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parteilich

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: parteilicher · Superlativ: am parteilichsten, Steigerung selten
Aussprache  [paʁˈtaɪ̯lɪç]
Worttrennung par-tei-lich
Wortzerlegung Partei -lich
Wortbildung  mit ›parteilich‹ als Erstglied: Parteilichkeit  ·  mit ›parteilich‹ als Letztglied: außerparteilich · innerparteilich · unparteilich · überparteilich
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
entsprechend der Bedeutung von Partei ergreifen
Beispiele:
menschliches Denken und Handeln ist oftmals parteilichWDG
»Die Rechtsberatung [für geflüchtete Frauen] muss unabhängig (= nichtstaatlich) sein, weil sie nur dann parteilich arbeiten kann[…]. Ohne diese laufen wir Gefahr, dass Frauen nicht den Schutz erhalten, der ihnen zusteht und den sie so dringend brauchen«, erklärt Gerhild S[…], Fachbereichsleiterin der Rechtsberatung im Diakonie[-]Flüchtlingsdienst. [Frauenrechte werden erkämpft!, 28.08.2020, aufgerufen am 18.09.2020]
Polarisierung führt zu einem Rückgang des Vertrauens zwischen verschiedenen Teilen der Bevölkerung und fördert die Verbreitung von Falschnachrichten. […] Polarisierung kann dazu führen, dass sich in der Gesellschaft Lager bilden, für die parteiliche Loyalität Vorrang vor Wahrheitsgehalt hat. [Warum die Corona-Krise für rechtspopulistische Regierungen besonders schwierig ist, 17.06.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
»Es ist einfach nicht wahr, das der Wahlausgang in der Ukraine das Ergebnis irgendeiner Intervention [der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa] gewesen ist«, betonte der Minister. Die Organisation habe in der Ukraine in keiner Weise parteilich agiert oder versucht, das Verhalten der Wähler in irgendeiner Weise zu beeinflussen. [Berliner Zeitung, 26.02.2005]
Die Zeitschrift ist bis heute ein Sprachrohr jener Forscher geblieben, die über ihren Elfenbeinturm hinausdenken. Bewußt parteilich setzt sich das Monatsblatt kritisch mit der nuklearen Welt auseinander. Die Liste der Sponsoren im Impressum liest sich wie eine Aufzählung von Nobelpreisträgern. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.1995]
In Aussprachen mit dem Vater trat Mutter parteilich für ihren fortschrittlich gesinnten Sohn ein. [Morgner, Irmtraud: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura. Berlin: Aufbau 1974, S. 537]
Die Patienten wären besser damit bedient, wenn sie eine parteilichere Vertretung ihrer Interessen hätten, als die Krankenkassen zu erbringen gewillt sind[…]. [Süddeutsche Zeitung, 10.09.1999] ungewöhnl.
DDR bewusst und entschieden für den Sozialismus Partei ergreifendWDG
Beispiele:
parteilich denken, handeln, diskutierenWDG
etw. parteilich beurteilenWDG
eine parteiliche StellungnahmeWDG
parteiliches künstlerisches SchaffenWDG
Durch Deine wissenschaftliche und propagandistische Tätigkeit, durch zahlreiche Publikationen und durch Dein parteiliches, überzeugendes Auftreten auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen und Tagungen hast Du zur Klärung theoretischer Probleme, zur Herausarbeitung marxistisch‑leninistischer Positionen, insbesondere auf dem Gebiet der Philosophie, und zur Verbreitung unserer wissenschaftlichen Weltanschauung wesentlich beigetragen. [Berliner Zeitung, 17.02.1986]
Die Hauptaufgabe aller Lehrer ist nach der S. (= Schule der genossenschaftlichen Arbeit) die Erteilung eines wissenschaftlichen, parteilichen und lebensverbundenen Unterrichts. [Zimmermann, Hartmut (Hg.): DDR-Handbuch. Berlin: Directmedia 2000 [1985]]
Sie [verschiedene Publikationen eines SED-Funktionärs] sind hervorragende Beispiele parteilicher und schöpferischer Arbeit auf dem Gebiet der Weltanschauung der Arbeiterklasse. [Berliner Zeitung, 04.05.1983]
Sie [die Bände der Buchreihe »Studienbücherei Geographie«] können künftigen Geographielehrern wichtiges Rüstzeug dafür sein, mit einem parteilichen, interessanten und lebensnahen Geographieunterricht ihren Beitrag zur Entwicklung von Persönlichkeiten mit kommunistischen Grundüberzeugungen zu leisten. [Neues Deutschland, 18.11.1978]
2.
