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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft neuartige Verwendungen von Relaxin (RLX) als
pharmazeutisches Mittel für
die Herstellung von Medikamenten.
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Relaxin
ist ein Hormon, das von den Ovarien besonders während der Schwangerschaft sezerniert wird.
Seine Struktur ist der von Insulin sehr ähnlich und es ist bei jeder
Tierart unterschiedlich. Seine bekannten Aktivitäten sind mit der Fortpflanzung
und insbesondere mit der Schwangerschaft und Entbindung verbunden.
Es ist anerkannt, dass dieses Hormon spontane Kontraktionen des
Uterus während der
Schwangerschaft verhindern kann und die Vergrößerung der Schambeinfuge und
der Cervix zum Zeitpunkt der Entbindung hervomifen kann.
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Stand der
Technik
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Die
Verfügbarkeit
reiner Präparate
von Relaxin ist wegen der Schwierigkeit seiner Isolierung und Reinigung
sowie der Knappheit von Organen, aus denen es extrahiert werden
kann, immer recht eingeschränkt
gewesen (Bryant Greenwood G.D., Endocrine Review, 3-62-1982). Diese
Einschränkungen und
die Schwierigkeiten bei der Bewahrung der biologischen Aktivität des Hormons
erzeugten einen zunehmenden Mangel an Interesse bis zu einem beinahe
vollständigen
Vergessen von Relaxin und schließlich sogar dem Bezweifeln
der Existenz von Relaxin.
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Die
Reinigung und Sequenzierung von Relaxin und dessen Herstellung durch
Gentechnik, erhalten 1974 bis 1983, eröffneten neue Möglichkeiten, schließlich die
Biologie und die Rolle dieses Hormons zu untersuchen und zu verstehen.
Siehe in dieser Hinsicht Sherwood et al., Arch. Biochem. Biophys. 160-185-1974;
James et al., Nature 267, 554, 1974; Hudson et al., Nature, 301,
628, 1983; Bigazzi M. et al., Biology of Relaxin and its role in
the human, International Congress Series 610, Excerpta Medica – Amsterdam – 1993.
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Tatsächlich gibt
es eine Menge an Beweisen, dass RLX ein multifunktionales Hormon
ist, das gegenüber
den Fortpflanzungsorganen, den Brustdrüsen und den Bindegeweben wirksam
ist, aber bisher ist keine klinische Verwendung verwirklicht worden.
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Ein
neues mögliches
Ziel für
RLX könnte
das kardiovaskuläre
System sein. Das kardiovaskuläre System
kann in drei unterschiedliche Hauptabschnitte unterteilt werden:
- – das
Herz stellt die Pumpe des Systems dar,
- – die
Blutgefäße stellen
die Umlaufleitungen dar,
- – das
Blut zirkuliert in den Gefäßen und
trägt auf eine
positive oder negative Weise zur Zirkulation durch das hämostatische
System und durch die Konzentration unterschiedlicher Substanzen,
wie etwa Lipide, Elektrolyte, Wasser und dergleichen, bei.
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Einige
Erkrankungen oder Fehlfunktionen des kardiovaskulären Systems
können
für sich
nur in einem dieser Hauptabschnitte auftreten, ohne direkt die anderen
zu beeinträchtigen
(wie etwa das Kontraktionsversagen und Rhythmusstörungen des
Herzens, einige kongenitale Abnormitäten der Gefäße oder Veränderungen in der hämostatischen
Kette wie thrombophile oder hämophile
Erkrankungen usw.).
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Einige
der häufigeren
Kreislauferkrankungen können
in einem Abschnitt beginnen, betreffen bald jedoch auch andere Teile
des Systems. Dies ist bei Arteriosklerose der Fall, bei welcher
sowohl die Veränderungen
der Blutzusammensetzung als auch der Arterienwände für die Phatogenese und die klinischen
Merkmale der Erkrankung verantwortlich sind.
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Die
Kreislauferkrankung, die von arteriosklerotischen Prozessen herrührt, stellt
eines der größeren Probleme
der Menschheit dar. Tatsächlich
ist es die häufigste
Todesursache, bei mindestens 4 % der Bevölkerung (besonders durch Myokard-
oder Zerebralinfarkte). Dies erklärt das große Interesse von Forschern
an diesem Gebiet.
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Gegenwärtig sind
viele unterschiedliche pharmakologische Hilfsmittel bekannt und
werden verwendet, um die thromboischämischen Erkrankungen des Kreislaufs
zu behandeln, getrennt gerichtet auf Gefäßerweiterung oder Blutgerinnungskorrektion,
Auflösung
von Blutgerinnseln, Bluttfettverringerung und so weiter.
