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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Verbesserung der in dem am 19. April 1994 ausgegebenen kanadischen
Patent Nr. 2 041 774 und seinem entsprechenden, am 10. Oktober 1995
ausgegebenen amerikanischen Patent Nr. 5 456 921, die beide auf
den Namen der Anmelderin lauten, beschriebenen und beanspruchten
Erfindung.
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Genauer gesagt betrifft die Erfindung
eine pharmazeutische Tablette mit protrahierter Freigabe, die einen
Wirkstoff in Abmischung mit einem Träger auf Basis von vernetzter
Amylose, wobei Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) mit einer Viskosität von 4000
cps (mPa·s)
oder darüber
als Hilfsstoff zugegeben wird.
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Die Erfindung bezieht sich auch auf
die Verwendung von HPMC mit einer Viskosität von 4000 cps (mPa·s) oder
darüber
als Hilfsstoff in einer Tablette des oben definierten Typs, um die
Wirkung von sich im Darmmilieu befindlichen Enzymen, insbesondere α-Amylase,
auf die vernetzte Amylose zu kontrollieren und so die Abhängigkeit
der Freigabegeschwindigkeit von der Konzentration der in diesem
Milieu befindlichen Enzyme zu verringern.
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KURZE BESCHREIBUNG DES
STANDS DER TECHNIK
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In beiden obengenannten Patenten,
nämlich
in dem kanadischen Patent Nr. 2 041 774 und in dem amerikanischen
Patent Nr. 5 456 921, werden pharmazeutische Tabletten zur oralen
Verabreichung mit dem Ziel, eine Arzneimitteldosis kontrolliert über einen
gegebenen Zeitraum abzugeben oder „freizugeben" beschrieben.
Diese Tabletten werden dahingehend beschrieben, daß sie bis
zu 60 Gew.-% mindestens eines Wirkstoffs irgendwelcher Art enthalten.
Die Tabletten enthalten auch mindestens 40 Gew.-% eines Trägers oder „Vehikels",
der bzw. das aus mit Hilfe eines Vernetzungsmittels in einer Menge
von 0,1 bis 10 Gramm Vernetzungsmittel pro 100 Gramm vernetzter
Amylose besteht, wobei die bevorzugte Menge an Vernetzungsmittel
0,05 bis 7,5 Gramm, stärker
bevorzugt 1 bis 6 Gramm, pro 100 Gramm Amylose beträgt. Diese
vernetzte Amylose, die im folgenden als Contramid® bezeichnet
wird, wird vorzugsweise unter Verwendung von Epichlorhydrin oder
2,4-Dibrompropanol als Vernetzungsmittel hergestellt, weil die mit
diesen beiden Substanzen vernetzte Amylose seit vielen Jahren von
den meisten Arzneimittelprüforganen,
insbesondere der amerikanischen „Food & Drug Administration", anerkannt
wird.
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Der Hauptvorteil von Contramid® besteht
darin, daß es
im Gegensatz zu den meisten zur Zeit in Tabletten mit protrahierter
Freigabe verwendeten Vehikeln, bei denen der Arzneistoff durch Diffusion
gemäß der Fick-Diffusionsgesetze
(kumulativ freigesetzte Fraktion entspricht der Quadratwurzel der
Zeit), eine protrahierte Freigabe mit konstanter Geschwindigkeit
(0. Ordnung) gewährleistet.
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Von praktischen Gesichtspunkten aus
bildet Contramid® in einem wäßrigen Milieu
ein poröses
Hydrogel, das als Träger
für den
Arzneistoff dient und bei oraler Verabreichung eine protrahierte
Freigabe dieses Arzneistoffs gewährleistet.
Im Darmmilieu ist dieses Hydrogel gegenüber der Einwirkung von Verdauungsenzymen,
die die Amyloseketten angreifen und die Tablette abbauen, empfindlich,
was den Zerfall der Tablette im Verdauungstrakt gewährleistet.
Das Enzym α-Amylase
ist diesbezüglich
für die
Beschleunigung der Freigabe in den Tabletten besonders wirksam,
und seine Verwendung als Hilfsstoff bei der Herstellung von Tabletten wurde
bereits in einer am 3. Februar 1994 unter der Nr. WO 94/02121 im
Namen der Anmelderin veröffentlichten
internationalen Patentanmeldung beschrieben.
