Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

1da-.

Fundstelle: Band 6, Spalte 9, Zeile 10
1DA-. 1 zusammengesetzte pronominaladv. aus der verbindung von 1da mit präp., ältester typ der da-zuss., mit beginn der literarischen überlieferung im ahd. wie in andern germ. sprachen vorhanden, ahd. mhd. sich weiter auffüllend. bei diesem typ wird vielfach zuss. mit adv. oder präpositionalem adv. statt mit präp. als grundwort angenommen. ahd. kommen indessen nur noch wenige der betreffenden grundwörter als selbständige adv. vor und auch diese nur in seltenem gebrauch. es dürfte daher im ahd. nur in einzelfällen zuss. mit adv. vorliegen, z. b. dagegen, daentgegen, darauf, darin. spätestens frmhd. ist in allen fällen die beziehung auf die präp. hergestellt. der typ dieser pronominaladv. ersetzt weitgehend den ahd. typ präpositionaler verbindungen mit dem instrumental diu (after diu, in diu, mit diu usw.). die pronominaladv. beziehen sich in der funktion einer adverbialen bestimmung auf lokale und dingliche, selten (danach) auf temporale verhältnisse, viele in der vertretung eines präpositionalen objekts auch auf diesen bereich überschreitende verhältnisse: dabei -durch, -für, -gegen, -mit, -nach, -vor, -wider, -zu, -zwischen; daran, -auf, -aus, -über, -um. sie bezeichnen außerdem, z. t. als konjunktionaladv abstrakte beziehungen zwischen sätzen oder satzgliedern: dabei, -für, -gegen, -mit, -neben, darauf u. a. als echte konj. ist damit voll ausgebildet, andere konjunktionaladv. sind in dieser funktion zeitlich und regional begrenzt (danach, dafür). die pronominaladv. stehen demonstrativ und außer in konjunktionalem gebrauch relativ. distanzstellung der kompositionsglieder mit einschub anderer satzglieder ist ahd. mhd. möglich, nhd. unter anderen bedingungen, vor allem unter nd. einfluß (dabei, damit, danach, dazu u. a.). neben einigen zuss. mit 1da, ahd. dâr stehen ahd. entsprechende zuss. mit dar, ahd. dara: darafter, -an, -auf, -ein, -über, -wider. nur mit ahd. dara zusammengesetzt sind: -entgegen, -gegen, -nach, -zu. eine strenge bedeutungsdifferenzierung zwischen beiden typen besteht auch ahd. nicht immer. seit dem frmhd. werden die bestimmungswörter der zusammengesetzten pronominaladv. nicht mehr konsequent den ahd. typen entsprechend lautlich differenziert. der bedeutung nach wird überall die beziehung auf 1da hergestellt, der form nach werden ahd. dâr- und dara- wie die simplicia gekürzt oder abgeschwächt zu dâ-, dar-, seltener der-, in unbetonter stellung auch wohl mit reduzierung der vokalquantität. in den zuss. mit vokalisch anlautender präp. steht dar- (bis zum 15./16.jh. gelegentlich der-) seit dem frmhd. fast durchweg, nhd. ausschließlich. bei den zuss. mit konsonantisch anlautender präp. steht in einer begrenzten gruppe (für die nur z. t. ahd. dara- gilt) dar- teils nahezu ausschließlich, teils deutlich überwiegend bis ins 17./18.jh. hinein und tritt dann rasch gegen da- zurück: -gegen, -hinter, -nächst (nur bis ende 17.jh. gebräuchlich), -neben, -zu; dar- bis um 1900 in danach. in den übrigen zuss. mit konsonantisch anlautender präp. dringt seit dem frmhd. da- stark vor, wird aber vom späten 15. bis zum 17./18.jh., bei den einzelnen bildungen unterschiedlich stark, durch dar- eingeschränkt und z. t. übertroffen. spätestens seit dem ende des 18. jhs. setzt sich hier überall da- durch. bei distanzstellung der kompositionsglieder steht auch bei sonstiger dar-bildung meist da-. zuss. mit vokalisch anlautender präp. bilden seit dem mhd. kontrahierte nbf.: drab, dran, drauf, draus, drin, drob, drüber, drum, drunter, die nur in bestimmten gebrauchsweisen als selbständige wörter gelten: drauf und dran, drunter und drüber. 2 zusammengesetzte pronominaladv. aus der verbindung von 1da mit adv. a zuss. mit einfachem und zusammengesetztem adv. werden seit dem ahd., häufiger seit dem 11./12. jh. gebildet. in zuss. mit konsonantisch anlautendem grundwort gilt von anfang an dâ-, ahd. dâr-, nur frnhd. vereinzelt dar-: -fern, -heim, -her, -herab, -heraus, -herein, -herum, -hier, -hin, -hinauf, -hinaus, -hinein, -hinten, -mitten, -nieden, -vorn. neben danieder sehr oft vom nd. her darnieder. – in verbindung mit vokalisch anlautendem grundwort werden kontrahierte formen gebildet: draußen, drinne(n), droben, drunten, analog dazu drüben. als nbf. vor allem: daußen, dinne(n). b zuss. mit präfigiertem adv. sind oft nd. ursprungs und dann vor allem im angrenzenden md. gebräuchlich. seit dem späten 11. jh., häufiger seit dem 14./15. jh., hd. nicht über das 18. jh. hinaus. als bestimmungswort gilt da-, bei bewahrung nd. lautung daneben auch dar-: -baußen, -befür, -bevor, -bevorn, -binnen, -boben, -enbaußen, -enbinnen, -enboben, -enzwischen. c zuss. mit kontrahierten formen zusammengesetzter pronominaladv seit dem 16. jh. als bestimmungswort gilt durchweg da-: -dran, -drauf, -draus, -drin, -drüber; ferner dadrein. 3 zuss. mit vb. zur bezeichnung von anwesenheit, befindlichkeit, beharren, bewahrung mit weiterer semantischer spezifizierung, seit dem mhd. bestimmungswort ist da-, dar-formen daneben sind selten: -behalten, -bleiben, -haben, -hängen, -hocken, -lassen, -liegen, -sein, -sitzen, -stehen. 4 zuss. mit adj. sind selten, der kanzleisprache angehörend, zeitlich und regional begrenzt: -hiesig, -örtig. 5 zuss. mit pron.: daselbst. 6 abl. zu 1da sind selten: daig adj., damal adv., damalen adv., damals adv., dasig adj., ferner die substantivierung da n. einige abl. sind aus zuss. entstanden, deren grundwort suffixcharakter erhielt: dalest adv., daling adv.

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„da-“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/da->.

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