Barbarei, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Barbarei · Nominativ Plural: Barbareien
Aussprache
Worttrennung Bar-ba-rei
Wortbildung
mit ›Barbarei‹ als Letztglied:
Kulturbarbarei · Nazibarbarei
Herkunft aus barbarialat ‘Ausland’ (im Gegensatz zu Rom und Griechenland), ‘Unkultur, Roheit’
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
Unmenschlichkeit, Rohheit
Beispiele:
die faschistische Barbarei
gehobendie Nacht der Barbarei
in die Barbarei zurücksinken
der Sieg der Menschlichkeit über die Barbarei
2.
Kulturlosigkeit
Grammatik: meist im Singular
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Barbar · Barbarei · Barbarismus · barbarisch
Barbar m. ‘grausamer Mensch, Rohling, Ungebildeter’. Lat. barbarus Adj. ‘ausländisch, fremd, ungebildet’ ist Entlehnung von griech. bárbaros (βάρβαρος) ‘fremd, nichtgriechisch, unkultiviert, roh’. Das griech. Adjektiv und aind. barbaraḥ ‘stammelnd’ sind onomatopoetische Reduplikationsbildungen, die voneinander unabhängig entstanden sein können (vgl. ). 2, 412βάρβαροϛ, barbarus bedeuten substantiviert soviel wie ‘Fremder, Ausländer, der heimischen Sprache Unkundiger’. In dieser Verwendung wird barbarus in spätmhd. Zeit (um 1400, daneben auch Barber, 15. Jh., dann Barbar, 18. Jh.) ins Dt. entlehnt und steht häufig für den Fremden im Gegensatz zum Griechen oder Römer, dann auch für den Heiden, den Angehörigen einer fremden Religionsgemeinschaft, besonders den Türken. Die Verwendungen ‘Ungebildeter’ und ‘grausamer Mensch’ setzen im 16. bzw. 17. Jh. ein. – Barbarei f. ‘Unmenschlichkeit, Roheit, niedrige Entwicklungsstufe, Unwissenheit’, aus lat. barbaria ‘Ausland’ (im Gegensatz zu Rom und Griechenland), ‘Unkultur, Roheit’ ins Dt. entlehnt, mhd. barbarīe. Zunächst allgemein ‘Land der Barbaren’, im engeren Sinne das Land der Berber, auch Berberei, die Barbareskenstaaten Marokko, Algerien, Tunesien. Die Bedeutungen ‘Unwissenheit’ und ‘Unmenschlichkeit’ setzen sich im 16. und 17. Jh. durch. Barbarismus m. ‘fehlerhaftes Sprechen, Sprachfehler, Roheit, Grausamkeit’. Aus gleichbed. lat. barbarismus, griech. barbarismós (βάρβαρος) im 16. Jh. ins Dt. übernommen. Barbarismus wird hauptsächlich zur Bezeichnung einer durch Fremdeinfluß verursachten sprachlichen Regelwidrigkeit verwendet, seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. auch in der Bedeutung ‘Grausamkeit’. barbarisch Adj. ‘grausam, unmenschlich, ungebildet’. Ähnlich wie Barbar zunächst von Volkszugehörigkeit und Sprache ‘fremd, ausländisch’, so vereinzelt Mitte des 14. Jhs. bezeugt, öfters seit dem 15. Jh. Die Bedeutung ‘unmenschlich’ ist seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. nachzuweisen, die intensivierende Verwendung im Sinne von ‘sehr’ oder ‘groß, das gewöhnliche Maß übersteigend’ (bararisch heiß, barbarische Kälte) seit dem Ende des 18. Jhs.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Barbarei‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Barbarei‹.
abermalig
abgesichert
Akt
Akte
Angesicht
anprangern
Ausmaß
braun
Einbruch
entfesselt
faschistisch
finster
heraufziehend
Is
Komplize
Legale
menschenverachtend
Nationalsozialismus
nationalsozialistisch
Nazi
nazistisch
primitiv
pur
Unmenschlichkeit
unvorstellbar
Vandalismus
verfallen
verurteilen
Zivilisation
zivilisiert
Verwendungsbeispiele für ›Barbarei‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Jetzt wollen wir das zwanzigste Jahrhundert durch den Bruch mit alter Barbarei einweihen.
[Suttner, Bertha von: Autobiographie. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 9031]
Allerdings hat man es aber dann an anderen Barbareien nicht fehlen lassen.
[Bebel, August: Aus meinem Leben. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1910], S. 4237]
Auch in historischer Zeit sind auf Zeiten hoher Kultur Zeiten der sogenannten Barbarei gefolgt.
[Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 26573]
Nennt die Übergriffe Barbarei und redet von der vollen Härte des Gesetzes.
[Die Zeit, 13.04.2000, Nr. 16]
Es ist ein Akt der Barbarei, diesen einzigartigen Ort zu schließen.
[Die Zeit, 16.12.1999, Nr. 51]
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