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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von Taxanen mit oral die Bioverfügbarkeit
fördernden
Mitteln für die
orale Behandlung menschlicher Patienten ohne Vormedikation, um Hypersensitivität oder allergische
Reaktionen zu verhindern oder diesen vorzubeugen.
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Viele
wertvolle pharmakologisch aktive Verbindungen können nicht effektiv auf oralem
Wege an menschliche Patienten verabreicht werden, und zwar auf Grund
schlechter oder inkonsistenter systemischer Verabreichung aus dem
Gastrointestinaltrakt. Alle diese pharmazeutischen Mittel werden
daher im Allgemeinen auf intravenösem Wege verabreicht, was das
Eingreifen eines Arztes oder anderen Gesundheitspersonals erfordert,
erhebliches Unbehagen und möglicherweise
lokale Traumata für
den Patienten mit sich bringt und im Falle bestimmter IV-Infusionen
sogar die Verabreichung in der Umgebung eines Krankhauses mit chirurgischem
Zugang erfordert.
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Eine
der wesentlichen Klassen cytotoxischer Mittel, die normalerweise
nicht bioverfügbar
sind, wenn sie oral an Menschen verabreicht werden, sind die Taxane,
die Paclitaxel, dessen Derivate und Analoga umfassen. Paclitaxel
(gegenwärtig
als TAXOL® von
der Onkologieabteilung der Bristal-Myers Squibb vermarktet) ist
ein natürliches
Diterpenprodukt, das aus der pazifischen Eibe (Taxus brevifolia)
isoliert wird. Es stellt ein Mitglied der Taxanfamilie der Terpene
dar. Es wurde zuerst 1971 von Wani et al. isoliert (J. Am. Chem.
Soc., 93:2325, 1971), der die Struktur mittels chemischer und röntgenkristallografischer
Methoden charakterisierte. Ein Mechanismus für seine Aktivität bezieht
sich auf die Fähigkeit
des Paclitaxels, an Tubulin zu binden und dadurch das Wachstum von
Krebszellen zu inhibieren (Schiff et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, 77:1561-1565 (1980); Schiff et al., Nature, 277:665-667 (1979);
Kumar, J. Biol. Chem., 256:10435-10441 (1981).
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Paclitaxel
ist in den USA für
die klinische Verwendung bei der Behandlung des beständigen Ovarkrebses
zugelassen worden (Markman et al., Yale Journal of Biology and Medicine,
64:583, 1991; McGuire et al., Ann. Intern. Med., 111:273, 1989).
Es ist in der Chemotherapie für
zahlreiche Neoplasmentypen, einschließlich denen der Brust (Holmes
et al., J. Nat. Cancer Inst., 83:1797, 1991), wirksam und ist für die Behandlung
von Brustkrebs ebenfalls zugelassen. Es ist ein möglicher
Kandidat für
die Behandlung von Neoplasmen der Haut (Einzig et al., Proc. Am.
Soc.. Clin. Oncol., 20:46), von Lungenkrebs und Kopfund Nackenkarzinomen
(Forastire et al., Sem. Oncol., 20:56, 1990). Die Verbindung zeigt
ebenfalls Potenzial für
die Behandlung der polycystischen Nierenerkrankung (Woo et al.,
Nature, 368:750, 1994) und der Malaria.
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Paclitaxel
ist in Wasser nur wenig löslich
und dies hat bei der Entwicklung geeigneter injizierbarer Formulierungen
und von Infusionsformulierungen, die für die Krebschemotherapie nützlich sind,
signifikante Probleme bereitet. Einige Formulierungen des Paclitaxels
für IV-Infusion
sind unter Verwendung von CREMOPHOR ELTM (einem
polyethoxylierten Rizinusöl)
als Wirkstoffträger
entwickelt worden, eben auf Grund der wässrigen Unlöslichkeit des Paclitaxels.
Beispielsweise ist das Paclitaxel, das in klinischen Tests unter
der Ägide
der NCI verwendet worden ist, in 50 % CREMOPHOR ELTM und
50 % entwässertem
Alkohol formuliert worden. CREMOPHOR ELTM ist
jedoch, wenn es intravenös
verabreicht wird, selbst toxisch und erzeugt eine Vasodilation,
mühevolle
Atmung, Lethargie, Bluthochdruck und Todesfälle bei Hunden. Es wird außerdem angenommen,
dass es zumindest teilweise für
die Reaktionen vom allergischen Typ verantwortlich ist, die während der
Verabreichung von Paclitaxel beobachtet werden, obwohl es einige
Hinweise dafür
gibt, dass Paclitaxel selbst akute Reaktionen sogar in Abwesenheit
von Cremophor provozieren kann.
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In
einem Versuch, die Löslichkeit
von Paclitaxel zu steigern und sicherere klinische Formulierungen
zu entwickeln, sind Untersuchungen auf die Synthese von Analoga
des Paclitaxels gerichtet worden, in denen die Positionen 2' und/oder 7 mit Gruppen
derivatisiert wurden, welche die Wasserlöslichkeit fördern würden. Diese Bestrebungen haben
Prodrug-Verbindungen
ergeben, die besser wasserlöslich
als die Stammverbindung sind und die bei Aktivierung die cytotoxischen
Eigenschaften zeigen. Eine wesentliche Gruppe solcher Prodrugs umfasst
die 2'-Onium-Salze
des Paclitaxels und Docetaxels, insbesondere die 2'-Methylpyridiniummesylate (2'-MPM) als Salze.
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Paclitaxel
wird bei oraler Verabreichung sehr schlecht absorbiert (weniger
als 1 %) (siehe Eiseman et al., Second NCI Workshop on Taxol and
Taxus (Sept. 1992); Suffness et al. in Taxol Science and Applications (CRC
Press 1995)). Eiseman et al. zeigen auf, dass Paclitaxel bei oraler
Verabreichung eine Bioverfügbarkeit von
0 % hat, und Suffness et al. berichten, dass die orale Dosierung
mit Paclitaxel nicht möglich
scheint, da sich bei oraler Verabreichung von bis zu 160 mg/kg/Tag
kein Hinweis auf eine Anti-Tumor-Wirksamkeit fand. Darüber hinaus
ist kein effektives Verfahren entwickelt worden, um die effektive
Verabreichung von oralem Paclitaxel (d.h. ein Verfahren zur Steigerung
der oralen Bioverfügbarkeit
des Paclitaxels) oder von anderen oralen Taxanen oder Paclitaxel-Analoga
wie dem Docetaxel zu ermöglichen,
welche eine Anti-Tumor-Aktivität
zeigen. Aus diesem Grund ist Paclitaxel bis heute nicht oral an
menschliche Patienten verabreicht worden und sicherlich nicht im
Verlauf der Behandlung einer auf Paclitaxel ansprechenden Erkrankung.
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Docetaxel
(N-Debenzoyl-N-tert-butoxycarbonyl-10-desacetylpaclitaxel) ist im
Handel als TAXOTERE® (Rhone-Poulenc-Rorer
S.A.) in parenteraler Form für
die Behandlung von Brustkrebs verfügbar geworden. Bis heute wurde
in der wissenschaftlichen Literatur nicht auf die orale Absorption
von Docetaxel in Tieren oder Patienten verwiesen.
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Es
ist spekuliert worden, dass in einigen Fällen die schlechte oder nicht
vorhandene Bioverfügbarkeit eines
Wirkstoffes wie Paclitaxel nach oraler Verabreichung ein Ergebnis
der Aktivität
eines Mehrfachdrogentransporters (multidrug transporter), eines
membrangebundenen P-Glykoproteins ist, das als energieabhängiger Transport
oder als Effluxpumpe wirkt, um die intrazelluläre Akkumulation von Drogen
zu senken, indem Xenobiotika aus der Zelle extrudiert werden. Dieses
P-Glykoprotein ist in normalen Geweben des sekretorischen Endothels
wie der Gallenauskleidung, dem Bürstensaum
des proximalen Tubulus der Niere und der luminalen Oberfläche des
Dünndarms
sowie in vaskulären
Endothelzel len als Auskleidung der Blut-Hirn-Schranke, der Plazenta
und der Hoden identifiziert worden.