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Die so hergestellten Tabletten sind
wirksam und gewährleisten
bei den meisten Patienten eine gute protrahierte Freigabe. Es besteht
jedoch trotzdem ein gewisser Unterschied zwischen den Patienten
im Hinblick darauf, daß die
Enzymaktivität
je nach der Einzelperson und der aufgenommenen Nahrung stark schwankt.
Da Contramid® gegenüber Pankreas-Amylase
empfindlich ist, können
diese Schwankungen beim Vertrieb der Tabletten, zumindest mit bestimmten
Wirkstoffen, nachteilig werden.
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Die Zugabe eines Hilfsstoffs, mit
dem die Auswirkung von Enzymen kontrolliert werden kann, wäre daher
ein wichtiger Trumpf für
jemanden, der die einzigartigen Eigenschaften von Contramid industriemäßig ohne Einschränkung nutzen
möchte.
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DARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung beruht
auf einer von den Erfindern gemachten, äußerst überraschenden Entdeckung, nämlich daß es die
Zugabe ganz bestimmter Mengen eines ganz bestimmten Hilfsstoffs
zu Contramid® gestattet,
die erhaltenen pharmazeutischen Tabletten gegen jegliche stärkere Schwankungen
bei der Freigabegeschwindigkeit des Arzneimittels aufgrund des durch
die im Darmmilieu vorhandenen Enzyme mehr oder weniger raschen Zerfalls
von Contramid® zu
schützen.
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Bei diesem Hilfsstoff handelt es
sich um ein gut bekanntes und zur Zeit auf dem Gebiet der Pharmazie verwendetes
Hydrogel, nämlich
Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC). Dieser Hilfsstoff ist jedoch
nur dann wirksam, wenn seine Viskosität 4000 Centipoise (cpcs) (mPa)
oder darüber
beträgt
und wenn die zugesetzte Menge 10 bis 30 Gew.-% in bezug auf das
Gesamtgewicht der Tablette beträgt.
Unter 10% ist die zugesetzte HPMC-Menge zur Erzielung des erwünschten
Ergebnisses nicht ausreichend. Über
30% wird die HPMC-Menge zu groß und
beeinflußt
die Art des Trägers
selbst, der nicht mehr hauptsächlich
aus Contramid® besteht, was
zu einer Freigabe führt,
die zu einer Fick-Kinetik neigt.
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Im Rahmen der Erfindung wurde nun
entdeckt, daß ein
Zusatz von HPMC mit einer Viskosität von 4000 cps (mPa) oder darüber zu Contramid® letzteres
mit einzigartigen Eigenschaften ausstattet, die nicht vorhersehbar
waren und mit dem herrschenden Kenntnisstand dieses Produkts nicht
gezeigt werden konnten, nämlich
einer höheren
Resistenz gegenüber
dem Enzymmilieu und daher eine weniger stark ausgeprägte Abhängigkeit
gegenüber
der Enzymkonzentration in diesem Milieu.
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Diese Entdeckung ist insofern überraschend,
als ähnliche
Versuche, die durchgeführt
wurden, indem man andere Polymer-Typen, die auf dem Gebiet der Pharmazie
verwendet werden und als mögliche
Ersatzstoffe für
HPMC gelten, wie Ethylcellulose, Methylcellulose, Hydroxypropylcellulose
(HPC) oder Carbomer, durchgeführt
wurden, nicht erfolgreich waren, wie dies später noch gezeigt werden wird.
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Die wie im folgenden beanspruchte
Erfindung betrifft daher erstens eine pharmazeutische Tablette zur oralen
Verabreichung mit protrahierter Freigabe mindestens eines Wirkstoffs,
wobei die Zusammensetzung bis zu 60 Gew.-% des Wirkstoffs in Abmischung
und Verpressung mit mindestens 40 Gew.-% eines Trägers auf Basis
von mit Hilfe eines Vernetzungsmittels in einer Menge von 0,1 bis
10 Gramm Vernetzungsmittel pro 100 Gramm Amylose vernetzter Amylose
enthält.
Diese Tablette ist dadurch gekennzeichnet, daß der Träger
30 bis 90% vernetzte
Amylose sowie
10 bis 30% Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC)
mit einer Viskosität
von 4 000 cps (mPa) oder darüber enthält, wobei
sich die in Gewichtsprozent angegebenen Prozentsätze auf das Gesamtgewicht der
Tablette beziehen.
