Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Opposition, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Opposition · Nominativ Plural: Oppositionen
Aussprache  [ɔpoziˈʦi̯oːn]
Worttrennung Op-po-si-ti-on
Herkunft aus oppositiospätlat ‘das Entgegensetzen’ < oppōnerelat ‘entgegensetzen’ (opponieren), vgl. oppositionengl frz ‘die Politik der Regierung bzw. der Regierungspartei ablehnende Parteien oder Gruppen’
Wahrig und ZDL

Bedeutungen

1.
Gegensatz, Widerspruch, Gegnerschaft, gegensätzliche Meinung, Widerstand gegen jmdn. oder etw.
Beispiele:
Wenn es richtig ist, dass Kunst aus nichts anderem als Behauptungen, Setzungen, Konventionen entsteht, dann sind Einwände, Oppositionen und Brüche nur die natürliche Folge. [Die Welt, 26.02.2019]
Hellsichtig trägt der Autor seine Befunde zur Facebook‑Gesellschaft zusammen und zeichnet das Bild eines gefährdeten Gesamtorganismus. Dabei bedient er sich allerdings oft allzu plakativer Oppositionen. [Süddeutsche Zeitung, 16.05.2018]
Der 71‑Jährige tritt explizit für die Interessen der Landwirtschaft ein und steht in Opposition zu Privatisierung und Deregulierung. [Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2016]
Der Entscheid des Ständerats gegen eine Helmpflicht für Kinder bis vierzehn Jahre fiel stillschweigend und ohne Opposition. [Neue Zürcher Zeitung, 11.06.2012]
Dem ersten Kabinett Adenauer hatte er [Gustav Heinemann] als Innenminister angehört, bevor er aus Opposition gegen die Wiederbewaffnung zurücktrat. [Brandt, Willy: Erinnerungen. Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 234]
2.
Politik Block von Abgeordneten oder Parteien in einem Parlament, die nicht an der Regierung beteiligt sind
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die demokratische, parlamentarische, politische, konservative, linke, sozialistische Opposition; eine starke Opposition
als Dativobjekt: der Opposition etw. vorwerfen; der Opposition gelingt etw.
als Akkusativobjekt: die Opposition bilden, unterstützen, aufforden
in Präpositionalgruppe/-objekt: in die Opposition gehen; in der Opposition bleiben; einen Dialog, Gespräche mit der Opposition führen
in Koordination: Regierung und Opposition
mit Präpositionalgruppe/-objekt: die Opposition im Bundestag, Landtag, Parlament
als Genitivattribut: Vertreter der Opposition
Beispiele:
Die Vertreter der Opposition im Bundestag versuchen seit Monaten, den Whistleblower Edward Snowden für eine Aussage vor dem NSA‑Untersuchungsausschuss nach Deutschland zu holen. [Die Zeit, 12.12.2014]
Die Opposition kritisierte erwartungsgemäß das rund 120 Seiten dicke Unionspapier mit dem Titel »Regierungsprogramm für Deutschland 2013–2017«. [Die Zeit, 23.06.2013 (online)]
Einer der politischen Höhepunkte des Parlamentsjahres ist die Haushaltsdebatte, in der Regierungsparteien und Opposition die Klingen kreuzen. [Frankfurter Rundschau, 02.12.2000]
Die Börsenkurse [in Indien] fielen drastisch[…] und die politische Opposition sprach von einer Regierung ohne Konzept und Richtung: Der erste Haushaltvorschlag der neuen BJP‑Regierung hat […] eine frostige Aufnahme gefunden. [Neue Zürcher Zeitung, 01.03.2000]
politische Gruppe oder Bewegung, die innerhalb einer Partei, eines Landes, eines Betriebs o. Ä. eine gegnerische Position vertritt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die bürgerliche, außerparlamentarische Opposition; eine starke Opposition
Beispiele:
In […] großen Unternehmen wie in der Automobilindustrie gibt es immer einen kleinen Teil der Beschäftigen, die grundsätzlich in der Opposition sind. [Welt am Sonntag, 03.06.2018]
Als Parteivorsitzender [der Partito Democratico] hat er [der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi] sich um den Apparat gekümmert und darum, die innerparteiliche Opposition in Schach zu halten. [Die Zeit, 08.12.2016 (online)]