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Es
wird angenommen, dass die P-Glykoprotein-Effluxpumpe bestimmte pharmazeutische
Verbindungen am Überwinden
der Mucosazellen des Dünndarms
hindert und daher an der Absorption in der systemischen Zirkulation
hindert. Es ist gezeigt worden, dass eine Reihe nicht cytotoxischer
pharmakologischer Mittel das P-Glykoprotein inhibieren, eingeschlossen
Cyclosporin A (auch als Cyclosporin bekannt), Verapamil, Tamoxifen,
Chinidin und Phenothiazine unter anderem. Viele dieser Studien waren
auf das Erzielen einer größeren Akkumulation
intravenös
verabreichter cytotoxischer Drogen in Tumorzellen gerichtet. Tatsächlich sind
klinische Versuche ausgeführt
worden, um die Wirkungen von Cyclosporin auf die Pharmakokinetik
und die Toxizität
von Paclitaxel (Fisher et al., Proc. Am. Soc. Clin. Oncol., 13:143,
1994), Doxorubicin (Bartlett et al., J. Clin. Onc., 12:835-842,
1994) und Etopsid (Lum et al., J. Clin. Onc., 10:1635-42, 1992)
zu untersuchen, die alle Antikrebsmittel darstellen, von denen bekannt
ist, dass sie der Mehrfachdrogenresistenz (multidrug resistance
= MDR) unterliegen. Diese Versuche zeigten, dass Patienten, die
Cyclosporin intravenös
vor oder zusammen mit dem Antikrebswirkstoff erhielten, höhere Blutspiegel
dieser Wirkstoffe aufwiesen, vermutlich auf Grund der verringerten
Body-Clearance,
und dass sie die erwartete Toxizität bei wesentlich geringeren
Dosisspiegeln zeigten. Diese Ergebnisse wiesen tendenziell darauf
hin, dass die gleichzeitige Verabreichung von Cyclosporin die MDR-Wirkung
des P-Glykoproteins unterdrückt,
was größere intrazelluläre Akkumulationen der
therapeutischen Wirkstoffe ermöglichte.
Für eine
all- gemeine Diskussion der pharmakologischen Implikationen der
klinischen Verwendung von P-Glykoprotein-Inhibitoren siehe Lum et
al., Drug Resist. Clin. Onc. Hemat., 9:319-336 (1995); Schinkel et al., Eur. J.
Cancer, 31A:1295-1298 (1995).
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In
den zuvor beschriebenen Untersuchungen, die sich auf die Verwendung
von Cyclosporin zur Steigerung der Blutspiegel pharmazeutischer
Mittel bezogen, wurden die aktiven Antitumormittel und das Cyclosporin
intravenös
verabreicht. Es wurde in diesen Veröffentlichungen nicht vorgeschlagen,
dass das Cyclosporin oral verabreicht werden könne, um die Bioverfügbarkeit
oral verabreichter Antikrebsdrogen und anderer pharmazeutischer
Mittel substanziell zu steigern, die selbst schlecht aus dem Darm
absorbiert werden, ohne hochtoxische Nebenwirkungen zu erzeugen.
Tatsächlich
haben Lum et al. in dem oben zitierten Review aus 1995 gezeigt,
dass die gleichzeitige intravenöse
Verabreichung von MDR-Inhibitoren und Chemotherapeutika, die der
MDR unterworfen sind, die Toxizitätslevel steigerten und die
schwerwiegenden Nebenwirkungen des Patienten verschlimmerten. Schinkel
et al. haben kurz auf die Tatsache hingewiesen, dass MDR1 und das P-Glykoprotein in den
Mucosazellen des Darms häufig
vorkommen und dass dies die orale Bioverfügbarkeit von P-Glykoproteinsubstraten
als Drogen beeinflussen kann, haben jedoch weder vorgeschlagen noch
impliziert, dass die orale Verabreichung von MDR unterdrückenden
Mitteln die Bioverfügbarkeit
von oral nicht verfügbaren
Mitteln verbessern könne.
Darüber
hinaus warnten Schinkel et al. wie Lum et al. davor, dass P-Glykoprotein-Inhibitoren die Toxizität bei Chemotherapiepatienten
dramatisch steigern können
und daher vorsichtig anzuwenden seien.
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In
einer früheren
Veröffentlichung
haben Schinkel et al. gezeigt, dass die Absorption von oral eingenommenem
Ivermectin bei Mäusen,
die homocygot für
eine Unterbrechung des MDR1a-Gens sind, im Vergleich zu normalen
Mäusen
gesteigert war, was belegt, dass das P-Glykoprotein eine Hauptrolle
bei der Reduktion der Bioverfügbarkeit
dieses Mittels spielt (Cell, 77:491-502, 1994). Zusätzlich zeigte
diese Untersuchung außerdem,
dass die Penetration von Vinblastin in verschiedene Gewebe in den
mutierten Mäuse
verstärkt
war.
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Keine
der veröffentlichten
Studien stellte einen Behandlungsplan für die Implementierung der wirksamen
oralen Verabreichung schlecht bioverfügbarer Wirkstoffe wie Paclitaxel
an Menschen bereit, beispielsweise angebend die jeweiligen Dosisbereiche
und den Zeitplan der Verabreichung spezieller Zielwirkstoffe und
die Bioverfügbarkeit
fördernder
Mittel, die für
die Förderung
der oralen Absorption jedes Zielwirkstoffes oder Klasse an Wirkstoffen
am besten geeignet sind.
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Die
im Stand der Technik für
die Steigerung der Darmabsorption von Drogen offenbarten Verfahren, die
bislang lediglich parenteral verabreicht worden sind, konzentrieren
sich im Allgemeinen auf die Verwendung von Permeations- und Solubilitätsenhancern
als fördernden
Mitteln oder auf die Coverabreichung mittels intraluminaler Perfusion
im Dünndarm
oder über
den intravenösen
Weg von P-Glykoprotein-Inhibitoren (beispielsweise Leu et al., Cancer
Chemother. Pharmacol., 35:432-436, 1995 (die Perfusion oder IV-Infusion
von Chinidin unterdrückt
den Efflux von Etopsid in das Lumen des Gastrointestinaltraktes
aus dem Blut)). Diese Verfahren leiden jedoch an zahlreichen Nachteilen.
Die die Löslichkeit
und Permeabilität
fördernden
Mittel sind häufig
entweder nicht praktizierbar oder unwirksam für die orale Verabreichung in
den erforderlichen Dosen und können
mit der pharmakologischen Aktivität des Zielwirkstoffes interferieren.
Die parenterale Verabreichung von P-Glykoprotein-Inhibitoren in
therapeutischen oder nahezu therapeutischen Dosen in Menschen kann
schwerwiegende klinische Folgen nach sich ziehen. Im Falle des Chinidins
kann beispielsweise die IV-Verabreichung Arrhythmien, die periphere
Vasodilation, gastrointestinale Störungen und dergleichen verursachen.
Am wichtigsten ist, dass sie nicht lehren, wie jegliche Antitumormittel
oral an Menschen verabreicht werden sollen.
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In
der veröffentlichten
PCT-Anmeldung WO 95/20980 (veröffentlicht
am 10. August 1995) offenbaren Benet et al. ein angebliches Verfahren
zur Steigerung der Bioverfügbarkeit
oral verabreichter hydrophober pharmazeutischer Verbindungen. Dieses
Verfahren umfasst die orale Verabreichung solcher Verbindungen an den
Patienten gleichzeitig mit einem Bioenhancer, umfassend einen Inhibitor
eines Cytochrom-P450-3A-Enzyms oder einen Inhibitor des P-Glykoprotein
vermittelten Membrantransports. Benet et al. stellen jedoch praktisch
keine Mittel zum Identifizieren zur Verfügung, welche die Bioverfügbarkeit
fördernde
Mittel die Verfügbarkeit
spezieller pharmazeutischer Verbindungen als "Ziel" verbessern
werden; noch geben sie spezielle Dosen, Zeitpläne oder Regime zur Verabreichung
der fördernden
oder Zielmittel an. Obwohl die Benet-Anmeldung Dutzende möglicher
Enhancer (P450-3A-Inhibitoren) und Zielwirkstoffe (P450-3A-Substrate)
nennt, ist tatsächlich
die einzige Kombination von Enhancer und Zielmittel, die durch jegliche
experimentelle Beweise in der Anmeldung gestützt wird, die von Ketoconazol
als Enhancer und Cyclosporin A als Zielwirkstoff.
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Wenn
sie die allgemeinen Eigenschaften von Verbindungen beschreiben,
die als Bioenhancer durch Verringerung der P-Glykoprotein-Transportaktivität verwendet
werden können,
weisen Benet al. darauf hin, dass es sich bei diesen um hydrophobe
Verbindungen handelt, die im Allgemeinen, jedoch nicht notwendigerweise
zwei coplanare aromatische Ringe, eine positiv geladene Stickstoffgruppe
oder Carbonylgruppe enthalten – eine
Klasse, die eine enorme Anzahl an Verbindungen umfasst, von denen
die meisten die gewünschte absorptionsfördernde
Wirkung im Falle spezieller Zielmittel nicht bereitstellen würden. Darüber hinaus
umfassen die von Benet et al. offenbarten Klassen an Zielmitteln
die überwiegende
Mehrzahl der im Physicians' Desk Reference
(im Arzthandbuch) gelisteten pharmazeutischen Mittel. Die Einschlusskriterien
sind für
den Praktiker, der sichere, praktische und wirksame Verfahren der
oralen Verabreichung spezieller pharmazeutischer Mittel sucht, wertlos.
