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Anleihe, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Anleihe · Nominativ Plural: Anleihen
Aussprache  [ˈanlaɪ̯ə]
Worttrennung An-lei-he
eWDG und ZDL

Bedeutung

Wirtschaft meist langfristige, festverzinsliche Schuldaufnahme auf dem Kapitalmarkt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: öffentliche, inflationsgeschützte, hochverzinsliche Anleihen
als Akkusativobjekt: Anleihen gewähren, auflegen, begeben, emittieren, bedienen, tilgen
in Präpositionalgruppe/-objekt: Risikoaufschläge, Zinsen, Renditen für Anleihen
als Aktivsubjekt: eine Anleihe rentiert mit, bei etw.
als Passivsubjekt: eine Anleihe ist überzeichnet
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Anleihen mit [kurzer, dreijähriger, unbegrenzter usw.] Laufzeit
als Genitivattribut: die Tilgung, die Rückzahlung der Anleihen; Umsatzrendite, der Zinssatz der Anleihen; die Laufzeit einer Anleihe
Beispiele:
eine Anleihe bei jmdm. machen, aufnehmen, ausschreiben, (zur Zeichnung) auflegen, ausgeben, (über)zeichnenWDG
sich die nötigen Mittel durch eine Anleihe beschaffenWDG
Wegen des drohenden Bruchs der italienischen Regierung haben sich viele Anleger aus den Anleihen des Landes zurückgezogen. [Süddeutsche Zeitung, 13.01.2021]
Die auf 17 Mrd. EUR festgelegte Anleihe wurde mit über 233 Mrd. EUR fast 14‑fach überzeichnet. [Neue Zürcher Zeitung, 26.10.2020]
Zum Ende der Laufzeit hin, wenn die Unternehmen die Anleihe […] tilgen müssen, gehen die Kurse […] zurück. Kursgewinne kann also nur kassieren, wer vor der Endfälligkeit verkauft. [Der Tagesspiegel, 09.06.2016]
Gemeinsame europäische Anleihen könnten das letzte Mittel sein, um einen kränkelnden Euro zu retten. [Berliner Morgenpost, 10.08.2011]
Ende Januar entzog die britische Ratingagentur S[…] das AAA‑Rating für die geplante Anleihe [eines Unternehmens] […]. Die Anleihe wurde daraufhin zurückgezogen – angeblich, weil die Gemeinden nur einen Bedarf von 60 statt der geplanten 100 Millionen angemeldet hatten. […] Im März hat die ESG [ein Unternehmen] die Anleihe erneut ausgeschrieben. Diesmal sind die 100 Millionen Franken zusammengekommen. [Der Bund, 04.04.2000]
a)
metonymisch von einer juristischen Person emittiertes, ein Gläubigerrecht verbriefendes, festverzinsliches Wertpapier
Synonym zu Bond
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: begebene Anleihen
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Ausgabe von, der Handel mit, der Ankauf von, die Emission von, die Nachfrage nach Anleihen
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Anleihen am Kapitalmarkt
als Genitivattribut: die Ausgabe, die Begebung, die Emission der Anleihen
Beispiele:
Obligationen, Anleihen, Bonds – in Deutschland spricht man auch von Renten – sind verschiedene Begriffe für ein und dasselbe: festverzinsliche Wertpapiere. [Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2017]
Während die Zinseinnahmen [der Bank] sanken, florierte wie schon im Vorquartal erneut das Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen, besonders gut lief zudem diesmal das klassische Investmentbanking. [Süddeutsche Zeitung, 16.01.2021]