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Die Erfindung betrifft weiterhin
die Verwendung von Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) mit einer Viskosität von 4000
cps oder darüber
als Hilfsstoff zur Kontrolle der Wirkung von Enzymen auf einem Träger auf
Basis von mit Hilfe eines Vernetzungsmittels in einer Menge von
0,1 bis 10 Gramm Vernetzungsmittel pro 100 Gramm Amylose vernetzer
Amylose in einer pharmazeutischen Tablette zur oralen Verabreichung
mit protrahierter Freigabe, die bis zu 60 Gew.-% Wirkstoff enthält.
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Die so erhaltenen Tabletten weisen
eine ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit
gegenüber
dem Enzymmilieu und daher eine weniger stark ausgeprägte Abhängigkeit
von der Enzymkonzentration in diesem Milieu auf. Sie weisen außerdem eine
verbesserte mechanische Festigkeit bei der Verwendung auf, was vom
Gesichtspunkt der Vermarktung einen Trumpf bedeutet.
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Die Erfindung und ihre verschiedenen
Vorteile werden beim Durchlesen der folgenden allgemeinen Beschreibung,
die keine Einschränkung
darstellt, insbesondere unter Einbeziehung der von den Erfindern
erzielten Versuchsergebnisse, besser verständlich werden.
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ALLGEMEINE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Wie oben erwähnt betrifft die Erfindung
daher die Herstellung von pharmazeutischen Tabletten zur oralen
Verabreichung eines Wirkstoffs, um eine protrahierte Freigabe dieses
Wirkstoffs über
einen gegebenen Zeitraum zu erzielen. Die entsprechenden Zusammensetzungen
enthalten bis zu 60 Gew.-% des Wirkstoffs in Abmischung und Verpressung
mit mindestens 40 Gew.-% eines Trägers auf Basis von mit Hilfe
eines Vernetzungsmittels in einer Menge von 0,1 bis 10 Gramm Vernetzungsmittel
pro 100 Gramm Amylose vernetzter Amylose.
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Unter protrahierter Freigabe versteht
man eine Freigabe mit beinahe konstanter (linearer) Geschwindigkeit über einen
Zeitraum von bis zu über
20 Stunden.
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Bei dem verwendeten Wirkstoff kann
es sich um einen beliebigen Typ handeln, der oral verabreicht werden
kann. Beispielsweise (was jedoch keine Einschränkung darstellen soll) kann
er aus der Gruppe der Beruhigungsmittel, der schmerzstillenden Mittel,
der Antiazida, der entzündungshemmenden
Mittel, der Koronar- oder Cerebralvasodilatoren, der anregenden
Mittel, der Antihistaminika, Dekongestionsmittel, der Vasokonstriktoren,
der Antikoagulantien, der Antiarrhythmika, der blutdrucksenkenden
Mittel, der Anabolika, der blutzuckersteigernden oder -senkenden
Mittel, der Diuretika, der Antiasthmatika, der fiebersenkenden Mittel, der
Antiemetika, der krampflösenden
Mittel usw. stammen.
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Bei der verwendeten vernetzten Amylose
bzw. Contramid® handelt
es sich um den Typ, der ausführlich in
dem obenerwähnten
kanadischen Patent 2 041 774 beschrieben ist. Dieses Produkt wird
vorzugsweise mit 1 bis 6 Gramm Vernetzungsmittel pro 100 Gramm Amylose
hergestellt. Bei dem Vernetzungsmittel handelt es sich vorzugsweise
um Epichlorhydrin. Es kann sich jedoch auch um ein beliebiges anderes
pharmazeutisch unbedenkliches Vernetzungsmittel, wie 2,3-Dibrompropanol,
handeln. Contramid® liegt in Teilchenform
vor. Vorzugsweise weisen mindestens 50% dieser Teilchen eine Größe von 25
bis 700 Mikron (μm)
auf.
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Der Wirkstoff, der vorzugsweise gleichfalls
in Pulverform vorliegt, wird mit dem Träger auf Contramid®-Basis
vermischt und die so erhaltene Mischung wird zu den erwünschten
Tabletten verpreßt.
Das Verpressen wird vorzugsweise bei einem Druck von mindestens
0,15 Tonnen pro cm2 durchgeführt.