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Ein
weiterer Nachteil der Offenbarung von Benet et al. ist der Standard,
der für
die Bestimmung angewandt wird, ob die Bioverfügbarkeit eines Wirkstoffes
verbessert wurde, der bei oraler Verabreichung schlecht absorbiert
wird. Benet et al. weisen darauf hin, dass jedes P-Glykoprotein
inhibierende Mittel, das dann, wenn es im Darm in einer bestimmten
Konzentration vorhanden ist, den transmembranen Transport von Rhodamin 123 über das
P-Glykoprotein in Bürstensaum-Membranvesikeln
oder P-Glykoprotein enthaltenden Zellen um 10 % oder mehr verringert,
als ein bioförderndes
Mittel bei dieser Konzentration betrachtet und bei der Umsetzung
ihrer Erfindung in die Praxis verwendet werden kann. Eine Förderung
von nur 10 % bei der Absorption aus dem Darm eines ansonsten nicht
absorbierbaren Mittels ist jedoch nicht angemessen, um dieses Mittel therapeutisch
für irgendeinen
Zweck wertvoll zu machen. Tatsächlich
werden unter den Richtlinien der Federal Food and Druck Administration
(FDA) zwei pharmazeutische Formulierungen, die denselben Wirkstoff
enthalten, sich in ihren Bioverfügbarkeitsspiegeln
um –20
%/+ 25 % unterscheiden, noch immer als bioäquivalent betrachtet, da für die meisten
Wirkstoffe ein Unterschied von –20
%/+ 25 % der Konzentration des Wirkstoffes im Blut klinisch nicht
signifikant ist (Approved Drug Products with Therapeutic Equivalence
Evaluations (Dept. of HHS, 14. Aufl., 1994)). Wenn die FDA ausspricht,
dass zwei pharmazeutische Formulierungen bioäquivalent sind, betrachten Ärzte und
Apotheker diese als frei gegeneinander austauschbar.
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Im
Allgemeinen geben Benet et al. keine Lehre, die von in der Medizin
und der Pharmazie gewandeten Personen befolgt werden könnte, um
geeignete Bioenhancer/Zielwirkstoff-Kombinationen zu identifizieren oder
spezielle Behandlungsregime und -pläne zu entwerfen; die die Zielmittel
bei oraler Verabreichung an menschliche Patienten therapeutisch wirksam
machen würden.
Benet et al. stellen auch keine Anweisungen jeglicher Art darüber zur
Verfügung,
wie Paclitaxel und andere Taxane oral an Menschen mit therapeutischer Wirksamkeit
und annehmbarer Toxizität
verabreicht werden könnten.
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Somit
ist ein sicheres, dennoch effektives Verfahren zur Erhöhung der
systemischen Verfügbarkeit
bei oraler Verabreichung an menschliche Patienten von Wirkstoffen,
die gegenwärtig
nur parenteral verabreicht werden, da sie nicht ausreichend oder
nicht konsistent absorbiert werden, wenn sie auf oralem Wege verabreicht
werden, erforderlich und ist vom Stand der Technik nicht bereitgestellt
worden.
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WO
97/15269 offenbart, dass die Bioverfügbarkeit eines Taxans bei oraler
Verabreichung an Ratten durch Coverabreichung mit einem oral die
Bioverfügbarkeit
fördernden
Mittel wie Cyclosporin A gesteigert wurde.
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Überraschenderweise
wurde nun entdeckt und experimentell verifiziert, dass die Taxane
als Klasse antineoplastischer Mittel, insbesondere Paclitaxel, oral
an Menschen unter Erzielung substanzieller und therapeutischer Blutspiegel
verabreicht werden können
bzw. kann, ohne übermäßige Toxizität oder die
Beobachtung nachteiliger Nebenwirkungen, und dies sogar ohne vorhergehende
Verabreichung von Medikamenten, um nachteilige Reaktionen zu verhindern.
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Die
vorliegende Erfindung stellt bereit die Verwendung eines Taxans
und eines oral die Bioverfügbarkeit
fördernden
Mittels für
die Herstellung eines Medikaments zur oralen Coverabreichung des
Taxans und des oral die Bioverfügbarkeit
fördernden
Mittels an einen Patienten, um den Patienten mit der Taxan-Therapie
zur Behandlung einer auf Taxan ansprechenden Erkrankung zu versorgen,
worin es sich bei dem Patienten um einen Menschen handelt, an den
zuvor keine Medikamente zur Verhinderung der Hypersensitivität oder von allergischen
Reaktionen gegen die Taxan-Therapie verabreicht worden sind.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft in ihrem Hauptaspekt die orale Verabreichung
von einem oder einer Kombination von Taxanen an menschliche Patienten,
die an Erkrankungszuständen
leiden, welche auf diese Mittel ansprechen. Eine bevorzugte Ausführungsform der
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steigerung der oralen Bioverfügbarkeit
von Taxanen beim Menschen, die schlecht oder überhaupt nicht aus dem Gastrointestinaltrakt
oder Darm absorbiert werden, durch vorherige und/oder gleichzeitige
Verabreichung an einen Menschen auf oralem Wege von einer oder einer
Kombination von Mitteln (fördernden
Mitteln), welche effektiv die zelluläre Multidrugresistenz inhibieren.
Falls die Vorverabreichung verwendet wird, muss das die Bioverfügbarkeit
fördernde
Mittel oder diese Mittel in ausreichenden Mengen und innerhalb einer
ausreichend kurzen Zeitspanne vor der Verabreichung des Taxans verabreicht
werden, dessen Bioverfügbarkeit
gesteigert werden soll (der Zielwirkstoff oder das Zielmittel),
so dass ein ausreichender Spiegel des fördernden Mittels an der Absorptionsstelle
zu dem Zeitpunkt der Verabreichung des Zielmittels verbleibt, um
wirksam die Aktivität
der Multidrug-Transportersubstanzen, Metabolitenzyme und/oder anderer
Faktoren zu unterdrücken,
welche die Darmabsorption des Zielmittels verhindern oder inhibieren.
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Ein
zweiter Aspekt oder eine zweite Ausführungsform der Erfindung bezieht
sich auf ein Verfahren zur Behandlung von Patienten, die an auf
Taxan ansprechenden Erkrankungen leiden, durch orale Verabreichung von
Taxanen, die bislang nur über
parenterale Verabreichung verfügbar
waren. Noch ein weiterer Aspekt oder eine weitere Ausführungsform
betrifft ein Verfahren der Vorbeugung oder Verringerung der Hypersensitivität und allergischer
Reaktionen in Patienten, die eine Taxan-Therapie erhalten.
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1 ist
eine Auftragung, welche die zirkulierenden Spiegel an Paclitaxel
in Proben zeigt, entnommen: (a) untere Kurve – über eine Zeitspanne von 6-8
Stunden aus einer Gruppe von Ratten, denen nur Paclitaxel oral verabreicht
wurde, und (b) obere Kurve – über eine
Zeitspanne von 24 Stunden aus einer zweiten Gruppe an Ratten, denen
oral eine Stunde vor der Coverabreichung von oralem Cyclosporin
A und oralem Paclitaxel verabreicht wurde.
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2 ist
eine Auftragung, welche die Paclitaxelspiegel in Plasmaproben aus
einem menschlichen Patienten zeigt, dem oral Paclitaxel nach zwei
Dosen oralem Cyclosporin A verabreicht wurde, wobei die erste eine
Stunde vor der Paclitaxeldosis und die zweite unmittelbar vor dem
Paclitaxel verabreicht wurde.
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3 ist
eine Auftragung, welche die Paclitaxelspiegel in Plasmaproben aus
einem zweiten menschlichen Patienten zeigt, dem oral Paclitaxel über dasselbe
Regime verabreicht wurde, wie es bezüglich 2 beschrieben
ist.
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4 ist
eine Auftragung, welche als Vergleich die Paclitaxel-Plasmaspiegelkurven
zeigt, bestimmt über
24 Stunden in Ratten (1) und am Menschen (2 und 3),
denen oral Paclitaxel nach zwei Dosen oralem Cyclosporin A verabreicht
wurden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft in ihrem Hauptaspekt die orale Verabreichung
der Klasse der Taxane als antineoplastische Mittel, insbesondere
Paclitaxel und dessen Derivate, Analoga und Prodrugs, sowie das halbsynthetische
Paclitaxel-Analogon Docetaxel (N-Debenzoyl-N-tert.-butoxycarbonyl-10-desacetylpaclitaxel),
an menschliche Patienten, welche an auf Taxan ansprechenden Erkrankungen
und Zuständen
leiden. Die bevorzugten Ausführungsformen
oder Aspekte der Erfindung beziehen sich auf (a) Verfahren zur oralen
Verabreichung von Taxanen, die bislang nur parenteral mit ausreichender
Bioverfügbarkeit
verabreicht wurden, um therapeutische Blutspiegel zu erzielen, (b)
Verfahren der Behandlung menschlicher Patienten, die an auf Taxan
ansprechenden Erkrankungen und Zuständen leiden, über die
orale Verabreichung von Taxanen, und (c) Verfahren zur Vorbeugung
oder Verringerung der Hypersensitivität und allergischer Reaktionen
bei Patienten, welche eine Taxan-Therapie erhalten.
