Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Grün, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Grüns · Nominativ Plural: Grün(s) · wird meist im Singular verwendet
Aussprache  [gʀyːn]
Grundformgrün
Wortbildung  mit ›Grün‹ als Erstglied: Grünabfuhr · grünblind · Grünzug
 ·  mit ›Grün‹ als Letztglied: Birkengrün · Blattgrün · Chromoxidgrün / Chromoxydgrün · Entengrün · Fassadengrün · Malachitgrün · Russischgrün · Schnittgrün · Selleriegrün · Straßenbegleitgrün · Straßenbegrenzungsgrün · Suppengrün · Tannengrün · Wintergrün
 ·  mit ›Grün‹ als Binnenglied: rot-grün-blind / rotgrünblind · Rot-Grün-Blindheit / Rotgrünblindheit
Mehrwortausdrücke  im Grünen
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
grüne Farbe; grünes Erscheinungsbild
entsprechend der Bedeutung von grün (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein helles, leuchtendes, sattes, zartes Grün
mit Genitivattribut: das Grün der Bäume, des Grases, der Wälder, Wiesen
in Koordination: Grün und Blau, Rot, Weiß
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Grün in allen Schattierungen
Beispiele:
Der Mensch besitzt drei Typen farbempfindlicher Sehzellen[…]: je eine Sorte für Blau, für Grün und für Rot. [Neue Zürcher Zeitung, 19.05.2017]
Die grünen Felder »korrespon[d]ieren mit einander, die verschiedenen Grün sind wie eine Komposition, die klingt.« [Frankfurter Rundschau, 12.09.2000]
Das Grün der Blätter ist satt[…]. [Die Zeit, 18.03.2016 (online)]
Im Kontrast zu den Stadtbildern stehen die Blumengemälde: Knallige Farben, ein Grün wie aus dem gerade erwachten Frühlingswald, darüber die feuerrote Blüte mit gelben Dolden […]. [Frankfurter Rundschau, 22.04.1999]
Das in Grün und Weiß gehaltene Gebäude erhebt sich unweit des Fernsehturmes und der neuen Markthalle. [Berliner Zeitung, 02.09.1969]
Blau und Grün sind die Farben des Himmels, des Meeres, der fruchtbaren Ebene[…]. [Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. München: Beck 1929 [1918], S. 316]
a)
grünes Lichtzeichen und dadurch gekennzeichnete Ampelphase, die den Verkehrsteilnehmern erlaubt, eine Kreuzung zu passieren
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: [die Ampel] schaltet, springt auf Grün (um)
Beispiele:
Zwischen der Gedächtniskirche und dem Luxuskaufhaus KaDeWe kam es zum Crash, als ein […] Fahrer bei Grün die Kreuzung überqueren wollte. [Die Welt, 08.09.2016]
Noch ungeklärt sei, für welchen der beiden Verkehrsteilnehmer die Ampel Grün gezeigt habe, hieß es von der Polizei. [Hamburger Abendblatt, 20.11.2021]
Fährt ein Kraftfahrer bei Grün auf eine Kreuzung, so kann es vorkommen, daß er am zügigen Verlassen der Kreuzung durch einen plötzlichen Stau gehindert wird. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2001]
Die Ampelschaltungen sind […] zu kurz, bei Grün erreichen der Körperbehinderte und seine Begleitung kaum die rettende Straßenseite. [Klee, Ernst: Behinderten-Report. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch-Verl. 1981 [1974], S. 176]
b)
meist abwertend
Phrasem:
dasselbe in Grün (= im Grunde, fast der identische Gegenstand, die identische Situation o. Ä. )
2.