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Die
Wirkungen von RLX auf das Herz wurden 1990 von Osherof et al. entdeckt,
siehe Osheroff PL et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA; 1992.89: 2384-2388
und US-Patent Nr. 5,166,191.
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Sie
beschrieben die Bindung von RLX an die Herzvorhöfe und eine Steigerung des
Rhythmus und der Konzentrationen der in vitro isolierten Vorhöfe. Ausgehend
von diesen Experimenten stellten sie die Hypothese einer möglichen
Rolle von RLX bei Störungen
des Herzrhythmus und bei Erkrankungen, welche die Herzkontraktion
betreffen, wie etwa kongestives Herzversagen, auf.
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Einige
Beobachtungen hinsichtlich der Zirkulation sind erfolgt. Es wurde
festgestellt, dass die Raynaud-Schädigungen während der Frühschwangerschaft
vollständig
verschwinden. Frühe
klinische Studien, die von Casten und Allon 1958 und 1960 mit ovinen
Präparaten
von RLX geringer Reinheit und unbestimmter biologischer Aktivität durchgeführt worden
sind, haben gezeigt, dass es beim Heilen von Raynaud-Schädigungen
nützlich
war, die von obliterierenden peripheren Arterienerkrankungen stammten
(siehe Casten G.C. et al., Angiology 11, 404, 1960).
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1986
wurde berichtet, dass die lokale Anwendung von RLX aus dem Schwein
auf das Mesozökum
männlicher
Ratten eine Erweiterung der kleinen Venen erzeugt und die vasokonstriktiven
Effekte von Norepinephrin und Promethazin antagonisiert (siehe:
Bigazzi M. et al., Acta Endocrinol. 112-296, 1986).
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1989
berichteten Massicotte et al., dass eine zweitägige Infusion von RLX aus Ratten
die vasokonstriktiven Effekte von Norepinephrin und Vasopressin auf
die mesenteriale Arterie von spontan hypertonen Ratten abstumpfte
(siehe: Massicotte et al.: Proc. Soc. Exp. Biol. Med.: 190, 254,
1989).
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Die
physiologische Signifikanz dieser Beobachtungen blieb jedoch unbekannt,
und bisher war es nicht bekannt, ob RLX das Kreislaufsystem beeinflusst
oder nicht.
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Bisher
sind keine Wirkungen von RLX auf die Hämostase und die Blutzusammensetzung
berichtet worden.
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Offenbarung
der Erfindung
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Es
ist nun der Beweis gelungen, dass RLX in den Blutgefäßen, in
den hämostatischen
Vorgängen und
in der Blutzusammensetzung ein vollaktives Hormon ist und daher
bei der Herstellung von Medikamenten für die Behandlung von thromboischämischen
oder bestimmten Kreislauferkrankungen verwendet werden kann. Die
Erfindung betrifft neuartige Verwendungen von RLX, wie sie in den
Ansprüchen definiert
sind.
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Tatsächlich ist
nun überraschend
entdeckt und experimentell bestätigt
worden, dass dieses Hormon als ein Faktor von vollem Schutz gegen
thrombotische Krankheitserscheinungen wirken kann. Tatsächlich erzeugt
RLX eine Dilatation der Zellen der glatten Muskulatur der Blutgefäße, die
zu einer Zunahme des Blutflusses führt; es hemmt Koagulationsvorgänge, verstärkt die
Fibrinolyse und verringert die Blutkonzentration von Lipiden und
Natrium. Es ist erkannt worden, dass RLX dieses breite Spektrum
an Wirkungen direkt und durch die Freisetzung zweier wichtiger Substanzen,
Stickstoffmonoxid (NO) und atriales natriuretisches Peptid (ANP),
die im Wesentlichen zu den oben erwähnten Ergebnissen auf Gefäßwände und
Blutkomponenten beitragen, auslöst.
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Schließlich erlaubt
die Stimulation von NO- und ANP-Freisetzung, dass RLX Funktionen
in anderen Organen als dem Kreislaufsystem, wie etwa die Freisetzung
von Histamin aus Mastzellen, beeinflusst.
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Daher
betrifft diese Erfindung die Verwendung von RLX für die Herstellung
von Medikamenten zur Behandlung und Prävention von wichtigen Kreislauferkrankungen.