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Der
Ausdruck "Bioverfügbarkeit", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf die systemische Verfügbarkeit (d.h. Blut/Plasma-Spiegel)
einer gegebenen Menge an Wirkstoff, die einem Patienten verabreicht wird.
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Es
ist nun entdeckt worden, dass die Taxane, die schlechte orale Absorptionsprofile
aufweisen, oral an Menschen mit ausreichend systemischer Absorption
verabreicht werden können
und dass sich eine orale Bioverfügbarkeit
erzielen lässt,
die Plasmaspiegel im therapeutischen Bereich aufweist. Tatsächlich haben
wir aktuell das Taxan Paclitaxel oral an menschliche Patienten verabreicht,
die an Krebs leiden, und haben verifiziert, dass thera peutische
Blutspiegel des Paclitaxels in diesen Patienten über längere Zeitspannen erzielt wurden.
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Wir
haben in Tierstudien beobachtet, dass bestimmte Mittel wie Cyclosporin
A, wenn diese oral unmittelbar nach und/oder vor Wirkstoffen wie
Paclitaxel verabreicht werden, die Absorption letzterer Wirkstoffe
aus dem Darm in einem unerwarteten und überraschenden Ausmaß steigern,
was zur Erzielung therapeutischer Spiegel führt. Es ist jedoch überhaupt
nicht klar, dass diese beobachteten Ergebnisse auf der Suppression
der P-Glykoproteinpumpe beruhen.
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Es
wird betont, dass die vorliegende Erfindung nicht auf die Verwendung
jeglicher spezieller, die orale Bioverfügbarkeit fördernder Mittel für die Coverabreichung
mit einem oralen Taxan eingeschränkt
ist, um das letztere für
menschliche Patienten bioverfügbar
zu machen. Die Erfindung liegt breit in der oralen Verabreichung
von Taxanen an menschliche Patienten und ist nicht auf spezielle
Enhancer, Dosisbereiche oder Regime oder die Verwendung spezieller
biologischer Mechanismen oder pharmazeutischer Techniken eingeschränkt, um
die Taxane für
die orale Verabreichung an Menschen verfügbar zu machen.
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Die
bevorzugte Ausführungsform
des Verfahrens, das sich auf die Erfindung der oralen Verabreichung von
Paclitaxel, seiner Derivate, Analoga und Prodrugs und von anderen
Taxanen an den Menschen bezieht, umfasst die orale Verabreichung
eines oral die Absorption oder Bioverfügbarkeit fördernden Mittels an einen menschlichen
Patienten zusammen mit oder vor oder sowohl zusammen als auch vor
der oralen Verabreichung, um die Quantität der Absorption des intakten
Zielmittels in den Blutstrom zu erhöhen.
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Die
oral verabreichten fördernden
Mittel, die bei der Umsetzung der bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung in die Praxis verwendet werden können, schließen ein,
sind jedoch nicht eingeschränkt
auf die folgenden:
Cyclosporine, eingeschlossen Cyclosporine
A-Z, jedoch insbesondere Cyclosporin A (Cyclosporin), Cyclosporin
F, Cyclosporin D, Dihydrocyclosporin A, Dihydro cyclosporin C, Acetylcyclosporin
A, PSC-833, SDZ-NIM 811 (beide von
der Sandoz Pharmaceutical Corp.). Die Strukturen der Cyclosporine
A-Z sind in der unten stehenden Tabelle 1 beschrieben.
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Die
Klasse oral verabreichter therapeutischer Zielmittel, deren orale
Absorption durch die fördernden Mittel
gesteigert wird, umfasst, ist jedoch nicht eingeschränkt auf
die folgenden:
Paclitaxel, andere Taxane, Docetaxel und Derivate
und Prodrugs aller vorgenannten, insbesondere deren 2'-MPM-Salzen und anderen
2'-Methylpyridiniumsalzen.
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TABELLE 1
Cyclosporine A-Z
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Bei
dem Cyclosporin handelt es sich um eine Gruppe nichtpolarer cyclischer
Oligopeptide (von denen einige immunsuppressive Wirkung haben),
die von der Genus Topycladium, einschließlich beispielsweise Topycladium
inflatum Gams (früher
als Trichodermapolysporum bezeichnet), Topycladium terricola und
anderen Fungi imperfecti erzeugt werden. Die Hauptkomponente Cyclosporin
A (Cyclosporin oder CsA) ist zusammen mit zahl reichen anderen geringeren
Metaboliten, beispielsweise Cyclosporin B-Z, identifiziert worden,
von denen einige wesentlich geringere immunsuppressive Wirkung aufweisen
als Cyclosporin A. Eine Anzahl synthetischer und halbsynthetischer
Analoga sind ebenfalls hergestellt worden (siehe allgemein Jegerov
et al, Phytochemistry, 38:403-407 (1995)). Die vorliegende Erfindung
umfasst natürliche,
halbsynthetische und synthetische Analoga der Cyclosporine.
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Die
Cyclosporine sind neutrale, lipophile, cyclische Undecapeptide mit
Molekulargewichten von etwa 1200. Sie werden intravenös oder oral
als Immunsuppressiva verwendet, hauptsächlich für die Organtransplantation
und bestimmte andere Zustände.
Die Cyclosporine, insbesondere Cyclosporin (Cyclosporin A), sind bekannte
Inhibitoren der P-Glykoprotein-Effluxpumpe
und anderer Transporterpumpen wie auch bestimmter P450 zersetzender
Enzyme, bis heute sind jedoch keine wirksamen Regime zur Anwendung
dieser Eigenschaften in klinischer Weise bis zum Punkt der klinischen
und kommerziellen Machbarkeit oder behördlichen Genehmigung entwickelt
worden.
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Eine
der überraschenden
Entdeckungen der Erfindung besteht darin, dass die Immunsuppression,
die mit bestimmten Cyclosporinen beobachtet wird, nicht unveränderbar
mit der Verbesserung der oralen Bioverfügbarkeit von therapeutischen
Mitteln verbunden ist. Somit fördert
Cyclosporin F die orale Bioverfügbarkeit des
Paclitaxels, obwohl es gemäß Berichten
in der Literatur keine immunsuppressive Wirkung zeigt (Stewart et
al., Transplantation Proceedings, 20:(Supp. 3) 989-992 (1988); Granelli-Piperno
et al., Transplantation, 46:535-605 (1988)).
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Eine
andere mögliche
Erklärung
für die
beobachtete Steigerung der Bioverfügbarkeit von Paclitaxel besteht
darin, dass eine Wechselwirkung auf dem Level der Wirkstoff metabolisierenden
Enzyme für
Cyclosporin und Paclitaxel vorliegen könnte. Es ist bekannt, dass
beide Mittel stark über
das Cytochrom-P-450-System (beispielsweise P-450 3A) metabolisiert
werden, das auf die Leber und den Dünndarm konzentriert ist. Es ist
vorstellbar, dass Cyclosporin, welches zuerst verabreicht wird,
diese Enzyme inhibiert hat, so dass das Paclitaxel, das nicht polar
und lipophil ist, absorbiert werden könnte. In Abwesenheit dieser lokalen
Inhibition würde
das Paclitaxel zu stärker
polaren Metaboliten metabolisiert, die die Mucosazellen nicht überwinden
würden.
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Diese
theoretische Inhibition des Darmmetabolismus des Zielmittels könnte geringe
oder keine Auswirkung auf die Erhöhung der systemischen Blutspiegel
haben, wenn das Zielmittel intravenös verabreicht wird. Darüber hinaus
sollten, da die primäre
Wirkung des die orale Absorption fördernden Mittels ein lokaler Effekt
im Darmlumen sein könnte,
Dosen, die subtherapeutisch sind (beispielsweise hinsichtlich der
Immunsuppression) zur Erzielung des gewünschten Effekts wirksam sein.
Dies ist eine wesentliche Betrachtung in Fällen von fördernden Mitteln wie den Cyclosporinen,
die eine starke immunsuppressive Wirkung haben und dann, wenn sie
hoch dosiert verabreicht werden, Probleme hinsichtlich der Toxizität aufweisen
könnten.
