Anatomie bezogen auf ein System mehrerer miteinander verbundener Hirnareale, das an verschiedenen Hirnfunktionen (z. B. Emotionen, Lernen und Gedächtnis) beteiligt ist
Beispiele:
Erst nach und nach entwickeln sich [nach dem Geruchshirn] die anderen limbischen Bereiche, die verantwortlich sind für Gefühlsregulation, Aufregung, Stress, Angst, aber eben auch Gedächtnisbildung. [Frankfurter Rundschau, 17.01.2022]
[…] Entzündungen der Hirnhäute oder des Gehirns selbst können zu einer Epilepsie führen. Besonders gefährlich sind Entzündungsreaktionen, die den so genannten Hippokampus betreffen – eine Hirnstruktur, die bei Gedächtnisprozessen und der Entstehung von Emotionen eine wichtige Rolle spielt. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von einer limbischen Enzephalitis. [So löst unser Gehirn eine Epilepsie aus, 24.03.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Bei den Mördern waren präfrontale Hirnareale weniger und zentrale limbische Areale stärker aktiv […]. Von hirngeschädigten Patienten weiss man, dass Läsionen im Stirnhirn mit einer höheren Risikobereitschaft, einem Verlust der Selbstbeherrschung und der Unfähigkeit einhergehen, sich sozial und situationsgerecht zu verhalten. Zudem kommt es zu kognitiven Beeinträchtigungen, die die Intelligenz mindern. Eine starke limbische Aktivität weist dagegen auf eine hohe emotionale Erregtheit hin. [Neue Zürcher Zeitung, 04.02.2015]
Es gibt […] Grund zu der Annahme, dass sozialer Zusammenhalt genetisch als Funktion einer bestimmten Region des Limbischen Lappens in der Großhirnrinde angelegt ist. [Mitleid und Seele – Porträt einer menschlichen Regung, 11.12.2010, aufgerufen am 01.09.2020]
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Phrasem:
⟨limbisches System (= Funktionseinheit des Gehirns, die für die Steuerung des vegetativ-nervösen und des endokrinen Regulationssystems verantwortlich ist)⟩
Beispiele:
Die Sprachzentren verleihen nicht nur dem
Denken eine Stimme, sondern auch den Gefühlen und den Phantasien. Das
emotionale Leben in all seinen Ausprägungen ist beiden
limbischen Systemen, die sich in der Mitte
des Gehirns auf der Höhe der Schläfen befinden, zugeordnet. Sie sind mit
den Zentren der Erinnerung, der Rationalität, der Sprache, des
Zeitsinnes und der Raumwahrnehmung verbunden. [Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2013]
»Im MRT
(= Magnetresonanztomographie-Verfahren) zeigte
sich, dass auch das limbische System
[von der Erkrankung COVID-19] betroffen
war, was zu Gedächtnisstörungen und in diesem Fall auch zu seriell
auftretenden epileptischen Anfällen geführt hat«, sagt der
Neurologe. [Neurologische Manifestationen: Wie COVID-19 die Nerven
tangiert, 08.05.2020, aufgerufen am 03.12.2020]
Obwohl das limbische System weder
morphologisch noch funktionell eindeutig charakterisierbar ist, wird das
limbische System von vielen Autoren immer
noch als neurale Grundlage von emotionalem Verhalten angesehen. Befunde
aus den letzten Jahren weisen darauf hin, daß nicht das
limbische System als ganzes, sondern ein zum
limbischen System zu zählendes Gehirngebiet,
die Amygdala (Mandelkern), ein wichtiges neuroanatomisches Substrat für
emotionale Reizbewertung und Reaktionsauslösung ist. [Gahr, Manfred: Neurale Grundlagen von Motivation und Emotion. In: Dudel, Josef [u. a.] (Hg.): Neurowissenschaft. Berlin: Springer 1996, S. 477]
Als erwiesen kann gelten, daß das
limbische System der Speicherung von
Gedächtnisinhalten dient, ohne aber als Ort des Gedächtnisses
schlechthin gelten zu können. [Klix, Friedhart: Information und Verhalten. Berlin: Deutscher Verl. der Wissenschaften 1971, S. 351]