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Wandlung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Wandlung · Nominativ Plural: Wandlungen
Nebenform selten Wandelung · Substantiv · Genitiv Singular: Wandelung · Nominativ Plural: Wandelungen
Aussprache 
Worttrennung Wand-lung ● Wan-de-lung
Wortzerlegung 1wandeln -ung
Wortbildung  mit ›Wandlung‹/›Wandelung‹ als Erstglied: wandlungsfähig · Wandlungsprozess  ·  mit ›Wandlung‹/›Wandelung‹ als Letztglied: Bewusstseinswandlung · Strukturwandlung
eWDG

Bedeutungen

1.
das Anderswerden, die wesentliche Änderung, Veränderung
Beispiele:
jmd. macht eine tiefe innere Wandlung durch
in dieser Angelegenheit hat sich eine Wandlung vollzogen
etw. ist in einer, in ständiger Wandlung begriffen
die tiefgreifenden sozialen Wandlungen auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik [ Protokoll VIII. Parteitag1,188]
2.
Religion die angenommene Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi als Teil der Messe
Beispiele:
die Wandlung vornehmen
es läutet zur Wandlung
3.
Jura das Rückgängigmachen eines Kaufvertrages durch den Käufer oder Besteller wegen Mängeln an der erworbenen Sache
Beispiel:
Wandlung erklären, verlangen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
wandeln · Wandel · Wandlung · verwandeln · Wandelstern
wandeln Vb. ‘(sich) ändern, langsam gehen, hin und her gehen’, ahd. wantalōn ‘(sich) hin und her wenden, sich mit etw. abgeben, mit jmdm. verkehren, handeln, ändern, verwandeln’ (8. Jh.), mhd. wandeln ‘rückgängig machen, tauschen, wechseln, ändern, wenden, gerichtlich verhandeln, Ersatz leisten, tadeln, strafen’, intransitiv ‘wandern, reisen, gehen’, asächs. wandlon, mnd. mnl. wandelen ‘verändern, verkehren, gehen’, nl. wandelen ‘spazierengehen’, afries. wandelia ‘wandeln, verändern’ ist eine Iterativbildung zu einem in ahd. wantōn ‘wenden, verwandeln, sich ändern’ (8. Jh.), mhd. wanten ‘drehen’, aengl. wandian ‘zaudern, zurückschrecken, ablassen’ belegten Verb, das ablautend zu den unter wenden und winden (s. d.) behandelten Verben steht. Als Ausgangsbedeutung für das Iterativum ist ‘wiederholt wenden, hin und her wenden’ anzusetzen, woraus in übertragenem Sinne (mhd.) ‘hin und her überlegen, gerichtlich verhandeln’. Aus der intransitiven Gebrauchsweise ‘sich hin und her wenden’ entwickelt sich bereits im Ahd. ‘sich mit etw. abgeben, befassen, mit jmdm. verkehren’ (vgl. handeln und wandeln ‘verkehren’, bis ins 18. Jh.) einerseits und im 14. Jh. ‘gehen, wandern, reisen’ andererseits, so daß daraufhin wandeln semantisch mit wandern übereinstimmen kann. Luther unterscheidet in seiner Bibelübersetzung wandeln ‘auf kleinerem Raum hin und her gehen’ von wandern ‘eine größere Strecke zurücklegen’. wandeln wird durch Klopstock im Sinne von ‘eine kurze Strecke hin und her spazieren’ wieder belebt. Die Bedeutung ‘ändern’ (bereits im Ahd. auch ‘wechseln, tauschen’) ist als ‘in eine andere Richtung wenden’ zu verstehen. – Wandel m. ‘Veränderung, Verkehr, Lebensführung’, ahd. wantal ‘Verkehr, Umgang’ (9. Jh.), mhd. wandel ‘Rückgang, Änderung, Tausch, Wandelbarkeit, Makel, Fehler, Tadel, Ersatz, Buße, Umgang, Verkehr, Gang, Lebensführung’, aus dem Verb rückgebildet. Handel und Wandel ‘kaufmännischer Handel und Verkehr’ (17. Jh.). Wandlung f. ‘Veränderung’, ahd. wantalunga ‘das Hinundherbewegen, Verkehr, Veränderung’ (um 800), mhd. wandelunge ‘Änderung, Tausch, Wechsel, gerichtliche Verhandlung, Verzichtleistung, Gebrechen, Fehler, Gang, Lebenswandel, Umgang, Verkehr’. verwandeln Vb. ‘verändern’, ahd. firwantalōn (8. Jh.), mhd. verwandeln. Wandelstern m. ‘Planet’ in poetischer Umschreibung (Ende 17. Jh.), danach von Puristen als Ersatzwort empfohlen.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Austausch · Transition · Umbruch · Wandel · Wandlung · Wechsel · Übergang
Unterbegriffe
Assoziationen

Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Veränderung · Wandlung  ●  Mutation geh.
Unterbegriffe

Jura
Rückgängigmachung · Rücktritt  ●  Wandlung fachspr.

Religion
Wandlung  ●  Transsubstantiation fachspr.

Typische Verbindungen zu ›Wandlung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Wandlung‹ und ›Wandelung‹.

Verwendungsbeispiele für ›Wandlung‹, ›Wandelung‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber seit jener Zeit bis heute hat sich doch eine ungeheure Wandlung vollzogen. [Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 345]
Heute befassen sich die tiefsten Denker unserer Philosophie mit dem Problem ihrer Wandlungen. [Reklame-Praxis, 1926, Nr. 9, Bd. 2]
Gewiß forderte auch sie von ihm als Ideal prinzipielle Wandlung des Lebens. [Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. I, Tübingen: Mohr 1920 [1920], S. 105]
Ausgeschlossen ist auch eine solche Wandlung an sich gewiß nicht. [Weber, Max: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. III, Tübingen: Mohr 1921 [1920-1921], S. 55]
Ich freue mich über die jetzige Wandlung zugunsten der Handwerker. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 03.03.1911]
Zitationshilfe
„Wandlung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wandlung>.

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