Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

anstechen

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikVerb · sticht an, stach an, hat angestochen
Aussprache 
Worttrennung an-ste-chen
Wortzerlegung 1an- stechen
Wortbildung  mit ›anstechen‹ als Grundform: Anstich
eWDG

Bedeutungen

1.
mit einem spitzen Gegenstand in etw. stechen
a)
Beispiele:
das Weibchen des Blütenstechers sticht Blütenknospen von Apfelbäumen an
die Birnen, Äpfel sind angestochen (= madig)
ein Stück Fleisch mit der Gabel anstechen
saloppwütend wie ein angestochener Eber
übertragen wie angestochenwie wild
Beispiel:
wie angestochen arbeiten, brüllen, angerannt kommen
b)
Beispiele:
ein Fass anstechen (= anzapfen)
der Wirt hat gerade frisch angestochen
2.
ostmitteldeutsch etw. mit einigen wenigen Stichen leicht annähen
Beispiele:
das Futter ist versehentlich mit angestochen
Sie … hätte noch an ihrem Rock eine Falte angestochen, die losgegangen gewesen [ O. Ludwig2,521]
3.
berlinisch
Beispiel:
das Gas anstechen (= anzünden)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stechen · ausstechen · Stecher · Stechapfel · Stechpalme · abstechen · Abstecher · anstechen · Anstich
stechen Vb. ‘mit einer Spitze verletzen bzw. in etw. eindringen’, ahd. stehhan (um 800), mhd. stechen (auch ‘turnieren’), asächs. stekan, mnd. mnl. stēken, nl. steken, afries. steka (westgerm. *stekan) führen mit den unter stecken, Stachel, Stake (s. d.) genannten Formen sowie mit ahd. stehhōn ‘anstacheln, erstechen’ (8. Jh.), got. staks ‘Wundmal’ auf ie. *(s)teg-. Demgegenüber setzen die außergerm. Verben und Nomina aind. tḗjatē ‘ist, wird scharf, schärft’, tigmáḥ ‘scharf, spitzig, heiß, heftig’, griech. stízein (στίζειν) ‘stechen, punkten, tätowieren, brandmarken’, stígma (στίγμα) ‘Stich, Brandmal, Malzeichen, Kennzeichen’, lat. īnstīgāre ‘anstacheln, anspornen, aufreizen’ ie. *(s)teig-, *(s)tig- voraus. Mit Sicherheit liegt eine ie. Ausgangsform mit i-Vokal bzw. i-Diphthong auch in aengl. stician ‘stechen, durchstoßen’, engl. to stick ‘stechen, stoßen, stecken’, einem Teil der unter Stecken (s. d.) genannten Formen sowie in ablautendem anord. steikja ‘braten’, eigentlich ‘an den Bratspieß stecken’, vor. Bei einer Reihe verwandter Wörter aber (s. Stich, Stichel, sticken, ersticken) bleibt offen, ob das i der Wurzelsilbe aus dem Ie. ererbt oder (außerhalb des Got.) durch ein ursprüngliches i bzw. j der Folgesilbe aus e entstanden ist. Ie. *(s)teig-, *(s)tig- und die Variante *(s)teg- ‘stechen, spitz, Stange, Pfahl, Stock’ sind Gutturalerweiterungen der Wurzel ie. *(s)tei- ‘spitzig’, die unerweitert in lat. stilus, stimulus (s. Stil, stimulieren) enthalten ist. – ausstechen Vb. ‘durch Stechen herausnehmen oder entfernen’, asächs. ūtstekan, spätmhd. ūʒstechen; auch ‘beim Turnier aus dem Sattel stechen’, daher ‘jmdn. von seinem Platze verdrängen, seine Stellung einnehmen, ihn übertreffen’ (17. Jh.). Stecher m. ‘wer sticht’, mhd. stechære, stecher, auch ‘gedungener Mörder, Turnierkämpfer, stechende Waffe, Dolch’; vgl. Kupferstecher, s. auch Feldstecher. Stechapfel m. giftiges Nachtschattengewächs mit stachligen Früchten (16. Jh.). Stechpalme f. Strauch mit glänzenden, stachligen Blättern, dessen immergrüne Zweige vielfach am Palmsonntag geweiht und in der Prozession mitgeführt werden (16. Jh.). abstechen Vb. ‘mit einem Stichwerkzeug abtrennen, durch einen Stich schlachten, ablaufen lassen, markieren, abgrenzen, sich von oder gegen etw. abheben’, mhd. abestechen ‘abtrennen, durchtrennen, schlachten, durch Stechen (im Turnier) besiegen, übertreffen’. Abstecher m. ‘kleiner, von der vorgegebenen Route abweichender Ausflug’ (18. Jh., zuvor nd. affsteker, um 1700), zu abstechen in der älteren Bedeutung ‘sich entfernen, davonmachen’ (16. Jh.). anstechen Vb. ‘in etw. hineinstechen, es damit öffnen’ (ein Faß), mhd. anestechen ‘anzapfen’, auch ‘antreiben (mit den Sporen), Feuer anlegen’, ahd. anastehhan ‘hineinstechen’ (9. Jh.). Anstich m. ‘das Anzapfen’ (eines Fasses, 15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

anschlagen · anstechen · anzapfen

Typische Verbindungen zu ›anstechen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anstechen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anstechen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Dabei stach er einen Pfleger nieder und griff auch seine Mutter an. [Süddeutsche Zeitung, 21.11.2003]
Das ist ein Buch, das mich auf die verschiedensten Arten ansticht und mich zu allen möglichen Empfindungen reizt. [Die Zeit, 05.07.2010, Nr. 27]
Die Schwester gibt daraufhin zu, daß sie in 15 Fällen die Haut der krebskranken Patienten nur angestochen, das Mittel jedoch nicht injiziert habe. [Die Zeit, 12.08.1977, Nr. 33]
Und ich will auch nicht nur die sein, die angestochen wurde. [Süddeutsche Zeitung, 23.04.1994]
Nach ungefähr 20 Minuten stichst du mit der Gabel eine Kartoffel an. [Braun, Anne u. Nell, Edith: Man muß sich nur zu helfen wissen, Leipzig: Verl. für die Frau 1971, S. 201]
Zitationshilfe
„anstechen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anstechen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
anstarren
anstatt
anstauben
anstauen
anstaunen
Ansteckblume
anstecken
ansteckend
Anstecker
Anstecknadel

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora