Sprachwissenschaft schweizerische Spracheigentümlichkeit
Beispiele:
Wir alle benützen sie täglich und merken es in der Regel nicht: die
Helvetismen. Das sind Wörter und Begriffe, die
wir alle in der Deutschschweiz – analog auch in der Romandie und im Tessin –
sofort verstehen, die Nachbarn im gleichsprachigen Ausland aber nicht. Erst
wenn jemand aus Deutschland oder Österreich die Stirne runzelt, dann fällt
uns auf, dass er nicht weiss, was ein Nuggi, ein Rechen oder das Zügeln ist,
dass es schweizerische Spracheigentümlichkeiten sind, die schnell auch
Missverständnisse auslösen können. [Bote der Urschweiz, 16.05.2022]
Auch sollen in der NZZ (= Neue Zürcher Zeitung)
als Schweizer Zeitung Helvetismen ihren Platz haben. [Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2022]
Zugunsten bundesdeutscher Leser fielen über die Zeit immer mehr
Helvetismen weg. [Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2021]
»Wir haben daher vom Standpunkt der deutschen Gesamtsprache auch die sprachlichen Eigenheiten der Ostmark und der Schweiz stärker berücksichtigt, als dies in früheren Bearbeitungen der Fall war.« Der Germanist [Wolfgang Werner] Sauer, Verfasser eines Grundlagenwerks über die Geschichte des Wörterbuchs [Rechtschreibdudens], merkt dazu sarkastisch an: »Beim Lesen dieser Worte mag es manchem Duden‑Benutzer in der Schweiz und anderswo gegruselt haben.« Jenseits der genannten Austriazismen und Helvetismen wurde die zwölfte Duden‑Auflage [von 1941] aber vor allem mit dem ideologischen Wortschatz des NS‑Regimes aufgebläht. [Die Welt, 12.04.2021]
»Allfällig« steht [im Rechtschreibduden]
drin mit dem Vermerk »österreichisch, schweizerisch« – ohne »mundartlich«, was ein Grund für Hemmungen sein könnte. Somit ist das Wort als Helvetismus (und Austriazismus) Teil dessen, was Linguisten Standardsprache nennen. [Der Bund, 05.10.2018]
Wo [Max] Frisch psychologisch
akzentuiert, den Gestalten individuelles Profil und persönliche
Ausdruckskraft gibt, verwischte der Regisseur die Konturen; wo der Autor
Helvetismen oder starke, realistisch präzise
Worte (schmatzen) verwendet, griff Umgelter zum
blasseren Hochdeutsch und schwächte die bildreich plastischen Vokabeln ab. [Die Zeit, 26.11.1965]