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Verstand, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Verstand(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ver-stand
Grundform1verstehen
eWDG

Bedeutungen

1.
Vermögen des Menschen, die objektive Realität begrifflich zu erfassen, Fähigkeit zu denken, zu urteilen, Denkvermögen, Denkkraft
Beispiele:
er verfügt über einen klaren, scharfen, hellen, nüchternen, kühlen, gesunden, praktischen Verstand
mit ihrem ausgebildeten, reifen Verstand hat sie die Zusammenhänge schnell erfasst
ein Mensch mit, ohne Verstand
viel, wenig, keinen Verstand haben
derartige Beobachtungen schärfen den Verstand
umgangssprachlichich musste meinen ganzen Verstand zusammennehmen (= musste mir alles genau überlegen), als ich vor dieser Aufgabe stand
umgangssprachlichdu hast wohl den Verstand verloren? (= bist wohl verrückt geworden?)
umgangssprachlichmir stand vor Schreck der Verstand still, blieb vor Schreck der Verstand stehen (= ich war vor Schreck sprachlos), als ich das sah
umgangssprachlichmitunter zweifle ich an deinem Verstand (= deine Worte, deine Taten sind mir mitunter unverständlich)
umgangssprachlichwenn er nur ein bisschen, ein Fünkchen Verstand im Leibe hätte
nimm doch Verstand an! (= sei doch vernünftig!)
ich hätte dir mehr Verstand zugetraut (= dein Verhalten ist mir unerklärlich)
dazu reicht sein Verstand nicht aus, fehlt ihm der Verstand
sein Vortrag sprach Herz (= Gefühl) und Verstand der Hörer gleichermaßen an
umgangssprachlicher hat mehr Glück als Verstand (= ist ein Glückspilz)
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »bei«
Beispiele:
er ist trotz seines hohen Alters noch bei vollem, klarem Verstand (= er ist trotz seines hohen Alters noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte)
umgangssprachlichbist du noch bei Verstand? (= bist du noch bei Sinnen?)
umgangssprachlicher ist nicht ganz bei Verstand (= er ist nicht ganz normal)
Grammatik: in Verbindung mit »mit«
Beispiel:
umgangssprachlichdiese Zigarre musst du mit Verstand rauchen (= diese Zigarre musst du bewusst genießen)
Grammatik: in Verbindung mit »ohne«
Beispiel:
abwertendetw. ohne Sinn und Verstand tun (= etw. ohne Überlegung, ohne nachzudenken tun)
Grammatik: in Verbindung mit »über«
Beispiel:
das geht über meinen Verstand (= das verstehe ich nicht mehr)
Grammatik: in Verbindung mit »um«
Beispiele:
es war zu befürchten, dass sie um den Verstand kommen könnte (= es war zu befürchten, dass sie geisteskrank werden könnte)
umgangssprachlichseine Gleichgültigkeit bringt mich noch um den Verstand (= seine Gleichgültigkeit macht mich noch wahnsinnig)
salopp, derb, abwertender wird sich noch um den Verstand saufen
Grammatik: in Verbindung mit »zu«
Beispiele:
mit deinen 18 Jahren müsstest du schon zu Verstand gekommen sein (= mit deinen 18 Jahren müsstest du schon verständig geworden sein)
er wird schon wieder zu Verstand kommen (= er wird schon wieder vernünftig werden)
2.
selten Sinn
Beispiele:
es ist im eigentlichen, in gewissem, in diesem Verstande gleichgültig, ob …
es hat keinen Verstand mehr, was du da sagst
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
verstehen · Verstand · verständig · verständigen · verständlich · Verständlichkeit · Verständnis · verständnisvoll · verständnislos
verstehen Vb. ‘wahrnehmen, begreifen, geistig erfassen, etw. beherrschen, deutlich hören’, auch (reflexiv) ‘mit jmdm. auskommen, gleiche Interessen, Ansichten haben’, ahd. firstantan, -stān, -stēn ‘wahrnehmen, geistig auffassen, erkennen’, aber auch ‘im Wege stehen, versperren, verwehren’ (8. Jh.), mhd. verstān, verstēn ‘wahrnehmen, geistig auffassen’, auch ‘stehenbleiben, aufhören, jmdn. vertreten, verteidigen’, reflexiv ‘einsehen, verständig sein’, asächs. farstandan ‘stehenbleiben, verhindern, verstehen’, forstān ‘verstehen’, mnd. vorstān, mnl. verstaen, nl. verstaan, aengl. forstandan ‘vor jmdm. schützend stehen, ihn verteidigen, Einhalt tun, einsehen, verstehen’ sind westgerm. Präfixbildungen zu dem unter stehen (s. d.) behandelten Verb. – Verstand m. ‘Fähigkeit zu denken, zu urteilen’, ahd. firstant ‘Weisheit’ (8. Jh.), danach frühnhd. verstant ‘Verständnis, Verständigung’ und in der heutigen Bedeutung (16. Jh.). verständig Adj. ‘einsichtig, besonnen, verständnisvoll’, mhd. verstendic ‘einsichtig, aufmerkend’; verständigen Vb. ‘jmdn. benachrichtigen, unterrichten’, reflexiv ‘sich verständlich machen, sich mit jmdm. einigen’ (16. Jh.). verständlich Adj. ‘deutlich, leicht faßbar’; vgl. ahd. firstantantlīh (9. Jh., unfirstantlīhho Adv. ‘gefühllos’), mhd. verstentlich, vom Verb ahd. firstantan (s. oben) abgeleitet; Verständlichkeit f. ‘akustische Hörbarkeit’ (15. Jh.), ‘geistige Klarheit, Faßlichkeit’ (18. Jh.), anfangs besonders ‘Verständigkeit, Verständnis, Verstand’ (15./16. Jh.), wofür mhd. verstentlīcheit. Verständnis n. ‘das Verstehen(können), Einfühlungsvermögen’, älter ‘Einvernehmen’, ahd. firstantnissa, -nissi, -nessi (9. Jh.), mhd. verstantnisse, verstentnisse ‘geistige Fassungskraft, Denkvermögen, Verständnis, Einsicht, Verstand’, gebildet zum Verb ahd. firstantan (s. oben); verständnisvoll Adj. verständnislos Adj. (19. Jh.), zuvor verstand(es)voll, verstand(es)los (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Denkfähigkeit · Denkvermögen · Geist · Geisteskraft · Intelligenz · Klugheit · Scharfsinn · Scharfsinnigkeit · Vernunft · Verstand  ●  Gehirnschmalz ugs. · Grips ugs. · Grütze ugs. · Köpfchen ugs.
Oberbegriffe
  • psychologische Eigenschaft
Unterbegriffe
  • Herzgehirn · Herzintelligenz
  • artifizielle Intelligenz · künstliche Intelligenz  ●  AI Abkürzung, engl. · KI Abkürzung
Assoziationen

