Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
Für Ihre Abfrage nach bei gibt es mehrere Wörterbuchartikel.
  • 1bei, Präposition
    1. siehe auch beim
      1. I. räumlich
      2. II. bezeichnet die Gleichzeitigkeit eines Zustandes, Vorganges mit einem anderen (sich am gleichen Ort vollziehenden) Zustand, Vorgang
      3. III. in Sonderfunktionen

  • 2bei, Adverb
    1. [norddeutsch, umgangssprachlich]
      siehe auch dabei, hierbei, wobei

  • 3bei, Adverb
    1. [veraltet] etwa, ungefähr

bei

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GrammatikPräposition (mit Dativ)
Aussprache  [baɪ̯]
Wortbildung  mit ›bei‹ als Erstglied: Beiblatt · Beifahrer · Beifahrerin · Beifang · Beifund · Beifutter · Beigabe · Beigericht · Beigeschmack · Beiheft · Beihelfer · Beihilfe · Beihirsch · Beiklang · Beikoch · Beikost · Beikraut · Beiladung · Beilast · beileibe · Beiläufer · beim · Beimann · Beiname · Beipack · Beipferd · Beiprogramm · Beirat · Beisatz · Beischlaf · Beischlag · Beischrift · Beisegel · beiseite · Beistrich · Beiwagen · Beiwerk · Beiwert · Beiwesen · Beiwort · Beizeichen · beizeiten
 ·  mit ›bei‹ als Letztglied: nebenbei  ·  mit ›bei‹ als Binnenglied: Gottseibeiuns  ·  mit ›bei‹ als Grundform: bei-
eWDG

