nichtreligiöse Initiationsfeier für Jugendliche, die auf ältere frei- und nichtreligiöse Ersatzformen für die christlichen Feiern der Konfirmation und Firmung zurückgeht
Jugendweihen wurden vor allem in der DDR (auf staatliche Erwartungshaltung hin) von einem Großteil der Jugendlichen besucht.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die atheistische, sozialistische, kommunistische Jugendweihe
als Akkusativobjekt: die Jugendweihe feiern, erhalten, verweigern, anbieten
in Präpositionalgruppe/-objekt: jmdm. etw. zur Jugendweihe schenken; etw. zur Jugendweihe bekommen; jmdn. zur Jugendweihe anmelden; an der Jugendweihe teilnehmen
in Koordination: Jugendweihe und Konfirmation, Firmung, Jugendfeier
als Genitivattribut: die Tradition der Jugendweihe
Beispiele:
[…] wenn in dem ehemaligen Kernland des Protestantismus Brandenburg gerade einmal 10 Prozent aller 13‑ bis 14‑Jährigen zur Konfirmation, aber mehr als 60 Prozent aller Schüler zur Jugendweihe gehen, so deutet auch dies auf die tiefen Spuren, die die kommunistische Ideologie in der Gesellschaft des Ostens hinterlassen hat. [Die Zeit, 28.10.1999]
Ich wurde nicht konfirmiert, sondern empfing die Jugendweihe, so wie fast jeder meiner Freunde. Dort sprach kein Pfarrer zu uns, sondern ein Abgeordneter der Linken. [Die Zeit, 29.11.2017 (online)]
Zur Vorbereitung auf die Jugendweihe ist […] die ganze Klasse in die Klassikerstadt Weimar und die Gedenkstätte Buchenwald gefahren. Ein evangelischer Freund und ich nahmen an dieser Jugendweihe nicht teil. Wir mussten dableiben, die Toiletten putzen und den Schulhof fegen. [Die Welt, 29.10.2016]
Das Lehrerkollegium der 22. Grundschule will bis zum 1. Juli 50 Prozent der Schulabgänger 1959 als Teilnehmer für die Jugendweihe gewinnen. [Alex-Spiegel, 1958, Nr. 12]
Es läuft aber immer darauf hinaus, daß für den Eintritt in die Oberschule die Jugendweihe erforderlich ist, u. daß man in ihr dann allerplattesten Materialismus in allerdümmster Weise dogmatisch doziert. Mittelalterlicher Glaubenszwang ist nichts dagegen. [Klemperer, Victor: [Tagebuch]. In: [ders.]: So sitze ich denn zwischen allen Stühlen. Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1958], S. 679]
Die Jugendweihe ist ein würdiger Abschluß der Kinderzeit und ein festlicher Eintritt zugleich in das Alter des Jugendlichen. Der Weihe gehen Jugendstunden voraus, in denen Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure über viele interessante Gebiete des Lebens sprechen[…]. Die Jugendweihen finden an den Vormittagen der Sonntage um die Osterzeit statt. [Smolka, Karl: Gutes Benehmen von A–Z. In: Zillig, Werner (Hg.): Gutes Benehmen. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1957], S. 14746]