Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

semantisch

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GrammatikAdjektiv · ohne Steigerung
Aussprache  [zeˈmantɪʃ]
Worttrennung se-man-tisch
Wortzerlegung Semantik -isch
formal verwandt mitSemantik
Wortbildung  mit ›semantisch‹ als Letztglied: autosemantisch · oligosemantisch · polysemantisch
Wahrig und ZDL

Bedeutungen

1.
Sprachwissenschaft die Semantik betreffend, auf ihr beruhend
Kollokationen:
in Koordination: syntaktisch, phonologisch, phonetisch, grammatisch und semantisch
Beispiele:
Das ursprünglich von Noam Chomsky initiierte Grammatikmodell [der Generativen Grammatik] hat den Anspruch, mittels syntaktischer und semantischer Regeln genau die grammatischen Sätze einer Sprache erzeugen zu können. [Neue Zürcher Zeitung, 15.02.1993]
Auf der semantischen Ebene lassen sich einige interessante Querverbindungen feststellen, die zeigen, dass nicht nur in den Debatten um die Zukunft religiöses Wissen und religiöse Terminologien eine wichtige Rolle spielten, sondern auch in den Deutungskämpfen um Zeitzeugenschaft und Zeitdiagnostik um 1800. [Historikertag 2021: Frühe Neuzeit, 30.11.2021, aufgerufen am 04.12.2021]
Ihre Sprache der Musik ist hintersinniger, humorvoller und einprägsamer, als es menschliche syntaktische und semantische Strukturen vermögen. [Leipziger Volkszeitung, 24.11.2012]
Kennzeichnend für das Vorgehen von [Rafael Sánchez] Ferlosio [einem spanischen Schriftsteller] ist, dass er die in seinen Augen zu sehr auf semantische Gesichtspunkte eingegrenzte Sprachsoziologie wieder und wieder auf grammatische Grundlagen zurückführt […]. [Neue Zürcher Zeitung, 22.04.2005]
Ein libertärer Freiheitsbegriff und der Glaube an kontinuierliche Veränderung und kollektiv‑interaktive Flexibilität sind es, die die chinesische Netzpoesie das Qualitätsmerkmal »aufsässig« zuschreiben – im übrigen allein von ihrer Form her und völlig jenseits der semantischen Ebene des jeweiligen Gedichtes. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.08.2006]
2.
Sprachwissenschaft die Bedeutungsseite, den Inhalt eines Worts, Satzes oder Texts betreffend, bedeutungsmäßig
Kollokationen:
als Adjektivattribut: der semantische Gehalt, Inhalt
mit Adverbialbestimmung: rein semantisch
Beispiele:
Laut dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache bedeutet Rührung innere Bewegung, Ergriffenheit und steht semantisch den Wörtern Dankbarkeit, Mitleid, Träne, weinen, überkommen, übermannen nah. [Süddeutsche Zeitung, 17.01.2022]
Oder den Ausruf: »Du hast eine Macke!«, abgeleitet vom hebräischen »maka« für: Hieb, Stoss oder Plage. Diese Wörter verbindet laut Steinke, dass sie in die deutsche Sprache aufgenommen, dabei aber nicht verbogen wurden. Sprecherinnen und Sprecher des Jiddischen würden sie semantisch genauso verwenden. [Antisemitismus in der Sprache, 27.01.2022, aufgerufen am 28.01.2022]
Und damit wären wir beim Wort, das semantisch schwer und juristisch schon gar nicht einzuhegen ist und dennoch in den kommenden Jahren die endlose Debatte um Migration und Demografie bestimmen wird: Heimat. [Die Welt, 14.02.2019]
Der Begriff [»Fehlkauf«] ist nicht nur ein perfektes Krisenwort und passt damit gleich doppelt in die Zeit (Weihnachten, Finanzkrise), sondern markiert, rein semantisch, gleich noch eine Leerstelle: Das Falsche wurde gekauft. Nun fehlt das Richtige. [Der Spiegel, 29.12.2008 (online)]
