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  • 1Spiritual, das, der
    1. christliche Liedgattung der Afroamerikaner, die seit dem 17. Jahrhundert durch die Verschmelzung afrikanischer und europäischer Elemente in den USA entstand, Vorläufer des Gospels

  • 2Spiritual, der
    1. 1. geistlicher Leiter und Betreuer der Priesteramtskandidaten in einem Priesterseminar oder einer Ordensgemeinschaft
    2. 2. [historisch] Strömung innerhalb des mittelalterlichen Franziskanerordens, die eine strengere Beachtung der ursprünglichen Ordensregeln vertrat

Spiritual, das oder der

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Spirituals · Nominativ Plural: Spirituals
Nebenform seltener Spiritual · Substantiv (Maskulinum)
Aussprache  [ˈspɪrɪtjuːəl]
Worttrennung Spi-ri-tu-al
Wortbildung  mit ›Spiritual‹ als Letztglied: Negrospiritual
Herkunft aus gleichbedeutend (Negro) spiritualamerik-engl < spīrituāliskirchenlat ‘geistlich’ < spīrituālislat ‘zur Luft, zum Atem gehörig, geistig’ < spīrituslat ‘Hauch, Lebensatem, Geist’ (¹Spiritus)
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

christliche Liedgattung der Afroamerikaner, die seit dem 17. Jahrhundert durch die Verschmelzung afrikanischer und europäischer Elemente in den USA entstand, Vorläufer des Gospels
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: Spirituals singen
in Koordination: Spirituals und Gospels, Blues, Jazz
Beispiele:
Spirituals und Gospelchöre repräsentieren das Refugium der Gemeinden, in denen das Kollektiv der Sklaven die geistige und spirituelle Kraft fand, unter unmenschlichen Bedingungen zu überleben. [Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2002]
Spirituals entstanden als Volkslieder der afrikanischstämmigen Sklaven, haben oft Themen aus dem Alten Testament zum Inhalt, die als Analogien für die Situation der Sklaven dienen: Ihre Sehnsucht nach Freiheit und Heimkehr nach Afrika ist beinahe nicht zu unterscheiden von der Sehnsucht nach Gott und der Heimkehr in den Himmel, das Land jenseits des Flusses Jordan, der in so vielen Spirituals eine Rolle spielt. [Frankfurter Rundschau, 18.06.1998]
[…] als sich die afrikanischen Sklaven in den Vereinigten Staaten mit den Spirituals ihre eigene Ausdruckswelt schufen, spiegelte sich im Call‑Response‑Prinzip [Wechselgesang von Vorsänger und Chor] die Überwindung räumlicher Distanz durch musikalische Kommunikation wider. [Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2009]
[…] von Predigt kann eigentlich keine Rede sein, es ist eine Kaskade von Bibelzitaten und Ermahnungen an die Gemeinde, die sich in der Wiederholung an Intensität und Lautstärke steigern und in ein langes Spiritual übergehen, in das die beiden Chöre und alle Anwesenden einstimmen. [Die Welt, 26.11.2004]
Als Vorlagen für die Spirituals dienten den unbekannt gebliebenen schwarzen Barden vor allem die Predigten und die geistlichen Hymnen der Weißen, die sie jedoch in ein völlig neues Genre umschmolzen. [Neues Deutschland, 26.01.1985]
Der Gospelsong ist rhythmisch bewegter als der Spiritual. [Der Spiegel, 24.12.1952]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1Spiritual · 2Spiritual
1Spiritual m. geistlicher Leiter und Betreuer religiöser (katholischer und evangelischer) Gemeinschaften, Entlehnung (19. Jh., zuvor Spiritualis) von kirchenlat. spīrituālis m. ‘Geistlicher’, Adj. ‘geistlich’, lat. spīrituālis ‘zur Luft, zum Atem gehörig, geistig’, zu lat. spīritus (s. Spiritus). 2Spiritual n. m. ‘geistliches Lied’ christlicher Afroamerikaner, Übernahme (20. Jh.) von gleichbed. amerik.-engl. (Negro-)Spiritual, zu kirchenlat. spīrituālis (s. oben).

Typische Verbindungen zu ›Spiritual‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Spiritual‹.

