Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Gesicht, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Gesicht(e)s · Nominativ Plural 1: Gesichter · Nominativ Plural 2: selten Gesichte
Aussprache  [gəˈzɪçt]
Worttrennung Ge-sicht
formal verwandt mitAngesicht
Wortbildung  mit ›Gesicht‹ als Erstglied: Gesichtsausdruck · Gesichtsbildung · gesichtsblind · Gesichtsblindheit · Gesichtscreme / Gesichtscrème · Gesichtserkennung / Gesichterkennung · Gesichtserker · Gesichtsfarbe · Gesichtsfeld · Gesichtsform · Gesichtshaut · Gesichtshälfte · Gesichtskompresse · Gesichtskontrolle · Gesichtskorrektur · Gesichtskrebs · Gesichtskreis · Gesichtslage · Gesichtslifting · gesichtslos · Gesichtslähmung · Gesichtsmaske · Gesichtsmassage · Gesichtsmilch · Gesichtsmuskel · Gesichtsneuralgie · Gesichtspackung · Gesichtspartie · Gesichtspflege · Gesichtsplastik · Gesichtspuder · Gesichtspunkt · Gesichtsradius · Gesichtsrose · Gesichtsröte · Gesichtsschild · Gesichtsschnitt · Gesichtsschutz · Gesichtsschädel · Gesichtssinn · Gesichtstransplantation · Gesichtstäuschung · Gesichtsurne · Gesichtsverlust · Gesichtsvisier · Gesichtswasser · Gesichtswinkel · Gesichtszug
 ·  mit ›Gesicht‹ als Letztglied: Affengesicht · Allerweltsgesicht · Arschgesicht · Backpfeifengesicht · Biedermannsgesicht · Blassgesicht · Bleichgesicht · Blumengesicht · Bocksgesicht · Bulldoggengesicht · Bullenbeißergesicht · Denkergesicht · Doppelgesicht · Durchschnittsgesicht · Dutzendgesicht · Engelsgesicht · Faltengesicht · Fuchsgesicht · Galgengesicht · Greisengesicht · Habichtsgesicht · Janusgesicht · Jungengesicht · Jungmädchengesicht · Kindergesicht · Lausbubengesicht · Leidensgesicht · Madonnengesicht · Maskengesicht · Milchgesicht · Mondgesicht · Mopsgesicht · Mädchengesicht · Ohrfeigengesicht · Pfannkuchengesicht · Pferdegesicht · Puppengesicht · Runzelgesicht · Sackgesicht · Schelmengesicht · Traumgesicht · Verbrechergesicht · Vogelgesicht · Vollmondgesicht
 ·  mit ›Gesicht‹ als Binnenglied: blassgesichtig · bleichgesichtig · doppelgesichtig · puppengesichtig · rotgesichtig · rundgesichtig · schmalgesichtig · spitzgesichtig · weißgesichtig · zweigesichtig · zwiegesichtig
eWDG

