Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Oberflächenstruktur, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Oberflächenstruktur · Nominativ Plural: Oberflächenstrukturen
Aussprache [ˈoːbɐflɛçn̩ʃtʀʊkˌtuːɐ̯][ˈoːbɐflɛçn̩stʀʊkˌtuːɐ̯]
Worttrennung Ober-flä-chen-struk-tur
Wortzerlegung Oberfläche Struktur
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Struktur der Oberfläche eines Gegenstands, Materials o. Ä.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine charakteristische, feine, spezielle Oberflächenstruktur
mit Genitivattribut: die Oberflächenstruktur von Zellen
Beispiele:
Tatsächlich haben neuen Fertigungs‑ und Verlegetechniken dafür gesorgt, dass vor allem Fußböden ganz anders versiegelt und gleichzeitig verziert werden können als früher, mit nur wenigen Fugen und interessanter Oberflächenstruktur. […] Holzoptik mit haptisch spürbaren Maserungen, pflegeleicht und rutschhemmend. [Die Welt, 23.03.2019]
Das Pilzleder lässt sich […] zu beliebig große Flächen mit den unterschiedlichsten Oberflächenstrukturen züchten und kann problemlos geformt, gefärbt und genäht werden. […] Myzelien sind eine Art natürliches Pendant zu Kunststoffen aus fossilen Polymeren. [Süddeutsche Zeitung, 22.03.2018]
Mikrosensoren [an künstlichen Gliedmaßen] sollen es künftig ermöglichen, Wärme und Kälte zu fühlen, die Kraft eines Händedrucks zu spüren und Oberflächenstrukturen von Gegenständen zu erfassen. [Welt am Sonntag, 23.02.2014]
Das Gehäuse [eines Smartphones] hat Samsung etwas kantiger gestaltet. Zum iPhone 4 weist es damit eine gewisse Ähnlichkeit auf, allerdings nur von vorne. Die Rückseite mit der rechteckigen Aussparung für die Kamera und einer charakteristischen Oberflächenstruktur machen das Galaxy S II unverwechselbar. [Der Standard, 20.02.2011]
Chemnitzer Physiker haben […] eine neue Messmethode für Oberflächenstrukturen weicher Materialien entwickelt. Sie funktioniere ähnlich wie das Abtasten eines Handrückens[…]. Eine vibrierende Spitze berühre die Oberfläche wie ein Finger die Handoberfläche: Bei etwas mehr Druck gibt das weiche Gewebe unter der Haut nach und der Finger kann harte und weiche Stellen unter der Oberfläche ertasten[…]. [Die Zeit, 27.12.2010 (online)]
Anfang der sechziger Jahre begann [der amerikanische Künstler Donald Clarence] Judd seine Objekte zu bemalen, vorzugsweise in Kadmiumrot, um deren Wahrnehmung zu erhöhen, ihre Plastizität hervorzuheben. Das Ergebnis stellte ihn jedoch nicht zufrieden, war doch die Oberflächenstruktur bei seinen Holzobjekten nicht mehr zu erkennen. [Frankfurter Rundschau, 10.02.2000]
Das Immunsystem unterscheidet zwischen körpereigenem und fremdem Material aufgrund der Oberflächenstrukturen der eigenen Zellen oder der Fremdkörper. [Die Zeit, 18.10.1991]
2.
Sprachwissenschaft syntaktische Struktur eines korrekt geäußerten Satzes
Der Begriff wurde in einem von Noam Chomsky konzipierten Modell der generativen Transformationsgrammatik geprägt.
Beispiele:
Niemand hat die moderne Linguistik so beeinflußt und inspiriert wie Chomsky – und mit seiner Erkenntnis, daß Kinder sich Regeln aneignen und nicht eine Sammlung von Sätzen, unabsichtlich auch die Kindersprachforschung. Chomskys revolutionäre Leistung von 1957 bestand darin, die Syntax auf ganz neue Weise zu durchschauen und zu beschreiben: hinter der »Oberflächenstruktur« der Sätze die formal‑logischen Operationen zu erkennen, die eine begrenzte Zahl von grammatischen »Tiefenstrukturen« in die unendliche Vielfalt der möglichen Sätze verwandeln (»transformieren«). [Die Zeit, 27.06.1980]
Ausgehend von der Vorstellung, daß sich – wenigstens in diesem Bereich der Sprache – ein relativ geschlossenes Regelsystem angeben läßt, war die Analyse syntaktischer Strukturen zentraler Forschungsgegenstand der Linguistik in den letzten 30 Jahren. Geprägt wurde diese Forschung durch das zunächst völlig unpsychologische, d. h. unabhängig von den Prozessen im Sprecher und Hörer konzipierte Modell von Chomsky (z. B. 1973). Darin werden durch verschiedene Regeln und ein »Lexikon« die Sätze einer Sprache erzeugt, die in »Phrasen« unterteilt sind, z. B. Nominalphrase – Verbalphrase – Nominalphrase in »das Kind – fängt – den Ball«. Aus diesem abstrakt gedachten Muster leitet sich eine »Tiefenstruktur«, die zum inneren Sinn des Satzes führt, und eine »Oberflächenstruktur«, aus der der konkret geäußerte oder gehörte Satz entsteht, ab. Es handelt sich dabei um ein Kompetenzmodell, das die Struktur der überindividuellen Sprache mit einem möglichst vollständigen und ökonomischen Regelsystem erfassen will, um syntaktisch richtige von syntaktisch falschen Sätzen zu unterscheiden[…]. [Brack, Udo B.: Sprache. In: Asanger, Roland / Wenninger, Gerd (Hg.): Handwörterbuch Psychologie. Berlin: Directmedia 2000 [1980]]
Die Syntax enthält zwei Typen von Regeln, die ganz verschiedene Funktionen haben. Als Grundlage für alle weiteren Eigenschaften eines Satzes erzeugen die Formationsregeln eine Hierarchie syntaktischer Kategorien und Relationen. Das Resultat ist ein abstrakter Stammbaum, an dessen Endpunkte durch Lexikonregeln die einzelnen Morpheme oder Wörter gefügt werden, so daß die Tiefenstruktur in der am Beispiel […] gezeigten Form entsteht. Um diesen Tiefenstrukturen die Oberflächenstruktur der einzelnen Sätze zuzuordnen, muß eine zweite Klasse von Regeln angewendet werden. Die Transformationsregeln ordnen Teile des Stammbaums um, fügen Flexionsmarkierungen ein – den Akkusativ für das Objekt, die passende Personalendung für das Verb usw. […]. [Kursbuch, 1966, Bd. 5]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›Oberflächenstruktur‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Oberflächenstruktur‹.

Zitationshilfe
„Oberflächenstruktur“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Oberfl%C3%A4chenstruktur>.

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