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Erfinderisch ist insbesondere die
Tatsache, daß der
zur Herstellung von Tabletten verwendete Träger auf Basis von vernetzer
Amylose 30 bis 90% Contramid® und 10 bis 30% Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC)
mit einer Viskosität
von 4000 cps (mPa·s)
oder darüber
enthält,
wobei sich diese Prozentsätze
auf das Gesamtgewicht der Tablette beziehen.
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Die verwendete HPMC stammt vorzugsweise
aus der Gruppe der HPMC-Produkte, die im amerikanischen Arzneibuch
USP, 23. Ausgabe, mit den Ziffern 2208 bzw. 2910 bezeichnet werden
(USP Standards, Grad XXIII). Die Viskosität der HPMD wird gemäß dieser
Normen anhand einer 2%igen wäßrigen Lösung bei einer
Temperatur von 20 ± 0,1°C bestimmt.
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HPMC 2208 weist einen Methoxy-Gehalt
von 19 bis 24% und einen Hydroxypropylgehalt von 4 bis 12% auf.
Beispielsweise wird dieses Produkt mit Viskositätswerten von 100, 4000, 15000
und 100000 von THE DOW CHEMICAL CO. unter den Handelsbezeichnungen
METHOCEL® K-
100, 4M, 15M und 100M vertrieben.
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HPMC 2910 weist einen Methoxy-Gehalt
von 28 bis 30% und einen Hydroxypropylgehalt von 7 bis 12% auf.
Beispielsweise wird dieses Produkt mit Viskositätswerten von 4000 und 100000
von THE DOW CHEMICAL CO. unter den Handelsbezeichnungen METHOCEL
E-4M und 100M vertrieben.
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Der Träger auf Basis von vernetzter
Amylose kann auch noch einen oder mehrere andere Bestandteile, die üblicherweise
bei der Herstellung von pharmazeutischen Tabletten verwendet werden,
enthalten, z. B.
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- – Füllstoffe
wie Lactose oder Saccharose in einer Menge von bis zu 40 Gew.-%,
- – Fließregulierungsmittel
wie Siliciumdioxid in einer Menge von bis zu 10 Gew.-%,
- – Granulierhilfsmittel
(Bindemittel) in einer Menge von bis zu 10 Gew.-%,
- – Formentrennmittel
wie Magnesiumstearat in einer Menge von bis zu 5 Gew.-%, und/oder
- – Sprengmittel
in einer Menge von bis zu 5 Gew.-%.
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Bei der Tablette kann es sich um
den Matrix-Typ oder den Doppelkern-Typ handeln.
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Im ersten Fall stammt die verwendete
HPMC vorzugsweise aus der Gruppe HPMC 2208 und 2910 mit einer Viskosität von über 4000.
Vorzugsweise wird HPMC 2208 mit einer Viskosität von 100000 cps verwendet.
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Handelt es sich bei der Tablette
um eine Tablette vom Doppelkern-Typ, so stammt die verwendete HPMC
ebenfalls vorzugsweise aus der Gruppe HPMC 2208 und 2910 mit einer
Viskosität
von nicht nur über 4000
cps (mPa·s),
sondern gleich 4000 cps (mPa·s).
Solch eine Tablette beinhaltet einen Tablettenkern mit einer bestimmten
Wirkstoffmenge und eine äußere Hülle mit
einer anderen Menge des gleichen oder eines anderen Wirkstoffs in
Abmischung und Verpressung mit dem Träger, der vernetzte Amylose
und HPMC enthält. Der
Kern kann auch einen Träger
auf Basis von vernetzter Amylose beinhalten und HPMC beinhalten.
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Die Doppelkerntabletten eignen sich
ganz besonders in solchen Fällen,
wo man aufgrund ihrer äußeren Hülle die
Freigabeflexibilität,
die zu Beginn langsam und gegen Ende schnell oder umgekehrt sein
kann, und die Dosismenge erhöhen
kann, insbesondere wenn der Wirkstoff, der verabreicht werden soll,
stark wasserlöslich
ist. In den meisten Fällen
gewährleisten
sie eine Freigabe in zwei Schritten.