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Außerdem können ebenfalls
Krankheiten, die durch Histaminfreisetzung und ANP-Sekretion beeinflusst
werden, mit Hilfe von RLX hinsichtlich seiner Effekte auf die Stimulation
von NO- und ANP-Freisetzung behandelt oder verhindert werden.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die
Ergebnisse von Experimenten mit der Verwendung von RLX bei der Behandlung
dieser Erkrankungen werden im Folgenden ausführlich diskutiert, wobei auch
Bezug auf die beigefügten
Zeichnungen genommen wird, die experimentelle Ergebnisse berichten.
Im Einzelnen:
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1 zeigt
den Effekt von RLX auf den Koronarfluss, welcher durch Experimente
an Ratten (Diagramm A) und Meerschweinchen (Diagramm B) ermittelt
wurde;
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2 zeigt
den Effekt von RLX auf den Koronarfluss (Diagramm A) bzw. die NO-Freisetzung (Diagramm
B) in Gegenwart von NO-Synthaseinhibitoren und einem NO-Synthaseinduktor;
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3 zeigt
den Effekt von RLX auf cGMP-Pegel bei glatten Muskelzellen der Gefäßwand, die
von in vitro kultivierter Rinderaorta erhalten wurden;
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4 zeigt
den Effekt von RLX auf Histaminfreisetzung (Diagramm A) und zytosolische Ca2+-Freisetzung (Diagramm B) bei Mastzellen
in vitro;
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5 zeigt
den Effekt von RLX auf den Blutfluss im menschlichen Penis;
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6 ist
ein Diagramm, das den Effekt von RLX auf Thrombozytenaggregationshemmung
zeigt;
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7 zeigt
den Effekt von RLX auf die Hemmung der Thromboxanproduktion;
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8 zeigt
den Effekt von RLX auf die NO-Produktion;
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9 und 10 zeigen
die Korrelation zwischen der Thrombozytenaggregationshemmung von RLX
und seinem Effekt auf cGMP- bzw. zytosolische Ca2+-Produktion.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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A. Vaskuläre Erkrankungen
und thrombotische Krankheitserscheinungen
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Gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird die Verwendung von
RLX für pharmazeutische
Formulierungen vorhergesehen, die:
- – auf das
Korrigieren von Veränderungen
von vaskulären
Funktionen in menschlichen Organen, wie Schwellkörpern des Penis, gerichtet
sind,
- – auf
die Kontrolle thrombotischer Erkrankungen gerichtet sind,
- – auf
die Hemmung der Bildung von Gerinnseln und/oder das Hervorrufen
von deren Auflösung gerichtet
sind,
- – auf
die Verringerung der Zahl und der Aggregation von zirkulierenden
Thrombozyten gerichtet sind,
- – auf
die Hemmung der Bildung von Thrombozyten aus Megakaryozyten gerichtet
sind,
- – für die Verringerung
von zirkulierendem Fibrinogen bestimmt sind,
- – für die Zunahme
von Fibrinolyse bestimmt sind.
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Um
die beschriebenen Konzepte zu entwickeln, sind die folgenden experimentellen
Modelle durchgeführt
worden:
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1. Studien an Blutgefäßen:
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- a. am Koronarsystem,
- b. an glatten Muskelzellen von Rinderaorta in vitro,
- c. an der Zirkulation des Penis.
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2. Studien zur Hämostase:
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- a. Thrombozyten,
- b. homorale Faktoren.
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3. Studien an ANP:
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- a. elektronenmikroskopische Studien und Bestimmung
von ANP in atrialen Myozyten,
- b. an der Blutosmolarität
und Na-Konzentration.
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Die
Ergebnisse der Experimente werden im Folgenden ausgeführt.
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1-Studien an Blutgefäßen
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Die
Ergebnisse der Studien zu dem Effekt von RLX an Blutgefäßen zeigen,
dass das Peptid auf unterschiedlichen Stufen auf das Kreislaufsystem wirkt.
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1-a
Das Koronarsystem wurde als brauchbares Modell zum Untersuchen des
Einflusses von RLX auf die Erweiterung von Blutgefäßen betrachtet.
Ratten- und Meerschweinchenherzen, isoliert und in vitro in einem
Langendorff-Gerät
perfundiert, wurden verwendet, um zu beurteilen, ob RLX Veränderungen im
Koronarfluss verursacht. Nach 30 Minuten Stabilisierung wurde in
einigen Experimenten RLX (30 ng/ml) zu der Perfusionsflüssigkeit
gegeben, und die Perfusion dauerte 20 Minuten an. In weiteren Experimenten
wurde RLX (30 ng/ml) als Bolus in die Aortakanüle injiziert. Die Perfusate
wurden gesammelt und der Koronarfluss bestimmt. Die erhaltenen Ergebnisse
zeigen, dass RLX signifikant den Koro narfluss erhöht. 1 zeigt
zwei Diagramme (A und B), die Experimente an Ratten bzw. Meerschweinchen
betreffen. Der Prozentsatz der Basalflussvariation ist als Funktion
der Zeit abgebildet. In diesen Diagrammen (sowie in den nächsten)
sind Werte als Mittelwert ± SE
(Standardfehler) ausgedrückt.
