nicht geplanter, unerwarteter Fund
Kollokationen:
als Dativobjekt: (etw.) einem Zufallsfund verdanken
in Präpositionalgruppe/-objekt: es handelt sich (bei etw.) um einen Zufallsfund
Beispiele:
Dass tiefe Hirnstimulation
[…]
bei der Behandlung von Alzheimer hilfreich sein könnte, war, wie so oft bei
medizinischen Entdeckungen, ein Zufallsfund. [Welt am Sonntag, 01.12.2019]
Es gibt so etwas wie ein Grundgesetz in der Wissenschaft. Es trägt
den […] Namen Replizierbarkeit und bedeutet,
dass ein Experiment, wenn es unter den gleichen Versuchsbedingungen zweimal
durchgeführt wird, auch zweimal in etwa zum gleichen Ergebnis führen sollte.
[…] Dieses
Prinzip soll sicherstellen, dass man nicht einen
Zufallsfund, den es in jedem guten Experiment
geben kann, für das Ei des Kolumbus hält. [Die Welt, 28.08.2015]
In seinem Bestseller »Filter Bubble« hat
[Eli]
Pariser das Unbehagen am mitdenkenden Internet analysiert: Das Netz zeige
uns, »was es denkt, dass wir sehen wollen«.
Zufallsfunde und überraschende Begegnungen werden
dadurch immer seltener. Am Ende, so Pariser, vereinzeln die Konzerne uns
alle in separate Filterblasen, wo wir nur noch mit den Echos unserer eigenen
Überzeugungen leben. [Der Spiegel, 07.07.2014]
Das Foto ist Teil einer Sammlung Hunderter bislang
unveröffentlichter Bilder des Ersten Weltkriegs, die ein unbekannter
Fotograf der französischen Armee hinterließ – und die jetzt wiederentdeckt
wurden. Insgesamt umfasst der Zufallsfund rund 600
Fotoplatten. [Der Spiegel, 23.05.2014 (online)]
Es ist ein Zufallsfund mit Seltenheitswert. An
der Küste Englands haben Forscher bei Ausgrabungen menschliche Spuren im
Sand entdeckt. Es soll sich um die ältesten Abdrücke dieser Art außerhalb
von Afrika handeln. Am Strand von Happisburgh in der englischen Grafschaft
Norfolk suchen Archäologen seit einigen Jahren nach Steinwerkzeugen der
ersten Briten – doch aus Zufall haben sie dabei offenbar eine wohl noch
wichtigere Entdeckung gemacht. [Der Spiegel, 07.02.2014 (online)]
Mit Platin‑Präparaten werden Krebszellen in den Selbstmord getrieben,
Wismut‑Salze trocknen das Magengeschwür aus, Lithium verringert die Gefahr
von Depressionen und exotische Elemente wie Technetium und Gallium
erleichtern den Durchblick bei Kernspin‑ oder Computertomographie‑Aufnahmen.
Viele dieser Medikamente und Präparate verdanken sich
Zufallsfunden. Mittlerweile arbeiten Chemiker
aber auch systematisch an der Entwicklung neuer Mittel, bei denen Metalle im
Zentrum stehen. [Der Tagesspiegel, 03.08.2003]
Einer der bedeutendsten Zufallsfunde der
letzten Jahrzehnte war der Schatz von Arras in Frankreich, den
Ziegeleiarbeiter beim Abstechen von Lehm fanden: eine stattliche Zahl
goldener römischer Gedenkmünzen (Medaillons) des 3. und 4. Jahrhunderts, zum
Teil von einer bis dahin unbekannten Größe. [Die Zeit, 14.09.1950]
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Strafrecht bei einer Durchsuchung gefundene Gegenstände, Informationen o. Ä., die in keiner Beziehung zur laufenden Untersuchung stehen, aber auf die Verübung einer anderen Straftat hindeuten
Beispiele:
Die Beamten beschlagnahmten [bei der Durchsuchung] weitere Unterlagen, darunter
sogenannte Zufallsfunde, also Unterlagen, die
nichts mit den aktuellen Vorwürfen zu tun haben. Dazu gehörte auch
Material zu Kriminalfällen, mit denen sich der Chefreporter intensiv
beschäftigt hatte. [Die Welt, 05.12.2012]
Der C3W (= Chaos Computer Club Wien) warnt
[…] davor, dass durch den
Bundestrojaner eigentlich unbeteiligte Dritte ausspioniert werden
könnten. Die im Gesetzestext vorgenommene Definition eines »Computers«,
der »ohne Kenntnis des Inhabers oder sonstiger Verfügungsberechtigter«
überwacht werde, könnte womöglich auch auf Computersysteme und
Firmennetzwerke ausgedehnt werden. Im Gesetzestext gibt es außerdem kein
Beweisverwertungsverbot für Zufallsfunde, moniert
der C3W. [Der Standard, 13.05.2016]
Einen leichten Rückgang erlebte
[…]
die sogenannte »Videofalle«. Hier kam es im vergangenen Jahr mit 138
Einsätzen zu einem Rückgang von rund zehn Prozent. Allerdings war die
Videofalle in der Mehrzahl der Verdachtsfälle erfolglos, nur 54‑mal
lieferte sie Ermittlungshinweise. Dafür kam es zu 19
»Zufallsfunden« – also aufgenommenen
Straftaten, die nichts mit dem ursprünglichen Grund für die
Videoüberwachung zu tun hatten. [Der Standard, 27.10.2014]
Sieben Vereinsheime sowie 37 Privatwohnungen
und Geschäftsbetriebe wie Bordells
[sic!]
wurden gestürmt. 120 Gerichtsbeschlüsse wurden dafür benötigt. Bei den
Durchsuchungen stießen die Beamten auf etliche
Zufallsfunde – Hinweise auf Straftaten, die
in keinem direkten Zusammenhang mit dem Rocker‑Krieg in Mönchengladbach
standen. 32 neue Verfahren wurden eingeleitet, angefangen beim Verdacht
auf Menschenhandel bis hin zu unerlaubten
[sic!]
Waffenbesitz und Drogenhandel. [Westdeutsche Zeitung, 20.10.2014]
Erst im Nachhinein habe man festgestellt, dass an jenem Tag –
quasi aus Versehen – auch das vertrauliche Telefonat der amerikanischen
Amtsträgerin mitgeschnitten worden sei. […]
Seit Mitte vergangenen Jahres dürften
»Zufallsfunde«, die Amtsträger befreundeter
Staaten betreffen, nicht einmal mehr der Leitungsebene zur Kenntnis
gebracht
werden[,]
sondern müssten sofort gelöscht werden. Ob – und falls ja wie – diese
Direktive im Geheimdienst‑Alltag tatsächlich umgesetzt werden
kann,
erscheint jedoch fraglich. [Der Spiegel, 15.08.2014 (online)]