Anleihe, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Anleihe · Nominativ Plural: Anleihen
Aussprache [ˈanlaɪ̯ə]
Worttrennung An-lei-he
Wortbildung
mit ›Anleihe‹ als Erstglied:
Anleiheablösung
· Anleihebewilligung · Anleihegewährung · Anleihekapital · Anleihekaufprogramm / Anleihenkaufprogramm · Anleihekurs · Anleihemittel · Anleihenmarkt / Anleihemarkt · Anleihepapier · Anleiheschuld · Anleihevertrag · Anleihezahlung · Anleihezeichnung · Anleihezins
· mit ›Anleihe‹ als Letztglied: Aktienanleihe · Auslandsanleihe · Bankanleihe · Benchmarkanleihe / Benchmark-Anleihe · Bundesanleihe · Euroanleihe · Geldanleihe · Inlandsanleihe · Kommunalanleihe · Kriegsanleihe · Landesanleihe · Lotterieanleihe · Milliardenanleihe · Mittelstandsanleihe · Optionsanleihe · Prämienanleihe · Rentenanleihe · Staatsanleihe · Stabilitätsanleihe · Stadtanleihe · Staffelanleihe · Tilgungsanleihe · Unternehmensanleihe · Valutaanleihe · Wandelanleihe · Zinsanleihe · Zwangsanleihe
· mit ›Anleihe‹ als Letztglied: Aktienanleihe · Auslandsanleihe · Bankanleihe · Benchmarkanleihe / Benchmark-Anleihe · Bundesanleihe · Euroanleihe · Geldanleihe · Inlandsanleihe · Kommunalanleihe · Kriegsanleihe · Landesanleihe · Lotterieanleihe · Milliardenanleihe · Mittelstandsanleihe · Optionsanleihe · Prämienanleihe · Rentenanleihe · Staatsanleihe · Stabilitätsanleihe · Stadtanleihe · Staffelanleihe · Tilgungsanleihe · Unternehmensanleihe · Valutaanleihe · Wandelanleihe · Zinsanleihe · Zwangsanleihe
Bedeutungsübersicht
- [Wirtschaft] meist
langfristige,
festverzinsliche Schuldaufnahme auf dem Kapitalmarkt
- a) [metonymisch] von einer juristischen Person emittiertes, ein Gläubigerrecht verbriefendes, festverzinsliches Wertpapier
- b) [übertragen, gelegentlich abwertend] ⟨eine Anleihe bei jmdm., etw. machen, nehmen⟩, ⟨Anleihen bei jmdm., etw. machen, nehmen⟩
eWDG und ZDL
Bedeutung
Wirtschaft meist langfristige, festverzinsliche Schuldaufnahme auf dem Kapitalmarkt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: öffentliche, inflationsgeschützte, hochverzinsliche Anleihen
als Akkusativobjekt: Anleihen gewähren, auflegen, begeben, emittieren, bedienen, tilgen
in Präpositionalgruppe/-objekt: Risikoaufschläge, Zinsen, Renditen für Anleihen
als Aktivsubjekt: eine Anleihe rentiert mit, bei etw.
als Passivsubjekt: eine Anleihe ist überzeichnet
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Anleihen mit [kurzer, dreijähriger, unbegrenzter usw.] Laufzeit
als Genitivattribut: die Tilgung, die Rückzahlung der Anleihen; Umsatzrendite, der Zinssatz der Anleihen; die Laufzeit einer Anleihe
Beispiele:
eine Anleihe bei jmdm. machen, aufnehmen, ausschreiben, (zur Zeichnung) auflegen, ausgeben, (über)zeichnenWDG
sich die nötigen Mittel durch eine Anleihe beschaffenWDG
Wegen des drohenden Bruchs der italienischen Regierung haben sich
viele Anleger aus den Anleihen des Landes
zurückgezogen. [Süddeutsche Zeitung, 13.01.2021]
Die auf 17 Mrd. EUR festgelegte Anleihe wurde mit über 233 Mrd. EUR fast 14‑fach überzeichnet. [Neue Zürcher Zeitung, 26.10.2020]
Zum Ende der Laufzeit hin, wenn die Unternehmen die
Anleihe
[…] tilgen müssen, gehen die Kurse
[…] zurück.
