DE2854723C3 - Hetero-Impfstoff zur therapeutischen Behandlung des Trichomonas -Syndroms und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Hetero-Impfstoff zur therapeutischen Behandlung des Trichomonas -Syndroms und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Beschreibung
Die Erfindung betrifft einen neuen Hetero-Impfstoff zur therapeutischen Behandlung des Trichomonas-Syndroms
und Verfahren zu seiner Herstellung.
Mikroorganismen der Gattung Trichomonas vaginalis gehören zu den Protozoen und gemäß der
systematischen Einteilung der Protozoen, die in der Humanmedizin von Bedeutung si.id, zur Klasse der
Mastigophora oder Flagellata. Dabei handelt es sich um einen prinzipiell pathogenen Parasiten, der im weiblichen
und männlichen Urogenitaltrakt gefunden wird. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Kohabitation,
es sind aber auch schon Infektionen durch Gegenstände nachgewiesen worden.
Obgleich Männer der Infektion ebenso häufig ausgesetzt sind wie Frauen, weisen sie wesentlich
seltener klinische Symptome auf; der Großteil der Trichomonadenträger ist beschwerdefrei oder beachtet
eine leichte Sekretion - Symptom für eine Urethritis — überhauDt nicht.
Bei frauen liegt die praktische Bedeutung der Infektion zuerst in der Störung der Genitalorgane durch
massive eitrige Entzündungen der Scheide mit ihren oft entscheidenden Folgen für eine normale Ehe. Die
Infektion bleibt im allgemeinen nicht auf die Scheide beschränkt, sondern meistens wird die begleitende
pathogene Mischflora durch die Trichomonaden in den oberen Genitaltrakt mitgeschleppt und führt zu
Entzündungen der Gebärmutteranhänge (Adnexitis),
ίο welche die Gefahr einer Tubargravidität oder eines
Verschlusses der Eileiter (Sterilität) mit sich bringen. Sowohl die chronische Infektion als auch die wiederkehrenden
Rückfälle führen zu einer erheblichen Entzündung der Portio vaginalis uteri und der Cervix, in deren
Gefolge lokale Gewebsveränderungen auftreten, die von der rückbildungsfähigen Dysplasie bis zu Vorstufen
des Gebärmutterhals-Karzinoms reichen. Das vielfältige klinische Bild der Trichomonadeninfektion wird
insgesamt als Trichomonas-Syndrom bezeichnet
2« Obgleich das im Handel erhältliche Präparat Metronidazol
[1 -(2-Hydroxyäthyl)-2-methyl-5-nitroimidazol] zur Abtötung von Trichomonas vaginalis durchaus
geeignet ist und für diese Indikation therapeutisch verwendet wird, hat die Anzahl der Erkrankungen
2i bisher keineswegs abgenommen, sondern zeigt eher
eine steigende Tendenz; je nach Land sind inzwischen zwischen 3,5 und 88% der Bevölkerung von der
Infektion befallen, so daß hier von einer Volkskrankheit gesprochen werden kann.
ίο Die Ausbreitung der Infektion und die immer wieder
zu beobachtenden Reinfektionen werden durch die erhöhte Promiskuität kräftig gefördert. Zudem werden
die Hartnäckigkeit der Infektion und eine gewisse Therapie-resistenz durch den sich ständig ausweitenden
j5 Dauergebrauch von ovulationshemmenden Steroiden
begünstigt, da bekanntlich alle hypoovariellen Zustände, d. h. ein relativer Mangel an körpereigenen ovariellen
Hormonen, die Epithelproliferation in der Scheide hemmen.
Aufgabe der Erfindung war es daher, einen Impfstoff zu entwickeln, mit dessen Hilfe es möglich ist, das durch
Infektionen durch Trichomonas vaginalis hervorgerufene Trichomonas-Syndrom auf wirksame Weise zu
bekämpfen.
