Schafkopf, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schafkopf(e)s · Nominativ Plural: Schafköpfe
Nebenform Schafskopf · Substantiv · Genitiv Singular: Schafskopf(e)s · Nominativ Plural: Schafsköpfe
Aussprache [ˈʃaːfkɔpf] · [ˈʃaːfskɔpf]
Worttrennung Schaf-kopf ● Schafs-kopf
Wortbildung
mit ›Schafkopf‹/›Schafskopf‹ als Grundform:
schafkopfen
Bedeutungsübersicht
- 1. Kopf eines Schafes
- 2. [umgangssprachlich, häufig scherzhaft, sonst abwertend] Person, die einen dummen Fehler gemacht oder etw. nicht verstanden hat
- 3. vor allem in Bayern beliebtes Kartenspiel für vier Personen, das mit einem deutschen Blatt gespielt wird
ZDL-Vollartikel
Bedeutungen
1.
Kopf eines Schafes
Beispiele:
Bei der amtstierärztlichen Kontrolle wurden Schaffelle, Innereien
und abgetrennte Schafköpfe gefunden. [Rhein-Zeitung, 06.08.2020]
Besonders Walspeck gilt neben Schafskopf als
Insel‑Delikatesse [auf den Färöern]. [Welt am Sonntag, 09.02.2020]
Schafskopf und Hühnermagen seien immer als
»Arme‑Leute‑Essen der Schwarzen« verspottet worden, sagt Bradley
W[…],
der Miteigentümer des schicken The Artivist in Johannesburg, das nun genau
solches Essen serviert. [Süddeutsche Zeitung, 24.12.2019]
Ansonsten kommen auch Lamm, Elch und Rentier auf den Teller, nicht
jedoch einige traditionelle norwegische Spezialitäten, die dem einen oder
anderen Gourmet wohl auch sehr spitze Zähne wachsen
ließ[en].
So beispielsweise »Smalahove«, gesalzener und geräucherter
Schafkopf[…]. [Die Welt, 21.03.2013]
Bei diesen altertümlichen Belagerungsmaschinen war der Rammbalken an
der Spitze mit einem bronzenen Schafskopf versehen,
weshalb sie auch Widder genannt wurden. [Neues Deutschland, 29.06.1956]
2.
umgangssprachlich, häufig scherzhaft, sonst abwertend Person, die einen dummen Fehler gemacht oder etw. nicht verstanden hat
Schreibung: Schafskopf
Beispiele:
»Ich habe nicht genug gespart, ich
Schafskopf«, erwidert der Obdachlose. [Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 468]
Wenn der als Schafskopf Betitelte
[…] ein Streithammel ist und beleidigt vor
Gericht zieht, kann so eine Anrede schnell mit einem Bußgeld geahndet
werden. [Münchner Merkur, 25.04.2020]
Da läßt dieser Schafskopf den Deckel offen! [Walter, Otto F.: Der Stumme. München: Kösel 1959, S. 149]
Zora lachte auf. »Ach, ihr Schafsköpfe.
[…] Er wollte euch nur
irreführen.« [Held, Kurt: Die rote Zora und ihre Bande. Aarau: Sauerländer 1989 [1941], S. 145]
Ich bin Sozialist, und in dieser Eigenschaft werde ich von
Schafsköpfen, Hasenfüßen und Ignoranten
beschimpft. [Neues Deutschland, 21.10.1949]
3.
vor allem in Bayern beliebtes Kartenspiel für vier Personen, das mit einem deutschen Blatt gespielt wird
Grammatik: Im Verbreitungsgebiet des Spiels wird in der Regel die fugenlose Form Schafkopf verwendet.
siehe auch Doppelkopf, Skat (1)
Beim Schafkopf ist das Ziel, mit Stichen mindestens 61 bzw. möglichst viele Punkte zu machen. Wenn kein Solo gespielt wird, bilden jeweils zwei Spieler ein Team. Wer mit wem spielt, ist dabei zu Anfang einer Partie nicht bekannt.
Beispiele:
»Ich spiele mit der Alten« heißt beim Schafkopf, »Ich spiele mit dem Spieler, der die Eichelsau (= Ass mit Eichelsymbol) hat«.