Bedeutung

siehe auch beim
I.
Grammatik: räumlich
1.
bezeichnet Nähe, lose Berührung
a)
in der Nähe von
Beispiele:
Potsdam (liegt) bei Berlin
die Schlacht bei Jena und Auerstedt
der Parkplatz beim Rathaus
die Blumenbank steht beim Fenster
die Tafel hing beim Katheder
der Pförtner beim Haupteingang
bei der Bücke ankommen, auf und ab gehen, auf jmdn. warten
sich (im Restaurant) bei der Tür hinsetzen
wer ist die Dame, die bei deinem Freund (am Tisch) sitzt?
bei dem Arzt standen mehrere Krankenschwestern
MilitärGewehr bei Fuß
unmittelbar, dicht, nahe bei der Post ist ein Kiosk
die Leute standen dicht bei dicht (= dicht gedrängt)
im Hafen liegt Schiff bei (= neben) Schiff
b)
im Bereich von, in den Wohnräumen, Arbeitsräumen, Räumen von
Grammatik: in Verbindung mit Personen und Institutionen
Beispiele:
bei jmdm. eingeladen sein, eintreten, zu Besuch sein, vorsprechen, wohnen, schlafen
sich beim Pförtner anmelden
beim Arzt lange warten müssen
beim Bäcker Brötchen holen
bei Professor A (Vorlesungen) hören
das Buch liegt bei Vater (im Zimmer) auf dem Schreibtisch
bei den Indianern leben
er hat viel bei Behörden zu tun
er ist bei der Post beschäftigt
sie arbeitet bei einem Verlag
umgangssprachlicher ist bei der Eisenbahn (= arbeitet als Eisenbahner)
etw. beim Laden um die Ecke kaufen
den Mantel bei der Garderobe abgeben
ein Konto bei der Sparkasse haben
bei der Infanterie ausgebildet werden
der Aufenthalt bei den Inselbewohnern
historischEmpfang bei Hofe
er ist bei uns (= in unserem Land, Ort, Betrieb, in unserer Familie) zu Gast
bei Meiers (= in der Familie Meier) ist ein Baby angekommen
dieser Satz steht bei Goethe (= in Goethes Werken)
c)
Grammatik: in Verbindung mit dem Reflexivpronomen
α)
jmdn. bei sich haben (= jmdn. in seiner Begleitung, Umgebung haben)
Beispiele:
er hatte seinen Stellvertreter bei sich
[er genoss] das Glück, sie anzublicken und bei sich zu wissen [ FlakeSchritt296]
β)
etw. bei sich haben, tragen (= etw. mit sich führen)
Beispiele:
Geld bei sich haben
trägst du deine Brille immer bei dir?
γ)
übertragen
Beispiele:
ein Geheimnis bei sich (= für sich) behalten
»sie hat recht«, dachte er bei sich (= »sie hat recht«, dachte er im stillen)
saloppnicht (ganz) bei sich sein (= nicht bei Verstand sein)
2.
häufig bezeichnet enge Berührung   an
Grammatik: in Verbindung mit Verben des Greifens
Beispiele:
jmdn. bei der Schulter packen
jmdn. beim Rockzipfel halten, fassen
jmdn. beim Arm nehmen
3.
übertragen
Grammatik: räumlich
a)
entsprechend der Bedeutung von ¹bei (I 1 a, I 1 b)
Beispiele:
die Entscheidung liegt beim Arzt, Ministerium
gehobendas steht bei Ihnen (= hängt von Ihnen ab)
salopp bei dir piept's wohl?
salopp bei dem ist wohl eine Schraube los?
umgangssprachlichman weiß nie, woran man bei ihm ist
α)
Grammatik: in fester Abhängigkeit von Verben
Beispiele:
bei jmdm. anfragen, anrufen, etw. erreichen wollen
bei jmdm. ein gutes Wort für seinen Freund einlegen
sich bei jmdm. beschweren, entschuldigen, erkundigen
bei jmdm. ein Gefühl der Zuneigung erwecken
bei jmdm. etw. gelten
umgangssprachlich bei jmdm. gut angeschrieben sein
bei seiner Behauptung bleiben
es bleibt alles beim Alten
er verweilte gern bei diesen Geschichten
β)
Grammatik: in fester Abhängigkeit von Adjektiven
Beispiel:
angesehen, beliebt bei jmdm.
b)
entsprechend der Bedeutung von ¹bei (I 2)
Beispiele:
die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen
umgangssprachlichetw. bei der Hand haben
losgelöst von räumlicher Vorstellung
Beispiele:
jmdn. beim Wort nehmen
jmdn. beim Namen rufen
die Sache beim rechten Namen nennen
4.
weitgehend gelöst von räumlicher Vorstellung; drückt eine allgemeine Beziehung aus   was etw., jmdn. angeht, so …
Beispiele:
bei der Herrenkleidung sind jetzt enge Hosen modern
die Reparatur dauert bei Schirmen zwei Wochen
bei diesem Wort fehlt ein Buchstabe
bei seinem Vorschlag handelt es sich um ein einmaliges Angebot
bei ihm braucht man keine Befürchtungen zu haben, dass er es nicht schafft
bei starken Rauchern kann es zu Nikotinvergiftungen kommen
bei Ärzten findet man diese Ansicht häufig