Statistische Analysen erfolgten unter Berechnung des Student-Tests (P),
dessen Wert in den Diagrammen gezeigt ist.
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Um
die Mechanismen der Wirkung von RLX auf die Erweiterung von Koronargefäßen zu klären, wurden
die Stickstoffmonoxid-(NO)-Produktion und Histaminfreisetzung in
den perfundierten Meerschweinchenherzen untersucht. NO, das als
starkes gefäßerweiterndes
Mittel bekannt ist, wurde durch Bestimmung von Nitriten (stabile
Endprodukte des NO-Metabolismus)
in den Perfusaten gemessen. In einigen Experimenten wurde Nw-Monomethyl-L-arginin (MeArg), ein NO-Synthasehemmer,
der Perfusionsflüssigkeit
zugesetzt, bevor RLX als Bolus gegeben wurde; in anderen Experimenten
wurden Meerschweinchen mit E. Coli Lipopolysaccharid (LPS), einem
Induktor der NO-Synthaseaktivität, vor der
Herzisolation und Perfusion vorbehandelt. Die erhaltenen Ergebnisse
zeigen dass RLX eine signifikante Zunahme der Nitritmengen in den
Perfusaten verursacht (zweifache Steigerung über den Basalwert), was eine
erhöhte
NO-Produktion anzeigt. Dies wurde durch die Experimente mit MeArg
und LPS, Wirkstoffe, welche die RLX-induzierte Zunahme des Koronarflusses
abstumpften bzw. steigerten, bestätigt (2). Koinzident
mit der Nitritzunahme wurde die Menge an Histamin in den Perfusaten
durch RLX signifikant verringert.
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Als
Ergebnis kann RLX als ein Mittel betrachtet werden, das die myokardiale
Perfusion durch Aktivierung des L-Arginin-Weges steigern kann.
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NO
wird durch unterschiedliche Bestandteile der vaskulären Wand,
d.h., Endothelzellen und glatte Muskelzellen, sowie durch perivaskuläre Mastzellen erzeugt
(siehe Iadecola C., TINS, 16:206, 1993; Mellion BT et al., Blood,
57:946, 1981; Radomski M.V. et al., Biochem. Biophys. Res. Commun.,
148:1482, 1987). Es ist ebenfalls bekannt, dass NO eine größere Rolle
bei der Regulierung des Gefäßtonus durch einen
cGMP-abhängigen
Mechanismus spielt, was zu einer Verringerung des zytosolischen
Ca2+, Myosindephosphorilie rung und schließlich Relaxation
der glatten Muskelzellen führt
(siehe Noriyuki H. et al., Am. J. Obstet. Gynecol. 159: 27-31, 1988).
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1-b
Glatte Muskelzellen der Gefäßwand, erhalten
aus Rinderaorta (BASM) und in vitro kultiviert, sind ein geeignetes
in vitro-Modell zum Verstehen der Wirkungsweise von RLX auf Blutgefäße. Die
Ergebnisse der immunozytochemischen Untersuchungen, die mit Anti-Actinantikörpern an
BASM-Zellen durchgeführt
wurden, die für
4 Stunden mit 100 ng/ml RLX inkubiert wurden, zeigten, dass das
Peptid Veränderungen
im Actinzytosklett hervorruft, was mit einer Zellabflachung übereinstimmt,
wie sie während Relaxation
in vivo auftritt.
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Um
den Mechanismus der Wirkung von RLX auf BASM-Zellen zu klären, wurde
das Peptid in Konzentration von 10 und 100 ng/ml für 1 Stunde
zu den Kulturmedien gegeben, und die intrazellulären cGMP-Pegel wurden ausgewertet.
RLX verursachte eine auffallende konzentrationsbezogene Zunahme der
intrazellulären
cGMP-Pegel (400 und 900 % über den
Werten der unbehandelten Kulturen). Darüber hinaus führte eine
Vorbehandlung der Zellen mit MeArg, das NO-Synthase hemmt, und Superoxiddismutase
(SOD), die NO-Aktivität potenziert,
zu einer Abschwächung
bzw. Steigerung der RLX-induzierten Zunahme an cGMP, was zeigt,
dass der Anstieg an cGMP mindestens teilweise auf einer Steigerung
der NO-Produktion beruht. Diese Ergebnisse sind in den Diagrammen
von 3 zusammengefasst.