Unsere Beobachtung, dass nicht immunsuppressive Cyclosporine wie
das Cyclosporin F noch immer als orale Enhancer fungieren können, ist
von großer
klinischer Bedeutung.
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Es
ist wesentlich anzumerken, dass wir, obwohl wir Hypothesen hinsichtlich
des Wirkmechanismus, der unserer Erfindung unterliegt, bereitstellen,
wir tatsächlich
den oder die Mechanismen nicht kennen, die für die überraschenden Ergebnisse verantwortlich
sind, die hierin diskutiert werden; und dieses hindert den Fachmann
nicht an der Umsetzung der beschriebenen Erfindung. Es mag wohl
sein, dass keiner der vorgeschlagenen Mechanismen, einige derselben
oder alle eine Rolle in der experimentell und klinisch verifizierten
Förderung
der Bioverfügbarkeit
der Taxane (insbesondere Paclitaxel) spielen.
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Der
Dosisbereich des fördernden
Mittels, das mit dem Zielmittel gemäß der Erfindung coverabreicht wird,
beträgt
etwa 0,1 bis etwa 20 mg/kg an Körpergewicht
des Patienten. Die "Coverabreichung" des fördernden
Mittels umfasst die Verabreichung im Wesentlichen simultan mit dem
Zielmittel (entweder weniger als 0,5 Stunden vor, weniger als 0,5
Stunden nach oder zusammen), von etwa 0,5 bis etwa 72 Stunden vor
der Verabreichung des Zielmittels oder beides, d.h. mit einer oder
mehreren Dosen desselben oder eines anderen fördernden Mittels, verabreicht
mindestens 0,5 Stunden zuvor, und eine Dosis, verabreicht im Wesentlichen
zusammen mit (entweder zusammen mit oder unmittelbar zuvor oder
danach) dem Zielmittel. Zusätzlich
umfasst die "Coverabreichung" die Verabreichung von
mehr als einer Dosis des Zielmittels innerhalb von 72 Stunden nach
einer Dosis des fördernden
Mittels; in anderen Worten muss das oder die fördernden Mittel nicht noch einmal
zuvor oder mit jeder Verabreichung des Zielmittels verabreicht werden,
kann aber intermittierend während
des Verlaufs der Behandlung verabreicht werden, Der Dosisbereich
der oral verabreichten Taxane als Zielmittel wird von Verbindung
zu Verbindung schwanken, basierend auf deren therapeutischem Index,
den Anforderungen der zu behandelnden Erkrankung, dem Zustand des
Individuums usw. Das Verfahren der Erfindung macht es möglich, Paclitaxel
oder andere Taxane oral in einem Bereich von etwa 20 mg/m2 bis etwa 1000 mg/m2 (basierend
auf der Oberfläche
des Patientenkörpers)
oder etwa 2-30 mg/kg (basierend auf dem Körpergewicht des Patienten)
als einzelne oder unterteilte (2-3) tägliche Dosen zu verabreichen
und die Plasmaspiegel an Paclitaxel in Menschen im Bereich von 50-500
ng/ml für
längere
Zeitspannen (beispielsweise 8-12 Stunden) nach jeder oralen Dosis
zu halten. Diese Spiegel sind mindestens denjenigen vergleichbar,
die mit der 96-stündigen
IV-Infusions-Taxol-Therapie erzielt werden (die dem Patienten große Unannehmlichkeit, Unbequemlichkeit,
einen Verlust an Qualitätszeit,
ein Infektionspotenzial etc. verursachen). Darüber hinaus sind diese Paclitaxel-Plasmaspiegel
mehr als ausreichend, die gewünschten
pharmakologischen Wirkungen des Zielwirkstoffes bereitzustellen,
beispielsweise die Inhibition der Tubulin-Seggregation (die bei
Spiegeln von etwa 0,1 μM
oder etwa 85 ng/ml auftritt) und die Inhibition der Proteinisoprenylierung
(die bei Spiegeln von etwa 0,03 μM
oder 25 ng/ml auftritt), die direkt mit dessen Antitumorwirkungen
in Beziehung steht, indem Onkogenfunktionen oder andere; signaltransduzierende
Proteine inhibiert werden, die eine zentrale Rolle in der Steuerung
des Zellwachstums spielen.
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Bevorzugte
orale Dosismengen für
Paclitaxel und andere Taxane, die gemäß der Erfindung verabreicht
werden, betragen etwa 50-200 mg/m2 oder
etwa 2-6 mg/kg.
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Es
kann in einigen Fällen
geeignet sein, dem Patienten eine höhere anfängliche Dosis des Zielmittels zu
verabreichen, um Spitzenblutlevel zu erzielen, gefolgt von niedrigeren
Erhaltungsdosen.
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Zwei
oder mehr verschiedene fördernde
Mittel und/oder zwei oder mehr verschiedene Zielmittel können zusammen,
alternierend oder in Intervallen in allen verschiedenen Aspekten
des Verfahrens der Erfindung verabreicht werden.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Verfahren zur Behandlung menschlicher
Patienten, die an Krebs, Tumoren, Kaposi-Sarkom, bösartigen
Erkrankungen, unkontrollierten Gewebe- oder Zellproliferationen nach
Gewebsverletzungen oder jeder anderen Erkrankung leiden, die auf
Paclitaxel, Taxane, Docetaxel und/oder Prodrugs und Derivaten der
Vorgenannten ansprechen, wie Paclitaxel-2'-MPM und Docetaxel-2'-MPM, wobei die oral verabreichten Dosisformen
eines oder mehrere dieser Mittel enthalten. Unter den Krebsarten,
die besonders effektiv mit oralem Paclitaxel, Docetaxel, anderen
Taxanen und deren Prodrugs und Derivaten behandelt werden können, sind
das hepatozelluläre
Karzinom und Lebermetastasen, Krebsarten des Gastrointestinaltrakts,
der Bauchspeicheldrüse,
der Prostata und der Lunge sowie das Kaposi-Sarkom. Beispiele von
nicht krebsartigen Erkrankungszuständen, die effektiv mit diesen
aktiven Mitteln, oral verabreicht gemäß der vorliegenden Erfindung,
behandelt werden können,
sind die unkontrollierte Gewebs- oder zelluläre Proliferation nach Gewebeverletzungen,
die polycystische Nierenerkrankung, entzündliche Erkrankungen (beispielsweise
Arthritis) und Malaria, eingeschlossen Chloroquin- und Pyrimethamin-resistente
Malariaparasiten (Pouvelle et al., J. Clin. Invest., 44:413-417,
1994).
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Die
Antitumormittel, die bislang an menschliche Patienten nur parenteral
verabreicht wurden, können nun
gemäß der Erfindung
an Menschen über
den oralen Weg mit ausreichender Bioverfügbarkeit verabreicht werden,
um pharmakologisch aktive Blutkonzentrationen bereitzustellen, die
besonders bei der Behandlung von Patienten mit primären Tumoren
und Metastasen wirksam sein werden. Die aktiven Bestandteile werden die
Darmwandungen als Ergebnis der vorgehenden und/oder gleichzeitigen
Verabreichung der Cyclosporine als fördernde Mittel penetrieren
und werden von der portalen Zirkulation schnell aufgenommen, was
für höhere lokale
Anfangskonzentrationen der Chemotherapeutika in der Leber (eine
höhere
lokale Konzentration als diejenige, die gegenwärtig mit IV-Infusionstherapie erzielt wird) als
in der allgemeinen systemischen Zirkulation oder in den meisten
anderen Organen in einem und sieben Tagen erzielt werden. Darüber hinaus
ist anzumerken, dass die höheren
Spiegel an Paclitaxel in der Leber nach oraler Verabreichung sich
nicht in gesteigerten Plasmaleveln spiegeln müssen, und zwar auf Grund der
starken Einwirkung der Leber beim ersten Durchtritt (high first
pass effect). Das Verfahren der Erfindung ist durch selektive Erzeugung
hoher Blutkonzentrationen an Antitumormitteln insbesondere bei der
Behandlung von Leberkrebsen (beispielsweise dem hepatozellulären Karzinom
und Lebermetastasen), Gastrointestalkrebsen (beispielsweise Kolon,
rektal) und Lungenkrebsen wertvoll.
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Die
Plasmaspiegel des aktiven Zielmittels, das oral mit den geeigneten
fördernde
Mitteln, wie von der vorliegenden Erfindung bereitgestellt, verabreicht
wird, sind bemerkenswert und überraschend ähnlich zu
denjenigen, die bei IV-Verabreichung beobachtet werden. Eine Serie
von Untersuchungen mit Versuchstieren hat gezeigt, dass Gleichgewichtsplasmaspiegel
an Paclitaxel bei oraler Coverabreichung mit Cyclosporin A am dritten
Tag der Behandlung erzielt wurden. Die Spiegel des Zielmittels,
die bei Gleichgewicht erzielt wurden, waren denjenigen vergleichbar,
die im Patienten über
eine 96-stündige
IV-Infusion von Paclitaxel erzielt wurden. Eine 27%ige Ansprechrate
fand sich in Taxan nicht ansprechenden Patienten mit metastatischem
Brustkrebs, behandelt mit einer kontinuierlichen 96-stündigen Infusion
alle drei Wochen (Seidman et al., J. Clin. Oncol., 14:1877, 1996).