bei unserm Betrieb kommt so etwas nicht vor
bei den alten Griechen stand die Kunst in hohem Ansehen
so war es auch bei mir (= in meinem Falle)
bei ihm (= wenn man mit ihm zu tun hat) darf man nicht nachgeben
II.
bezeichnet die Gleichzeitigkeit eines Zustandes, Vorganges mit einem anderen (sich am gleichen Ort vollziehenden) Zustand, Vorgang
1.
a)
Beispiele:
bei dem gestrigen Regen fanden wir unter einem Baum Schutz
bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass …
beim Auftritt des Clowns gab es viel Gelächter
beim Herannahen der Gefahr ertönte das Signal
eine neue Methode beim Schleifen einführen
bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Beleuchtung eingeschaltet
bei der Versammlung wurde viel geraucht
ich lernte ihn bei einer Geburtstagsfeier kennen
er ist beim Lesen eingeschlafen
er reiste bei Nacht
das sonderbare Ereignis bei seiner Geburt, seinem Tode
veraltend bei (= zu) Lebzeiten seines Vaters
veraltetVon da an haben wir alle geglaubt, daß wir noch bei diesen unseren Zeiten […] den Antichrist erwarten müßten [ le FortPapst111]
veraltetsein […] Fleiß hatte ihm schon bei jungen Jahren zu einem hohen Grade öffentlicher Anerkennung verholfen [ KügelgenJugenderinnerungen40]
b)
mit Betonung der räumlichen Vorstellung
Beispiele:
bei Tisch (= beim Essen) sitzen
umgangssprachlich bei Wasser und Brot (= in Gefangenschaft) sitzen
umgangssprachlichsie sitzt immer noch bei ihrem Pullover (= beim Stricken ihres Pullovers)
umgangssprachlicher war bei Verdun (= im Kampf um Verdun) verwundet worden
umgangssprachlichder Ballon wurde bei 1000 Meter (= als er 1000 Meter hoch gestiegen war) angehalten
2.
bezeichnet einen Begleitumstand
Beispiele:
der Zug passierte die Grenze bei Regen
er schläft bei geöffnetem Fenster
die Steigerung der Produktion bei gleichzeitiger Verkürzung der Arbeitszeit
das Werk produziert jetzt das Doppelte bei gleichbleibend guter Qualität
bei Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte wurde er zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt
das Betreten des Eises ist bei Strafe verboten (= ist verboten, wobei Zuwiderhandlungen bestraft werden)
3.
bezeichnet außerdem die Bedingung
Beispiele:
bei Regen gehen wir nicht spazieren
bei Gelegenheit werde ich ihn zur Rede stellen
die Notbremse darf nur bei Gefahr gezogen werden
bei Ausnutzung aller Möglichkeiten lässt sich das Ziel erreichen
bei Versammlungen sollte man nicht rauchen
dies Medikament darf nur bei hohem Fieber angewandt werden
bei Frühgeburten ist besondere Sorgfalt erforderlich
Wasser kocht bei 100 Grad
bei Entfernungen über 100 Kilometer beträgt der Zuschlag 3 Euro
bei Licht besehen (= wenn man die Sache genau betrachtet)
4.
bezeichnet außerdem den Grund
Beispiele:
bei dem Regen sind die Wege unpassierbar
bei deinen guten Augen brauchst du keine Brille
bei solcher Ausbildung ist diese Leistung nicht verwunderlich
bei den gewaltigen Bodenschätzen dieses Landes ist seine rasche industrielle Entwicklung sicher
5.
bezeichnet außerdem eine Einräumung
Beispiele:
bei so starkem Regen sind sie spazierengegangen
dieser Grundsatz ist bei manchen Vorbehalten im einzelnen heute allgemein anerkannt
bei seinem großen Wissen ist er dennoch ohne wirkliche Bildung
umgangssprachlich beim besten Willen kann ich dir nicht helfen
Grammatik: oft in Verbindung mit »all«
Beispiele:
bei aller Großzügigkeit war sie doch sparsam
bei aller Anerkennung seiner Leistungen kann man ihn dennoch nicht als Bahnbrecher bezeichnen
bei all seinen Verdiensten hatte er aber auch einen schweren Fehler
6.
a)
Grammatik: in fester Abhängigkeit von Verben
Beispiele:
jmdn. bei der Wache ablösen
bei einem Scherz mitmachen
bei einem Konzert mitwirken
jmdm. bei der Arbeit helfen
b)
Grammatik: in fester Abhängigkeit von Adjektiven
Beispiele:
ihm ist angst, bange, nicht wohl bei dem Gedanken
umgangssprachlichdas Beste bei der Sache ist, dass …
beim Appell anwesend sein
sie war neidlos bei anderer Glück
7.
bei etw. seinmit etw. beschäftigt sein
Grammatik: in Verbindung mit »sein«
Beispiel:
bei der Arbeit, beim Schachspiel sein