eine Partei betreffend, parteigebundenWDG
Beispiele:
parteiliche StrukturenWDG
Vertreter der Zivilgesellschaft und der nicht parteilich gebundenen Oppositionsbewegung drangen darauf, die Fehler der ersten Mitte‑links‑Regierung Ende der neunziger Jahre zu vermeiden. [Süddeutsche Zeitung, 10.05.2006]
Der Verband bindet seine Mitglieder weder weltanschaulich noch konfessionell oder parteilich. [Qualitatssiegel und Zertifizierungen, 09.06.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
In Oktober 1989 wurde er [Erich Honecker, Staatsratsvorsitzender der DDR] von allen parteilichen und […] staatlichen Posten entbunden und im Dezember aus [der] SED ausgeschlossen. [Erich Honecker, 25.08.2019, aufgerufen am 01.09.2020]
Ende April stellten sich die Leipziger Fraueninitiativen, autonome, gewerkschaftliche wie parteiliche, mit einem Megaphon auf die Straße und sammelten Unterschriften [gegen die nach dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes beabsichtigte bundesweite Einführung des § 218 im Strafgesetzbuch]. Fast 10.000 kamen zusammen[…] [die tageszeitung, 29.05.1992]
3.
selten, abwertend parteiisch, voreingenommen, befangen
Beispiele:
er war in seinem Urteil zu parteilichWDG
Parteilich gab sie ihrem Liebling, was / Sie andern nahm […] [ SchillerCarlosI 5]WDG
[…] war er einfach ein verzärteltes Vorzugskind, von parteilicher […] Liebe getragen? [ Th. MannTod in Venedig9,482]WDG
Mal sanftmütig, mal zynisch, mal schonungslos ehrlich berichtet [die Autorin] M[…] von ihren Erfahrungen als Vergewaltigungsopfer, als Anklägerin, als Überlebende, als Kämpferin. Was sie jedoch schreibt, ist oft nur schwer zu verdauen. Demütigende Gerichtsverhandlungen, ein parteilicher Richter, keine einzige aufrichtige Entschuldigung, die ständigen Schuldzuweisungen. [Macht und Selbstbestimmung, 09.03.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Die Verflechtung von Politik und Medien in diesem Land, das Verhindern von Informationsgerechtigkeit und ‑vielfalt durch parteiliche Einflussnahme der Regierungen auf den »unabhängigen« ORF (= Österreichischer Rundfunk) gehört seit jeher zum politischen Brauchtum in Österreich, hat aber in den letzten Jahren spürbar zugenommen. [Der Standard, 28.11.2005]
Die Klage fußte auf dem Verdacht, dass es bei der Handzählung aufgrund des parteilichen Verhaltens von Zählern zu Manipulationen kommen könnte, während Maschinen neutral seien. [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
Und diejenige Zeitung erscheint als die beste Interessenvertretung, die sich am parteilichsten und mit der schärfsten Sprache der türkischen Sache annimmt. [die tageszeitung, 23.02.1998] ungewöhnl.