Bedeutungen

1.
Vorderteil des menschlichen Kopfes vom Kinn bis zum Ansatz des Haares, Antlitz, Angesicht
Grammatik: Plural ‘Gesichter’
a)
Beispiele:
ein ovales, breites, schmales, längliches, rundes, spitzes, feingeschnittenes, markantes, regelmäßiges, zartes, süßes, niedliches, schönes, hübsches, gedunsenes, schwammiges, (hoch)rotes, rosiges, frisches, glühendes, blühendes, gebräuntes, sommersprossiges, graues, farbloses, bleiches, fahles, hässliches, junges, glattes, gealtertes, verwelktes, faltiges, verlebtes, abgezehrtes, verhärmtes, eingefallenes, ausgemergeltes, zerfurchtes, müdes, verweintes, sympathisches, interessantes, durchgeistigtes, ausdrucksloses Gesicht
saloppein käsiges Gesicht
sie hat ein kluges, gutmütiges, offenes Gesicht
ein Gesicht wie Milch und Blut
mit abgewandtem Gesicht
jmds. Gesicht rötet sich, läuft rot an, ist nass von Tränen, von Tränen überströmt
jmds. Gesicht verzerrt, verzieht sich (vor Schmerz), nimmt einen gespannten, harten Ausdruck an
sein Gesicht erstarrte zur Maske
das Gesicht in die Hände vergraben
Sorgen haben Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen
der letzte Tropfen Blut wich aus seinem Gesicht
über das ganze Gesicht lachen, strahlen
über jmds. Gesicht huscht, fliegt ein Lächeln
die Hände vor das Gesicht schlagen
in jmds. Gesicht arbeitet es
etw. treibt jmdm. die Schamröte ins Gesicht
jmdm. ins Gesicht starren
jmdm. prüfend ins Gesicht sehen
jmdm. (frech) ins Gesicht lachen
saloppsteck dir eine Zigarre, Zigarette ins Gesicht
[…] er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht […] [ SchillerHandschuh]
bildlich
Beispiele:
der Hut steht ihr nicht zu Gesicht (= kleidet sie nicht)
jmdm. etw., seine Meinung, die Wahrheit ins Gesicht (= offen, rückhaltlos) sagen
jmdm. ins Gesicht (hinein) lügen (= dreist lügen)
saloppich könnte ihm (vor Wut, Hass) ins Gesicht springen
er kann mir nicht (mehr) ins Gesicht sehen, blicken (= hat ein schlechtes Gewissen)
etw., eine Behauptung schlägt der Wahrheit, den Tatsachen ins Gesicht (= spricht ihnen hohn, entspricht ihnen ganz und gar nicht)
umgangssprachlicher ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten (= ist ihm sehr ähnlich)
[…] [er] küßte den beiden Damen die Hand, was ihm ziemlich merkwürdig zu Gesichte stand […] [ Th. MannBuddenbrooks1,340]
[…] [sie hatte] ihm laut ihren ganzen Ekel, ihren ganzen Abscheu […] ins Gesicht geschleudert […] [ Th. MannBuddenbrooks1,385]
b)
Miene, Gesichtsausdruck
Beispiele:
ein zweifelndes, skeptisches, ungläubiges, ratloses, bedenkliches, ängstliches, fassungsloses, gespanntes, erstauntes, verlegenes, erwartungsvolles, geheimnisvolles, teilnahmsvolles, spitzbübisches, heiteres, fröhliches, gleichgültiges, ernstes, feierliches, besorgtes, bekümmertes, trauriges, bestürztes, betrübtes, betroffenes, enttäuschtes, erschrockenes, verdrießliches, finsteres, missvergnügtes, mürrisches, unfreundliches, böses, zorniges, grimmiges, beleidigtes, empörtes, ablehnendes Gesicht machen
saloppmach nicht so ein dummes, dämliches Gesicht!
umgangssprachlichein langes Gesicht machen (= enttäuscht aussehen)
umgangssprachliches gab lange Gesichter
umgangssprachlichein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machen
umgangssprachlichein saures, schiefes Gesicht machen, ziehen (= sein Missfallen ausdrücken)
etw. unbewegten, versteinerten Gesichtes anhören
mit verschlossenem, undurchdringlichem Gesicht zuhören
mit strahlenden, andächtigen Gesichtern standen die Kinder vorm Weihnachtsbaum
er nahm ein dienstliches Gesicht an
spöttischer setzte ein dienstliches Gesicht auf
jmds. Gesicht hellt sich auf
in jmds. Gesicht das Eingeständnis einer Schuld lesen
in seinem Gesicht spiegelt sich jeder Gedanke
sein Gesicht strahlt Güte aus
es steht ihm im Gesicht geschrieben (= er kann es nicht verbergen)
jmdm. die Gedanken vom Gesicht ablesen
Gesichter (= Grimassen) schneiden
c)
Mensch
Beispiele:
ich habe lauter fremde Gesichter, kein bekanntes Gesicht gesehen
im Urlaub wollen wir neue, andere Gesichter sehen
schon wieder dieses verhasste Gesicht!
d)
α)
Beispiel:
das Gesicht (= den Schein) wahren, retten
