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Zufallsfund, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Zufallsfund(e)s · Nominativ Plural: Zufallsfunde
Aussprache  [ˈʦuːfalsˌfʊnt]
Worttrennung Zu-falls-fund
Wortzerlegung Zufall Fund
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

nicht geplanter, unerwarteter Fund
Kollokationen:
als Dativobjekt: (etw.) einem Zufallsfund verdanken
in Präpositionalgruppe/-objekt: es handelt sich (bei etw.) um einen Zufallsfund
Beispiele:
Dass tiefe Hirnstimulation […] bei der Behandlung von Alzheimer hilfreich sein könnte, war, wie so oft bei medizinischen Entdeckungen, ein Zufallsfund. [Welt am Sonntag, 01.12.2019]
Es gibt so etwas wie ein Grundgesetz in der Wissenschaft. Es trägt den […] Namen Replizierbarkeit und bedeutet, dass ein Experiment, wenn es unter den gleichen Versuchsbedingungen zweimal durchgeführt wird, auch zweimal in etwa zum gleichen Ergebnis führen sollte. […] Dieses Prinzip soll sicherstellen, dass man nicht einen Zufallsfund, den es in jedem guten Experiment geben kann, für das Ei des Kolumbus hält. [Die Welt, 28.08.2015]
In seinem Bestseller »Filter Bubble« hat [Eli] Pariser das Unbehagen am mitdenkenden Internet analysiert: Das Netz zeige uns, »was es denkt, dass wir sehen wollen«. Zufallsfunde und überraschende Begegnungen werden dadurch immer seltener. Am Ende, so Pariser, vereinzeln die Konzerne uns alle in separate Filterblasen, wo wir nur noch mit den Echos unserer eigenen Überzeugungen leben. [Der Spiegel, 07.07.2014]
Das Foto ist Teil einer Sammlung Hunderter bislang unveröffentlichter Bilder des Ersten Weltkriegs, die ein unbekannter Fotograf der französischen Armee hinterließ – und die jetzt wiederentdeckt wurden. Insgesamt umfasst der Zufallsfund rund 600 Fotoplatten. [Der Spiegel, 23.05.2014 (online)]
Es ist ein Zufallsfund mit Seltenheitswert. An der Küste Englands haben Forscher bei Ausgrabungen menschliche Spuren im Sand entdeckt. Es soll sich um die ältesten Abdrücke dieser Art außerhalb von Afrika handeln. Am Strand von Happisburgh in der englischen Grafschaft Norfolk suchen Archäologen seit einigen Jahren nach Steinwerkzeugen der ersten Briten – doch aus Zufall haben sie dabei offenbar eine wohl noch wichtigere Entdeckung gemacht. [Der Spiegel, 07.02.2014 (online)]
Mit Platin‑Präparaten werden Krebszellen in den Selbstmord getrieben, Wismut‑Salze trocknen das Magengeschwür aus, Lithium verringert die Gefahr von Depressionen und exotische Elemente wie Technetium und Gallium erleichtern den Durchblick bei Kernspin‑ oder Computertomographie‑Aufnahmen. Viele dieser Medikamente und Präparate verdanken sich Zufallsfunden. Mittlerweile arbeiten Chemiker aber auch systematisch an der Entwicklung neuer Mittel, bei denen Metalle im Zentrum stehen. [Der Tagesspiegel, 03.08.2003]
Einer der bedeutendsten Zufallsfunde der letzten Jahrzehnte war der Schatz von Arras in Frankreich, den Ziegeleiarbeiter beim Abstechen von Lehm fanden: eine stattliche Zahl goldener römischer Gedenkmünzen (Medaillons) des 3. und 4. Jahrhunderts, zum Teil von einer bis dahin unbekannten Größe. [Die Zeit, 14.09.1950]
Strafrecht bei einer Durchsuchung gefundene Gegenstände, Informationen o. Ä., die in keiner Beziehung zur laufenden Untersuchung stehen, aber auf die Verübung einer anderen Straftat hindeuten
Beispiele:
Die Beamten beschlagnahmten [bei der Durchsuchung] weitere Unterlagen, darunter sogenannte Zufallsfunde, also Unterlagen, die nichts mit den aktuellen Vorwürfen zu tun haben. Dazu gehörte auch Material zu Kriminalfällen, mit denen sich der Chefreporter intensiv beschäftigt hatte. [Die Welt, 05.12.2012]
Der C3W (= Chaos Computer Club Wien) warnt […] davor, dass durch den Bundestrojaner eigentlich unbeteiligte Dritte ausspioniert werden könnten. Die im Gesetzestext vorgenommene Definition eines »Computers«, der »ohne Kenntnis des Inhabers oder sonstiger Verfügungsberechtigter« überwacht werde, könnte womöglich auch auf Computersysteme und Firmennetzwerke ausgedehnt werden. Im Gesetzestext gibt es außerdem kein Beweisverwertungsverbot für Zufallsfunde, moniert der C3W. [Der Standard, 13.05.2016]
Einen leichten Rückgang erlebte […] die sogenannte »Videofalle«. Hier kam es im vergangenen Jahr mit 138 Einsätzen zu einem Rückgang von rund zehn Prozent. Allerdings war die Videofalle in der Mehrzahl der Verdachtsfälle erfolglos, nur 54‑mal lieferte sie Ermittlungshinweise. Dafür kam es zu 19 »Zufallsfunden« – also aufgenommenen Straftaten, die nichts mit dem ursprünglichen Grund für die Videoüberwachung zu tun hatten. [Der Standard, 27.10.2014]
Sieben Vereinsheime sowie 37 Privatwohnungen und Geschäftsbetriebe wie Bordells [sic!] wurden gestürmt. 120 Gerichtsbeschlüsse wurden dafür benötigt. Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auf etliche Zufallsfunde – Hinweise auf Straftaten, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Rocker‑Krieg in Mönchengladbach standen. 32 neue Verfahren wurden eingeleitet, angefangen beim Verdacht auf Menschenhandel bis hin zu unerlaubten [sic!] Waffenbesitz und Drogenhandel. [Westdeutsche Zeitung, 20.10.2014]
Erst im Nachhinein habe man festgestellt, dass an jenem Tag – quasi aus Versehen – auch das vertrauliche Telefonat der amerikanischen Amtsträgerin mitgeschnitten worden sei. […] Seit Mitte vergangenen Jahres dürften »Zufallsfunde«, die Amtsträger befreundeter Staaten betreffen, nicht einmal mehr der Leitungsebene zur Kenntnis gebracht werden[,] sondern müssten sofort gelöscht werden. Ob – und falls ja wie – diese Direktive im Geheimdienst‑Alltag tatsächlich umgesetzt werden kann, erscheint jedoch fraglich. [Der Spiegel, 15.08.2014 (online)]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›Zufallsfund‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Zufallsfund‹.

Zitationshilfe
„Zufallsfund“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Zufallsfund>.

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