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1-c
Mastzellen (MC) sind bekannt für
die Produktion und Freisetzung vasoaktiver Substanzen. Es ist daher
untersucht worden, ob RLX seine gefäßerweiternde Wirkung auch durch
Beeinflussung der MC-Funktion ausübt. Die Ergebnisse der Experimente
an isolierten serosalen Ratten- und Meerschweinchen-MC an mesenterialen
Ratten-MC in vivo zeigten, dass RLX Kalziumionophor-induzierte und
anaphylaktische Histaminfreisetzung sowie den Ausstoß von Granula
von MC hemmt. Diese Wirkung wird durch eine Stimulierung der NO-Produktion
vermittelt. Tatsächlich
wurde die RLX-induzierte Abschwächung
der Histaminfreisetzung, die durch Kalziumionophor hervorgerufen
wurde, durch MeAgr verhindert und durch SOD potenziert. Darüber hinaus stumpfte
RLX den Anstieg der in trazellulären Ca2+-Pegel, der durch Kalziumionophor auf eine
konzentrationsabhängige
Art hervorgerufen wurde (41 % Abnahme mit 10 ng/ml RLX und 97 %
Abnahme mit 100 ng/ml RLX), ab. Aus diesen Ergebnissen geht hervor,
dass die gefäßerweiternde
Wirkung von RLX nicht auf der Histaminfreisetzung durch MC beruht, sondern
eher auf der Herstellung des gefäßerweiternden
Mittels NO, in Übereinstimmung
mit seiner Wirkung im Koronarsystem. Diese Ergebnisse sind in den
Diagrammen A und B in 4 zusammengefasst.
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1-d
Der Blutfluss im Penis wird durch lokale NO-Produktion beeinflusst.
Basierend auf der Fähigkeit
von RLX, die NO-Synthese zu stimulieren, wurde der Effekt des Peptids
auf den Blutfluss in der tiefen Arterie des Penis untersucht. RLX
(durch Mikrofiltration sterilisiert) wurde in die Schwellkörper von
4 normalen menschlichen Freiwilligen mit einer Dosis von 10 ng injiziert,
und der Blutfluss wurde durch ein Echo-Doppler Acuson 128 1–6 Minuten
nach der Injektion gemessen. Bei allen Versuchspersonen verursachte
RLX eine auffallende Zunahme des Blutflusses verglichen mit dem
Basalfluss, der vor der Injektion ausgewertet wurde. Bei zwei Versuchspersonen wurde
außerdem
5–10 Minuten
nach der RLX-Injektion eine Erektion beobachtet. In 5 sind
die Echo-Dopplerbilder dargestellt, die den Fluss unter Normalbedingungen
zeigen (Diagramm A), eine Minute nach RLX-Injektion (Diagramm B) und 5 Minuten
nach RLX-Injektion (Diagramm C).
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2-Studien zur Hämostase
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Beginnend
mit der Erkenntnis, dass RLX die NO-Produktion in mehreren Bestandteilen
des kardiovaskulären
Systems erhöht
und basierend auf der wohlbekannten Fähigkeit von NO zur Hemmung
der Thrombozytenadhäsion
und -aggregation ist nach einer möglichen Rolle von RLX in der
Hämostase durch
Untersuchen von Thrombozyten und Plasmafaktoren der Hämostase
gesucht worden.
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Eine
erste Reihe von Experimenten wurde an isolierten Thrombozyten von
menschlichen Freiwilligen und Kaninchen durchgeführt, die mit RLX inkubiert
wurden und dann mit Proaggregantien stimuliert wurden.
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Eine
zweite Reihe von Experimenten wurde an männlichen Ratten durchgeführt, denen
intraperitoneal RLX injiziert wurde und die 20 Minuten später geopfert
wurden. Vor der Opferung wurden Blut- und Plasmaproben gesammelt,
um Plasmahämostasefaktoren
und die Zahl der zirkulierenden Thrombozyten zu untersuchen; beim
Opfern wurden Milzproben zum Untersuchen der Morphologie der Megakaryozyten
entnommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass RLX
die Hämostase
durch Wirkung auf sowohl die Thrombozyten als auch auf plasmalösliche Faktoren
beeinflussen kann.
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2-a Thrombozyten
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Es
ist gezeigt worden, dass das Peptid durch unterschiedliche Proaggregantien
hervorgerufene Thrombozytenaggregation merklich unterdrückt (6).