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Wie oben erwähnt wurden HPMC wie andere
Polymere, z. B. Hydroxypropylcellulose (HPC) oder Carbomer (wie
z. B. das von B. F. GOODRICH unter der Handelsbezeichnung CARBOPOL® vertriebene
Produkt) bereits zur Herstellung von Tabletten im Hinblick auf eine
protrahierte Freigabe eines Arzneistoffs verwendet. Diesbezüglich wird
beispielsweise (was jedoch keine Einschränkung darstellen soll) auf
das amerikanische Patent Nr. 3 065 143 aus dem Jahr 1962 oder auf
das kanadische Patent Nr. 1 188 614 aus dem Jahr 1985 verwiesen.
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In dem amerikanischen Patent Nr.
3 065 143 wird gelehrt, daß die
HPMC zur Herstellung von Tabletten mit protrahierter Freigabe verwendet
werden kann, unter der Bedingung, daß sie in einer Menge von über 30 Gew.-%
verwendet wird. Dieses Patent beschreibt, daß die HPMC eine schleimartige
Barriere bildet, die aus mittels der Einwirkung von Wasser geschwollenem
Gummi besteht und deren fortschreitender Zerfall im Magen-Darm-Trakt
die erwünschte
protrahierte Freigabe gewährleistet
(siehe Beispiel 1, in dem die Zerfallszeiten in vitro angegeben
sind). Dieses Patent weist auf einen langsamen Zerfall der Tablette
mit der darauffolgenden Freigabe des Wirkstoffs über einen Zeitraum von über 4 Stunden
hin. Dies unterscheidet sich von der vorliegenden Erfindung, wo
die Tablette kaum aufquellt und während über 20 Stunden in vitro in
einem enzymatischen Medium überhaupt
nicht zerfällt.
Außerdem
sind die Freigabezeiträume
bei den erfindungsgemäßen Tabletten
wesentlich länger.
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In dem kanadischen Patent Nr. 1 188
614 wiederum wird gelehrt, daß die
HPMC mit untergeordneten Trägern
zur Herstellung von Tabletten, die 70 bis 95% Wirkstoff enthalten,
verwendet werden können,
wobei eine langsame Freigabe in vitro erzielt wird. Dieses System
bildet, wie in dem amerikanischen Patent Nr. 3 065 143 erwähnt, eine „soft mucilaginous
gel barrier" [weiche schleimige Gelbarriere], die den Arzneistoff
durch Diffusion entsprechend einer Fick-Kinetik freigibt (kumulativ
freigesetzte Fraktion ist der Quadratwurzel der Zeit proportional).
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In dem Patent wird nicht vorgeschlagen,
HPMC dazu zu verwenden, um eine Tablette aus vernetzter Amylose
widerstandsfähig
gegenüber
der Einwirkung von in den Darmflüssigkeiten
vorhandener α-Amylose zu
machen.
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Im Gegensatz dazu bleibt die erfindungsgemäße Tablette
aus vernetzter Amylose, die HPMC enthält, in ihrem ursprünglichen
Zustand, wenn sie in ein wäßriges Milieu
eingebracht wird, und zwar mindestens für 24 Stunden lang (dem für die Freigabe
des Wirkstoffs erforderlichen Zeitraum). Es wird keinerlei Schleim
gebildet und die Freigabe erfolgt im allgemeinen mit konstanter
Geschwindigkeit (0. Ordnung) und dauert länger an, als dies bei den Beispielen
des kanadischen Patents Nr. 1 188 614 der Fall ist.
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Es handelt sich daher nicht um eine
gleiche Technologie.
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Um die Genauigkeit der oben gemachten
Aussagen und Angaben zu bestätigen,
wurden Versuche durchgeführt.
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Herstellung
von Tabletten
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Für
diese Versuche wurden pharmazeutische Tabletten des Matrix-Typs
und des Doppelkern-Typs, die Contramid® als
Träger
mit oder ohne HPMC-Zusatz beinhalten, unter Verwendung der genau
in dem kanadischen Patent Nr. 2 041 774 beschriebenen Methodik hergestellt.
Andere gelierende Polymere wurden ebenfalls zu Vergleichszwecken
geprüft.
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Die hergestellten Tabletten des Matrix-Typs
wiesen alle ein Gewicht von 500 mg auf und enthielten 50 mg Acetylsalicylsäure (ASSR)
als Medikamenttyp. Zur Vervoll ständigung
der Zusammensetzung wurde HPMC in einer Konzentration von 0 bis
30 Gew.-% und Contramid® in einer Konzentration
von 60–90
Gew.-% sowie 0,25 Gew.-% Magnesiumstearat als Formentrennmittel
verwendet. Diese Tabletten waren vom bikonvexen Zylindertyp und
wiesen einen Durchmesser von 12,7 mm auf.
