Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

befehlen

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GrammatikVerb · befiehlt, befahl, hat befohlen
Aussprache 
Worttrennung be-feh-len
Wortbildung  mit ›befehlen‹ als Erstglied: befehlerisch  ·  mit ›befehlen‹ als Letztglied: anbefehlen
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdm. einen Befehl geben, jmdn. bindend beauftragen, etwas zu tun
Beispiele:
jmdm. (ausdrücklich, in rauem, barschem Ton) befehlen, eine Arbeit zu verrichten
ihm war befohlen, die Nachricht weiterzuleiten
den Soldaten wurde befohlen, in Reih und Glied anzutreten
der Polizist befahl, ihm zu folgen
sich [Dativ] von niemandem (etwas) befehlen lassen
sprichwörtlichwer befehlen will, muss erst gehorchen lernen
jmdm. etw. gebieten
Beispiele:
uneingeschränkten Gehorsam, unbedingte Verschwiegenheit befehlen
ein Verhalten, wie es die Klugheit, Sitte, Pflicht, Treue, das Gewissen befiehlt
Als ob man die Liebe befehlen könnte [ MozartEntführungII 3]
wie das Gesetz es befahl [ SchillerSpaziergang]
umgangssprachlich, scherzhaft
Beispiele:
wie Sie befehlen!
wie du befiehlst!
2.
jmdn., etw. an eine bestimmte Stelle beordern
Beispiele:
jmdn. zum Militärdienst, zur Nachmusterung, an die Front befehlen
die Menschenmenge in einen Raum befehlen
er wurde zum Chef, in eine andere Stadt befohlen
etw. kommen lassen
Beispiel:
den besten Wein auf die Tafel befehlen
3.
(über) jmdn., etw. befehlenüber jmdn., etw. die Befehlsgewalt haben, herrschen
Beispiele:
(über) eine Armee befehlen
der Fürst hatte (über) dieses Land zu befehlen
über ein Unternehmen zu befehlen haben
4.
gespreizt befehlen?Ausdruck großer Höflichkeit   Sie wünschen, belieben?
Beispiele:
die gnädige Frau befehlen?
befehlen Sie Wein?
5.
veraltend, gehoben sich, jmdn., etw. einer Sache, jmdm. anvertrauen
Beispiele:
sich jmds. Schutz befehlen
er ist seiner Fürsorge, ihm befohlen
Befiehl du deine Wege […] der allertreusten Pflege [Kirchenlied]
Gott befohlen! (= Abschiedsgruß)
In deine Hand befehl’ ich meinen Sohn [ Grillp.Weh demI]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
befehlen · Befehl · befehligen
befehlen Vb. ‘anordnen, gebieten’. Ahd. bifel(a)han ‘anvertrauen, begraben, empfehlen’ (8. Jh.), mhd. bevelhen ‘anvertrauen, übergeben’, asächs. bifelhan, mnd. bevēlen, afries. bifela, aengl. befēolan ‘anvertrauen, verbergen’ sind Präfixbildungen zu einem germ. Simplex, das in ahd. fel(a)han ‘zurechtlegen, einsäen, anvertrauen’ (8./9. Jh.), aengl. fēolan ‘eindringen’, anord. fela ‘verbergen’, got. filhan ‘begraben, verbergen’ (germ. *felhan) und auch in nhd. empfehlen (s. d.) erhalten ist. Weitere Herkunft ungewiß. Außergerm. finden sich keine sicheren Verwandten. Ein Vergleich mit griech. pélas (πέλας) ‘Haut, Fell’, apreuß. pelkis ‘Mantel’, der die germ. Formen als k-Erweiterungen der Wurzel ie. *pel- ‘bedecken, verhüllen’ erklären würde, ist wenig wahrscheinlich. Auszugehen ist von einer Bedeutung ‘eindringen’ und ‘verbergen, begraben, der Erde anvertrauen’, die zu ‘anvertrauen’ im allgemeinen Sinne weiterentwickelt; über ‘ein Amt, einen Auftrag anvertrauen, geben’ wird das Verb synonym mit ‘gebieten’. Nur in religiöser Sprache (etw. Gott befehlen) wird die alte Bedeutung ‘anvertrauen’ bis heute bewahrt. Vom Verbum abgeleitet Befehl m. ‘Auftrag, Gebot’, spätmhd. bevelch, bevel ‘Übergebung, Obhut’, frühnhd. auch Befehlich, Befehlig m., wovon befehligen Vb. (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(die) Befehlsgewalt haben (über) · befehligen · das Kommando haben (über) · den Befehl haben (über) · kommandieren · kommandierender ... sein  ●  befehlen (über) veraltend
Oberbegriffe
Assoziationen
  • (die / seine) Befehle erhalten (von) · kommandiert werden von · unter jemandes Kommando stehen


(jemandem etwas) befehlen · (jemanden) anweisen (etwas zu tun)  ●  (jemandem etwas) gebieten geh. · (jemandem) sagen, er soll(e) ... ugs. · (jemanden etwas tun) heißen geh., veraltet
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›befehlen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›befehlen‹.

Verwendungsbeispiele für ›befehlen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber er hat nicht befohlen, dass an den vorausgehenden sechs Tagen gearbeitet werden müsse. [Der Tagesspiegel, 22.06.2003]
Ein blöder Sinn befahl mir, das Ding als Trommel auszuprobieren. [Grass, Günter: Die Blechtrommel, Darmstadt: Luchterhand 1959, S. 246]
Der geistliche Herr wollte dem Manne befehlen, aus der Erde jeden Stein zu entfernen. [Voß, Richard: Zwei Menschen, Stuttgart: Engelhorn 1911 [1949], S. 26]
In diesem Kampf befahl der Abt, und sie hatten dem Abt zu gehorchen. [Nitschke, August: Frühe christliche Reiche. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 4442]
Ich befehle Ihnen das nicht, ich denke in Ihren Bahnen. [Niebelschütz, Wolf von: Der blaue Kammerherr, Stuttgart u. a.: Dt. Bücherbund [1991] [1949], S. 919]
Zitationshilfe
„befehlen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/befehlen>.

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