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Partei · 1Parte · Parteigänger · Parteigenosse · parteiisch · unparteiisch · parteilich · Parteilichkeit · Parteiung
Partei f. ‘Gruppe Gleichgesinnter, Vereinigung von Personen mit der gleichen politischen Überzeugung, um bestimmte Ziele durchzusetzen’, auch ‘Partner eines Vertrags, einer der beiden Gegner im Rechtsstreit’, mhd. partīe ‘Abteilung, Personengruppe, Gruppierung’, mnd. partī(g)e ‘Personenverband, Parteiung, einseitige Parteinahme, Prozeßpartei’, entlehnt aus afrz. partie ‘Teil, Gebiet, Anteil, Verteilung, Trennung, Rechtshandel, Heiratsmöglichkeit, Seite, Richtung, Gegner’, dem substantivierten Femininum des Part. Perf. von afrz. mfrz. partir ‘teilen, verteilen, trennen, sich entfernen, aufbrechen’ (frz. partir ‘abreisen, aufbrechen, losgehen’), dem lat. partīre (partītum), auch partīrī ‘teilen, trennen, zuteilen’ zugrunde liegt; dieses ist gebildet zu lat. pars (Genitiv partis) ‘Teil, Anteil, Seite’. Partei ‘Personengruppe mit gemeinsamen Interessen’, das in einigen Verwendungen noch längere Zeit im Wechsel mit später entlehntem Partie (s. d.) gebraucht wird, bezeichnet seit dem 15. Jh. auch jede der in Verhandlungen oder einem Rechtsgeschäft sich gegenüberstehenden Seiten (‘Vertragspartner, Prozeßgegner’) sowie (zuerst niederrhein.) eine Gruppe mit gemeinsamem Wohnsitz (‘Haushaltung, Familie, Mietspartei’, obsächs. 1Parte f. ); vom 16. Jh. an steht es für ‘sich von anderen sondernde politische oder konfessionelle Gesinnungsgemeinschaft’ und vereinzelt schon für ‘Heiratsmöglichkeit, zu heiratende Person’ (besonders unter dem Gesichtspunkt der Vermögensverhältnisse, hierfür seit dem 17. Jh. auch Partie, das sich schließlich durchsetzt); in der Militärsprache des 17. Jhs. ist es außerdem ‘Streifzüge unternehmende kleine Schar’. In mehreren seiner Bedeutungen, namentlich im Sinne von ‘politische Organisation’, zeigt Partei semantischen Einfluß des (ebenfalls zu afrz. mfrz. partir gehörenden) Maskulinums mfrz. frz. parti ‘Anteil, Lage, Beruf, Stand, zu heiratende Person, Entschluß, Interessengruppe, Organisation’, frz. auch ‘Trupp von Soldaten, Streifkorps’ (afrz. parti ‘Teil, Anteil, Menge, Lage’). – Parteigänger m. ‘Anhänger einer politischen Richtung, einer Persönlichkeit’ (Anfang 19. Jh., meist abschätzig), zuvor ‘Führer oder Angehöriger einer Streifzüge unternehmenden Schar’ (17. Jh.). Parteigenosse m. ‘Mitglied einer politischen Partei’ (Anfang 19. Jh.), in der Sozialdemokratie seit den 70er Jahren des 19. Jhs. allmählich durch die kürzere Form Genosse (s. d.) verdrängt. parteiisch Adj. ‘einseitig für eine Partei, eine bestimmte Interessengruppe, einen von zwei Gegnern eingestellt, voreingenommen, befangen’ (16. Jh.), auch ‘einer Gruppe, Partei angehörend, zu ihr stehend’ (15. Jh.); entsprechend unparteiisch Adj. (15. Jh.). parteilich Adj. ‘eine Partei betreffend, vertretend, Partei ergreifend’ (20. Jh.), ‘parteiisch’ (15. Jh.). Parteilichkeit f. ‘theoretisches und praktisches Eintreten für die Interessen einer Partei’ (20. Jh.), ‘einseitige Stellungnahme oder Beurteilung’, auch ‘Uneinigkeit’ (um 1500). Parteiung f. ‘Zersplitterung in einander bekämpfende Parteien, Spaltung, Zwietracht’ (Ende 15. Jh.); vgl. mhd. partīen ‘(sich) in Parteien spalten’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Politik
parteigebunden · parteilich
Assoziationen
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›parteilich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›parteilich‹.

Zitationshilfe
„parteilich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/parteilich>.

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