Es wird angenommen, dass ähnliche
Ergebnisse mit den Behandlungsverfahren der vorliegenden Erfindung
erzielt werden können,
ohne jedoch die Unannehmlichkeit, das Unbehagen und das Risiko längerer IV-Infusionen.
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Die
in den 1-4 dargestellten Daten sind insbesondere
bemerkenswert und überraschend. Wie
genauer in den unten dargestellten Beispielen beschrieben, wurden
die in 1 dargestellten Daten in Untersuchungen der Paclitaxel-Verabreichung
an Ratten generiert, stellen jedoch die in 2 und 3 dargestellten
Daten tatsächliche
Konzentrationsspiegel an Paclitaxel über die Zeit im Plasma zweier
menschlicher Patienten dar, denen Paclitaxel oral in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung verabreicht wurde, d.h. bei Coverabreichung
eines oralen Cyclosporins als förderndem
Mittel. Die Human-Daten sind bemerkenswert nicht nur deshalb, weil
sie erstmals in dem in der Literatur zu findenden Ausmaß reflektieren,
dass Paclitaxel oral an Menschen, die einer Paclitaxel-Therapie
bedürfen,
verabreicht wurde, sondern auch deshalb, weil Plasmakonzentrationen
im therapeu tischen Level erzielt wurden und über eine Zeitspanne von etwa
24 Stunden gehalten wurden; tatsächlich
waren die Wirkstofflevel, die im Plasma der menschlichen Patienten
zu sehen waren, den Leveln vergleichbar, die bei IV-Verabreichung
erzielt werden, und die verwendeten Verfahren hatten keine schwerwiegenden
lokalen oder systemischen Nebenwirkungen.
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Neben
den Tiertestdaten (Ratte), die in den folgenden Beispielen berichtet
werden und die in den 1 und 4 dargestellt
sind, haben wir eine extensive Serie an Untersuchungen in Ratten
durchgeführt, and
die Paclitaxel und andere Taxane oral zusammen mit Cyclosporin A
oder anderen, die Bioverfügbarkeit fördernden
Cyclosporinen C, D, F und G verabreicht wurden; die Ergebnisse dieser
Studien sind in der parallel anhängigen
Patentanmeldung der Serien-Nr. 08/733,142 dargestellt und veranschaulicht.
Darüber
hinaus wurden die Wirkungen der oralen Verabreichung von Taxanen,
insbesondere Paclitaxel an Tiere zusammen mit oralen Dosen an Cyclosporinen
in der Stammanmeldung mit der Verabreichung derselben Zielmittel
alleine über
intravenöse
und orale Wege verglichen, wie auch die Verabreichung anderer möglicher,
jedoch weniger wirksamer die Bioverfügbarkeit fördernder Mittel zusammen mit
den Zielwirkstoffen.
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Es
wurde nun gezeigt, dass das pharmakokinetische Profil der Ratte
von Paclitaxel, coverabreicht mit oralem Cyclosporin A, dem Profil
in menschlichen Patienten, welche dasselbe Regime erhalten, recht
vergleichbar ist. Tatsächlich
zeigt 4 übereinander
gelegt in derselben Auftragung die Plasmakonzentrationskurven für Paclitaxel über einen
Zeitraum von 24 Stunden nach oraler Coverabreichung von zwei Dosen
an Enhancer (Cyclosporin A) im Abstand von einer Stunde mit oralem
Paclitaxel, verabreicht nach der zweiten Dosis des Enhancers, wobei
die Daten abgeleitet sind von der in 1 dargestellten
24-Stunden-Studie an Ratten und den Studien an menschlichen Patienten,
wie sie in den 2 und 3 dargestellt
sind. Es ist zu beobachten, dass die drei Kurven in der Auftragung
in 4 (eine an Ratte und zwei vom Menschen) eine sehr ähnliche
Konfiguration zeigen, was darauf hinweist, dass die Ergebnisse in
Menschen die Tiertestergebnisse bestätigen.
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Die
gegenwärtige
Anmeldung vermindert die Bedeutung und Relevanz der in Ratten erhaltenen
Daten nicht und lenkt auch von diesen nicht ab. Die Ratte ist ein
akzeptiertes Modell zur Bewertung der Pharmakokinetik und Absorptionsprofile
chemotherapeutischer Mittel. Auf Grund der bekannten Spezies-zu-Spezies-Variationen
kann jedoch kein Arzt oder Mediziner Paclitaxel oder andere Taxane
oral an Menschen im Vertrauen nur auf Tierdaten verabreichen, ohne
jegliche menschliche klinische Erfahrung. Wir haben, im Gegensatz
zum herkömmlichen
Wissen im Stand der Technik, ein Verfahren gelehrt und tatsächlich bereitgestellt,
durch das Taxane oral sicher und effektiv an Menschen verabreicht
werden können.
Vom Standpunkt des Arztes aus gesehen, ist die vorliegende Erfindung
eine riesige Verbesserung über
den Stand der Technik und lehrt, dass die pharmakologischen Eigenschaften
eines Taxans wie Paclitaxel in der klinischen Praxis ohne die Erfordernisse für intravenöse Katheter
und ohne in einem Hospital oder einer Chemotherapieklinik verbrachte
Zeit genutzt werden können,
ohne die begleitenden Ausgaben, Unannehmlichkeiten und Risiken der
Infektion für
den Patienten und sogar ohne Vormedikation zur Vermeidung der Hypersensitivität oder allergischer
Reaktionen und mögliche
Nebenwirkungen der Vormedikationen selbst.
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Die
oralen Dosisformen der Zielmittel, deren Bioverfügbarkeit durch die Coverabreichung
der fördernden
Mittel gesteigert wird, können
in Form herkömmlicher
Tabletten, Kapseln (Weichgel oder Hartgel), Caplets, Gelcaps, Pillen,
Flüssigkeiten
(beispielsweise Lösungen,
Suspensionen oder Elixiere), Pulver, Lutschtabletten, mikronisierten
Partikeln oder osmotischen Übermittlungssystemen
und jeder anderen oralen Dosisform vorliegen, die in der Pharmazeutik
bekannt ist. Die flüssigen
Zubereitungen können
beispielsweise Paclitaxel oder ein anderes Taxan in einem Träger enthalten,
umfassend CREMOPHOR EL oder ein anderes polyethoxyliertes Rizinusöl, Alkohol
und/oder ein polyethoxyliertes Sorbitanmonooleat (beispielsweise
TWEEN® 80,
ICI Americas, Inc.) mit oder ohne Geschmacksstoffe. Jede Dosisform
umfasst eine wirksame Menge an Taxan als Zielmittel und pharmazeutisch
inerte Bestandteile, beispielsweise herkömmliche Hilfsstoffe, Träger, Füllstoffe, Bindemittel,
Sprengmittel, Lösungsmittel,
Solubilisierungsmittel, Süßungsmittel,
Farbstoffe und andere inaktive Bestandteile, die regelmäßig in pharmazeutischen
Dosisformen zur oralen Verabreichung enthalten sind. Viele solcher
Dosisformen und oralen Träger
sind, unmittelbar nach der Auflistung der inaktiven Bestandteile für diese,
beschrieben in Remington's
Pharmaceutical Sciences, 17. Auflage (1985).
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Die
genauen Mengen jeder der Zielwirkstoffe in den oralen Dosisformen
werden vom Alter, Gewicht, der Erkrankung und dem Zustand des Patienten
abhängen.
Beispielsweise können
Paclitaxel- oder Dosisformen anderer Taxane ausreichende Mengen
des Zielwirkstoffes enthalten, um eine tägliche Dosis von etwa 20-1000
mg/m2 (basierend auf der Körperoberfläche des
Patienten) oder etwa 2-30 mg/kg.mg/kg (basierend auf dem Körpergewicht
des Patienten) als einzelne oder zerteilte (2-3) Tagesdosen bereitzustellen.
Bevorzugte Dosismengen betragen etwa 50-200 mg/m2 oder
etwa 2-6 mg/kg.
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Dosierungspläne für die Behandlungsverfahren,
die sich auf die vorliegende Erfindung beziehen, beispielsweise
die Behandlung von Paclitaxel responsiver Erkrankung mit oralen
Paclitaxel-Dosisformen, coverabreicht mit fördernden Mitteln, können gleichermaßen angepasst
werden, μm
die Eigenschaften des Patienten und den Erkrankungszustand zu berücksichtigen.
