Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Reißer, der

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Reißers · Nominativ Plural: Reißer
Aussprache 
Worttrennung Rei-ßer (computergeneriert)
Wortzerlegung 1reißen 1-er
Wortbildung  mit ›Reißer‹ als Erstglied: reißerisch  ·  mit ›Reißer‹ als Letztglied: Bühnenreißer · Kriminalreißer · Wildwestreißer
eWDG

Bedeutung

salopp, abwertend Spannung erregendes, auf Publikumswirksamkeit berechnetes Buch, Theaterstück oder Filmwerk von meist fragwürdiger künstlerischer Qualität
Beispiele:
das Buch ist ein spannender, gut gemachter, bloßer Reißer
So kamen gerade bei solchen Vorstellungen oft die merkwürdigsten Schmöker ans Licht, meist irgendein Reißer oder ein Sensationsstück, in dem der Benefiziant dann eine Bombenrolle spielen mußte [ WintersteinLeben1,173]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
reißen · Reißbrett · Reißzeug · Reißen · abreißen · Abriß · anreißen · aufreißen · Aufriß · ausreißen · einreißen · verreißen · zerreißen · Reißer
reißen Vb. ‘entzwei-, auseinandergehen, gewaltsam (in einzelne Teile) auseinandertrennen, an etw. ziehen, zerren, sich teilen, trennen, lösen, (von Raubtieren) ein Beutetier töten’, reflexiv ‘sich ritzen, sich verletzen’, ahd. rīʒan ‘einritzen, schreiben’ (9. Jh.), mhd. rīʒen ‘reißen, zerreißen, einritzen, schreiben, zeichnen’, asächs. wrītan ‘zerreißen, verwunden, einritzen, schreiben’, mnd. wrīten ‘reißen, schreiben, zeichnen’, mnl. rīten, nl. rijten, aengl. wrītan ‘einritzen, reißen, schreiben, zeichnen’, engl. to write ‘schreiben’, anord. rīta ‘einritzen, schreiben’. Sichere außergerm. Beziehungen finden sich nicht. Man versucht, im Hinblick auf griech. rhīnós (ῥινός) ‘Haut von Mensch und Tier, besonders Rindshaut, der aus Rindshaut hergestellte Schild’, rhī́nē (ῥίνη, aus *u̯rīnā) ‘Feile, Raspel’ die germ. Formen an eine Dentalableitung zu ie. *u̯rei-, *u̯rī-, Erweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘aufreißen, ritzen’, anzuschließen; s. auch reizen, Riß, ritzen. reißen bedeutet ursprünglich ‘ritzen’, speziell ‘(Runen)zeichen auf Buchenstäbchen einritzen’, dann ‘schreiben, zeichnen’ und (an ‘ritzen, einschneiden’ anschließend) ‘gewaltsam trennen’. – Reißbrett n. ‘Brett als Unterlage zum Anfertigen technischer und geometrischer Zeichnungen’, Reißzeug n. ‘Geräte zum technischen Zeichnen’ (Reißfeder, -schiene, -zirkel u. a.) schließen als Bildungen des 17. Jhs. an reißen ‘zeichnen’ an. Reißen n. ‘Gliederschmerzen, Rheumatismus’ (18. Jh.). abreißen Vb. ‘losreißen, gewaltsam abtrennen, abgehen, sich lösen, niederreißen, abbrechen, abnutzen’, früher auch ‘ein Bild im Umriß entwerfen’, mhd. aberīʒen ‘herabreißen, entreißen, rauben’; Abriß m. ‘das Niederreißen, Abbruch, Zeichnung, Entwurf, gedrängte Darstellung, Überblick’ (16. Jh.). anreißen Vb. ‘ein kleines Stück einreißen, einen kleinen Riß anbringen, zu verbrauchen beginnen’, in der Technik ‘Linien, Formen von Werkstücken vorzeichnen’, umgangssprachlich ‘durch marktschreierische Methoden Käufer anlocken’ (15. Jh.). aufreißen Vb. ‘gewaltsam öffnen, auseinanderreißen, sich öffnen, aufplatzen’, mhd. ufrīʒen; in der Technik ‘einen Aufriß zeichnen’; Aufriß m. ‘Zeichnung eines senkrechten Schnittes oder der Außenseite eines Gegenstandes, gedrängter Überblick, kurze Darstellung’ (17. Jh.). ausreißen Vb. ‘herausreißen, herausziehen, durch Reißen entfernen, durch Reißen kaputtgehen, sich lösen, die Flucht ergreifen, davonlaufen’, ahd. ūʒrīʒan (Hs. 12. Jh.), mhd. ūʒrīʒen; vgl. Reißaus nehmen ‘davonlaufen, fliehen’ (Ende 16. Jh.), aus dem Imperativ reiß aus! einreißen Vb. ‘einen Riß bekommen, einen Riß verursachen, abbrechen, zerstören, zur Gewohnheit werden’, frühnhd. ‘überhandnehmen’ (15. Jh.). verreißen Vb. ‘vernichtend kritisieren’, zuvor ‘durch vieles Tragen zerreißen (von Kleidern), in Stücke reißen, vernichten’, mhd. verrīʒen ‘zerreißen’. zerreißen Vb. ‘(gewaltsam) trennen, in Stücke reißen, auseinanderreißen, (durch Abnutzung) entzweigehen, ein Loch in ein Kleidungsstück reißen’, mhd. zerrīʒen ‘zerreißen, zerfetzen, zerfleischen’. Reißer m. ‘wer reißt, zerreißt, Gerät zum Zerreißen von Textilien’ (17. Jh.), ‘wer Käufer in den Laden lockt’ (gleichsam an sich reißt, s. oben anreißen), dann auch ‘Artikel, der sich gut verkauft’ sowie ‘spannungsvolles, auf Publikumswirksamkeit berechnetes Bühnenstück, Buch, Filmwerk’ (2. Hälfte 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Hit · Kassenerfolg · Kassenmagnet · Kassenschlager · Knüller · Publikumserfolg · Verkaufsschlager  ●  Bestseller engl. · Goldesel ugs., fig. · Reißer ugs. · Renner ugs. · Schnelldreher (Kaufmannssprache) fachspr. · Zugpferd ugs. · hohe Verkaufszahlen (erreichen) fachspr.
Oberbegriffe
Assoziationen

Reißer · Thriller  ●  Pageturner (Buch) engl.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Reißer‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Reißer‹.

Verwendungsbeispiele für ›Reißer‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er kann es sich leisten, auf virtuose Reißer zu verzichten. [Süddeutsche Zeitung, 12.11.2004]
Doch sicherheitshalber sollte man dabeisein, vielleicht wird es ja diesmal ein Reißer. [Süddeutsche Zeitung, 15.10.1998]
So entstand ein melodramatischer Reißer, den schon der Inhalt verdorben hatte, noch ehe er gedreht worden ist. [Die Zeit, 21.04.1961, Nr. 17]
Für den Entwurf der Illustrationen waren entgegen dem üblichen Brauch mehrere Reißer tätig. [o. A.: Lexikon der Kunst – N. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1993], S. 12771]
Kein Krimi‑Autor von Format würde sich trauen, seinen Lesern einen so phantastisch konstruierten Reißer anzubieten. [Der Spiegel, 09.08.1982]
Zitationshilfe
„Reißer“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Rei%C3%9Fer>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Reisschnaps
Reisschüssel
reißen
Reißen
reißend
reißerisch
Reißfeder
reißfest
Reißfestigkeit
Reißhaken

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora