Land n. ‘Festland (Gegensatz Wasser), Erdboden, Grundstück, dörfliche Gegend (Gegensatz Stadt), durch Grenzen abgeteiltes Gebiet, Staat’,
ahd. (8. Jh.),
mhd. mnd. mnl. lant,
asächs. aengl. nl. engl. anord. schwed. got. land (
germ. *landa-) ist verwandt mit ablautendem
schwed. linda ‘Brachland’ und wohl auch
anord. lundr ‘Hain, Baum’ (eigentlich ‘freier Platz, eingefriedetes Land’),
schwed. lund ‘Hain, Wald’. Im Vergleich mit
air. land ‘freier Platz’,
korn. lan,
bret. lann,
gall. *landa (woraus
frz. lande) ‘Heide, Steppe’,
apreuß. lindan (Akkusativ Sing.) ‘Tal’,
aruss. ljadina ‘Unkraut, Gestrüpp’,
russ. (landschaftlich)
ljáda (
ляда) ‘mit jungem Holz bewachsenes Feld, Neubruch, Rodeland, Bruch, Sumpflache’ läßt sich
ie. *lendh- ‘freies Land, Heide, Steppe’ erschließen. Der Plural
mhd. diu lant wird im
Frühnhd. (in Anlehnung an die neutralen s-Stämme, s.
Kalb) durch
Länder ersetzt. Daneben begegnet (seit 15. Jh.)
die Lande, so noch in festen Fügungen wie
aus fernen Landen ‘Ländern’; vgl. auch
die Niederlande. –
landen Vb. (vom Wasser her) ‘am (Fest)land ankommen, anlegen’, (aus der Luft) ‘auf dem Boden niedergehen, aufsetzen’, übertragen ‘am Ziel ankommen’, aus der Seemannssprache,
mnd. mnl. nl. landen,
engl. to land, älteres
hd. länden ablösend (17. Jh.), vgl.
ahd. lenten (8. Jh.),
mhd. lenden,
lenten ‘an Land bringen, landen, ans Ziel bringen, beenden’.
Landung f. ‘das Ankommen, Anlegen an Land’ (Anfang 18. Jh.), danach auch von Flugzeugen ‘das Niedergehen, Aufsetzen auf dem Boden’.
ländlich Adj. ‘dem Land angemessen’ (16. Jh.),
lantlich (15. Jh.); auch (im Gegensatz zu
städtisch) ‘dörflich’ (18. Jh.).
Ländler m. Volkstanz im Dreivierteltakt (Ende 18. Jh.), aus dem
Landl (Österreich ob der Enns) stammend.
Länderei f. ‘zusammenhängendes, wirtschaftlich nutzbares Gebiet’ (16. Jh.), meist im Plural
Ländereien.
Landschaft f. ‘geographisch zusammenhängendes Gebiet mit einem bestimmten Charakter, mit bestimmten Eigenschaften’,
ahd. lantscaf (8. Jh.),
-scaft (um 1000),
mhd. lantschaft ‘Landschaft, Land’, auch ‘Einwohnerschaft des Landes, die versammelten Stände eines Landes’; in der Malerei ‘Darstellung einer Landschaft’ (Anfang 16. Jh.).
landschaftlich Adj. ‘der Landschaft angehörend’, auch ‘zur Sprache eines bestimmten Gebiets gehörend’ (18. Jh.).
Landser m. ‘einfacher Soldat’ (ausgehendes 19. Jh., im zweiten Weltkrieg als Selbstbezeichnung der Soldaten allgemein geläufig), unter sächsischen Soldaten als Anrede im Sinne von ‘Landsmann’ entstanden, vgl.
Küpper Wb. d. dt. Umgangsspr. 4 (1966) 142.
Landenge f. ‘schmaler Landstreifen zwischen zwei Meeren, der zwei größere Festlandsmassen miteinander verbindet’ (18. Jh.), älter
Erdenenge (Ende 17. Jh.), gebildet nach voraufgehendem
Meerenge (s. d.).
Landkarte f. ‘Atlas, kartographische Darstellung (eines Ausschnitts) der Erdoberfläche’ (2. Hälfte 17. Jh.).
Landregen m. ‘lang anhaltender, sich über große Gebiete ergießender Regen’ (15. Jh.).
Landsknecht m. ‘in den kaiserlichen Ländern, nicht im Ausland angeworbener Söldner für die Fußtruppe’, zuerst im Zuge der Neugestaltung des Heeres unter
Maximilian I. (15. Jh.); durch volksetymologische Anlehnung an
Lanze (s. d.) häufig auch
Lanzknecht (um 1500).
Landjäger m. ‘Landpolizist, Gendarm’ (18. Jh.); auch (
schweiz. südwestd.) ‘harte Dauerwurst’ (Benennungsmotiv ungeklärt).
Landstreicher m. ‘Vagabund’ (15. Jh.), zu
streichen (s. d.) im Sinne von ‘herumstreifen, herumwandern’.
Landstörzer m. ‘Landstreicher, Vagabund’ (17. Jh.),
mhd. sterzer,
sterzel ‘Vagabund, Bettler’, zu
mhd. sterzen ‘müßig umherschweifen, wandern’,
starzen ‘aufrecht gehen, stolzieren’; wohl zu
starren ‘steif sein, aufrecht stehen’ (s. d.) gehörig.
Landtag m. ‘politische (ursprünglich auch gerichtliche) Körperschaft, die die Interessen eines Landes vertritt, Versammlung der Stände eines Landes’, eigentlich ‘Tag, an dem die Vertreter eines Landes zu gerichtlicher und politischer Tätigkeit zusammenkommen’,
mhd. lanttac ‘Versammlung zum Landgericht’.
Landsturm m. ‘letztes Aufgebot aller wehrfähigen Männer’ (17. Jh.); eigentlich ‘Sturmgeläut im ganzen Land bei (Kriegs)gefahr’ (
schweiz., um 1500).
Landwehr f. ‘Gesamtheit aller zur Landesverteidigung bestimmten Kräfte’, neu belebt in den Befreiungskriegen nach
mhd. lantwer ‘Landesverteidigung, die Verteidiger des Landes, Befestigung an der Landesgrenze, die rings um die Stadt gezogenen Gräben und Schranken’ (s.
1Wehr f.).
Landwirt m. ‘Leiter eines bäuerlichen Betriebes, ausgebildeter Agronom’, zuerst ‘Gastwirt auf dem Lande’ (17. Jh.).
Landwirtschaft f. ‘Bauernhof, planmäßiger Betrieb von Ackerbau und Viehzucht’ (18. Jh.).
Ausland n. ‘das nicht zum eigenen Land gehörige Gebiet, fremdes Land’ (17. Jh.), rückgebildet aus
Ausländer m. ‘Fremder, aus einem anderen Land Stammender’,
mhd. ūʒlender, und
ausländisch Adj. ‘fremd, dem Ausland angehörend’,
mhd. ūʒlendisch (beide 14. Jh.); doch vgl.
mhd. ūʒlant ‘außerhalb der Gemarkung gelegenes Gut’,
mnd. ūtlant ‘Land außerhalb des Deiches’,
ahd. ūʒlenti n. ‘Strand’ (9. Jh.).
Inland n. ‘das Innere eines Landes, das Staatsgebiet innerhalb seiner Grenzen’ (19. Jh.); vgl.
mhd. inlende n. ‘Heimat, Herberge, Quartier’.
Inländer m. spätmhd. inlender, Gegenwort zu
Ausländer.
inländisch Adj. (Anfang 16. Jh.); vgl.
mhd. inlendic ‘im Lande, zu Hause’.