β)
sein Gesicht verlieren (= eine Einbuße an Geltung erleiden)
Beispiel:
[…] daß er entschlossen ist / Auch in den Zeiten zunehmender Unterdrückung / Sein Gesicht nicht zu verlieren […] [ BrechtGedichte236]
2.
Aussehen, charakteristisches Gepräge
Grammatik: Plural ‘Gesichter’
Beispiele:
das Gesicht des Landes, der Stadt hat sich völlig geändert, gewandelt
etw. bestimmt das Gesicht unserer Zeit, Epoche, eines Verlages, einer Zeitschrift
etw. gibt einem Kleid das modische Gesicht
dadurch hat die Sache, Angelegenheit gleich ein ganz anderes Gesicht bekommen
Jetzt zeigt Ihr Euer wahres / Gesicht (= Eure wahre Gesinnung), bis jetzt war’s nur die Larve […] [ SchillerStuartIII 4]
3.
gehoben Sehvermögen
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
er hat das Gesicht verloren (= ist erblindet)
sein Gesicht ist geschwächt
wenn mich mein Gesicht nicht trügt, so …
In der Schärfe meines Gesichtes habe ich später manchen erfahrenen Fährtensucher übertroffen […] [ SchomburgkAfrika57]
bildlich das innere Gesicht (= die Vorstellung, Gedanken)
Beispiel:
[…] um für einen Augenblick das Bild der römischen Cancelleria zu genießen, das soeben ungerufen vor seinem inneren Gesicht aufgestiegen war […] [ MusilMann402]
4.
a)
zu, vors Gesicht (= vor die Augen)
b)
aus dem Gesicht (= aus den Augen)
c)
etw., jmdn. zu Gesicht bekommen (= etw., jmdn. sehen)
Beispiele:
ich bekam den Brief erst heute zu Gesicht
ich hatte den jungen Mann lange nicht zu Gesicht bekommen
d)
Beispiel:
komm mir nicht wieder vors Gesicht! (= nicht wieder zu mir!)
e)
veraltet etw., jmdn. aus dem Gesicht verlieren, jmdm. aus dem Gesicht kommen (= etw., jmdn. nicht mehr sehen)
Beispiele:
ich habe ihn seit Jahren aus dem Gesicht verloren
er ist mir ganz aus dem Gesicht gekommen
Beispiele:
etw. nicht aus dem Gesicht lassen
[…] sie fingen an, einander aus dem Gesicht zu gehen (= sich zu meiden) […] [ Anzengr.4,157]
5.
Vision
Grammatik: Plural ‘Gesichte’
Beispiele:
Gesichte haben, zu haben glauben
Gesichte sehen
das Zweite Gesicht haben (= nach abergläubischer Vorstellung die Fähigkeit haben, Zukünftiges vorauszusehen)
[…] klagend, doch gleichzeitig triumphierend erzählte sie, sie habe wieder eines ihrer Gesichte gehabt […] [ Feuchtw.Füchse149]
[…] ich hatte dazu einen Traum oder ein Gesicht, wie du es nennen willst […] [ HesseNarziß5,320]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gesicht · Angesicht · angesichts · Gesichtspunkt
Gesicht n. ‘Vorderseite des Kopfes, Antlitz, Miene’, ahd. gisiht f. ‘Gesicht, Anblick, Ausblick’ (8. Jh.), mhd. gesiht f. ‘das Sehen, Ansicht, Vision, Erscheinung, Gesichtssinn, Augen, Gesicht, Äußeres’ (daneben mhd. gesihte n. ‘Sehvermögen’, mnd. gesichte n. ‘Anblick, Ausblick’), asächs. gisiht, mnl. ghesicht(e), nl. gezicht, aengl. gesihþ, gesiht sind präfigierte Abstraktbildungen (westgerm. *ga-sehti-) zu dem unter sehen (s. d.) behandelten Verb und bezeichnen ursprünglich ‘das Sehen (des Auges), das Anblicken’, in älterer Sprache nur selten ‘den mit dem Gesichtssinn versehenen vorderen Teil des Kopfes, das Antlitz’. Der ältere Plur. Gesichte gilt heute (mhd. Gebrauch folgend) nur für ‘Erscheinungen, Visionen’ (im 18. Jh. noch ‘Mienen, Antlitze’), dann Gesichter ‘Antlitze’ (seit dem 17. Jh.). Neutrales Genus setzt sich im 16. Jh. durch. Gesicht entwickelt sich zum allgemeinen sprachlichen Ausdruck und verweist das in älterer Zeit üblichere Antlitz (s. d.) in die gehobene Sprache. Vgl. die Wendungen ein langes Gesicht machen ‘enttäuscht sein’ (18. Jh.), Gesichter schneiden ‘Fratzen ziehen’ (18. Jh.). – Angesicht n. ‘Gesicht’, ahd. anagisiht f., mhd. angesiht f., angesihte n. ‘das Ansehen, Sehvermögen, Gesicht, Aussehen’. angesichts Präp. ‘im Hinblick auf’ (15. Jh., zuerst angesicht). Gesichtspunkt m. ‘Blickwinkel, Betrachtungsweise’, im 16. Jh. von Dürer als Terminus des perspektivischen Zeichnens für mlat. punctum visus gebildet; übertragener Gebrauch seit Leibniz (unter Einfluß von frz. point de vue).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Antlitz · Gesicht  ●  Physiognomie fachspr.
Assoziationen

