jh.) aus lat. dēgenerāre ‘aus der Art schlagen, ausarten, entarten’. Zunächst allgemein ‘sich verschlechtern’, seit dem 18. Jh. vornehmlich in biologischem (‘sich zurückbilden, verkümmern’) und medizinischem (‘sich krankhaft verändern’) Sinne. Degeneration f. ‘Entartung, Rückbildung, krankhafte Strukturveränderung’ (17. Jh.), Entlehnung von gleichbed. mlat. degeneratio (Genitiv degenerationis). regenerieren Vb. ‘wiederherstellen, auffrischen, erneuern, wieder wirksam machen’, entlehnt (16. Jh.) aus lat. regenerāre ‘wieder erzeugen, von neuem hervorbringen’; zu lat. generāre (s. oben und re-, s. d.). Regeneration f. ‘Wiederherstellung, Erneuerung, Rückgewinnung’, Entlehnung (18. Jh.) von gleichbed. frz. régénération (14. Jh.) oder unmittelbar zu lat. regenerāre neu gebildet in Anlehnung an spätlat. regenerātio (Genitiv regenerātiōnis) ‘Wiedergeburt’. regenerativ Adj. ‘durch Wiedergewinnung, durch Erneuerung entstehend oder entstanden’ (19. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
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