Dieser Effekt war konzentrationsbezogen und erreichte ein Maximum
von 80 % Hemmung mit 100 ng/ml RLX. Die Hemmungswirkung von RLX
auf Thrombozytenaggregation wird sowohl durch eine Hemmung der Thromboxanproduktion
als auch einer Stimulation der endogenen NO-Synthese ausgeübt. Dies ist aus den Diagrammen
der 7 bzw. 8 ersichtlich und bringt nachfolgend
eine Erhöhung
an intrazellulärem
cGMP (wie in 9 gezeigt) und eine Abnahme
an zytosolischen Ca2+ (wie in 10 gezeigt)
mit sich, was letztlich zu einer wirkungsvollen Hemmung der Thrombozytenaggregation
führt.
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Eine
Ultrastrukturuntersuchung der Thrombozyten zeigt, dass RLX Konformationsveränderungen
und Granula-Exozytose, die während
der Aggregation auftritt, hemmt, so dass dies gut mit den funktionalen
Daten übereinstimmt.
Die aus den in-vivo-Experimenten an Ratten erhaltenen Erkenntnisse zeigen,
dass RLX eine Verringerung der Anzahl zirkulierender Thrombozyten
verursacht. Dies kann eine Konsequenz einer Verringerung der Thrombozytenfreisetzung
durch Megakaryozyten sein. Tatsächlich
legen die Ultrastrukturerkenntnisse nahe, dass RLX Vereinigen und
Verschmelzen von Prothrombozyten und Demarkationsmembranvesikeln
mit der Plasmamembran hemmt, so dass Thrombozyten nicht von der
Zelloberfläche
freigesetzt werden können.
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2-b Humorale Faktoren
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Neben
seinen Wirkungen auf Thrombozyten verursacht RLX ebenfalls eine
signifikante konzentrationsabhängige
Steigerung der Plasmaspiegel von tPA und PAI-1, die als Faktoren
endothelialen Ursprungs, die an der Fibrinolyse beteiligt sind,
bekannt sind, und eine leichte Abnahme einiger Koaggulationsfaktoren,
wie etwa Fibrinogen und Prothrombinfragmente F1 + 2. Daher fördert das
Peptid ebenfalls die Fibrinolyse, wahrscheinlich durch Wirkung auf das
Endothel. Der Effekt von RLX auf diese Plasmafaktoren ist in Tabelle
1 gezeigt, die Daten betreffen Experimente an Ratten.
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3-c Lipidblutkonzentration
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Die
Untersuchungen von Cholesterol und Triglyceriden an dem peripheren
Blutserum zeigen, dass RLX-Verabreichung eine auffallende Verringerung
derer Konzentration bis zu einer 38 bzw. 55 %-Verringerung erzeugt.
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3-Studien zur ANP-Sekretion
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3-a
ANP-Sekretion wurde an Ratten nach intraperitonealer Verabreichung
von 10 μg
RLX untersucht. Es ist bekannt, dass atriale Myokardiozyten eine
endokrine Funktion aufweisen, dass sie ein Peptid synthetisieren
und freisetzen können,
atriales natriuretisches Peptid (ANP) genannt, das neben seinem
zunächst
erkannten Effekt beim Stimulieren von Natriurese weitere Eigenschaften,
wie eine negative Wirkung auf den Blutdruck durch eine Abnahme des Gefäßtonus und
eine Verschiebung der Plasmaflüssigkeit
in dem Zwischengewebekompartiment, aufweist.
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Es
wurde daher nach einer möglichen
Beziehung zwischen RLX und ANP gesucht, indem die Menge an immunreaktivem
ANP und die Ultrastrukturmerkmale atrialer Myokardiozyten von Ratten
bei RLX-Behandlung bewertet wurden. 20 Minuten nach Verabreichung
des Peptids ware die Menge an immunreaktivem ANP stark verringert
sowie die Zahl ANP-speichernder Granula. Keine nennenswerten Änderungen
wurden bei der Ausdeh nung des Ergastoplasmas und des Golgiapparats
gefunden. Dies deutet darauf hin, dass RLX eher die Freisetzung
von ANP fördert
als dessen Synthese hemmt. Bestimmungen des ANP-Gehalts in Rattenatriahomogenaten
durch RIA vor und nach in-vivo-Verabreichung von
RLX sind in Übereinstimmung
mit den EM-Erkenntnissen.
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3-b
Blutosmolalität
und Natriumkonzentrationen wurden gemessen, um den Effekt der ANP-Sekretion
durch ihre Effekte auf Nieren und auf peripheres Blut zu zeigen.
Bei den Ratten der oben erwähnten
Experimente wurde gezeigt, dass RLX die Plasmaosmolalität von 8,5
milliosmol pro kg Körpergewicht
und die Natriumkonzentration von 142 ±4 auf 136 ±2 mEq/l
senkt.