a)
»sein« + beim + Infinitivgibt die Verlaufsform an
Beispiel:
er ist beim Schreiben, Pflügen (= schreibt, pflügt gerade)
b)
übertragen
Beispiele:
(ganz) bei der Sache sein
bei Kräften, guter Laune, gutem Appetit, vollem Bewusstsein sein
saloppdu bist wohl nicht bei Trost?
saloppschlecht bei Kasse sein
gehoben [man] trank überall viel schweren Wein, war nie recht bei Sinnen [ FedererBerge35]
III.
in Sonderfunktionen
1.
Grammatik: in Verbindung mit Ausdrücken des Schwörens, Beteuerns
Beispiele:
etw. bei seiner Ehre schwören
etw. beim Andenken seiner Mutter geloben
Religion bei Gott, das ist wahr!
veraltet bei meiner Treu!
veraltet bei meiner armen Seele!
2.
bei weitem (= drückt einen starken graduellen Unterschied aus)
Beispiele:
er ist bei weitem (= weitaus) der Beste, Klügste
du hast bei weitem (= längst) noch nicht alles erfahren
die frühen Werke des Dichters übertreffen die späteren bei weitem (= um vieles)
3.
veraltet etwa, ungefähr während
Grammatik: in Verbindung mit Zahlen bei Zeitangaben
siehe auch ³bei
Beispiele:
nachdem sie bei drei Monaten unterwegs gewesen [ BrentanoMurmeltier11,282]
schließlich, so bei einem Jahr (= etwa nach einem Jahr), da hatte er sich gewöhnt [ WelkGrambauer437]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bei Präp. mit Dativ nordd. (umgangssprachlich) Adv. Die Präposition ahd. , auch bi (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. mnl. , nl. bij, aengl. , bi, be, engl. by, got. bi ist verwandt mit griech. amphí (ἀμφί) und lat. amb(i)- ‘ringsum, um … herum, auf beiden Seiten’ (s. Ampel, Amphibie, amputieren), die auf ie. *ambhi ‘um … herum, zu beiden Seiten’ zurückgehen, und näher mit der unter um (s. d.) behandelten Präposition, die auf schwundstufigem (den Akzent auf der zweiten Silbe tragendem) ie. *ṃbhí beruht. Germ. *bi hat den ersten Wortteil des ie. Kompositums aufgegeben (s. die parallele Entwicklung beim Zahlwort beide) und wird in den westgerm. Sprachen unter Akzenteinwirkung gelängt. Während um die Ausgangsbedeutung ‘um … herum’ bis heute bewahrt hat, weist germ. *bi sie nur noch im Got. (das kein *um kennt) auf. Dagegen hat sich im Westgerm. sehr früh eine semantische Entwicklung vollzogen, die sich im Got. bereits anbahnt, die Bedeutungsentwicklung zu ‘bei, an, zur Seite von, nahe’. Neben der präpositionalen hat germ. *bi auch adverbiale Funktion, die einzelsprachlich unterschiedlich ausgeprägt bzw. verlorengegangen ist. Als Adverb begegnet bei schon seit dem Ahd. fast nur noch in Verbindung mit anderen Adverbien wie herbei, nahebei, nebenbei, vorbei, beisammen; einige wie dabei, hierbei, wobei waren früher trennbar (heute noch umgangssprachlich im Nordd. hier hat er bei gelacht, wo sind wir bei stehengeblieben?). Es erscheint ferner in unfest zusammengesetzten Verben, die den Zustand der Nähe (beiliegen, -wohnen, -sitzen, -stehen) oder das Erreichen der Nähe bezeichnen (beifallen, -kommen, -springen). Dazu treten an Verben sich anschließende nominale Zusammensetzungen wie Beigabe, -lage, -trag, -tritt, -hilfe, beiläufig, aber auch solche ohne verbale Grundlage wie Beiblatt, -geschmack, -name, -wagen. Die Präposition bei drückt räumliche Nähe aus (bei ihm, bei sich haben, bei Tisch, bei Berlin) sowie enge Berührung (jmdn. bei der Schulter packen). Sie bezeichnet die Gleichzeitigkeit eines Zustands, Vorgangs mit einem anderen (bei dem Regen fanden wir unter einem Baum Schutz, bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, daß …), einen Begleitumstand (er schläft bei geöffnetem Fenster), die Bedingung (Wasser kocht bei 100 Grad), den Grund (bei deinen guten Augen brauchst du keine Brille), eine Einräumung (bei all seinen Verdiensten hatte er aber auch einen Fehler). Sie steht in Abhängigkeit von Verben (bei einem Konzert mitwirken), von Adjektiven (mir ist nicht wohl bei dem Gedanken), in fester Verbindung mit sein (bei der Arbeit sein) und in der Wendung bei weitem, die einen starken graduellen Unterschied ausdrückt.
Zitationshilfe
„bei“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bei#1>.