Kursgewinne kann also nur kassieren, wer vor der Endfälligkeit
verkauft. [Der Tagesspiegel, 09.06.2016]
Gemeinsame europäische Anleihen könnten das
letzte Mittel sein, um einen kränkelnden Euro zu retten. [Berliner Morgenpost, 10.08.2011]
Ende Januar entzog die britische Ratingagentur S[…] das AAA‑Rating für die geplante
Anleihe
[eines Unternehmens]
[…]. Die Anleihe wurde
daraufhin zurückgezogen – angeblich, weil die Gemeinden nur einen Bedarf von
60 statt der geplanten 100 Millionen angemeldet hatten. […] Im März hat die ESG [ein Unternehmen] die Anleihe erneut
ausgeschrieben. Diesmal sind die 100 Millionen Franken
zusammengekommen. [Der Bund, 04.04.2000]
a)
metonymisch von einer juristischen Person emittiertes, ein Gläubigerrecht verbriefendes, festverzinsliches Wertpapier
Synonym zu Bond
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: begebene Anleihen
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Ausgabe von, der Handel mit, der Ankauf von, die Emission von, die Nachfrage nach Anleihen
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Anleihen am Kapitalmarkt
als Genitivattribut: die Ausgabe, die Begebung, die Emission der Anleihen
Beispiele:
Obligationen, Anleihen, Bonds – in
Deutschland spricht man auch von Renten – sind verschiedene Begriffe für
ein und dasselbe: festverzinsliche Wertpapiere. [Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2017]
Während die Zinseinnahmen [der Bank]
sanken, florierte wie schon im Vorquartal erneut das Handelsgeschäft mit
Aktien und Anleihen, besonders gut lief zudem
diesmal das klassische Investmentbanking. [Süddeutsche Zeitung, 16.01.2021]
Geht man von einem Zinssatz von einem Prozent aus,
[…] so würde eine
Anleihe mit einem Volumen von einer Billion
Euro zehn Milliarden Euro pro Jahr für die Bedienung kosten. [Die Welt, 12.08.2020]
Früher sagten die Lehrbücher, dass Vermögen nach der goldenen
Anlageregel »60 zu 40« aufgeteilt werden sollten: 60 Prozent sollten in
Aktien fließen und 40 Prozent in Anleihen. [Die Welt, 11.08.2020]
Die EZB (= Europäische Zentralbank) kauft
seit März öffentliche Anleihen im Volumen von
monatlich 60 Milliarden Euro. Das soll die Wirtschaft im Euroraum
ankurbeln und die Inflation wieder in den angestrebten Bereich von knapp
unter 2,0 Prozent anheizen. [Bundesbank-Präsident rügt Notkredite für Griechenland, 15.05.2015, aufgerufen am 18.08.2015]
Für sie [eine Bank] bzw. von ihr
begebene Anleihen haftet das Land Kärnten mit
rund 650 Millionen Euro. [Der Standard, 11.03.2015]
Die Branchenkrise der regenerativen Energien belastet das
Segment, weil besonders viele der Firmen Anleihen
emittiert haben und einige nun Schwierigkeiten haben. [Süddeutsche Zeitung, 13.02.2014]
b)
übertragen, gelegentlich abwertend
Phraseme:
⟨eine Anleihe bei jmdm., etw. machen, nehmen (= bereits existierende Vorlagen (insbesondere Zitate, Ideen, Ansätze o. Ä.) in neuen Kontexten übernehmen, verwenden)⟩
⟨Anleihen bei jmdm., etw. machen, nehmen⟩
Beispiele:
eine Anleihe bei Schiller, Brecht machenWDG
Das Denken im Dreieck von Ästhetik, Technologie und Politik wird
Stieglers Markenzeichen, eine oft experimentelle, mitunter
diskontinuierliche Philosophie, die Anleihen
macht bei Platon, Heidegger, Derrida, Foucault und später bei Erwin
Schrödinger und anderen führenden Naturwissenschaftlern. [Der Tagesspiegel, 11.08.2020]
Die Produzenten […] begleiten [in ihrem Film] den Jakobweg mit […] Sequenzen, die mal bei französischer Bordun‑Musik,
dann wieder bei Chorälen Anleihe nehmen. [Mittelbayerische, 04.11.2019]
Sie [die Künstlerin Natalja Gontscharowa] nahm Anleihen
beim Kubismus und beim Futurismus, beim Blauen Reiter in München (mit
dessen Mitgliedern sie auch ausstellte), sie illustrierte Bücher und
Plakate, sie gehörte den ersten Avantgarde‑Klubs Moskaus an
[…]. [Der Standard, 15.01.2014]
In die Unterwelt begibt sich der Theatermacher Gyula Molnàr. In
[seinem Puppenspiel]
Kasperls Wurzeln nimmt er
Anleihen bei Mythen und klassischen
Tragödien, nur dass hier nicht Orpheus seine Euridike aus dem Hades