Geht man von einem Zinssatz von einem Prozent aus, […] so würde eine Anleihe mit einem Volumen von einer Billion Euro zehn Milliarden Euro pro Jahr für die Bedienung kosten. [Die Welt, 12.08.2020]
Früher sagten die Lehrbücher, dass Vermögen nach der goldenen Anlageregel »60 zu 40« aufgeteilt werden sollten: 60 Prozent sollten in Aktien fließen und 40 Prozent in Anleihen. [Die Welt, 11.08.2020]
Die EZB (= Europäische Zentralbank) kauft seit März öffentliche Anleihen im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro. Das soll die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und die Inflation wieder in den angestrebten Bereich von knapp unter 2,0 Prozent anheizen. [Bundesbank-Präsident rügt Notkredite für Griechenland, 15.05.2015, aufgerufen am 18.08.2015]
Für sie [eine Bank] bzw. von ihr begebene Anleihen haftet das Land Kärnten mit rund 650 Millionen Euro. [Der Standard, 11.03.2015]
Die Branchenkrise der regenerativen Energien belastet das Segment, weil besonders viele der Firmen Anleihen emittiert haben und einige nun Schwierigkeiten haben. [Süddeutsche Zeitung, 13.02.2014]
b)
übertragen, gelegentlich abwertend
Phraseme:
eine Anleihe bei jmdm., etw. machen, nehmen (= bereits existierende Vorlagen (insbesondere Zitate, Ideen, Ansätze o. Ä.) in neuen Kontexten übernehmen, verwenden)
Anleihen bei jmdm., etw. machen, nehmen
Beispiele:
eine Anleihe bei Schiller, Brecht machenWDG
Das Denken im Dreieck von Ästhetik, Technologie und Politik wird Stieglers Markenzeichen, eine oft experimentelle, mitunter diskontinuierliche Philosophie, die Anleihen macht bei Platon, Heidegger, Derrida, Foucault und später bei Erwin Schrödinger und anderen führenden Naturwissenschaftlern. [Der Tagesspiegel, 11.08.2020]
Die Produzenten […] begleiten [in ihrem Film] den Jakobweg mit […] Sequenzen, die mal bei französischer Bordun‑Musik, dann wieder bei Chorälen Anleihe nehmen. [Mittelbayerische, 04.11.2019]
Sie [die Künstlerin Natalja Gontscharowa] nahm Anleihen beim Kubismus und beim Futurismus, beim Blauen Reiter in München (mit dessen Mitgliedern sie auch ausstellte), sie illustrierte Bücher und Plakate, sie gehörte den ersten Avantgarde‑Klubs Moskaus an […]. [Der Standard, 15.01.2014]
In die Unterwelt begibt sich der Theatermacher Gyula Molnàr. In [seinem Puppenspiel] Kasperls Wurzeln nimmt er Anleihen bei Mythen und klassischen Tragödien, nur dass hier nicht Orpheus seine Euridike aus dem Hades zurückholt, sondern der Kasperl die Großmutti. [Der Standard, 05.11.2009]
Um die Rolle des Hausarztes zu umschreiben, macht die Politik gerne eine Anleihe bei der christlichen Seefahrt: Als Lotse soll er die Patienten durch die Untiefen des Gesundheitssystems begleiten. [Neue Westfälische, 06.05.2009]
Erschienen sind in den vergangenen vier Jahren insgesamt vier Romane[…]. […] Anleihe nahm [Autorin] Juliane Kobjolke dabei bei ihren Freundinnen, die sich in den Beschreibungen wiedererkannten. [Thüringer Allgemeine, 30.12.2008]
abwertend Ansonsten gab sich Dwan Upshaw, die Solistin, alle Mühe, die Anleihen der Partitur [einer Komposition Neuer Musik] bei Debussy und Mahler nicht allzu ohrenfällig werden zu lassen. [Die Zeit, 11.09.2003]