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GrammatikAdverb
Aussprache  [baɪ̯]
Wortbildung  mit ›bei‹ als Erstglied: Beilager · Beisasse  ·  mit ›bei‹ als Letztglied: dichtbei · herbei · hierbei · nahebei · nebstbei · wobei
eWDG und DWDS

Bedeutung

norddeutsch, umgangssprachlich siehe auch dabei, hierbei, wobeiDWDS
Beispiele:
gestern war eine Schlägerei, da ist er bei gewesen
machst du deine Schularbeiten? Da bin ich bei
hier hat er bei gelacht
wo sind wir das letzte Mal bei stehengeblieben?
Da kann man nichts bei machen [ FalladaKleiner Mann152]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bei Präp. mit Dativ nordd. (umgangssprachlich) Adv. Die Präposition ahd. , auch bi (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. mnl. , nl. bij, aengl. , bi, be, engl. by, got. bi ist verwandt mit griech. amphí (ἀμφί) und lat. amb(i)- ‘ringsum, um … herum, auf beiden Seiten’ (s. Ampel, Amphibie, amputieren), die auf ie. *ambhi ‘um … herum, zu beiden Seiten’ zurückgehen, und näher mit der unter um (s. d.) behandelten Präposition, die auf schwundstufigem (den Akzent auf der zweiten Silbe tragendem) ie. *ṃbhí beruht. Germ. *bi hat den ersten Wortteil des ie. Kompositums aufgegeben (s. die parallele Entwicklung beim Zahlwort beide) und wird in den westgerm. Sprachen unter Akzenteinwirkung gelängt. Während um die Ausgangsbedeutung ‘um … herum’ bis heute bewahrt hat, weist germ. *bi sie nur noch im Got. (das kein *um kennt) auf. Dagegen hat sich im Westgerm. sehr früh eine semantische Entwicklung vollzogen, die sich im Got. bereits anbahnt, die Bedeutungsentwicklung zu ‘bei, an, zur Seite von, nahe’. Neben der präpositionalen hat germ. *bi auch adverbiale Funktion, die einzelsprachlich unterschiedlich ausgeprägt bzw. verlorengegangen ist. Als Adverb begegnet bei schon seit dem Ahd. fast nur noch in Verbindung mit anderen Adverbien wie herbei, nahebei, nebenbei, vorbei, beisammen; einige wie dabei, hierbei, wobei waren früher trennbar (heute noch umgangssprachlich im Nordd. hier hat er bei gelacht, wo sind wir bei stehengeblieben?). Es erscheint ferner in unfest zusammengesetzten Verben, die den Zustand der Nähe (beiliegen, -wohnen, -sitzen, -stehen) oder das Erreichen der Nähe bezeichnen (beifallen, -kommen, -springen). Dazu treten an Verben sich anschließende nominale Zusammensetzungen wie Beigabe, -lage, -trag, -tritt, -hilfe, beiläufig, aber auch solche ohne verbale Grundlage wie Beiblatt, -geschmack, -name, -wagen. Die Präposition bei drückt räumliche Nähe aus (bei ihm, bei sich haben, bei Tisch, bei Berlin) sowie enge Berührung (jmdn. bei der Schulter packen). Sie bezeichnet die Gleichzeitigkeit eines Zustands, Vorgangs mit einem anderen (bei dem Regen fanden wir unter einem Baum Schutz, bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, daß …), einen Begleitumstand (er schläft bei geöffnetem Fenster), die Bedingung (Wasser kocht bei 100 Grad), den Grund (bei deinen guten Augen brauchst du keine Brille), eine Einräumung (bei all seinen Verdiensten hatte er aber auch einen Fehler). Sie steht in Abhängigkeit von Verben (bei einem Konzert mitwirken), von Adjektiven (mir ist nicht wohl bei dem Gedanken), in fester Verbindung mit sein (bei der Arbeit sein) und in der Wendung bei weitem, die einen starken graduellen Unterschied ausdrückt.
Zitationshilfe
„bei“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bei#2>.

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Aussprache  [baɪ̯]
eWDG

Bedeutung

veraltet etwa, ungefähr
siehe auch ¹bei (III 3)
Beispiele:
Bei siebzig evangelische Familien mußten die Stadt verlassen [ Ranke3,267]
[die Tanzschuhe] kosten bei vierzehn Mark [ StrittmatterWundertäter216]
Zitationshilfe
„bei“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bei#3>.

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