Bevorzugte Dosierungspläne
zur Verabreichung von oralem Paclitaxel sind (a) die tägliche Verabreichung
an einen bedürftigen
Patienten von 1-3 gleich verteilten Dosen, die etwa 20-1000 mg/m2 (basierend auf der Körperoberfläche) und vorzugsweise 50-200
mg/m2 bereitstellen, wobei die tägliche Verabreichung
für ein
1-4 aufeinanderfolgende Tage jeweils 2-3 Wochen lang fortgesetzt
wird, oder (b) die Verabreichung für etwa einen Tag pro Woche.
Ersterer Plan ist der Verwendung einer 96-stündigen Paclitaxelinfusion alle
2-3 Wochen vergleichbar, die von einigen als ein bevorzugtes IV-Behandlungsregime
betrachtet wird.
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Die
orale Verabreichung von Taxanen gemäß der Erfindung kann tatsächlich die
toxischen Nebenwirkungen in vielen Fällen im Vergleich mit der herkömmlich verwendeten
IV-Therapie verringern.
Statt eine plötzliche
und schnelle hohe Blutkonzentration zu erzeugen, wie dies üblicherweise
bei IV-Infusionen der Fall ist, stellt die Absorption des aktiven
Mittels durch die Darmwandung (gefördert vom fördernden Mittel) ein stärker graduelles
Erscheinen in den Blutspiegeln und eine stabile Gleichgewichtserhaltung
dieser Spiegel bei oder in der Nähe
des idealen Bereichs für
eine lange Zeitspanne zur Verfügung.
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Nach
einem anderen Aspekt der Erfindung werden orale Kombinationsdosisformen
bereitgestellt, die festgelegte Mengen mindestens eines fördernden
Mittels und mindestens eines Zielmittels enthalten. Beispiele solcher
Dosisformen können
bestehen aus Tabellen, Kapseln, Caplets, Gelcaps, Pillen, Flüssigkeiten, Lutschtabletten
und jeder anderen herkömmlichen
oralen Dosisform, enthaltend als aktive Bestandteile eine effektiv
die orale Bioverfügbarkeit
fördernde
Menge eines Antitumor- oder antineoplastischen Mittels, wie auch geeignete
inaktive Bestandteile. Ein solches Kombinationsprodukt umfasst von
etwa 0,1 bis etwa 20 mg/kg eines oder mehrerer von Cyclosporin A,
D, C, F und G, Dihydrocyclosporin A, Dihydrocyclosporin C und Acetylcyclosporin
A zusammen mit etwa 20 bis etwa 1000 mg/m2 (basierend
auf der mittleren Körperoberfläche des Patienten)
und vorzugsweise etwa 50-200 mg/m2 an Paclitaxel,
Docetaxel, anderen Taxanen oder Paclitaxel- oder Docetaxelderivaten wie Paclitaxel-2'-MPM oder Docetaxel-2'-MPM.
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Die
Coverabreichung von fördernden
Mitteln mit den Zielwirkstoffen fördert nicht nur die orale Bioverfügbarkeit
dieser Mittel, sondern ermöglicht
außerdem
deren Verwendung bei der Behandlung von Tumoren an stark von MDR
geschützten
Stellen, beispielsweise den Hoden und dem Hirn. Ein weiterer Aspekt
der vorliegenden Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Übermittlung
von Antitumorwirkstoffen an Tumorstellen, die von MDR geschützt sind,
und zwar über
die orale Coverabreichung von fördernden
Mitteln und Antitumormitteln, was es möglich macht, Hirntumore wie
das Glioblastoma multiforme zu behandeln.
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Andere
Vorzüge
der vorliegenden Erfindung liegen auf dem Gebiet der Sicherheit.
Auf Grund seiner physikochemischen Eigenschaften muss Paclitaxel
in einer Cremophor/Ethanol-Mischung solubilisiert werden und dieser
Träger
kann für
mindestens einige der Reaktionen vom allergischen Typ verantwortlich
sein, die bei Patienten auf Paclitaxel-Therapie auftreten. Andere
Solubilisierungsmittel sind verwendet worden, keines hat sich jedoch
als ebenso geeignet wie Cremophor/Ethanol erwiesen. Paclitaxel muss
den Patienten langsam verabreicht werden, wobei das medizinische
Personal konstant auf schwere Hypersensitivitätsreaktionen überwachen
muss. Für
intravenöse
Standardregime sind Vormedikationsbehandlungen von H-1- und H-2-Blockern
mit Steroiden im Allgemeinen erforderlich. Sogar dann, wenn die
Cremophor/Ethanol-Solubilisierung nicht ver wendet wird, können die
intravenösen
Taxane jedoch nach intravenöser
Verwendung noch immer schwere Reaktionen hervorbringen. So wird
die Docetaxel-Verabreichung mit der Anasarca und anderen Reaktionen
assoziiert. Therapien mit dem Potenzial, den Bedarf an Vormedikationen
in diesen Umständen
zu eliminieren oder zu verringern, wären klinisch sehr wertvoll.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft in einer ihrer Ausführungsformen
ein Verfahren zur Verhinderung oder Reduktion der Hypersensitivität und von
allergischen Reaktionen bei menschlichen Patienten, welche eine
Taxan-Therapie erhalten. Das Verfahren umfasst die orale Verabreichung
des Taxans an den Patienten. Die orale Verabreichung über das
hier offenbarte Verfahren bewirkt viel weniger wahrscheinlich als
die intravenöse
Therapie derartige nachteilige Reaktionen. Tatsächlich haben wird Paclitaxel
an menschliche Patienten (siehe Beispiele 3 und 4) ohne Vormedikation
(d.h. mit H-1- oder H-2-Blockern oder Steroiden) verabreicht und
haben, obwohl therapeutische Zirkulationslevel erzielt wurden, keine
Hypersensitivitätsreaktionen
beobachtet.
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Darüber hinaus
ist die Verwendung von Paclitaxel mit einer Vielzahl von Toxizitäten und
Nebenwirkungen verbunden. Zwei der am meisten anmerkenswerten Toxizitäten sind
die Neutropenie und die Neuropathie. Eine Vielzahl klinischer Daten
haben gezeigt, dass es wünschenswert
wäre, die
zirkulierenden Plasmakonzentrationen in einem bestimmten "Fenster" zu halten, um die
Antitumoraktivität
zu maximieren und die Nebenwirkungen, insbesondere die Neutropenie,
zu minimieren. Für
viele Tumortypen wird angenommen, dass die geringfügige, jedoch
lang andauernde Exposition von Tumorzellen im Körper zu besseren klinischen
Ergebnissen führt.
Somit sollten erwartungsgemäß Plasmalevel
von etwa 0,03 μM
die Proteinisoprenylierung von Krebszellen inhibieren und sollten
Level von etwa 0,1 μM
erwartungsgemäß das Auseinanderfallen
bzw. die Seggregation von Mikrotubulie blockieren. Es gibt klinische
Daten, welche zeigen, dass die konstante intravenöse Verabreichung über zahlreiche
Tage zur Erzielung eines "Fensters" von etwa 0,05 bis
0,1 μM in
der Zirkulation die Toxizitäten
minimieren kann und Tumorregressionen verursachen kann, manchmal
sogar bei Patienten, deren Tumore nicht auf 3-stündige Infusionsregime ansprachen.
Die gegenwärtig
zugelassenen 3-stündigen
Infusionsregime mit Paclitaxel erzielen Spitzenplasmakonzentrationen,
die diese Level weit übersteigen.
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Die
vorliegende Erfindung macht es außerdem möglich, Paclitaxel in vergleichsweise
wenig häufigen täglichen
Dosen (beispielsweise etwa zweimal pro Tag) und nach Plänen zu verabreichen,
die ansonsten mit der intravenösen
Route nicht möglich
oder unpraktisch wären.
Die Verwendung des Förderers
(beispielsweise Cyclosporin A) fördert
die orale Absorption des Paclitaxels für die erste Dosis und, wenn
eine zweite Paclitaxeldosis später
am Tag gegeben werden soll, braucht die Verwendung zusätzlichen
Cyclosporins A nicht einmal notwendig zu sein. Somit könnte das
Paclitaxel intermittierend als Einzeldosis nach einem festgelegten Plan
(wöchentlich,
zwei-wöchentlich
etc.) oder chronisch über
eine Periode aufeinanderfolgender Tage (beispielsweise 4 Tage) alle
2-4 Wochen verabreicht werden, mit dem Ziel, die Spiegel in einem
sicheren und wirksamen "Fenster" zu halten.
