Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

gelehrt

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
Grammatikpartizipiales Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung ge-lehrt
Grundformlehren
Wortbildung  mit ›gelehrt‹ als Erstglied: gelehrsam · Gelehrtheit  ·  mit ›gelehrt‹ als Letztglied: grundgelehrt · hochgelehrt · rechtsgelehrt · ungelehrt
 ·  mit ›gelehrt‹ als Grundform: Gelehrte
eWDG

Bedeutung

gründliche und umfassende wissenschaftliche Kenntnisse besitzend
Beispiele:
ein gelehrter Mann
sie ist eine gelehrte Frau
durch den häufigen Gebrauch von Fremdwörtern will er sich einen gelehrten Anstrich geben
salopp, scherzhaft
Beispiele:
er ist ein gelehrtes Haus (= ein gelehrter Mann)
sie ist ein gelehrtes Huhn (= eine gelehrte Frau)
auf gründlichen und umfassenden wissenschaftlichen Kenntnissen beruhend
Beispiele:
gelehrte Worte
eine gelehrte Abhandlung, Betrachtung
sie führen einen gelehrten Disput, ein gelehrtes Gespräch
wissenschaftlich
Beispiel:
Wir vermerken … daß wir mit 46 Ländern und 300 Akademien und gelehrten Gesellschaften rund 750 Veröffentlichungen tauschen [ Jahrbuch Sächsische Akademie d. Wiss.169]
umgangssprachlich schwer verständlich
Beispiele:
sich gelehrt ausdrücken
sprich nicht so gelehrt! (= geschwollen!)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lehren · gelehrt · Gelehrter · gelehrig · gelehrsam · Gelehrsamkeit · Lehrer · Lehrerin · Lehrling · Lehrgang · Lehrgeld · lehrreich · Lehrsatz · Lehrstuhl
lehren Vb. ‘unterrichten, unterweisen, Kenntnisse vermitteln’, ahd. (8. Jh.), mhd. lēren, asächs. lērian, mnd. mnl. lēren (auch ‘lernen’), nl. leren, aengl. lǣran (daraus oder aus dem Mnd. anord. læra ‘lehren, lernen’), got. laisjan ‘lehren’ ist Kausativbildung im Sinne von ‘wissend machen’ zu einem in got. lais ‘ich weiß’, eigentlich ‘ich bin wissend geworden, habe erfahren, habe nachgespürt’ belegten Präteritopräsens. Verbindet man lehren, verwandtes lernen und List (s. d.) mit den unter leisten und Gleis (s. d.) genannten Formen, so ist Anschluß an die dort angegebene Wurzel ie. *leis- ‘am Boden gezogene Spur, Furche’ möglich. Als verbale Ausgangsbedeutung ließe sich ‘auf der Spur des Wildes sein, sie beobachten und erkennen lehren’ ansetzen. – gelehrt Part.adj. ‘wissenschaftlich gebildet, umfassende Kenntnisse besitzend’, ahd. gilērit (8. Jh.), mhd. gelēr(e)t; dazu die Substantivierung Gelehrter m. ‘wer gelehrt ist, sich der Wissenschaft und Forschung widmet’, frühnhd. ‘philologisch, grammatisch Geschulter’ (16. Jh.); vgl. ahd. (Plur.) thie gilērtun (9. Jh.) für lat. scrībae. gelehrig Adj. ‘leicht zu belehren und schnell begreifend, lernwillig’ (15. Jh.; doch vgl. schon mhd. ungelēric), eine Verstärkung zu gleichbed., bis ins 16. und 17. Jh. üblichem lehrig, ahd. lērīg ‘belehrbar’ (11. Jh.); vgl. mnd. lērich. gelehrsam Adj. ‘gelehrig’, älter ‘gelehrt’ (16. Jh.); Gelehrsamkeit f. ‘umfassende wissenschaftliche Kenntnis, Gelehrtheit’ (17. Jh.). Lehrer m. ‘wer lehrt, Unterricht erteilt’, ahd. lērāri, meist ‘Unterweiser im göttlichen Wort’ (8. Jh.), mhd. lērære, lērer für lat. doctor ‘Lehrer, Lehrmeister’ (s. Doktor); vgl. got. laisareis ‘Lehrer’; Lehrerin f. (15. Jh.), ahd. lērārin (Hs. 12. Jh.) für lat. doctrīx. Lehrling m. ‘in einem Lehrverhältnis stehender Jugendlicher’, zuerst (Anfang 14. Jh.) in Kölner Zunfturkunden l(e)irlinc (im Kunsthandwerk); es setzt sich gegen Lehrkind (mhd. lērekint, auch lēreknabe, lēretohter) und Lehrknecht (mhd. lērekneht) durch. Lehrgang m. ‘zeitlich begrenzte schulmäßige Ausbildung, in der ein bestimmter Lehrstoff vermittelt wird’, von Campe (1792) für lat. cursus (s. Kursus) vorgeschlagen. Lehrgeld n. ehemals ‘für eine handwerkliche Ausbildung vom Lehrling an den Lehrherrn zu zahlendes Geld’, mhd. lērgelt; heute nur noch übertragen in der Wendung Lehrgeld (be)zahlen ‘Erfahrungen durch Schaden erkaufen’. lehrreich Adj. ‘Erfahrung und Wissen bereichernd, aufschlußreich, instruktiv’ (17. Jh.). Lehrsatz m. ‘grundlegende, beweisbare wissenschaftliche Behauptung’ (17. Jh.). Lehrstuhl m. ‘planmäßige Stelle eines Hochschullehrers, Professur’, mhd. lērstuol für lat. cathedra (s. Katheder).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

akademisch · gebildet · gelehrt · wissenschaftlich  ●  szientifisch fachspr.
Assoziationen

belesen · gebildet · gelehrt · kundig · mit akademischem Hintergrund · sachkundig · studiert · wissend  ●  gelahrt geh., altertümelnd
Assoziationen

Verwendungsbeispiele für ›gelehrt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie enthalten in erbaulicher Form die gleiche Theologie wie die gelehrten Schriften (Hal Koch). [Kettler, F. H.: Origenes. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 14239]
Dieses Blut wischt kein noch so gelehrter Aufsatz von ihnen ab. [Tucholsky, Kurt: Die Ebert-Legende. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1926], S. 4078]
Was also lernen wir aus dieser gelehrten Umkehrung der Schmittschen These, Politik sei nichts anderes als säkularisierte Theologie? [Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
Philosophie ist darum, mag es noch so enttäuschend sein, immer eine gelehrte Disziplin. [Die Zeit, 24.01.2011, Nr. 04]
Seine Reden beeindrucken durch gelehrte Dichte ebenso wie durch ihre moralische Intensität. [Die Zeit, 07.12.2009, Nr. 49]
Zitationshilfe
„gelehrt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gelehrt>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Gelegestärke
gelehrig
Gelehrigkeit
gelehrsam
Gelehrsamkeit
Gelehrte
Gelehrtendasein
Gelehrtendünkel
Gelehrtenfamilie
Gelehrtenkaste