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faul

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Wortbildung  mit ›faul‹ als Erstglied: Faulbank · Faulbaum · Faulbett · Faulheit · Faulpelz · Faulstelle · Faultier
 ·  mit ›faul‹ als Letztglied: denkfaul · edelfaul · erzfaul · fußfaul · kernfaul · maulfaul · mundfaul · oberfaul · schaltfaul · schreibfaul · sprechfaul · stinkfaul

Bedeutungsübersicht

  1. 1. in Fäulnis übergegangen
    1. a) verdorben, übel
    2. b) [übertragen] ...
  2. 2. träge
    1. a) arbeitsscheu, nicht arbeitswillig
    2. b) [umgangssprachlich, übertragen] ...
    3. c) [umgangssprachlich] ⟨nicht faul⟩ schnell reagierend
eWDG

Bedeutungen

1.
in Fäulnis übergegangen
a)
verdorben, übel
Beispiele:
faules Fleisch, Obst
faule Kartoffeln, Eier, Fische
faules Holz, Laub, Wasser
ein fauler Geruch, Dunst
die Äpfel sind, schmecken (ganz) faul
jmdn. mit faulen Eiern bewerfen
Er … fuhr am Nachmittag mit dem Vaporetto über die faul riechende Lagune nach Venedig [ Th. MannTod in Venedig9,491]
bildlich
Beispiele:
abwertendeine faule (= morsche, überlebte) Gesellschaftsordnung
Skisport fauler (= weicher, unterhöhlter) Schnee
Bergmannssprache faules (= brüchiges, unzuverlässiges) Gestein
b)
übertragen
Beispiele:
salopp, abwertendeine faule (= unlautere, zweifelhafte) Sache
salopp, abwertend faule (= schlechte) Witze machen
salopp, abwertenddas ist alles fauler Zauber (= Schwindel)
salopp, abwertenddie Sache, Angelegenheit scheint (mir mehr als) faul zu sein, sieht faul aus (= ist nicht in Ordnung)
salopp, abwertendan dem Vorhaben, mit der Erbschaft ist, muss etwas faul (= nicht einwandfrei, schlecht) sein
salopp, abwertendes steht faul (= bedenklich) für ihn, mit seinen Geschäften, um seine Versprechungen
abwertend faule (= unglaubwürdige, nicht stichhaltige) Ausreden
umgangssprachlich, abwertendein fauler (= ungedeckter) Wechsel
umgangssprachlich, abwertend faule (= unsichere, wertlose) Aktien, Verträge
umgangssprachlich, abwertendeinen faulen (= niemand befriedigenden) Kompromiss eingehen
umgangssprachlich, abwertendUnd überhaupt, ein fauler Friede (= ein Frieden, der nicht echt ist, dem keiner traut) [ WeiskopfAbschied v. Frieden1,483]
sprichwörtlichEtwas ist faul (= ist bedenklich, stimmt nicht) im Staate Dänemarks [ Schlegel-Shakesp.HamletI 4]
2.
träge
in gegensätzlicher Bedeutung zu fleißig
a)
arbeitsscheu, nicht arbeitswillig
Beispiele:
ein fauler Mensch, Schüler
umgangssprachlichein fauler Kerl
abwertendein fauler Bursche
so ein faules Gesindel!
salopp, abwertend, scherzhaftihr seid (mir) eine faule Bande
saloppsie war faul wie die Sünde (= sie war sehr, überaus faul)
salopp, derbsie war stinkend faul
vulgär, abwertend fauler Hund!
sie war das faulste Mädchen in der Klasse, am faulsten von allen Kindern
saloppGerda war ein faules Luder [ EisenreichUrgroßvater12]
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch, / Was fleißige Hände erwarben [ HeineWintermärchen2,432]
bildlich
Beispiel:
umgangssprachlichsie liegt den ganzen Tag auf der faulen Haut (= tut den ganzen Tag nichts)
b)
umgangssprachlich, übertragen
Beispiele:
ein fauler (= säumiger) Zahler, Schuldner
sich [Dativ] einen faulen Tag machen (= nicht viel tun)
Famos, was man da für'n faulen Tag leben kann (= wie wenig man da zu arbeiten braucht) [ G. HermannKubinke253]
c)
umgangssprachlich nicht faulschnell reagierend
Beispiele:
sie, nicht faul, gab ihm eine passende, treffende, die richtige Antwort
Er, nicht faul, nimmt seinem Kutscher die Peitsche aus der Hand [ Suderm.Reise nach Tilsit6, 8]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
faul · stinkfaul · faulig · Faulheit · Fäulnis · Faulpelz · Faultier · faulenzen · Faulenz · Faulenzer
faul Adj. ‘verdorben, verwesend, unredlich, anrüchig, träge’, ahd. fūl (9. Jh.), mhd. vūl ‘verwesend, stinkend, modrig, morsch, verdorben, träge’, asächs. aengl. fūl, engl. foul, mnd. vūl, mnl. vuul, nl. vuil, anord. fūll, schwed. ful, got. fūls, germ. *fūla- ist auf die Wurzel ie. *pū̌- ‘faulen, stinken’ (vermutlich Weiterentwicklung einer Interjektion *pu ‘pfui’) zurückzuführen, zu der auch aind. pū́yati ‘wird faul, stinkt’, griech. pȳ́thesthai (πύθεσθαι) ‘faulen’, lat. pūs ‘Eiter’, pūtēre ‘nach Fäulnis riechen’ gehören. – stinkfaul Adj. ‘außerordentlich träge’ (17. Jh.), verstärkend zusammengesetzt mit stinken unter Rückgriff auf die alte Bedeutung faul ‘stinkend’. faulig Adj. ‘mit Fäulnis behaftet, verwesend’, mhd. vūllich. Faulheit f. ‘Trägheit’, mhd. vūlheit, daneben auch vūlkeit, vūlecheit, frühnhd. Faulkeit, Fauligkeit ‘Trägheit, Verwesung’. Fäulnis f. ‘Zersetzung, Verwesung’, ahd. fūlnussī (10. Jh.; auch fūlnissida, 11. Jh.), mhd. vūlnis; dafür bis zum 18. Jh. häufiger Faulung, Fäulung, mhd. vūlunge. Faulpelz m. ‘zur Trägheit neigender Mensch, Faulenzer’ (19. Jh.), schweiz. bereits seit dem 13. Jh. bezeugt; vgl. Pelz ‘Schimmelschicht auf Speisen’, so daß die Vorstellung ‘vor Faulheit Schimmel ansetzen’ zugrunde liegen kann; heute überwiegt wohl Assoziation an Faultier sowie der Gedanke eines trägen Verharrens im bequemen Pelz. Faultier n. südamerikanisches Säugetier von geringer Bewegungsfreudigkeit (17. Jh.), Wiedergabe von span. perezoso; dann auch scherzhaft ‘arbeitsscheuer Mensch’ (19. Jh.). faulen Vb. ‘sich zersetzen, verwesen’, ahd. fūlēn (9. Jh.), mhd. vūlen. faulenzen Vb. ‘träge, untätig sein’, spätmhd. vūlezen ‘faulig schmecken, träge sein’. Das Verb ist analog zu einer Gruppe von intensiven und iterativen Verben auf mhd. -e(z)zen (got. -atjan, ahd. -a-(z)zen, -e(z)zen) gebildet; der n-Einschub stammt aus dem Omd. Dazu Faulenz, Faulenzer m. (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Biologie
faul · faulig · modrig · morsch · verfault · vermodert · verrottet · zerfallen · zersetzt  ●  putrid fachspr., lat., historisch · vermorscht ugs.