Der Gipfel syntaktischer und semantischer Fehlleistungen wird erreicht mit dem [aus dem Englischen übersetzten] Satz: »Den Ausschüssen viel der Arbeit des Schrankes wird beauftragen.« (»Much of the work of Cabinet is delegated to Committees.«) [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2005]
Er werde[…] künftig im Zusammenhang mit Bonuszahlungen an die städtischen Bediensteten nur noch von Sanierungszulagen statt wie bisher von persönlichen Leistungszulagen sprechen. Bei dem Streit geht es um mehr als semantische Haarspaltereien. [Modell ohne Reiz, 28.04.1995, aufgerufen am 03.11.2020]
3.
Informatik die Interpretation eines Ausdrucks in einer Programmiersprache oder Beschreibungssprache betreffend; auf der Interpretation von Ausdrücken einer formalen Sprache basierend oder diese anwendend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: das semantische Web; semantische Technologien
Beispiele:
Die Einsatzbereiche für semantische Technologien gelten als vielfältig. Allen gemeinsam scheint das Ziel, aus der wachsenden Datenflut relevante Informationen zu filtern und intelligent aufzubereiten. [Der Standard, 01.12.2009]
Durch die semantische Anreicherung der Informationen, beispielsweise dem [sic!] Verstehen von Adressinformationen, Tätigkeiten oder Zusammenhängen, können mit den Informationen sofort maßgeschneiderte Aktionen angestoßen werde – im einfachsten Fall das Öffnen eines Inhalts, im komplexeren Fall die Übergabe von Informationen in einen Workflow oder die Übernahme in einen komplexeren Geschäftsfall. [Der Nutzen einer Künstlichen Intelligenz, 30.08.2019, aufgerufen am 19.08.2020]
Gute Automatentexte entstehen in einer klug orchestrierten Mischung aus profunder semantischer Programmierung, strukturierten Daten, starken Algorithmen und Schnittstellen zu weiteren Datenwelten[…]. [Süddeutsche Zeitung, 27.03.2018]
Das semantische Web, in dem reine Informationen mit Bedeutungen angereichert werden, soll ermöglichen, Daten im Internet auf eine ganz neue Art und Weise zu vernetzen. [Der Standard, 26.02.2013]
Tagging soll der erste Schritt zum semantischen Netz sein, das Bedeutungen verknüpft. [Der Spiegel, 17.05.2006 (online)]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Semantik · semantisch · Semasiologie · semasiologisch · Sem
Semantik f. ‘Lehre von den Wortbedeutungen’, dann auch ‘Bedeutung eines Wortes’, Entlehnung (Ende 19. Jh.) des von M. Bréal (1883) geprägten sprachwissenschaftlichen Terminus frz. sémantique, nach griech. sēmantikós (σημαντικός) ‘zu einem Zeichen gehörig, bezeichnend, deutlich’; zu griech. sēmá͞inein (σημαίνειν) ‘durch ein Zeichen kenntlich machen, bezeichnen’, sḗma (σῆμα) ‘Zeichen, Schriftzeichen’. Dazu semantisch Adj. ‘die Bedeutung betreffend’ (20. Jh.). Zuvor ist bereits durch K. Reisig (1839) der Ausdruck Semasiologie f. für die ‘Lehre von den Wortbedeutungen’ eingeführt worden, der heute vorzugsweise gebraucht wird, wenn von deren Beziehungen untereinander und ihren historischen Veränderungen die Rede ist; vgl. griech. sēmasía (σημασία) ‘das Bezeichnen, Bezeichnung’ und s. -logie. Dazu semasiologisch Adj. (20. Jh.). Unter Rückgriff auf die vorgenannten Bezeichnungen übernimmt die Sprachwissenschaft (20. Jh.) den Begriff Sem n. für den kleinsten Bestandteil der Bedeutung eines Wortes, nach griech. sḗma ‘Zeichen’ (s. oben).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

bedeutungsmäßig · semantisch

Typische Verbindungen zu ›semantisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›semantisch‹.

Zitationshilfe
„semantisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/semantisch>.

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