Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Verhaftung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Verhaftung · Nominativ Plural: Verhaftungen
Aussprache  [fɛɐ̯ˈhaftʊŋ]
Worttrennung Ver-haf-tung
Wortzerlegung verhaften -ung
Wortbildung  mit ›Verhaftung‹ als Erstglied: Verhaftungsgrund · Verhaftungswelle  ·  mit ›Verhaftung‹ als Letztglied: Massenverhaftung
Wahrig und ZDL

Bedeutungen

1.
das In-Haft-Nehmen einer Person; Vollzug eines Haftbefehls durch die Polizei (mit anschließender Inhaftierung)
Die Fachsprache unterscheidet in Bezug auf die Gefangennahme einer Person zwischen der Verhaftung aufgrund eines Haftbefehls einerseits und der Festnahme ohne Haftbefehl andererseits. Die Allgemeinsprache verwendet beide Begriffe zumeist synonym.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: willkürliche, weitere, zahlreiche, jüngste, spektakuläre, erneute, vorübergehende Verhaftungen
als Akkusativobjekt: eine Verhaftung vornehmen, anordnen, fordern, bestätigen, bekanntgeben, melden, veranlassen
in Präpositionalgruppe/-objekt: zu einer Verhaftung führen; gegen eine Verhaftung protestieren; der Grund für eine Verhaftung
mit Präpositionalgruppe/-objekt: die Verhaftung von Dissidenten, Kriegsverbrechern, Oppositionellen
Beispiele:
Am Abend meldete die Polizei nach einer mehrstündigen Großfahndung die Verhaftung des mutmaßlichen Todesschützen. [Die Welt, 19.03.2019]
95 Prozent der Erpressungsversuche mit Kunst, so genanntes Artnapping, endeten mit der Verhaftung der Täter. [Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2008]
[…] es erregt zusätzlichen Anstoß, wenn ein Internet‑Konzern wie Yahoo wiederholt bei der Verhaftung von Internet‑Dissidenten mit der chinesischen Polizei kooperiert. [Die Zeit, 18.05.2006]
Während ihres mehrtägigen Besuchs in Mexiko erklärte die UN‑Menschenrechtskommissarin […], das Land weise erhebliche Mängel im Rechtssystem auf, die in willkürlichen Verhaftungen und Folterungen gipfelten. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1999]]
Die zahlreichen Proteste gegen die Verhaftung von Streikführern haben inzwischen die Freilassung von zwei Gewerkschaftern der Metallindustrie erzwungen. [Berliner Zeitung, 13.01.1976]
2.
das Verhaftet-, Inhaftiertwerden
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine drohende, erneute, vorübergehende Verhaftung
als Dativobjekt: einer Verhaftung entgehen; sich einer Verhaftung entziehen
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Angst vor einer Verhaftung; mit einer Verhaftung rechnen
mit Präpositionalgruppe/-objekt: die Verhaftung durch die Gestapo
Beispiele:
Der wegen Völkermordes mit internationalem Haftbefehl gesuchte sudanesische Präsident Umar al‑Baschir hat Südafrika wegen einer drohenden Verhaftung womöglich fluchtartig verlassen […]. [Der Spiegel, 15.06.2015 (online)]
Beide müssen bei ihrer Rückkehr in die Türkei eine erneute Verhaftung oder anderweitige Belästigung durch Ermittler fürchten. [Die Zeit, 31.03.2011]
Nach kurzer Verhaftung durch die Gestapo floh die Philosophin [Hannah Arendt] 1933 nach Paris, später emigrierte sie in die USA. [Berliner Zeitung, 08.06.2005]
Er hatte nach seiner Verhaftung zugegeben, 17 Frauen umgebracht zu haben. [Süddeutsche Zeitung, 11.05.1994]
3.
gehoben das Verhaftetsein, Verbundensein mit etw.
Beispiele:
Lange bevor Leos Janacek mit seinen Opern die Bühnen der Welt eroberte, hatte Antonín Dvorak die tschechische Musik aus der engen Verhaftung in der nationalen Schule befreit. [Berliner Zeitung, 26.08.2005]
Nicht ohne Grund aber ist Cézanne auch der bevorzugte Künstler der Künstler. […] Vielleicht, weil sich in Cézannes Gemälden jene Sehnsucht nach dem sich selbst aussprechenden Kunstwerk erfüllt, das, bei aller Komplexion, einer kaum überschaubaren Verhaftung in der Bildtradition […], immer […] sinnlich begreifbar macht, warum und wie es gemacht ist, wie es wirken will. [Süddeutsche Zeitung, 21.10.2006]
Der gemeinsame Nenner der cubanischen Festivalbeiträge ist nicht nur die enge Verhaftung mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation; es ist auch der trockene Humor, mit dem man die Not zu meistern sucht. [Süddeutsche Zeitung, 12.12.1994]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1Haft · Haftel · Heftel · 2Haft · Haftbefehl · haften · Haftung · verhaften · Verhaftung · verhaftet · inhaftieren