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Abschließende Bemerkungen
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Aus
dem Obengenannten geht hervor, dass RLX auf unterschiedlichen Stufen
auf das kardiozirkulatorische System wirksam ist, und dass ein gemeinsamer
Wirkungsmechanismus, an dem der L-Arginin-NO-Weg und intrazelluläres cGMP
und Ca2+ beteiligt sind, den meisten beobachteten
Reaktionen zugrunde liegt. Dies erlaubt es, RLX als Mittel zu betrachten,
dass myokardiale Perfusion, Blutversorgung für Organe und Fribrinolyse begünstigen kann
und Thrombozytenaktivität
und -koaggulation sowie Lipidblutkonzentrationen senken kann, die
alle an der Pathogense arteriosklerotischer Schädigungen beteiligt sind. Daher
kann RLX bei der Prävention
und/oder Therapie von Ischämie-abgeleiteten,
allergischen, hypertonen und thromboembolischen Störungen und
Arteriosklerose verwendet werden.
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Die
oben erwähnten
Erkenntnisse zeigen, dass RLX ebenfalls an der Steuerung und Therapie von
Krankheiten anderer Systeme als dem zirkulatorischen Apparat durch
die Stimulation der Produktion von NO und der Sekretion von ANP
beteiligt sein kann.
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B-Präeklampsie, Eklampsie und Gestose
in der Schwangerschaft
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Der
normale Verlauf einer Schwangerschaft hängt von den tiefgehenden organischen
Veränderungen
ab, die in der schwangeren Frau selbst hervorgerufen werden. Kurz
nach der Entbindung wird der Normalzustand wiederhergestellt.
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Eines
der überraschendsten
Phänomene
betrifft das hydrosaline Gleichgewicht und tritt typischerweise
in den ersten Schwangerschaftswochen auf die Nierenfunktion, das
Gefäßsystem
und die Hämostase
sind alle einer Neuordnung unterworfen.
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1) Nierenfunktion und
Wassergleichgewicht:
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Der
arterielle Fluss der Niere und die Glomerulumfiltration sind erhöht. Die
Natriumausscheidung ist erhöht,
während
seine Reabsorption verringert ist. Das Ergebnis dessen ist eine
verringerte Plasmakonzentration an Natriumionen und eine erhöhte Konzentration
an Kaliumionen. Dies bedeutet einen wichtigen Abfall des osmolaren
Drucks des Plasmas, dessen Werte weniger als 10 milliosmol pro kg
Körpergewicht
als Normalwerte bei Männern
und nichtschwangeren Frauen erreichen.
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2) Gefäßsystem:
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Vieles
weist auf niedrigeren Peripherwiderstand durch eine Erweiterung
der Arteriolen und die Zunahme der Zwischengewebsflüssigkeit
als Folge der Erweiterung und der erhöhten Durchlässigkeit des Kapillarbetts
hin.
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3) Hämostase:
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Koaggulationsfaktoren
sind in peripher zirkulierendem und Plazentablut erhöht; dennoch
gibt es kein Auftreten intravaskulärer Koaggulation während der
Schwangerschaft.
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Die
Physiologie der besonderen kardiovaskulären und hydro-elektrolytischen
Situation, die für die
Schwangerschaft charakteristisch ist, bleibt unbekannt. Ihre Identifizierung
wäre von
größter theoretischer
und praktischer Bedeutung, da sie zeigen würde, wie man mit korrigierenden
Maßnahmen
in die schwerwiegenden pathologischen Situationen eingreifen könnte, die
beobachtet werden, wenn während
der Schwangerschaft dieses Gleichgewicht gestört ist.
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Gestose,
Präeklampsie
und Eklampsie gefährden
alle den Verlauf der Schwangerschaft und können irreversible Gefäßschäden am Fötus und
der Mutter verursachen. Verschiedene hormonelle Hypothesen sind
vorgeschlagen worden, aber das Hormon oder die Kombination von Hormonen,
die für eine
solche besondere Situation verantwortlich sind, wurden nie identifiziert.
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Die
oben ausgeführten
Effekte von RLX auf das Kreislaufsystem und auf die ANP-Sekretion haben zur
der Schlussfolgerung geführt,
dass eben dieses Hormon für
die gesamten während
der Schwangerschaft beobachteten Phänomene verantwortlich sein
kann.
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Tatsächlich wurde
gezeigt, dass Relaxin wirksam ist:
- – auf das
Gefäßsystem;
dass es Hypotonie durch Vasodilatation der Arteriolen und Kapillaren
hervorruft und Gewebeimbition sowohl durch seinen eigenen direkten
Effekt als auch indirekt durch Induktion von ANP-Sekretion steigert.