gedeihende, grüne Pflanzen‍(teile), Vegetation
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: dichtes, frisches, saftiges, spärliches, üppiges, wucherndes, zartes Grün
als Akkusativobjekt: das Grün pflegen
als Aktivsubjekt: das Grün sprießt, wächst, wuchert
Beispiele:
Das Haus steht inmitten eines […] Gartens mit altem Baumbestand und reichlich Grün. [Der Spiegel, 09.06.2017 (online)]
Man kann in einem Weingarten einfach nur Spazierengehen, das Grün und die gute Luft genießen und sich an der schönen Umgebung erfreuen. [Der Standard, 31.05.2009]
Sie [Frühlingszwiebeln] sind bei der Ernte noch nicht ganz reif. Sie werden mit dem Grün gegessen und schmecken angenehm mild im Salat[…]. [Bild am Sonntag, 08.02.2004]
Das Grün vor den Häusern sieht aus, als ob es täglich gepflegt würde. [Die Zeit, 06.12.1996]
Der steinerne Deckel des Grabes, mit dem plastisch gearbeiteten Familienwappen geziert, lag neben der schwarzen, von feuchtem Grün umrahmten Gruft. [Mann, Thomas: Buddenbrooks. Frankfurt a. M.: Fischer 1989 [1901], S. 591]
3.
Golf mit kurzgeschnittenem Rasen bedeckter Zielbereich einer Spielbahn
Grammatik: Plural ‘Grüns’
Kollokationen:
als Genitivattribut: der Rand des Grüns
in Präpositionalgruppe/-objekt: ein Putt [Schlag] auf dem Grün; der Schlag zum Grün
Beispiele:
Am Putter [einem speziellen Golfschläger] ist […] der Kopf entscheidend, damit der Ball mit nur einem gefühlvollen Schlag auf dem kurzgeschorenen Grün ins Loch befördert wird. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.1998]
Der 39‑Jährige hatte auf der dritten Runde mehrere Grüns mit seinem Schläger beschädigt. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 04.02.2019]
Gals Glanzpunkt auf den 18 Löchern […] war ein Eagle [Einlochen mit zwei Schlägen unter Par] an der 7 (Par 4), als sie mit dem Schlag vom Fairway aufs Grün direkt einlochte. [Die Zeit, 05.11.2016 (online)]
[Der Golfspieler hat] […] einen trockenen, harten Kurs im Augusta National Golf Club [kennengelernt], genau wie ihn die besten Profis der Welt lieben – oder fürchten[…]. Vor allem wegen seiner so genannten schnellen Grüns. Bei den ersten Putt‑Versuchen […] rollte die Kugel flott am Ziel vorbei und vom Grün herunter, so kurz und glatt ist das Gras gehalten. [Süddeutsche Zeitung, 10.04.2003]
Oft knicken die Spielbahnen zwischen dem sogenannten Tee am Beginn und dem Grün mit dem fahnenbestückten Loch ab: der erste Schlag muß den Ball möglichst präzise an den Schnittpunkt befördern. [Der Spiegel, 09.08.1982]
metonymisch Golfplatz
Beispiele:
Wieder auf dem Grün – nach acht Monaten [Spielpause] kehrt Tiger Woods auf den Golfplatz zurück [Überschrift] [Die Welt, 21.02.2009]
Als passionierter Golfspieler ist […] Hainer nicht bekannt, seine Leidenschaften liegen eher beim Laufen und Fußball. Hainer liegt damit voll im Trend der Topmanager, die sich immer seltener auf dem Grün treffen, sondern beim Marathontraining. [Die Welt, 06.05.2016]
Es gibt [auf dem luxuriösen Anwesen] […] einen Basketballplatz, ein Grün zum Golfen, ein eigenes Fitnessstudio, einen Kinosaal und eine Sauna. [Der Spiegel, 05.05.2015 (online)]
Schon vor vielen Jahren habe er beim gemeinsamen Spiel auf dem Grün des Country Club von Manila festgestellt, daß Marcos alle Anlagen für einen echten Golfer fehlten. [Der Spiegel, 14.04.1986]
4.
