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gefügig

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: gefügiger · Superlativ: am gefügigsten
Aussprache  [gəˈfyːgɪç]
Worttrennung ge-fü-gig
Wortbildung  mit ›gefügig‹ als Erstglied: Gefügigkeit  ·  mit ›gefügig‹ als Letztglied: ungefügig
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
sich bereitwillig äußeren Zwängen, Zwangsmaßnahmen, der Gewalt fügend; anpassungsfähig, sich auf Wünsche, Anforderungen (anderer) einstellend, darauf eingehend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein gefügiger Handlanger; die gefügige Justiz, Mehrheit; ein gefügiges Instrument, Werkzeug
Beispiele:
er wurde bald gefügig, als man ihm drohteWDG
er war ein gefügiges Werkzeug in den Händen des HerrschersWDG
Anders als vor fünf Jahren kann es sich der [französische] Präsident nicht mehr erlauben, die Abgeordneten wie einen gefügigen Fanclub zu behandeln. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2022]
Die Basler Lehrergewerkschaft galt lange als handzahm und behördennah. […] Die Basler Lehrerinnen und Lehrer galten lange als die gefügigsten der Schweiz. Kritik an den Entscheidungen des Erziehungsdepartements übte die Freiwillige Schulsynode (FSS) so gut wie nie. [Basler Zeitung, 29.01.2022]
Kein Mitbürger, der an den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse glaubt, ist je gefügiger als dann, wenn das Böse vor den Toren steht. [Der Tagesspiegel, 11.02.2017]
Im Steuerstreit mit der EU zeigt sich die Schweiz gefügig. Warum verteidigt sie sich nicht entschiedener? [Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2013]
Dass sich die Gewerkschaften in den vergangenen Jahren geradezu zahm und gefügig zeigten – dafür hat S[…] eine plausible Erklärung: die Furcht vieler Arbeitnehmer vor dem Jobverlust erschwere es, Menschen zu einer Auseinandersetzung zu mobilisieren. [Saarbrücker Zeitung, 26.03.2007]
Unter einem Ziseleur [der Reichs-Druckerei] […] ist nicht ein Künstler zu verstehen, der auf Metall‑ Gegenständen Flächen‑Muster zu erzeugen hat, sondern ein Arbeiter, der weniger mit schöpferischen Eigenschaften als mit Geschick und Intelligenz begabt, an die einzelnen Objekte nach ihrer Fertigstellung im Gusse die letzte vollendende Hand anzulegen hat. Lebendige Auffassung, ein gewisses Verständnis für die Intentionen des Künstlers, der das Werk geformt, und eine flotte, gefügige Hand sind hier, wie gesagt, Haupt‑Erfordernis. [[o. A.]: Deutsche Kunst und Dekoration. Bd. 9. München [u. a.] 1901–1902]
Phrasem:
(sich) jmdn. gefügig machen (= jmdn. wehrlos machen, (sich) jmdn. unterwerfen) (= jmdn. durch Einsatz manipulativer Mittel dem eigenen Willen unterwerfen)
Beispiele:
Es gibt Therapeuten, die glauben, dass Täter bei ihren Opfern bewusst eine dissoziative Identitätsstörung hervorrufen, um sie gefügig machen und fernsteuern zu können. [Neue Zürcher Zeitung, 19.12.2023]
Redaktionen sollen unabhängig berichten können – unabhängig von den privaten Eigentümern ihrer Zeitungen oder Sender, anders als etwa in Polen, Ungarn oder Frankreich, wo regierungsnahe Konzerne und Milliardäre Medien aufgekauft haben, um sie gefügig zu machen. [Süddeutsche Zeitung, 04.12.2023]
Um sie sich gefügig zu machen, soll er sie an den Haaren gezogen und geschlagen haben. [Rhein-Zeitung, 11.04.2018]
»Erst lesen, dann handeln. […] In diesem Koffer ist eine hochexplosive Bombe …« Mit derlei Drohungen machte der Mann mit schlecht sitzender Perücke die Angestellten [einer Bankfiliale] gefügig, nahm nach der »Auszahlung« den Regionalleiter als Geisel, ließ ihn in der Villinger Fußgängerzone frei und entkam mit der Beute. [Südkurier, 11.12.2010]
Eltern von Mitgliedern haben die Organisation beschuldigt, junge Menschen mit Gehirnwäsche und Hypnose gefügig zu machen. [die tageszeitung, 19.05.1992]
übertragenAlle Versuche, die Inspiration zu überlisten und sich gefügig zu machen, sind reine Zeitverschwendung. Mit offenen Augen und einer Portion Neugier in jeden neuen Tag zu gehen, was man ja ohnehin tun sollte, das sind die einzigen Werkzeuge, die mir einfallen. [Kieler Nachrichten, 14.11.2017]
2.
veraltet willkommen
Beispiel:
Der Gast, den ein so gefügiges Mißgeschick hier festgehalten […] [ Th. MannTod in Venedig9,499]WDG