- – bei
dem hydrosalinen Gleichgewicht und bei der Nierenfunktion, wobei
es wiederum ANP-Freisetzung induziert und daher einen Verlust an
Na und eine Abnahme der Plasmaosmolarität fördert.
- – bei
der Hämostase;
durch Verringerung der Thrombozytenaggregation, durch Verringerung der
Fibrinogenkonzentration und durch Erhöhung der Fibrinolyse.
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Es
wird daher postuliert, dass das Fehlen von oder ein Mangel an Relaxin
der Grund der Hypertonie, des elektrolytischen Ungleichgewichts
mit erhöhter
Na-Retention, von Ödemen
und intravaskulärer
Thrombose ist, was die drei pathogenen Erscheinungen des gestotischen
Syndroms sind.
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C) Durch Histaminfreisetzung
(allergische und flogistische Erkrankungen) und ANP-Sekretion beeinflusste
Erkrankungen.
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Während der
Studien am Kreislaufsystem wurde eine neue, noch nicht berichtete
biologische Aktivität
von Relaxin entdeckt: das Hormon zeigt die Fähigkeit, die Sekretion von
Histamin durch die Mastzellen und die Sekretion von ANP aus den
Atriozyten zu hemmen oder, abhängig
von der Dosis, völlig
zu unterdrücken.
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Die
Erfindung betrifft daher ebenfalls die Verwendung von Relaxin für die Behandlung
pathologischer Situationen infolge von Histaminfreisetzung, wie
allergische und entzündliche
Erkrankungen und Störungen
des Flüssigkeits-
und Elektrolytengleichgewichts.
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Genauer
gesagt ist erfindungsgemäß die Verwendung
pharmazeutischer Zubereitungen, die Relaxin enthalten, indiziert
für:
- – die
Behandlung allergischer Erkrankungen, wie Heuschnupfen, Bronchialasthma
usw.
- – die
Behandlung anaphylaktischer Ereignisse, Arzneimittelüberempfindlichkeit
usw.
- – die
Kontrolle von Gewebsreaktionen, Schwellungen, Nesselsucht usw.
- – die
Linderung oder Verhinderung von Entzündungen, die durch Histaminfreisetzung
aufrechterhalten werden.
-
Die
experimentellen Modelle, die zur Entwicklung der oben beschriebenen
Konzepte verwendet wurden, und die Ergebnisse, die erhalten wurden, wurden
bei den zuvor diskutierten Studien zu Blutgefäßen und ANP-Sekretion offengelegt.
-
In
allen durchgeführten
Experimenten hat Relaxin keinerlei Effekt auf die basale Freisetzung von
Histamin durch die Mastzellen gezeigt. Es hat im Gegenteil gezeigt,
dass es die Histaminsekretion in Zellen, die chemisch durch den
Ionophoren stimuliert wurden oder durch das Allergen sensitiviert
wurden, unter beiden experimentellen Bedingungen stark hemmen konnte.
Der Grad der Hemmung war eine Funktion der der verwendeten Dosis
an Relaxin.
-
Die
mikroskopische Beobachtung der Zellen bestätigte, dass in Gegenwart von
Relaxin die Mastzellen keine Freisetzung von Histamingranula zeigten,
die üblicherweise
durch den Ionophoren und das Allergen induziert wird.
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Die
erhaltenen Ergebnisse sind mit der Beobachtung konsistent, dass
allergische Erkrankungen (die durch Histaminfreisetzung aufrechterhalten
werden) sich üblicherweise
während
der Schwangerschaft bessern, wenn Relaxin im zirkulierenden Blut vorhanden
ist.
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Sie
rechtfertigen außerdem
die Hypothese, dass Relaxin als neuer Wirkstoff, oder als der erste einer
neuen Linie von Wirkstoffen, zur Behandlung von allergischen, anaphylaktischen,
inflammatorischen Erkrankungen oder durch Histaminfreisetzung aufrechterhaltenen
Erkrankungen nützlich
sein kann.
-
Wegen
der Eigenschaft der Stimulation der ANP-Sekretion kann Relaxin beeinflussen:
- – die
Störungen
der Wasser- und Natriumexkretion aus den Nieren.
- – die
Erhöhung
der Wasser- und Natriumretention in Geweben.
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Dies
ermöglicht
es im Prinzip, Relaxin für
die Behandlung lokaler oder diffuser Ödeme, bei Hydrops, bei Lymphödemen usw.
vorherzusehen.