Asyl, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Asyls · Nominativ Plural: Asyle
Aussprache [aˈzyːl]
Wortbildung
mit ›Asyl‹ als Erstglied:
Asylant
· Asylantrag · asylberechtigt · Asylberechtigte · Asylbescheid · Asylbewerber · Asylbewerberin · Asyldebatte · Asylfrage · Asylgegner · Asylgerichtshof · Asylgesetz · Asylgesuch · Asylgrund · Asylheim · Asylklage · Asylkompromiss · Asylkritik · Asylkritiker · Asylland · Asyllandesrat · Asylmissbrauch · Asylpaket · Asylpolitik · Asylpraxis · Asylrecht · Asylregel · Asylschmarotzer · Asylstreit · asylsuchend · Asylsuchende · Asyltourismus · Asylunterkunft · Asylverfahren · Asylwerber · Asylwerberin · Asylzentrum · Asylzuwanderung
· mit ›Asyl‹ als Letztglied: Altersasyl · Kirchenasyl · Nachtasyl · Obdachlosenasyl
· mit ›Asyl‹ als Letztglied: Altersasyl · Kirchenasyl · Nachtasyl · Obdachlosenasyl
Herkunft zu ásylon
(hierón)griech (ἄσυλον
ἱερόν) ‘Heiligtum, wo man vor Verfolgung sicher ist’, dem das Adjektiv ásylosgriech (ἄσυλος) ‘unberaubt, sicher’ zu
Grunde liegt
Bedeutungsübersicht
- 1. einer ausländischen Person durch einen Staat (vorübergehend) gewährter Schutz vor politischer (im weiteren Sinne auch rassisch, religiös, sozial o. ä. begründeter) Verfolgung, die ihr in ihrem Herkunftsland droht; entsprechenden Schutz bezweckende Aufenthaltserlaubnis für eine Person in einem anderen Staat
- 2. [allgemeiner] sichere Zuflucht, sicherer Zufluchtsort
- 3. [veraltend] Unterkunft, Heim für Obdachlose und andere Notleidende
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
einer ausländischen Person durch einen Staat (vorübergehend) gewährter Schutz vor politischer (im weiteren Sinne auch rassisch, religiös, sozial o. ä. begründeter) Verfolgung, die ihr in ihrem Herkunftsland droht; entsprechenden Schutz bezweckende Aufenthaltserlaubnis für eine Person in einem anderen Staat
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: politisches, humanitäres, vorläufiges, befristetes, dauerhaftes Asyl
als Akkusativobjekt: Asyl beantragen, begehren, erbitten, suchen, fordern, erhalten, finden, bekommen, genießen; Asyl gewähren, anbieten, verweigern, ablehnen
in Präpositionalgruppe/-objekt: das Grundrecht, Individualrecht, ein Anspruch auf Asyl; ein Antrag auf Asyl; um Asyl nachsuchen, ersuchen
in Koordination: Asyl und Einwanderung, Zuwanderung, Migration, Integration, Abschiebung
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Asyl für Verfolgte, Flüchtlinge; Asyl in der Bundesrepublik, in den Niederlanden
Beispiele:
2015 erhielten […] etwa 2.000 Menschen Asyl nach Artikel 16a des Grundgesetzes. Eine andere Möglichkeit ist der Flüchtlingsschutz nach der Genfer Konvention, geregelt in Paragraf 3 des Asylverfahrensgesetzes. [Die Zeit, 16.11.2016 (online)]
Seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli ist die Zahl türkischer Staatsbürger, die in Deutschland Asyl suchen, wieder spürbar gestiegen. [Der Spiegel, 11.11.2016 (online)]
Ein Flüchtling, der durch einen sicheren Drittstaat gereist ist oder aus einem sicheren Herkunftsland stammt, hat in der EU so gut wie keine Chance auf Asyl. Er gilt als nicht schutzbedürftig und sein Antrag darum als »offensichtlich unbegründet«. [Die Zeit, 14.03.2016 (online)]
Das [kurdische] Ehepaar begehrt den Schutz der Genfer Flüchtlingskommission, das sogenannte kleine Asyl, nachdem sein Antrag auf Asyl nach Artikel 16a Grundgesetz abgelehnt wurde […]. [Frankfurter Rundschau, 10.03.1999]
[…] das Grundgesetz […] garantiert einem Verfolgten politisches Asyl. Dieses Recht auf Asyl, das einzige Grundrecht der bundesdeutschen Verfassung, das nur Ausländern zusteht, […] verpflichtet den Staat, jedem, der seine Verfolgung glaubhaft machen kann, Asyl zu gewähren. [Der Spiegel, 25.01.1971]
2.