bequem · faul · müßig · passiv · phlegmatisch · tatenlos · träge · untätig  ●  pomadig ugs.
Assoziationen

nicht realisierbar · nicht zu realisieren · voll abzuschreiben  ●  faul (Kredit) ugs., Jargon · notleidend fachspr., Jargon · uneinbringlich (Forderung) fachspr.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›faul‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›faul‹.

Verwendungsbeispiele für ›faul‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Eine robuste Frau vom Lande, die sieben Kindern das Leben geschenkt hatte, rekelte sich faul im Bett. [Neutsch, Erik: Spur der Steine, Halle: Mitteldeutscher Verl. 1964 [1964], S. 981]
Wiewohl sie sich bei keiner Tätigkeit weh zu tun pflegten, waren sie nicht im alltäglichen Sinne faul. [Reger, Erik [d.i. Dannenberger, Hermann]: Union der festen Hand, Kronberg/Ts.: Scriptor 1976 [1931], S. 627]
Sie schalten das faule Volk, statt es mitzunehmen, gar mitzureißen. [Die Zeit, 27.04.2000, Nr. 18]
Man will sie stärker kontrollieren; sie sollen keine Beamten mehr sein; viele halten sie gar für faul. [Die Zeit, 19.08.1999, Nr. 34]
Er war ein schlechter Mann, er war ein fauler Mann. [Feuchtwanger, Lion: Erfolg. In: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 6, Berlin: Aufbau-Verl. 1993 [1930], S. 42]
Zitationshilfe
„faul“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/faul>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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