Assoziationen

(die) kleinen grauen Zellen (aktivieren) · (seinen) Gehirn(s)kasten anstrengen · (seinen) Verstand (bemühen)  ●  Gehirnschmalz (einsetzen) ugs., fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Verstand‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verstand‹.

Verwendungsbeispiele für ›Verstand‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Was sonst sollte man fühlen? fragt Ihr Verstand und blockiert die Sinne. [Wölfl, Norbert: Die wiedergefundene Zärtlichkeit, Genf u. a.: Ariston 1995 [1983], S. 15]
Damit er Ruhe hat, betet er es schließlich nach, ohne jeden Verstand. [Lehmann, Arthur-Heinz: Mensch, sei positiv dagegen!, Dresden: Heyne 1939 [1939], S. 38]
Sein kritischer Verstand läßt ihm nicht die schwungvolle Freiheit himmelstürmender Ideen. [Klemz, Willy: Praktische Menschenkunde, Düsseldorf: Greif 1963, S. 70]
Sie zielt auch auf den Verstand, das eindeutige Vermögen der Begriffe. [Plessner, Helmuth: Die verspätete Nation, Stuttgart: Kohlhammer 1962 [1935], S. 109]
Ich mußte das ändern, sonst hätte ich den Verstand verloren. [Der Spiegel, 12.04.1993]
Zitationshilfe
„Verstand“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verstand>.

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