1Haft f. ‘polizeilicher Gewahrsam, Gefangenschaft’. Auf das Westgerm. beschränkt sind die Feminina mhd. haft ‘Fesselung, Gefangenschaft, Befestigung’ (frühnhd. auch ‘Beschlagnahme’), mnd. hacht ‘Anspruch, Berechtigung, Haft’, wohl auch aengl. hæft ‘Gefangennahme, Haft’ und ahd. hafta ‘Verknüpfung, Griff, Gefangennahme’ (9. Jh.), mhd. hafte ‘Verknüpfung, Haft, Verwahrung, Hindernis’, mnd. hacht(e), hafte ‘Gefängnis, Haft’, anfrk. hafta ‘Gefangenschaft’, mnl. hachte ‘Gefangenschaft, Gefahr, schwierige Lage’. Daneben kennt das Germ. ein in den Verwendungen sich mit den Feminina vermischendes maskulines und neutrales Substantiv ahd. haft m. n. ‘Band, Fessel, Gefangenschaft’ (9. Jh.), mhd. haft m. ‘Band, Fessel, Knoten, Halt’ (spätmhd. auch ‘Bürgschaft’), nhd. Haft m. ‘Verbindung, Naht, Fessel, Haltevorrichtung’ (bis ins 18. Jh., vgl. dazu das Deminutivum mhd. haftel, haftelīn, heftel, heftelīn, obd. Haftel, omd. Heftel n. ‘Verschluß aus Haken und Öse’), aengl. hæft m. ‘Band, Fessel, Gefangenschaft’, anord. hapt n. ‘Fessel’ sowie ein Maskulinum mhd. haft, aengl. hæft, anord. haptr ‘Gefangener’, das sich zum Adjektiv ahd. (9. Jh.), mhd. haft ‘gebunden, gefangen’ (s. -haft) stellt. Alle diese nominalen Bildungen (und weiterhin die bei 1Heft angegebenen germ. Formen, s. d.) weisen die auch für heben und haben (s. d.) vorauszusetzende Wurzel ie. *kap- auf; sie bewahren (im Unterschied zu den genannten Verben) deren ursprüngliche Bedeutung ‘fassen’ (vgl. lat. capere ‘nehmen, fassen, ergreifen’, captīvus ‘gefangen, erbeutet’). Wohl ebenfalls an diese Gruppe anzuschließen (vielleicht als Rückbildung aus dem Verb haften, s. unten) ist der Insektenname 2Haft m. n. ‘Eintagsfliege’ (18. Jh., vgl. gleichbed. nl. haft, haf n., 17. Jh.), dessen Pluralform Hafte von Oken in die dt. zoologische Fachsprache übernommen wird (s. Eintagsfliege). Eine junge Zusammensetzung mit nhd. Haft f. ‘polizeilicher Gewahrsam’ ist Haftbefehl m. ‘schriftliche richterliche Verfügung, eine Person zu verhaften’ (2. Hälfte 19. Jh.) für älteres Haftbrief (16. Jh.). – haften Vb. ‘fest an einem Gegenstand hängen, kleben’, in der Fügung für etw., jmdn. haften ‘bürgen, einstehen, verantwortlich sein’, ahd. haftēn ‘hängen, kleben, festhalten, zugeordnet, verbunden sein’ (9. Jh.), mhd. haften ‘befestigt sein, anhängen, zugehören’, asächs. hafton ‘haften’, mnd. haften, hachten, mnl. hachten ‘haften, befestigen, gefangennehmen’ (mnd. auch ‘bürgen’). Das Verb basiert wie das unter heften (s. d.) dargestellte, anders abgeleitete gemeingerm. Faktitiv auf dem in ahd. haft ‘gebunden, gefangen’ vorliegenden germ. Adjektiv (s. -haft). Seit Mitte des 14. Jhs. ist der vor allem rechtssprachliche Gebrauch im Sinne von ‘bürgen’ bezeugt. Nur noch hierzu gehört heute das Verbalsubstantiv Haftung f. ‘Verpflichtung, für etw. oder jmdn. einzustehen’ (so seit dem 14. Jh., im älteren Nhd. auch ‘Gefangennahme’), ahd. haftunga ‘Gefangenschaft’ (um 900), mhd. haftunge ‘Gefangennahme, Haft, das Festhalten’, mnd. haftinge ‘Haft’. verhaften Vb. ‘gefangennehmen’ (17. Jh., zuvor ‘pfänden, beschlagnahmen, verbinden, befestigen’, 15. Jh.), transitivierende Präfixbildung zu haften (s. oben) anstelle von vorausgehendem mhd. frühnhd. verheften (Part. Prät. verhaft, verheftet) ‘einheften, befestigen, verbinden, vorenthalten’ (frühnhd. auch ‘festnehmen, pfänden’), dieses zu mhd. heften (s. heften); Verhaftung f. ‘Gefangennahme’ (16. Jh., zunächst auch ‘Verbindung, Befestigung’), vgl. frühnhd. verheftunge ‘Beschlagnahme’ (15. Jh.). Das Part. Prät. von verhaften verselbständigt sich im Nhd. als verhaftet Part.adj. ‘eng mit etw. verbunden, in etw. verwurzelt’ (16. Jh.). inhaftieren Vb. in der Kanzleisprache des 18. Jhs. als Synonym für verhaften aufkommend, ist eine latinisierende Bildung (mit 1in-, s. d.) zu Haft (wohl unter Einfluß der präpositionalen Fügung in Haft).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Ergreifung (auf frischer Tat) · Festnahme · Gefangennahme · Inhaftierung · Verhaftung  ●  Arretierung fachspr. · Inhaftnahme fachspr., Amtsdeutsch
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Verhaftung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verhaftung‹.

Zitationshilfe
„Verhaftung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verhaftung>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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