Zitationshilfe
„Spiritual“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Spiritual#1>.

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Spiritual, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Spirituals · Nominativ Plural: Spiritualen
Aussprache  [ʃpiʀiˈtu̯aːl]
Worttrennung Spi-ri-tu-al
Grundformspiritual
Herkunft aus spīrituāliskirchenlat ‘Geistlicher, geistlich’, zu spīrituālislat ‘zur Luft, zum Atem gehörig, geistig’, zu spīrituslat ‘Hauch, Lebensatem, Geist’; ¹Spiritus
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
geistlicher Leiter und Betreuer der Priesteramtskandidaten in einem Priesterseminar oder einer Ordensgemeinschaft
Beispiele:
Ich kann mich erinnern, daß ich irgendwann mal zu meinem Spiritual, dem geistlichen Leiter des Theologenkonvikts, gegangen bin, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. [Der Spiegel, 28.04.1997]
Dabei berieten ihn [Karol Wojtyła] in geistlichen Angelegenheiten Weihbischof Smolenski oder Pfarrer Tadeusz Fedorowicz, der eine Zeitlang Spiritual des Lemberger Priesterseminars in Kalwaria Zebrzydowska war und danach geistlicher Leiter einer Einrichtung in Laski bei Warschau. [POSchenker, 20.02.2015, aufgerufen am 29.04.2016]
Die Luzerner Bruderschaft stellte den Schwestern aus Muotathal einen Spiritual, unterrichtete die Ordensregeln und hielt den Kontakt durch häufige Besuche. [Das Schweizer Franziskanerinnenkloster St. Josef in Muotathal, 15.04.2015, aufgerufen am 15.09.2018]
Wenn ein [Priester-]Kandidat Homosexualität praktiziert oder tiefsitzende homosexuelle Tendenzen hat, sind der Spiritual wie auch der Beichtvater im Gewissen verpflichtet, ihm abzuraten, weiter den Weg zur Weihe zu beschreiten. [Der Standard, 22.12.2006]
Groer wird sich […] auf Wunsch des Papstes nicht mehr in seinem »bisherigen Wirkungskreis« als Spiritual, Bischof und Kardinal betätigen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.1998]
Spiritualen (lat.), Sittenaufseher in den Priesterseminaren[…]. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 71488]
2.
historisch Strömung innerhalb des mittelalterlichen Franziskanerordens, die eine strengere Beachtung der ursprünglichen Ordensregeln vertrat
Grammatik: meist im Plural
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die franziskanischen Spiritualen
Beispiele:
Als Häretiker galten eine Zeitlang auch die Spiritualen, eine Gruppe von Franziskanern, welche die Lehre des Franz von Assisi, vor allem sein Armutsideal, besonders streng auslegte und von Papst Bonifaz VIII. (1294–1303) verfolgt wurde. [Neue Zürcher Zeitung, 23.11.1996]
Gegen Papst Johannes XXII. standen Ludwig [dem Bayern] die franziskanischen Spiritualen und Marsilius von Padua mit seiner antiklerikalen Staatstheorie zur Seite. [Vinay, V.: Italien. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1959], S. 15815]
Occam, Wilh. von, Scholastiker, geb. um 1280 zu Occam (Surrey), Franziskaner, […] stand bei den innern Kämpfen seines Ordens auf der Seite der Spiritualen, […]. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 53475]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1Spiritual · 2Spiritual
1Spiritual m. geistlicher Leiter und Betreuer religiöser (katholischer und evangelischer) Gemeinschaften, Entlehnung (19. Jh., zuvor Spiritualis) von kirchenlat. spīrituālis m. ‘Geistlicher’, Adj. ‘geistlich’, lat. spīrituālis ‘zur Luft, zum Atem gehörig, geistig’, zu lat. spīritus (s. Spiritus). 2Spiritual n. m. ‘geistliches Lied’ christlicher Afroamerikaner, Übernahme (20. Jh.) von gleichbed. amerik.-engl. (Negro-)Spiritual, zu kirchenlat. spīrituālis (s. oben).

Typische Verbindungen zu ›Spiritual‹ (berechnet)

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Zitationshilfe
„Spiritual“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Spiritual#2>.

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