Nur noch mit purer Gewalt und der ganzen Härte eines Polizeiapparates kann der sozialistische Präsident Nicolás Maduro [in Venezuela] die bürgerliche Opposition in Schach halten. [Die Welt, 20.05.2016]
Am Dienstag sind bei neuen Angriffen von Regierungstruppen nach Angaben der Opposition mindestens 30 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. [Der Spiegel, 12.06.2012 (online)]
Ärgerlich […] an der ganzen Diskussion […] [ist] das Auftreten ranghoher SPD‑Politiker, die weniger als Regierungspartei, sondern vielmehr als regierungsinterne Opposition auftreten. [Welt am Sonntag, 30.09.2007]
3.
Astronomie Konstellation, die durch einen Winkel von 180° zwischen Sonne und beobachtetem Stern bestimmt ist (wobei die Erde den 0-Punkt einnimmt)
in gegensätzlicher Bedeutung zu Konjunktion (2)
Beispiele:
Mondfinsternis entsteht, wenn sich die (scheinbare) Bahn der Sonne und die Bahn des Mondes kreuzen und der Vollmond in dieser Kreuzung in Opposition zur Sonne tritt. [Die »Supervollmond«-Finsternis am Montag, 25.09.2015, aufgerufen am 22.01.2020]
Während der rote Planet bereits am 22. Mai in Opposition stand, erreicht er am 30. Mai mit 75,3 Millionen Kilometern seinen geringsten Abstand zur Erde. [Neue Zürcher Zeitung, 23.06.2016]
Astronomie mit dem Fernglas: Saturn in Opposition [Überschrift] [ZauberDerSterne.de, 27.01.2016, aufgerufen am 22.01.2020]
Während Saturn in Konjunktion gelangt und daher unsichtbar ist, kommt Uranus am 17. September in Opposition zur Sonne, geht also bei Sonnenuntergang auf und bei Sonnenaufgang unter. [Süddeutsche Zeitung, 01.09.2009]
Der Mond ist leichter zu verstehen als die Sterne: Anstatt sich mit Konjunktionen, Oppositionen und Aszendenten herumzuschlagen, braucht man nur eine Liste, die für jeden Tag die Mondphase und das Sternzeichen angibt, das der Erdtrabant durchläuft. [Süddeutsche Zeitung, 31.01.1996]
4.
Sprachwissenschaft
a)
Phonetik Beziehung zwischen zwei Lauteinheiten, die durch Austausch eine Bedeutungsveränderung bewirken
siehe auch Minimalpaar
Die Begriff stammt aus der phonologischen Theorie der Prager Schule.
Beispiele:
Wenn sich zwei sprachliche Zeichen mit gleich vielen Lauten nur durch einen Laut unterscheiden und dadurch ein Unterschied in der Bedeutung entsteht (z. B. span.: cama (= Bett) zu cara (= teuer)), sind beide Sprachlaute Phoneme und stehen in Opposition zueinander. [Leginda, 21.09.2015, aufgerufen am 22.01.2020]
So bestimmen im Deutschen etwa die Phoneme »l« und »r« durch die Verschiedenheit ihrer Beziehungen untereinander (Fachjargon: »Oppositionen«) die Bedeutungs‑Unterschiede in Ausdrücken wie »reiten« und »leiten«, »will« und »wirr«. [Der Spiegel, 24.03.1969]
b)
allgemeiner Beziehung zwischen zwei sprachlichen Einheiten, die einen Gegensatz bilden
Beispiele:
[…] »semantische Merkmale«; diese sind […] elementare (»atomare«) Begriffe, die ein Paar bilden und zueinander in Opposition stehen; etwa: »bekannt« – »unbekannt«, »männlich« – »weiblich«, »Steigerung« – »Minderung«. [Die Zeit, 19.04.1985]
Während in sachlichen Oppositionen wie »rechts/links«, »arm/reich« usw. vergleichsweise neutrale Tatsachenfeststellungen getroffen werden und als Probleme erörtert werden können, wird in der Gegenüberstellung von »diskriminiert« und »nichtdiskriminiert« von vornherein eine Wertung vorgenommen, die den einen Pol als legitim und den anderen als illegitim ausweist. [Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2017]
5.
Schach Stellung im Endspiel, bei der sich die Könige mit nur einem Feld Zwischenraum in einer Linie oder Reihe gegenüberstehen
Beispiele:
»Opposition und Schwesterfelder« […] bezeichnen im Schachspiel Endspielsituationen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.1993]