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Das für ihre Herstellung verwendete
Contramid® wurde
dadurch hergestellt, daß man
3,5 Gramm Epichlorhydrin als Vernetzungsmittel für 100 Gramm Amylose verwendete
und sonst nach der in dem kanadischen Patent Nr. 2 041 774 genau
beschriebenen Methodik vorging.
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Die hergestellten Tabletten des Doppelkern-Typs
wiesen einen Tablettenkern, der 128 mg Pseudeephedrinhydrochlorid
als Medikamenttyp in Abmischung mit 24 mg Contramid® als
Träger.
enthielt, auf, wobei das Ganze von einer äußeren Hülle, die 72 mg Pseudoephedrinhydrochlorid,
406 mg Contramid® und 120 mg (20%) HPMC
2208/100000 enthielt, umhüllt
wurde. Das für
ihre Herstellung verwendete Contramid® wurde
mit 2 Gramm Epichlorhydrin als Vernetzungsmittel pro 100 Gramm Amylose
hergestellt.
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Da HPMC in verschiedenen Typen mit
unterschiedlicher Viskosität
vorliegt, wurden die Bezeichnungen folgendermaßen abgekürzt:
HPMC 2208 mit 100
cps (mPa·s)
= HPMC 2208/100
HPMC 2208 mit 4000 cps (mPa·s) = HPMC 2208/4000
HPMC
2208 mit 100000 cps (mPa·s)
= HPMC 2208/100000
HPMC 2910 mit 4000 cps (mPa·s) = HPMC
2910/4000
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In-vitro-Dosierung
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Die so hergestellten Tabletten wurden
in einem wäßrigen Medium
unter mechanischem Bewegen bei 37°C
auf Zerfall geprüft.
Alle Versuche werden mindestens in zweifacher Wiederholung unter
den folgenden Zerfallsbedingungen durchgeführt.
Gerät: | U.S.P.
Zerfallsprüfungsgerät Typ 3 |
Bewegen: | 10mal
Eintauchen pro Minute |
Zerfallsmilieu: | 2
Stunden in saurem Milieu, pH 1,2; 12 Stunden in Phosphat-Milieu
pH 7,0 mit oder ohne Enzym (wobei die Enzymkonzentration an bakterieller α-Amylase
(Bacillus) je nach Versuch zwischen 0 und 72 I.E./ml schwankt) sowie
10 Stunden in Phosphat-Milieu,
pH 7,0. |
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die bei den so durchgeführten Versuchen
erzielten Ergebnisse sind in den beigefügten Zeichnungen dargestellt,
wobei die Abbildungen folgendes darstellen:
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1 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von 500-mg-Tabletten, die 50
mg ASS, Contramid® und unterschiedliche
Konzentrationen an HPMC 2208/100000 in dem Phosphat-Milieu mit 18
I.E./ml Enzym darstellt;
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2 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von 500-mg-Tabletten mit 50 mg
ASS, Contramid® und
20% HPMC 2208/100000 in dem Phosphat-Milieu mit unterschiedlichen
Enzymkonzentrationen darstellt;
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3 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von 500-mg-Tabletten mit 50 mg
ASS und Contramid® ohne HPMC in dem Phosphat-Milieu
mit unterschiedlichen Enzymkonzentrationen darstellt;
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4 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von 500-mg-Tabletten mit 50 mg
ASS, Contramid® und
20% HPMC 2208/100 in dem Phosphat-Milieu mit unterschiedlichen Enzymkonzentrationen
darstellt;
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5 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von 500-mg-Tabletten mit 50 mg
ASS, Contramid® und
20% gelbildendem Polymer im Phosphat-Milieu mit 18 I.E. Enzym/ml
darstellt (die Versuche mit Carbomer wurden bei einer Konzentration
von 10% durchgeführt);
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6 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von Pseudoephedrinhydrochlorid-Tabletten
mit Doppelkern aus Contramid® mit 20% HPMC 2208/100000
in dem Phosphat-Milieu
bei unterschiedlichen Enzymkonzentrationen darstellt, und
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7 ist
eine Kurve, die das Zerfallsprofil von Pseudoephedrinhydrochlorid-Tabletten
mit Doppelkern aus Contramid® mit 20% unterschiedlicher
HPMC-Typen in dem Phosphat-Milieu mit 18 I.E. Enzym/ml darstellt.