Politik das grüne politische Spektrum, der grüne Politikbetrieb; Gruppe, Gesamtheit grüner Politiker
Grammatik: nur im Singular, ohne Artikel
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: Grün wählen
Beispiele:
Sie [Grüne und FDP] sollen jetzt also zueinanderfinden. Einander vertrauen, wenigstens ein bisschen. Ganz einfach dürfte die Anbahnung dieser Liaison zwischen Grün und Gelb nicht werden. [Süddeutsche Zeitung, 28.09.2021]
Wenn es eine von Olaf Scholz geführte Ampel[-Koalition] werden soll, wie SPD und Grüne sich das wünschen, muss auch die FDP gewonnen werden. Beim ersten Treffen von SPD und Grünen am Sonntag saßen also nicht nur die Delegationen von Rot und Grün am Tisch. [Süddeutsche Zeitung, 04.10.2021]
Die anglikanische Kirche gilt als konservativ, ihre offiziellen Vertreter heißen im Volksmund »Tories beim Gebet«. Die neue Pfarrerin aber wählte Grün und stimmte gegen den Brexit, für die EU. [Die Zeit, 09.10.2017 (online)]
Drei Misstrauensanträge haben Blau (= FPÖ), Orange (= Bündnis Zukunft Österreich, BZÖ) und Grün vorbereitet, das BZÖ sogar einen gegen die gesamte Regierung. [Der Standard, 04.02.2011]
SZ: Wenn die Grünen nicht mehr in den Landtag [von Sachsen-Anhalt] kommen, wollen Sie dann eine Minderheitsregierung, die nur von der SPD gebildet wird, von der PDS tolerieren lassen? Höppner: Ob mit oder ohne Grün: Wir werden den Auftrag bekommen, die neue Regierung zu stellen. [Süddeutsche Zeitung, 27.03.1998]
5.
Grünkönig
Grünkönig
(World Web Playing Card Museum, CC0)
Kartenspiel Spielfarbe der deutschen Spielkarten, deren Symbol ein grünes Blatt ist und die dem Pik der französischen Spielkarten entspricht; einzelne Karte dieser Farbe oder Partie mit dieser Farbe als Trumpf
Grammatik: meist ohne Artikel, Anstelle der Pluralform wird für eine konkrete Anzahl von Karten oft die Singularform verwendet.
Beispiele:
drei Grün auf der Hand haben
er sagte Grün an
Das deutsche Blatt hat die Farben Schellen, Rot, Grün und Eichel. [Die Zeit, 02.05.2013]
S. (= Spielkarten) werden auch unterschieden nach den dt. (= deutschen) (Eichel, Blatt/Grün, Herz, Rot/Schellen), franz. (= französischen) (Kreuz, Pik, Karo, Herz) oder ital. (= italienischen) Farben (Trappolierkarten mit Stäben, Schwertern, Bechern, Münzen). [Olbrich, Harald (Hg.): Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1994], S. 32490]
Das Blatt: Gespielt wird Schafkopf mit einem 32er deutschen Kartenblatt[…]. Die vier Farben, ihrer Rangfolge nach geordnet, heißen Eichel, Grün, Herz, Schellen. [Berliner Zeitung, 03.06.1995]
Preference […], ein Kartenspiel mit Pikettkarte unter drei Personen; Reihenfolge der Farben: Rot, Schellen, Grün, Eicheln. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 59730]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
grün · Grün · grünen · grünlich · Grünkohl · Grünschnabel · Grünspan
