eigen Adj. ‘jmdm. (als Besitz) gehörend’, dann ‘einer Person oder Sache ausschließlich zukommend, für sie charakteristisch’ und daher auch ‘von besonderer Art, seltsam’,
ahd. eigan (8. Jh.),
mhd. eigen,
asächs. ēgan,
mnd. ēgen,
mnl. eighen,
eighijn,
nl. eigen,
afries. ēgen,
ēin,
aengl. āgen,
engl. own,
anord. eiginn,
schwed. egen (
got. nur
aigin n. ‘Eigentum’, s. unten
Eigen), ursprünglich Part. Prät. eines
gemeingerm. Präteritopräsens mit der Bedeutung ‘haben, besitzen’,
ahd. eigan,
mhd. (vereinzelt)
eigen,
asächs. ēgan,
aengl. āgan,
engl. to own,
anord. eiga,
schwed. äga,
got. *aigan (1. Pers. Sing.
aih mit gammatischem Wechsel). Diesem Verb zugrundeliegendes
germ. *aig-,
*aih- (s. auch
Fracht) steht im Ablautverhältnis zu
aind. ī́śē (wohl einem ursprünglich reduplizierenden Perfekt
*i-iś-ai) ‘hat zu eigen, besitzt, beherrscht’ und läßt sich mit diesem sowie
awest. aēšā- ‘Vermögen, Können, Habe, Eigentum’, toch. B
aik- ‘kennen, wissen’ auf eine Wurzel
ie. *ēik̑- oder
*eik̑- ‘zu eigen haben, vermögen’ zurückführen. Absolute Verwendung des partizipialen Adjektivs ‘in Besitz befindlich’ findet sich (in bezug auf Personen) noch in
mhd. eigen ‘unfrei’ (wozu
leibeigen, s.
Leib). –
Eigen n. ‘Eigentum, Grundbesitz’,
ahd. eigan (9. Jh.),
mhd. eigen. Die
gemeingerm. Substantivierung der neutralen Form des Adjektivs ist auch erhalten in Wendungen wie
zu eigen haben,
sich zu eigen machen,
sein eigen nennen,
etw. ist sein eigen, wo
eigen jetzt adjektivisch aufgefaßt wird.
eigens Adv. ‘besonders, ausdrücklich’ (17. Jh.), zum Adjektiv
eigen mit adverbialem -s gebildet (bis Mitte 19. Jh. auch
eigends mit dentalem Gleitlaut).
eigentlich Adj. ‘ursprünglich, wirklich’, als Adverb ‘in Wirklichkeit, genaugenommen’ und häufig partikelhaft ‘denn, überhaupt’,
mhd. eigenlich Adj. ‘eigentümlich, eigen, leibeigen, ausdrücklich’,
eigenlīche Adv. ‘als Eigentum, ausdrücklich, bestimmt’; Einfügung des Gleitlauts -t- (wie z. B. in
öffentlich,
ordentlich, s. d.) vereinzelt schon
mhd. und allgemein im
Frühnhd. Eigenheit f. ‘auffällige Besonderheit’,
mhd. eigenheit ‘Eigenschaft, Eigentümlichkeit’,
frühnhd. selten, in pietistischen Schriften des 17./18. Jhs. als ‘Ichbezogenheit, auf die eigene Person gerichteter Sinn’ abgelehnt, seit Ende des 18. Jhs. verbreiteter, besonders im Sinne von ‘Originalität’.
Eigenschaft f. ‘charakteristisches Merkmal, Wesenszug’,
ahd. eiganscaft (Hs. 12. Jh.),
mhd. eigenschaft ‘Eigentum, Eigentümlichkeit’,
mhd. auch ‘Leibeigenschaft’; alle diese Bedeutungen noch
frühnhd., daneben entsteht aus ‘Eigentümlichkeit’ vom
Mhd. an der heutige Sinn; dazu
Eigenschaftswort n. als Verdeutschung für
Adjektiv (s. d.) von
Adelung (1781) eingeführt (statt
Beiwort,
Gueintz 1641,
Gottsched 1730).
Eigentum n. ‘was jmdm. gehört’, juristisch (im Unterschied zu
Besitz, s. d.) ‘was jmds. rechtlicher Verfügungsgewalt unterliegt’,
mhd. eigentuom ‘Eigentum, Besitz’; dazu
Eigentümer m. ‘wer rechtmäßig über etw. verfügen kann’ (15. Jh.) und
eigentümlich Adj. ‘für eine Person oder Sache charakteristisch’, auch ‘seltsam, merkwürdig’ (16. Jh., zuvor, seit 15. Jh.) ‘jmdm. als Besitz gehörend’.
Eigenbrötler m. auch
Eigenbrödler ‘Sonderling, Einzelgänger’, literatursprachlich seit dem ersten Viertel des 19. Jhs., zuvor im
Alem. ‘einen selbständigen Haushalt führender Junggeselle’ (ursprünglich ‘wer selbst sein Brot bäckt’, vgl.
mhd. eigen brōt ‘eigenes Hauswesen’ und
frühnhd. einbrodig ‘sein eigenes Brot, seinen eigenen Herd habend’, 15. Jh.).
Eigenname m. Benennung eines Individuums, besonders ‘Personenname’; als Kompositum zuerst im 16. Jh. bezeugt (für
lat. nōmen proprium, s. auch
Name).
eigensinnig Adj. ‘auf der eigenen Meinung beharrend, starrköpfig’,
spätmhd. eigensinnec ‘aus eigenem Entschluß, freiwillig’; wohl daraus rückgebildet ist
Eigensinn m. ‘Starrköpfigkeit’ (vereinzelt vom 16. Jh. an neben der Fügung
eigen Sinn, verbreitet seit Anfang 18. Jh.).