scherzhaft Ihre roten Käppchen verraten sie, die Trachtenträgerinnen der Schwalm, schon von weiten, und man ist sich sicher, dass weiland die Gebrüder Grimm zu ihrer Märchenfigur »Rotkäppchen« bei ihnen eine Anleihe machten. [Saarbrücker Zeitung, 15.06.2000]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
leihen · entleihen · verleihen · Verleihung · Verleiher · Verleih · Anleihe
leihen Vb. ‘gegen die Verpflichtung zur Rückgabe jmdm. etw. geben oder etw. von jmdm. annehmen, borgen’, ahd. līhan ‘(ver)leihen, geben’ (9. Jh.), mhd. līhen ‘auf Borg nehmen’, selten ‘auf Borg geben’, asächs. līhan, mnd. līen, aengl. lēon, anord. ljā, got. leiƕan wird mit Lehen und davon abgeleitetem 2lehnen (s. d.) und den außergerm. Verwandten aind. riṇákti ‘läßt, überläßt, gibt auf, entbindet, läßt los’, rikthá- ‘Nachlaß, Erbschaft’, rḗkṇaḥ ‘ererbter Besitz, Eigentum, Habe’, atirēkaḥ ‘Überschuß, Überbleibsel’, griech. lé͞ipein (λείπειν) ‘verlassen, zurück-, hinterlassen’ (s. Ellipse), limpánein (λιμπάνειν) ‘(ver)lassen’, loipós (λοιπός) ‘übriggelassen, übrig’, lé͞imma (λεῖμμα) ‘Rest’, lat. relinquere ‘zurücklassen’ (s. Relikt), reliquus ‘zurückgelassen, übrig’ (s. Reliquie), aslaw. otъlěkъ ‘das Übrige, Rest’, lichъ ‘übermäßig, über etw. hinaus, Mangel habend’, russ.-kslaw. lěkъ ‘Überbleibsel, Rest’, russ. lichój (лихой) ‘böse, arg, kühn, tapfer’ auf eine Wurzel ie. *leiku̯- ‘lassen, zurück-, übriglassen’ zurückgeführt. Das Germ. hat den ursprünglichen Bedeutungsumfang auf ‘überlassen’ eingeschränkt. Die Bedeutung ‘übriglassen, -bleiben’ findet sich bei Formen, die jetzt zu ie. *leip- (s. bleiben) gestellt werden, möglicherweise aber auf ie. *leiku̯- zurückgehen (s. elf). – entleihen Vb. ‘sich leihen, borgen’, ahd. intlīhan ‘aus-, ver-, entleihen’ (8. Jh.), mhd. entlīhen ‘auf Borg nehmen oder geben’. verleihen Vb. ‘zeitweise zum Gebrauch überlassen, leihen, verborgen, als Auszeichnung feierlich übergeben, auszeichnen’, ahd. firlīhan ‘leihweise, als Geschenk geben, gewähren’ (um 800), mhd. verlīhen ‘als Darlehen, als Lehen oder in Miete geben, schenken, geben, zuteil werden lassen’; Verleihung f. ‘feierliche Zusprechung, Übertragung’ (16. Jh.); Verleiher m. ‘wer etw. (gewerbsmäßig) verborgt’, mhd. verlīher; Verleih m. ‘Unternehmen, das etw. gewerbsmäßig gegen eine Gebühr verleiht’ (1. Hälfte 20. Jh.). Anleihe f. ‘(langfristige) Aufnahme einer Geldschuld’, übertragen ‘Verwendung fremden geistigen Eigentums’ (18. Jh.), anstelle des älteren Anlehen n., ahd. analēhan ‘Anleihe’ (um 800), mhd. anlēhen.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Ökonomie
Anleihe · Obligation · Rentenpapier · Schuldverschreibung · festverzinsliches Wertpapier  ●  Bond engl.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Nullkuponanleihe  ●  Zero-Bond engl. · Zerobond engl.
  • Anleihe mit variabler Verzinsung  ●  Floater fachspr., engl. · Floating Rate Note fachspr., engl.
  • High-Yield-Anleihe · Hochzinsanleihe · Schrottanleihe  ●  Junk Bond engl.
Assoziationen

Anleihe (bei) · Entlehnung · von (...) übernommen
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Anleihe‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Anleihe‹.

Zitationshilfe
„Anleihe“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Anleihe>.

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