4) Auf der Suche nach einer Lösung dieser Aufgabe
wurde nun gefunden, daß unter der Vielzahl der in der Natur vorkommenden Stämme des Lactobacterium
acidophilum (auch als Lactobacillus acidophilus, Milchsäurebacterium,
Lactobacterium, Milchsäurelangstäb-
■;o chen, Döderlein-Stäbchen oder Döderlein-Bacterium
bezeichnet) (zur Zeit sind etwa 4000 verschiedene Stämme bekannt) einige mit Erfolg für die Behandlung
des Trichomonas-Syndroms eingesetzt werden können, da aus ihnen ein wertvoller Hetero-Impfstoff gewonnen
■55 werden kann.
Gegenstand der Erfindung ist ein Hetero-Impfstoff zur therapeutischen Behandlung des Trichomonas-Syndroms,
der dadurch gekennzeichnet ist, daß er aus inaktivierten Mikroorganismen von Stämmen des
Lactobacterium acidophilum, die beim »Centraalbureau voor Schimmelcultures« in Baarn (Niederlande) unter
den Bezeichnungen CBS 465 77, CBS 466 77, CBS 467 77, CBS 468 77, CBS 469 77, CBS 470 77, CBS 471 77
und CBS 472 77 hinterlegt sind, in einer physiologisch verträglichen Lösung besteht, wobei die Mikroorganismen
aus einem Teil der genannten Stämme oder aus allen genannten Stämmen stammen und in annähernd
gleicher Anzahl je Stamm vorliegen.
Mit dem erfindungsgemäßen Hetero-lmpfstoff ist es
möglich, das Trichomonas-Syndrom auf wirksame Weise therapeutisch zu behandeln und er führt zu einer
Immunität
in dem erfindungsgemäßen Hetero-lmpfstoff bestehen die inaktivierten Mikroorganismen vorzugsweise
aus allen acht obengenannten Stämmen und gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung enthält er die
inaktivierten Mikroorganismen in einer Anzahl von etwa 14 χ 109 pro ml.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung sollen in dem Hetero-lmpfstoff Mikroorganismen von
mindestens drei der obengenannten Stämme vorliegen.
Die obengenannten 3inzelnen Stämme von Lactobacterium
acidophüum sind 1976 aus der Vaginu von an
dem Trichomonas-Syndrom leidenden Frauen im Krankenhaus entnommen worden. Sie wurden an 17.
10 Oktober 1977 im lyophilisierten Zustand beim »Centraalbureau
voor Schimmelcultures« in Baarn (Niederlande) unter den Bezeichnungen CBS 465 77 bis CBS
472 77 hinterlegt
In morphologischer Hinsicht unterscheiden sich die verschiedenen Stämme u. a. nach der Größe der
gebildeten Kolonien voneinander: manche Kolonien sind sehr klein, durchsichtig und kreisförmig, andere
Kolonien sind größer und haben die Gestalt einer Rosette, deren Oberfläche zerfurcht ist Mikroskopisch
betrachtet gehören alle acht Bakterienstämme zu den grampositiven polymorphen Bazillen, die in Form von
Ketten oder Palisaden vorkommen.
Das biochemische Verhalten dieser Bakterienstämme kann durch ihr Wachstum auf verschiedenen Kohlenstoffquellen
wie nachfolgend angegeben charakterisiert werden:
Kohlenstoffquelle Lactobacterium acidophiium. Stamm CBS-Nr.
465.77 466.77 467.77 468.77
469.77
470.77
471.77
472.77
Arabinose | — |
Cellobiose | + |
Lactose | + |
Maltose | + |
Mannitol | - |
Melibiose | + |
Raffinose | + |
Rhamnose | + |
Salicin | + |
Sucrose | + |
Trehalose | + |
Xylose | ± |
Ribose | + |
Stärke | ± |
Die Bakterienstämme CBS 456 77, 467 77 und 469 77 weisen die gleichen biochemischen bzw. fermentativen
Eigenschaften auf.