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fügen · fugen · verfügen · Verfügung · 2Fuge · Fug · Befugnis · befugt · füglich · Unfug · fügsam · Fügung · Gefüge · gefügig · ungefüge
fügen Vb. ‘passend zusammensetzen, verhängen, bewirken’, reflexiv ‘sich unterordnen’, ahd. fuogen ‘verbinden, vereinigen, ineinanderpassen’ (8. Jh.), mhd. vüegen, vuogen, auch ‘bewerkstelligen, sich anpassen, machen, daß etw. geschieht’, asächs. fōgian, mnd. vȫgen, vǖgen, mnl. voeghen, nl. voegen, aengl. fēgan, engl. to fay ‘passen, verbinden’ sind verwandt mit Fach (s. d.) und den dort genannten Formen. Daneben steht fugen Vb. ‘fest zusammensetzen, mit einer Fuge verbinden’, die in der Handwerkersprache bewahrte obd. umlautlose Form von fügen; heute meist als Ableitung von Fuge (s. unten) empfunden. verfügen Vb. ‘an die richtige Stelle setzen, einfügen, anordnen’, reflexiv ‘sich begeben’, frühnhd. verfüegen (15. Jh.), mnd. vorvogen ‘einrichten’. Verfügung f. ‘Anordnung’ (16. Jh.). – 2Fuge f. ‘Ritze, Verbindungslinie zwischen zusammengehörigen Bauteilen’, ahd. fuogī ‘Verbindung, Zusammensetzung, Verbindungsstelle’ (um 1000), mhd. vuoge ‘Zusammenfügung, Stelle eingreifender Verbindung zueinander’, aber auch (und damit in mhd. Zeit bedeutungsgleich mit dem folgenden Fug) ‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’; vgl. auch (mit anderer Bildungsweise) ahd. fuoga ‘Geschicklichkeit’ (Hs. 13. Jh.). Fug m. ‘Zuständigkeit, Recht’, mhd. vuoc ‘Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Kunstfertigkeit’, heute vor allem noch in der Wendung mit Fug und Recht (16. Jh.). Befugnis f. ‘Zuständigkeit, Recht’ (16. Jh.). befugt Part.adj. ‘zuständig, berechtigt’, vgl. befugt sein (15. Jh.), aus dem Part. Prät. von spätmhd. sich bevūgen ‘eine Zuständigkeit ausüben’ (14. Jh.). füglich Adj. ‘passend, schicklich, mit Berechtigung’, spätmhd. vuoclich, vüeclich; vgl. ahd. gifuog(i)līh (9. Jh.). Unfug m. ‘öffentliches Ärgernis erregendes Verhalten, Dummheiten, Schabernack’, mhd. unvuoc ‘Unanständigkeit, Roheit, Schande, Frevel’. fügsam Adj. ‘leicht lenkbar, anpassungsfähig’, spätmhd. vuoc-, vüecsam ‘schicklich, angemessen’ (14. Jh.). Fügung f. ‘Geschick, Schicksal’, mhd. vüegunge ‘Zusammenfügung, Art und Weise’, seit dem 17. Jh. Terminus der Syntax für lat. cōnstrūctio. Gefüge n. ‘Struktur, innere Ordnung’, von ahd. gifuogī̌ ‘Verbindung’ (8. Jh.) unabhängige Neubildung des 17. Jhs. gefügig Adj. ‘fügsam, passend’ (15. Jh.), mit anderer Endung anschließend an ahd. gifuogi, mhd. gevüege Adj., bewahrt in ungefüge Adj. ‘unförmig, unhandlich’, ahd. ungifuogi (11. Jh.), mhd. ungevüege, -vuoge ‘unartig, unhöflich, unbeholfen, plump’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

biegsam · gefügig · weich

artig · brav · folgsam · fügsam · gefügig · gehorsam · konditioniert  ●  lieb Kindersprache · brav wie ein Lamm ugs., variabel
Assoziationen
Antonyme

Medizin
allzu nachgiebig · allzu willig · blind gehorchend · fügsam · gefügig · willfährig
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›gefügig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gefügig‹.

Zitationshilfe
„gefügig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gef%C3%BCgig>.

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