In unserem Fall zog Weiß Kf6–g6 und hält damit den schwarzen König, dem der Zutritt zur 7. Reihe verwehrt wird, auf Opposition. […] Die Opposition wird erst im Endspiel wirksam, wo sie bei geringem beiderseitigem Material eine große Rolle spielen kann. [Berliner Zeitung, 23.07.1988]
6.
Logik, Philosophie Gegensatz zweier Aussagen
Beispiele:
Der Streitdialog ist […] nicht nur eine imaginäre Opposition zweier Sätze, die sich im »logischen Raum« begegnen. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft. Bd. 2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1983, S. 676]
Die Scholastiker unterscheiden »oppositio enunciationum« und »terminorum«. – KANT unterscheidet die »dialektische« von der (auf dem Satze des Widerspruches fußenden) »analytischen« Opposition […], die logische von der realen Opposition (s. Gegensatz). [Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1904], S. 17118]
7.
Anatomie Eigenschaft des Daumens, den anderen Fingern gegenübergestellt werden zu können
Beispiele:
Das Sattelgelenk wird von der Basis des ersten Mittelhandknochens und auf der anderen Seite von dem großen Vieleckbein der Handwurzel gebildet. Sein spezieller Bau ermöglicht die Opposition des Daumens zu den übrigen vier Fingern. [Die Welt, 19.05.2009]
Der Arzt und Neurologe Frank R. Wilson hat […] gezeigt, dass – im Unterschied zum Schimpansen – erst der Mensch die Fähigkeit besitzt, »die Daumenspitze über die ganze Breite der Hand bis zum vierten und fünften Finger zu führen«. Das bedeutet: der Daumen steht in vollkommener Opposition zu den übrigen Fingern – ein entscheidender Schritt bei der Entwicklung zum Homo sapiens. [Die Welt, 29.12.2006]
Schicksalsorgan der menschlichen Evolution ist die Hand. Sie machte den Weg frei[…] für das Be‑Greifen der Welt. Für das Erfassen von Nahrung ebenso wie von Stein, Werkzeug, Waffe. Besonders dem in leichter Opposition zu den Fingern situierten Daumen kam herausragende Bedeutung zu. [Neue Zürcher Zeitung, 29.01.1999]
8.
Fechten Stoß mit Berührung der Klingen
Beispiel:
Der Pronationsstoß ist in der Opposition zwar stärker, aber aufgrund des Winkels zwischen Handgelenk und Klinge auch schwerer zu justieren. [Historisches Fechten, 19.09.2011, aufgerufen am 22.01.2020]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
opponieren · Opponent · Opposition · oppositionell
opponieren Vb. ‘Einwendungen machen, sich widersetzen, widerstreben’, entlehnt (15. Jh.) zunächst als Fachwort der Schulsprache ‘eine gegensätzliche Meinung vertreten’ (bei Abschlußprüfungen, später Doktorpromotionen) aus lat. oppōnere ‘(zum Schutz, zur Abwehr) entgegenstellen, gegenüberstellen, mit Worten entgegenhalten, entgegensetzen’; vgl. lat. pōnere ‘setzen, stellen, legen’. – Opponent m. ‘Gegner im Redestreit, Widersacher’ (17. Jh.), lat. oppōnēns (Genitiv oppōnentis), Part. Präs. zu lat. oppōnere. Opposition f. ‘Gegensatz, Widerspruch, Gegnerschaft’ (16. Jh.), aus spätlat. oppositio (Genitiv oppositiōnis) ‘das Entgegensetzen’, danach (unter dem Einfluß von engl. frz. opposition) ‘die Politik der Regierung bzw. der Regierungspartei ablehnende Parteien oder Gruppen’, zunächst (Ende 18. Jh.) in Beschreibungen auf englische, dann (19. Jh.) auch auf deutsche parlamentarische Verhältnisse bezogen. oppositionell Adj. ‘zum Widerspruch neigend, gegensätzlich, gegnerisch, auf seiten der Opposition stehend’ (19. Jh.), nach gleichbed. engl. oppositional.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Gegenseite · Opposition
Oberbegriffe

Ablehnung · Frontstellung · Gegnerschaft · Opposition
Unterbegriffe
Assoziationen

Politik
(Abgeordnete der) Nicht-Regierungspartei(en) · (Abgeordnete der) nicht-regierende Partei(en) · Opposition

Typische Verbindungen zu ›Opposition‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Opposition‹.

Zitationshilfe
„Opposition“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Opposition>.

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