Anatomie
Angesicht · Antlitz · Gesicht  ●  Fratze derb · Fresse derb · Visage derb
Unterbegriffe
Assoziationen

Medizin, Psychologie
Einbildung · Halluzination · Sinnestäuschung · Trugbild · Täuschung · Wahnbild · Wahnvorstellung  ●  Gesicht (oft Plural: Gesichte) veraltet · Butterland fachspr., Jargon, seemännisch · Fata morgana ugs., fig. · Hallu (meist Plural: Hallus) ugs., Jargon · reizunabhängige Sinneswahrnehmung fachspr.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • optische Täuschung · visuelle Illusion
Assoziationen

Gesicht · Schmollmund · vorgeschobene Unterlippe  ●  Fleppe ugs. · Flunsch ugs. · Schnute ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen
  • den Beleidigten spielen · schmollen · unwillig schweigen  ●  sich in die Schmollecke zurückziehen fig. · die beleidigte Leberwurst (spielen) ugs., variabel · die gekränkte Leberwurst spielen ugs., variabel · ein (langes) Gesicht machen ugs. · ein (langes) Gesicht ziehen ugs. · eine Flappe ziehen ugs. · eine Fleppe ziehen ugs. · eine Schnute ziehen ugs. · einen Flunsch ziehen ugs., regional · einen Schmollmund machen ugs.
  • (den) Mund spitzen · (die) Lippen aufwerfen · (die) Lippen spitzen · (die) Lippen vorstülpen · (eine Art) Kussmund machen  ●  (die) Lippen schürzen selten

Typische Verbindungen zu ›Gesicht‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gesicht‹.

Verwendungsbeispiele für ›Gesicht‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es tut nicht nur den Augen wohl, sondern schmeichelt auch den Gesichtern. [Schwarz, Peter-Paul (Hg.), Gepflegte Gastlichkeit, Wiesbaden: Falken-Verl. Sicker 1967, S. 258]
Man ist so fein wie sein Gesicht, aber nicht so wertvoll wie die umgehängte Kamera. [Spoerl, Alexander: Mit der Kamera auf du, München: Piper 1957, S. 50]
Des Führers Gesicht wie immer so heiter, seine Augen, so klar, schauten in die Ferne. [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 41]
Gerade wenn man dieses Bedenken ernst nimmt, zeigt sie doch ein anderes Gesicht. [Hartmann, Nicolai: Der Aufbau der realen Welt, Berlin: de Gruyter 1940, S. 158]
Nur die Bärte sind jetzt grau und die Gesichter um zehn Jahre älter. [Die Zeit, 02.12.1999, Nr. 49]
Zitationshilfe
„Gesicht“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gesicht>.

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