Schafkopf ist ein Kartenspiel ähnlich wie Skat und im
Freistaat [Bayern] ein Nationalsport. Wer
Schafskopf sagt, wird von den Bayern belächelt.
Das Spiel hat nichts mit Schafen zu tun. Der Name kommt
[vermutlich] von den Fässerherstellern, den
Schäfflern, die in den Arbeitspausen auf den Deckeln (Köpfen) der Fässer
(Schaffen) Karten spielten. [Berliner Zeitung, 28.11.2003]
Während an einem Tisch beim Schafkopf gerade
die »Blaue« (= der Spieler mit dem Ass mit dem Blattsymbol) gesucht wird, stehen nebenan die neuesten
Stadtratsbeschlüsse aus dem Burglengenfelder Rathaus noch einmal auf der
Tagesordnung. [Mittelbayerische, 03.04.2021]
Das Kartenspiel Schafkopf soll in Bayern auf
den Stundenplan kommen! Das fordert die Lehrer‑Vereinigung
Philologenverband. Schafkopf müsse an den Schulen
gefördert werden, da das traditionelle Spiel »in den Familien nicht mehr
gespielt und damit nicht mehr erlernt wird«. [Bild, 28.12.2018]
Nicht mal zum Kartenspielen komme ich. Ich spiele ganz gern einen
Schafskopf, einen gepflegten, aber das klappt
nicht. [Die Welt, 28.12.2010]
Beim Bridge z. B. pflegt es im allgemeinen gedämpfter
zuzugehen als beim Skat oder beim Schafkopf, und die
Mißgunst, der Ärger über einen Verlust äußern sich in einer eleganteren Form
als dort. [Oheim, Gertrud: Einmaleins des guten Tons. Gütersloh: Bertelsmann 1957 [1955], S. 394]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schaf · Schäfer · Schäferstunde · Schäferstündchen · Schaf(s)kopf
Schaf n. Der nur westgerm. bezeugte Name des Wolle und Milch spendenden Haustieres ahd. scāf (8. Jh.), mhd. schāf, asächs. skāp, mnd. schāp, mnl. scaep, nl. schaap, afries. skēp, aengl. scēap (angl. scēp), engl. sheep (westgerm. *skēpa-) hat keine ie. Entsprechungen, so daß darin ein nicht-ie. Substratwort sieht, während Nl. 603 in: Sprachwissenschaft 12 (1987) 475 f. Schaf im Sinne von ‘das Geschorene’ an die unter schaben (s. d.) angegebene Wurzel anschließen möchte. Im Ostgerm. gilt dafür das unter Lamm (s. d.) behandelte, im Nordgerm. ein im Ablaut zu Vieh (s. d.) stehendes Substantiv. Den alten Tiernamen ie. *ou̯is ‘Schaf’ setzen fort griech. óïs (ὄϊς), lat. ovis, lit. avìs, air. ōi, aslaw. ovьca, russ. ovcá (овца), ahd. ou (8. Jh.), mhd. ouwe, aengl. ēowu. Er ist heute noch erhalten in nl. ooi ‘Schaf’ sowie in nhd. (obd.) Aue, engl. ewe ‘Mutterschaf’. Die Redensart sein Schäfchen ins Trockene bringen ‘das Seine in Sicherheit bringen, sich (auf Kosten anderer) Vorteil verschaffen’ (16. Jh.) bedeutet wohl eigentlich ‘Schafe von nasser, sumpfiger Weide holen, um sie vor Schaden zu bewahren’. – Schäfer m. ‘wer Schafe hütet und versorgt’, ahd. scāfāri, scāferi (9./10. Jh.), mhd. schæfære, schæfer. Schäfer und Schäferin sind in der Idyllendichtung des 17. und 18. Jhs. das Sinnbild für Unschuld und zärtliche Liebe, daher Schäferstunde f. ‘intime erotische Begegnung von Verliebten’, Ausdruck der Schäferdichtung mit Hirt und Hirtin als anspruchslose, friedliche Symbolgestalten, Übersetzung (Anfang 18. Jh.) von frz. heure du berger (1650); heute vornehmlich Schäferstündchen n. Schaf(s)kopf m. ‘Kopf eines Schafs’ (16. Jh.), ‘einfältiger, dummer Mensch’ (18. Jh.).
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