allgemeiner sichere Zuflucht, sicherer Zufluchtsort
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein komfortables, sicheres Asyl
mit Präpositionalgruppe/-objekt: ein Asyl in der Kirche
Beispiele:
Als Alexander Solschenizyn schließlich die Sowjetunion verlassen durfte, fand er erstes Asyl bei Heinrich Böll nahe Köln. [Die Zeit, 07.08.2008]
Nur ein Bruchteil der 200.000 Flüchtlinge, ein paar Hundert Menschen, findet derzeit in deutschen Kirchen Asyl und damit für eine Zeit Schutz vor Abschiebung. [Der Spiegel, 11.02.2015 (online)]
Hugo Spiegel[…] setzte sich nach Brüssel ab und holte die Familie nach. Doch ins scheinbar sichere Asyl marschierte 1940 die Wehrmacht ein[…]. [Die Welt, 02.05.2006]
saloppGrünen‑Fraktionschefin Krista Sager bot [dem CSU-Politiker] Seehofer Asyl bei den Grünen an. [Potsdamer Neueste Nachrichten, 20.11.2004]
Berichtet doch die Literaturgeschichte, daß der 23jährige Dichter [Schiller] nach dem ersten Erfolg seiner »Räuber« im Winter 1782 von Stuttgart und Mannheim flüchtend, dort [in Bauerbach] eintraf und bei der Frau von Wolzogen, einer verarmten Adligen, Asyl fand. [Neues Deutschland, 21.06.1959]
3.
veraltend Unterkunft, Heim für Obdachlose und andere Notleidende
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein städtisches Asyl
mit Präpositionalgruppe/-objekt: ein Asyl für Obdachlose
Beispiele:
In zwei Etagen des Gebäudes hat die »Koalition für zeitweiliges Obdach« […] ein Asyl eingerichtet: im ersten Stockwerk 21 Betten für Männer, im zweiten 24 Betten für Frauen und Kinder. [Berliner Zeitung, 22.12.1982]
In dem Asyl übernachten fünfhundert Personen, tagsüber werden dort zwei‑ bis dreihundert Obdachlose betreut. Sie sind alle registriert, und wenn einer kein Nachtquartier findet, wird er in eines der anderen Asyle gebracht. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2005]
Sie hat Besseres vor, möchte sich fortan um die armen Kinder des Ortes kümmern, vielleicht in der Villa ein Asyl einrichten. [Süddeutsche Zeitung, 27.01.1995]
Er [der politische Aktivist] wollte erreichen, daß ein Asyl für Wohnungslose in Washington nicht wie geplant geschlossen, sondern renoviert wird, damit 800 Menschen darin Obdach finden könnten. [Der Spiegel, 03.12.1984]
übertragenIn den Berichten über des Leben des Khalifen ’Umar wird besonders auf seine Tierliebe hingewiesen[…]. Daher ist es nicht verwunderlich, daß mittelalterliche europäische Reisende aus dem Orient berichten, daß es Asyle (= Tierheime) für Hunde und Katzen gab. [Lexikon des Islam. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1991], S. 1333]
letzte Änderung:
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Asyl n. ‘Zufluchtsort für Verfolgte, Bedrängte’ bezeichnet ursprünglich den unverletzlichen Ort, das Heiligtum, in dessen Schutz der Zufluchtsuchende vor jedem Zugriff sicher ist. Griech. ásȳlon (ἄσυλον) wird durch Entlehnung zu lat. asȳlum und gelangt in dieser Form zu Beginn des 16. Jhs. ins Dt., verliert die lat. Endung aber erst gegen Ende des 18. Jhs. Zu griech. ásȳlos (ἄσυλος) ‘unberaubt, sicher’, sȳ́lon (σῦλον) ‘Raub’. Asyl bezeichnet seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. auch öffentliche Einrichtungen zur (vorübergehenden) Unterkunft Obdachloser (s. obdachlos).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Asyl‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Asyl‹.
Abschiebeschutz
Abschiebung
Abschiebungsschutz
anbieten
Arbeitsmigration
beantragen
beantragt
begehren
bitten
Bleiberecht
Einwanderung
erhalten
ersuchen
Erwerbsmigration
Flüchtlingsschutz
Flüchtlingsstatus
genießen
gewähren
gewährt
Immigration
israelitisch
Migration
nachsuchen
politisch
Rückführung
Schutzstatus
suchen
Unwissenheit
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