zurückholt, sondern der Kasperl die Großmutti. [Der Standard, 05.11.2009]
Um die Rolle des Hausarztes zu umschreiben, macht die Politik
gerne eine Anleihe bei der christlichen Seefahrt:
Als Lotse soll er die Patienten durch die Untiefen des
Gesundheitssystems begleiten. [Neue Westfälische, 06.05.2009]
Erschienen sind in den vergangenen vier Jahren insgesamt vier
Romane[…]. […]
Anleihe nahm
[Autorin] Juliane Kobjolke dabei bei
ihren Freundinnen, die sich in den Beschreibungen
wiedererkannten. [Thüringer Allgemeine, 30.12.2008]
abwertend Ansonsten gab sich Dwan Upshaw, die Solistin, alle Mühe, die
Anleihen der Partitur [einer Komposition Neuer Musik] bei Debussy und Mahler nicht
allzu ohrenfällig werden zu lassen. [Die Zeit, 11.09.2003]
scherzhaft Ihre roten Käppchen verraten sie, die Trachtenträgerinnen der
Schwalm, schon von weiten, und man ist sich sicher, dass weiland die
Gebrüder Grimm zu ihrer Märchenfigur »Rotkäppchen« bei ihnen eine
Anleihe machten. [Saarbrücker Zeitung, 15.06.2000]
letzte Änderung:
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
leihen · entleihen · verleihen · Verleihung · Verleiher · Verleih · Anleihe
leihen Vb. ‘gegen die Verpflichtung zur Rückgabe jmdm. etw. geben oder etw. von jmdm. annehmen, borgen’, ahd. līhan ‘(ver)leihen, geben’ (9. Jh.), mhd. līhen ‘auf Borg nehmen’, selten ‘auf Borg geben’, asächs. līhan, mnd. līen, aengl. lēon, anord. ljā, got. leiƕan wird mit Lehen und davon abgeleitetem 2lehnen (s. d.) und den außergerm. Verwandten aind. riṇákti ‘läßt, überläßt, gibt auf, entbindet, läßt los’, rikthá- ‘Nachlaß, Erbschaft’, rḗkṇaḥ ‘ererbter Besitz, Eigentum, Habe’, atirēkaḥ ‘Überschuß, Überbleibsel’, griech. lé͞ipein (λείπειν) ‘verlassen, zurück-, hinterlassen’ (s. Ellipse), limpánein (λιμπάνειν) ‘(ver)lassen’, loipós (λοιπός) ‘übriggelassen, übrig’, lé͞imma (λεῖμμα) ‘Rest’, lat. relinquere ‘zurücklassen’ (s. Relikt), reliquus ‘zurückgelassen, übrig’ (s. Reliquie), aslaw. otъlěkъ ‘das Übrige, Rest’, lichъ ‘übermäßig, über etw. hinaus, Mangel habend’, russ.-kslaw. lěkъ ‘Überbleibsel, Rest’, russ. lichój (лихой) ‘böse, arg, kühn, tapfer’ auf eine Wurzel ie. *leiku̯- ‘lassen, zurück-, übriglassen’ zurückgeführt. Das Germ. hat den ursprünglichen Bedeutungsumfang auf ‘überlassen’ eingeschränkt. Die Bedeutung ‘übriglassen, -bleiben’ findet sich bei Formen, die jetzt zu ie. *leip- (s. bleiben) gestellt werden, möglicherweise aber auf ie. *leiku̯- zurückgehen (s. elf). – entleihen Vb. ‘sich leihen, borgen’, ahd. intlīhan ‘aus-, ver-, entleihen’ (8. Jh.), mhd. entlīhen ‘auf Borg nehmen oder geben’. verleihen Vb. ‘zeitweise zum Gebrauch überlassen, leihen, verborgen, als Auszeichnung feierlich übergeben, auszeichnen’, ahd. firlīhan ‘leihweise, als Geschenk geben, gewähren’ (um 800), mhd. verlīhen ‘als Darlehen, als Lehen oder in Miete geben, schenken, geben, zuteil werden lassen’; Verleihung f. ‘feierliche Zusprechung, Übertragung’ (16. Jh.); Verleiher m. ‘wer etw. (gewerbsmäßig) verborgt’, mhd. verlīher; Verleih m. ‘Unternehmen, das etw. gewerbsmäßig gegen eine Gebühr verleiht’ (1. Hälfte 20. Jh.). Anleihe f. ‘(langfristige) Aufnahme einer Geldschuld’, übertragen ‘Verwendung fremden geistigen Eigentums’ (18. Jh.), anstelle des älteren Anlehen n., ahd. analēhan ‘Anleihe’ (um 800), mhd. anlēhen.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Ökonomie
Anleihe ·
Obligation ·
Rentenpapier ·
Schuldverschreibung ·
festverzinsliches Wertpapier ●
Bond engl.
Oberbegriffe |
|
Unterbegriffe |
Assoziationen |
|
Anleihe (bei) ·
Entlehnung ·
von (...) übernommen
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Anleihe‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Anleihe‹.
aufkaufen
auflegen
aufstocken
begeben
börsennotiert
Eidgenossenschaft
Emission
emittieren
festverzinslich
fällig
fünfjährig
griechisch
hochverzinslich
in Volumen
inflationsgeschützt
inflationsindexiert
investieren in
kaufen
langlaufend
mit Laufzeit
nachrangig
plazieren
Rendite
rentieren
Umlaufrendite
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