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Tabletten des
Matrix-Typs
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(a) Auswirkung der HPMC-Konzentration
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In einem enzymatischen Milieu mit
18 I.E./ml hatte die HPMC-Konzentration eine direkte Auswirkung auf
die Widerstandsfähigkeit
der Tablette gegenüber
dem Enzym und auf das Freigabeprofil der Tablette. Bei einer niedrigen
Konzentration (<10%)
wies die Tablette ein abgehacktes, schlecht reproduzierbares Profil
auf; bei einer Konzentration über
10% ist die Kurve stärker
linear. Die Freisetzung wird bei 20 und 30% beträchtlich verlängert.
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Hieraus geht hervor, daß die Matrix
in bezug auf ihre Eigenschaften mit dem Ansteigen der HPMC-Konzentration
radikal ändert.
Bei einem Minimum von 10% HPMC weist die Tablette eine bessere Widerstandskraft
gegenüber
Enzymen auf, was zu stärker
linearen und reproduzierbaren Profilen führt. Bei über 20% weist die Tablette
eine sehr gute Widerstandsfähigkeit
gegenüber
Enzymen auf.
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(b) Schutz gegen das Enzymmilieu
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Aus den 2 und 3 geht
hervor, daß die
HPMC 2208/100000 eine direkte Auswirkung auf die Widerstandsfähigkeit
der Tablette gegenüber
Enzymen ausübt.
Bei einem Zusatz von 20% HPMC 2208/100000 zum Contramid®-Träger ist
der Einfloß der
Enzymkonzentration auf das Profil minimal, wobei trotzdem eine ausgeprägte Krümmung nach
unten in dem enzymfreien Milieu beobachtet wird. Eine Tablette ohne
HPMC 2208/100000 wird jedoch wesentlich anfälliger gegenüber dem
Enzym, auch in niedrigen Konzentrationen, während die Freisetzung in einem
enzymfreien Milieu beinahe identisch mit einer Tablette mit 20%
HPMC 2208/100000 ist. Aus dieser Beobachtung zum Schluß geht hervor,
daß die
HPMC als solche nicht direkt auf die Freisetzungseigenschaften von
Contramid® einwirkt,
sondern vielmehr auf die Anfälligkeit
der Tablette gegenüber
dem Enzym.
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Aus Vergleichsgründen wurde HPMC 2208/100 unter ähnlichen
Bedingungen geprüft. 4 zeigt, daß die Auswirkung
des Enzyms bei HPMC mit einer Viskosität von 100 im Vergleich zu HPMC
mit einer Viskosität
von 100000 wesentlich stärker
ausgeprägt
ist. Das Molekulargewicht der HPMC hätte demgemäß eine wesentliche Auswirkung
auf die Widerstandsfähigkeit
gegenüber
Abbau durch das Enzym.
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(c) Auswirkung des Polymer-Typs
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Aus Versuchen, die mit mehreren Polymeren,
die in wäßrigem Milieu
zur Bildung eines Hydrogels befähigt
sind, durchgeführt
wurden, ging die Besonderheit von HPMC 2208/100000 hervor. 5 zeigt, daß die anderen
Polymere, darunter auch die HPMC-Arten mit einer Viskosität von genau
4000 cps (mPa·s)
alle zu einer raschen Freigabe des Wirkstoffs führten. Es wird jedoch beobachtet,
daß die
Schutzwirkung bei der HPMC mit hoher Viskosität optimal ist.
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Doppelkerntabletten
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Bei den im folgenden untersuchten
Ergebnissen handelt es sich um die Ergebnisse, die mit den Doppelkerntabletten
erzielt wurden.
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6 zeigt,
daß die
Doppelkerntabletten mit HPMC 2208/100000 eine gute Widerstandsfähigkeit
gegen das Enzymmilieu aufweisen.
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7 zeigt
auch, daß diese
Schutzwirkung genauso ausgeprägt
ist, wenn die verwendete HPMC eine Viskosität von nur 4000 cps (mPa·s) aufweist.
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Natürlich ergeben sich aus der
vorstehenden allgemeinen Beschreibung unterschiedliche Modifikationen,
ohne daß der
Erfindungsrahmen, wie er in der beigelegten Ansprüchen definiert
ist, überschritten
wird.