Zustand, Bedeutsamkeit ¹nach dem Leben, nach der Blüte-, Glanzzeit; in der Erinnerung der Lebenden haftende Nachwirkung eines Menschen, der gestorben ist oder einer Sache, Idee, die vergangen, nicht mehr wirkmächtig ist
Beispiele:
Von Natur aus gibt es kein enges Verhältnis zwischen einem Mann und
seinen Kindern. Das muß ihm anerzogen werden. Oder er muß zusätzliche
Vorteile davon ableiten können: Er kann sich als Herr aufspielen; sie werden
seinen Namen weitertragen, sein Nachleben sichern. Um
ihretwillen wird man sich seiner erinnern. [Schwanitz, Dietrich: Männer, Frankfurt a. M.: Eichborn 2001, S. 31]
Über die Schweden hatte Friedrich der Große […] geschrieben, sie seien nach Preußen
gekommen wie die Römer und hätten es verlassen wie die Tartaren. Wenn man
die Frühgeschichte der Mark liest und den Worten des Alliierten Kontrollrats
glauben wollte, dann wären die Preußen in die Weltgeschichte gekommen wie
die Tartaren und hätten sie ebenso wieder verlassen. Preußens Geschichte und
Preußens Nachleben aber[…] ist komplizierter: eine
Geschichte und ein Nachwirken voller Zweischneidigkeit und Widerspruch. [Die Welt, 14.03.2019]
Die deutschen Museen sind voll mit Masken aus Papua‑Neuguinea,
Nagelfiguren aus dem Kongo, indianischen Totempfählen – Kultobjekte, denen
die Menschen fehlen, die ihre spirituelle Kraft kennen und erwecken. So
fristen die heimatlos gewordenen Geister der alten Zeit in Vitrinen und
Museumsschränken ihr Nachleben. [Süddeutsche Zeitung, 14.08.2018]
Von Todesfurcht und Sorge um sein Nachleben
getrieben, konzentrierte sich Dürer in seinen letzten Lebensjahren ganz auf
das Schreiben theoretischer Schriften. [Bild, 21.11.2006]
Adorno hat einmal vermerkt, das Nachleben des
Nationalsozialismus in der Demokratie sei potentiell bedrohlicher als das
Fortleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie. [konkret, 2000 [1996]]
Viel wichtiger […] als die Frage der
Herkunft ist das Nachleben dieser Begriffe
[Mythos und Logos]. Aristoteles hat
gegenüber dem Mythos mit Recht gesagt
[…], daß er nicht Wissenschaft wäre,
weil diese archaischen »Theologen« nur das traditionelle Lehrgut
weitergaben, aber keine Beweise lieferten. [Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 1: Altertum und Mittelalter. In: Mathias Bertram (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1948], S. 8669]