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Die
folgenden Beispiele veranschaulichen verschiedene Aspekte der Erfindung
und belegen die unterwarteten, sehr substanziellen Steigerungen
der oralen Absorption von Paclitaxel, die erzielt werden. Diese Beispiele
sollen jedoch die Erfindung in keinster Weise einschränken oder
speziell Förder-
oder Zielmittel, Dosisbereiche, Testprozeduren oder andere Parameter
beschreiben, die ausschließlich
zur Umsetzung der Erfindung in die Praxis angewandt werden müssen.
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BEISPIEL 1 (Bezugsbeispiel)
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Sechs
(6) gesunde Sprague-Dawley-Ratten, die alle 225-275 g wogen und
etwa 6-8 Wochen alt waren, erhielten eine einzelne orale Dosis an
Paclitaxel von 9 mg/kg. Blutproben wurden aus der Schwanzvene jeder
Ratte 0,5, 1, 2, 3, 4 und 6 Stunden nach der Paclitaxeldosis gesammelt.
Die einzelnen Proben wurden zentrifugiert und das Serum abgetrennt.
Für jedes
Zeitintervall wurden die sechs Proben vereint, um eine einzelne
repräsentative
Probe zu ergeben. Alle Proben wurden auf ungeändertes Paclitaxel mittels
LC/MS mit einem Quantifizierungslimit von 50 pg/ml getestet.
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Die
Ergebnisse der Studie sind grafisch in der unteren Kurve der 1 illustriert,
die anzeigt, dass die Bioverfügbarkeit
des oral verabreichten Paclitaxels in Serum weniger als 1 % betrug.
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BEISPIEL 2 (Bezugsbeispiel)
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Zehn
(10) gesunde Sprague-Dawley-Ratten mit denselben Eigenschaften,
wie denjenigen, die in der in Beispiel 1 beschriebenen Studie verwendet
wurden, wurden mit 5 mg/kg an oralem Cyclosporin A behandelt, gefolgt
eine Stunde später
von einer weiteren Dosis von 5 mg/kg an oralem Cyclosporin A und
9 mg/kg an oralem Paclitaxel.
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Blutproben
wurden aus der Schwanzvene jeder Ratte 0,25, 0,5, 1, 2, 3, 4, 5,
6, 8, 12 und 24 Stunden nach Verabreichung des Paclitaxels entnommen.
Nach geeigneter Behandlung der Proben und der Erzeugung einer vereinigten
Probe für
die Gruppe wurde das Plasma jeder Probe auf ungeändertes Paclitaxel getestet.
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Die
Ergebnisse dieser Studie sind grafisch in der oberen Kurve der 1 illustriert.
Es ist zu beobachten, dass die Plasmaspiegel des Paclitaxels in
dieser Gruppe von Tieren während
der ersten sechs Stunden um ein Mehrfaches höher waren als diejenigen in
den Ratten aus Beispiel 1, die nur Paclitaxel erhielten, dass Spiegel
am oder über
dem angestrebten therapeutischen Level für acht (8) Stunden nach Dosierung
erhalten wurden und dass signifikante Plasmaspiegel über den
Zeitraum von 24 Stunden erhalten blieben.
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BEISPIEL 3
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Ein
71 Jahre alter Mann mit Prostatakrebs für drei Jahre stimmt dem Erhalt
einer oralen Dosis von Paclitaxel und einem Förderer in Form von Cyclosporin
A zu. Seine Körperoberfläche betrugt
2,04 m2 und sein Gewicht betrug in etwa
84 kg. Nach Fasten über
Nacht erhielt er zwei orale Dosen an Cyclosporin A (Sandimmun 5
mg/kg) im Abstand von einer Stunde. Genau nach der zweiten Dosis
trank der Patient eine Lösungsdosis
auf Basis von Cremophor/Alkohol von Paclitaxel, enthaltend 180 mg,
gelöst
in 120 ml 0,5 % Dextrose in Wasser, d.h. etwa 2,0 mg/kg Körpergewicht
oder 90 mg/m2 an Körperfläche. Standardvormedikationen,
die man für
die kurz dauernden Infusionen an Taxanen nutzen würde, wurden
nicht verabreicht. Nach Trinken der Lösung bemerkte der Patient,
dass der Geschmack unangenehm war. Für wenige Stunden hatte er außerdem einige
weiche Stühle.
Er berichtete auch über
ein gewisses Maß an
Erröten
einige Stunden nach der Dosierung, das mit dem zeitweisen Versagen
seiner gegen Bluthochdruck verabreichten Medikation in Verbindung stehen
mochte. Sein klinischer Verlauf war ansonsten nicht bemerkenswert.
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Plasmaproben
wurden in häufigen
Intervallen nach Verabreichung des Paclitaxels erhalten und wurden
mittels LC/MS/MS analysiert. Die Plasmaspiegelergebnisse über die
Zeit sind in 2 gezeigt. Die Spitze wurde
etwa 4 Stunden nach Dosierung erreicht und Spiegel über 0,07 μM wurden
zwischen etwa einer und fünf
Stunden erzielt. Spiegel, die denjenigen vergleichbar sind, die
sich in Brustkrebspatienten finden, welche eine 96-stündige intravenöse Infusion
von Paclitaxel (0,05 μM)
erhalten, lagen für
etwa 10-12 Stunden vor (Seidman et al., J. Clin., Onocl., 14:1877,
1996).
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BEISPIEL 4
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Ein
75 Jahre alter Mann mit Prostatakrebs für mehrere Jahre erhielt eine
orale Dosis an Paclitaxel und Cyclosporin A. Seine Körperoberfläche betrug
1,82 m2 und sein Gewicht betrug etwa 72
kg. Nach Fasten über Nacht
erhielt er dasselbe Regime an Cyclosporin A (Sandimmun 5 mg/kg)
und orales Paclitaxel (180 mg) wie der Patient in Beispiel 1, was
etwa 2,5 mg/kg oder etwa 100 mg/m2 Paclitaxel
für diesen
Patienten entsprach. Wiederum wurden keine Standardvormedikationen,
wie man für
die kurzzeitigen Infusionen von Taxanen verwenden würde, verabreicht.
Nach Trinken der Lösung
bemerkte der Patient, dass der Geschmack unangenehm war. Er hatte
einige weiche Stühle
für einige
Stunden. Er zeigte auch einen moderaten Rückgang des Blutdrucks nach
der Dosierung, was mit einer seinem nüchternen Zustand und den Blutentnahmen
in Beziehungen stehenden vasovagalen Reaktion verbunden sein könnte. Als
Vorsichtsmaßnahme
erhielt der Patient etwa 100 ml Kochsalz intravenös. Nach
dem Mittagessen fühlte
er sich sehr viel besser und der restliche Verlauf seines Klinikaufenthaltes
war ansonsten nicht bemerkenswert.
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Die
Plasmaproben wurden in häufigen
Intervallen nach Verabreichung des Paclitaxels entnommen und mittels
LC/MS/MS getestet. Die Plasmaspiegelergebnisse über die Zeit sind in 3 gezeigt.
Der Spitzenlevel betrug nahezu 0,3 μM und trat 4 Stunden nach Dosierung
auf. Spiegel oberhalb von 0,07 μM
wurden zwischen etwa einer und zehn Stunden erzielt. Spiegel, welche
denjenigen vergleichbar sind, die sich in Brustkrebspatienten finden,
welche eine 96-stündige
intravenöse
Infusion von Paclitaxel erhalten, lagen für etwa 12-15 Stunden vor.
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Wie
zuvor angemerkt, stellt 4 eine Überlagerung der Paclitaxel-Konzentrationsspiegel
dar, die über
die Zeit in Ratten (obere Kurve aus 1) und in
Menschen (Kurven aus 2 und 3) ermittelt
wurden, denen oral Paclitaxel nach zwei Dosen oralen Cyclosporins
im Abstand von einer Stunde gemäß der vorliegenden
Erfindung verabreicht worden waren. Es ist zu beobachten, dass die
in Menschen erzielten Konzentrationsspiegel nicht nur die Wirksamkeit
der vorliegenden Erfindung beim oralen Bioverfügbarmachen von Paclitaxel zum
ersten Mal bestätigen,
sondern dass sie die im Rattenmodell erzielten Konzentrationsspiegel übersteigen.
Diese Ergebnisse sind unerwartet und überraschend; bis wir die klinische
Wirksamkeit des fraglichen Verfahrens an Menschen belegt hatten,
konnte dies nicht auf Basis jeglicher vorhergehender Offenbarungen bezüglich der
Cyclosporine oder anderer möglicher
fördernder
Mittel oder hinsichtlich des Paclitaxels, seiner Derivate, Analoga
und Prodrugs oder anderer Taxane vorhergesagt werden.
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Es
ist somit gezeigt worden, dass Verfahren bereitgestellt werden,
welche die verschiedenen Aufgaben der Erfindung erzielen und die
gut daran angepasst sind, die Bedingungen der praktischen Anwendung
zu erfüllen.