grün Adj. Das im Westgerm. und Nordgerm. erscheinende Farbadjektiv ahd. gruoni (8. Jh.), mhd. grüene, asächs. grōni, mnd. grȫne, mnl. groene, nl. groen, aengl. grēne, engl. green, anord. grœnn, schwed. grön gehört mit n-Suffix zu dem im Nhd. untergegangenen Verb ahd. gruoen (8. Jh.), mhd. grüejen ‘wachsen, sprießen, gedeihen’, mnd. grōjen, mnl. groeyen, grōyen, nl. groeien ‘wachsen’, aengl. grōwan ‘wachsen, sprießen’, engl. to grow ‘wachsen’, anord. grōa ‘wachsen, grünen’. Germ. *grōni- Adj. und germ. *grōan Vb. führen auf die Form ie. *ghrō- der Wurzel ie. *gher(ə)- ‘hervorstechen’ (von Pflanzentrieben, Stacheln, Borsten, Erderhebungen, Kanten), weiterführend ‘wachsen, grünen’; sie sind verwandt mit Grat, Gräte, Granne und Gras (s. d.). Die für das Adjektiv zu erschließende Bedeutung ‘sprießend, hervorwachsend’ wird schon früh auf die Farbe der Pflanzen, speziell der jungen Triebe, eingeengt, meint also eigentlich ‘von der Farbe sprießender Pflanzen’. grün dient im Dt. nicht nur als Farbbezeichnung. Im Sinne von ‘frisch, jung, saftig’ steht es im Gegensatz zu ‘trocken, verwelkt’ (grüne Bohnen, Erbsen, grünes Holz, grüne Ware ‘frisches Gemüse’, grüne ‘ungeräucherte’ Heringe), im Sinne von ‘unreif’ im Gegensatz zu ‘ausgereift, rot’ (grüne Äpfel; vgl. auch grüner ‘unreifer, unerfahrener’ Junge). Als Farbe des sprießenden Frühlings wird grün schon in mhd. Zeit zum Sinnbild des Frohsinns und der Freude, im Nhd. der Hoffnung. Als Farbe des Angenehmen begegnet grün in den Wendungen einem (nicht) grün sein ‘einem (nicht) wohlgesinnt, gewogen sein’, die grüne Seite (‘wo das Herz sitzt’, Mitte 16. Jh.). Als Sinnbild des Gedeihens gilt der grüne Zweig, daher auf keinen grünen Zweig kommen ‘erfolglos sein, es zu nichts bringen’ (16. Jh.). Das substantivierte Adjektivabstraktum Grün n. ‘das Grünsein, frisches Laub, freie Natur, Grasboden’ (vereinzelt schon 12. Jh.) entfaltet sich als Neutrum seit dem 16. Jh. (im Grünen ‘in der freien Natur’, ins Grüne fahren); als abgeleitetes Fem. begegnet es in ahd. gruonī (9. Jh.), mhd. grüene, mnd. grȫne ‘Grünheit, grün bewachsener Boden’. – grünen Vb. ‘grün werden, grüne Triebe zeigen, sprießen’, ahd. gruonēn (9. Jh.), mhd. gruonen ‘grün, frisch werden, sein’. Den Umlaut hat das intransitive Verb wohl vom Adj. grün übernommen, kaum von der nur selten gebrauchten transitiven Form mhd. grüenen ‘grün machen’. grünlich Adj. ‘ein wenig grün, ins Grüne spielend’, mhd. grüenlich ‘grün’; vgl. mhd. grüenlot ‘annähernd grün’. Grünkohl m. ‘Kohl mit krausen Blättern’ (16. Jh.), auch Braunkohl (Farbe nach dem Kochen), Kraus-, Winterkohl. Grünschnabel m. ‘sich als Besserwisser aufspielender unerfahrener junger Mensch’ (18. Jh.), nach der gelbgrünen Haut an der Schnabelwurzel junger Vögel; s. auch Gelbschnabel. Grünspan m. durch Einwirkung von Essigsäure und Luft entstandener giftiger grüner Überzug auf Gegenständen aus Kupfer oder Messing, spätmhd. grüenspān, spāngrüen, nach mlat. viride Hispanicum bzw. Hispanum ‘spanisches Grün’, weil der aus künstlich hergestelltem essigsaurem Kupferoxid gewonnene Farbstoff aus Spanien eingeführt wird.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Grün · Grünfläche · Grünland · Matte · Rasen · Rasenfläche · Weide · Wiese  ●  Bleiche regional, veraltet
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Grün‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Grün‹.

Blau Braun dicht Fairways Farbe frisch Gelb gepflegt Grau Hoffnung leuchtend Lieblingsfarbe Orange Reisfeld Rosa Rot saftig satt Schwarz schweinfurter sprießen sprießend Vereinsfarbe Violett Waffenfarbe Wallanlage Weiß wuchernd zart üppig
Zitationshilfe
„Grün“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gr%C3%BCn>.

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