Der erfindungsgemäße Hetero-lmpfstoff kann nach einem einen weiteren Gegenstand der Erfindung
bildenden Verfahren hergestellt werden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß von den genannten Stämmen
von Lactobakterium acidophiium ein Teil bis alle jeweils für sich allein auf einem geeigneten flüssigen Nährboden
unter aeroben Bedingungen bei einem pH-Wert von etwa 6,5 und einer Temperatur von etwa 37°C gezüchtet
werden, nach Abschluß der Züchtung das gebildete biologische Material abgetrennt und nach bekannten
Methoden inaktiviert wird und die aus den einzelnen Stämmen erhaltenen inaktivierten Mikroorganismen in
einer physiologisch verträglichen Lösung in Mengen miteinander vermischt werden, die jeweils der nach
Abschluß der Züchtung oder nach der Inaktivierung festgestellten Dichte der Kultur (Anzahl der Mikroorganismen
pro ml Kulturflüssigkeit) umgekehrt proportional sind.
Vorzugsweise werden bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens alle acht genannten
Bakterienstämrne eingesetzt.
60 Die Inaktivierung des bei der Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens gebildeten biologischen Materials erfolgt vorzugsweise durch Behandlung mit
Formaldehyd und Phenol, insbesondere in einer in bezug auf Formaldehyd 0,3%igen und in bezug auf
Phenol 0,5%igen Lösung.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die inaktivierten Mikroorganismen
der physiologisch verträglichen Lösung in einer solchen Menge zugegeben oder der erhaltene
Impfstoff wird mit der physiologisch verträglichen Lösung so weit verdünnt, daß pro ml etwa 14x109
inaktivierte Mikroorganismen vorliegen.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Verwendung aller obengenannten acht
Bakterienstämme erhält man einen generell wirksamen Impfstoff. Darunter versteht man einen Impfstoff, der
praktisch bei jeder beliebigen Patientin wirksam ist bzw. mit dessen Hilfe es möglich ist, ungeachtet der Herkunft
der Infektion das Trichomonas-Syndrom erfolgreich zu behandeln. Dieser Impfstoff, in dem inaktivierte
Mikroorganismen aus allen acht genannten Stämmen vorliegen, stellt daher eine besonders bevorzugte
Ausführungsform der Erfindung dar.
Selbstverständlich kann der erfindungsgemäße Hetero-Impfstoff
auch ein Konservierungsmittel enthalten.
Für die Züchtung der obengenannten Bakterienstämme können verschiedene, in der Mikrobiologie übliche
flüssige Nährböden verwendet werden. Als besonders zweckmäßig hat sich ein Nährboden der folgenden
Zusammensetzung erwiesen:
Tryptose-Pepton | 5g |
Caseinhydrolysat | 8g |
Fleischextrakt | iOg |
Hefedialysat | 100 ml |
K2HPO4 | 2g |
Triammoniumcitrat | 2g |
Natriumacetat | 5g |
Salzgemisch | 5 ml |
Polyoxyäthylenderivate der | |
Sorbitanoleate | 1 ml |
Glucose | 10g |
Lactose | 10g |
destilliertes Wasser ad | 100 ml |
Das oben erwähnte Salzgemisch | besteht aus: |
MgSO4 -7 H2O | 11.5 g |
MnSO4-2 H2O | 2,4 g |
FeSO4-7 H2O | 0,68 g |
destilliertes Wasser ad | 100 ml |
Das flüssige Medium wird auf einen pH-Wert von 6,1 bis 6,8, vorzugsweise 6,5, eingestellt und 20 Minuten lang
im Autoklav bei einer Temperatur von 115° C sterilisiert.
Der Nährboden wird in sterilisierte Gefäße, z. B. Erlenmeyerkolben, verteilt und der Inhalt jeden
Gefäßes wird mit einer Probe eines einzelnen Stammes geimpft. Die Züchtung wird zweckmäßig bei einer
Temperatur von 32 bis 45°C, vorzugsweise bei etwa 37°C, z. B. 48 Stunden lang durchgeführt. Nach dieser
Zeitspanne oder wenn sich eine für die beabsichtigte Impfstoffherstellung ausreichende Menge biologisches
Material gebildet hat, wird dieses unter sterilen Bedingungen gesammelt und durch Zentrifugieren von
dem anhaftenden Nährboden befreit, beispielsweise durch 1 stündiges Zentrifugieren bei 3000 Umdrehungen/Min.
Der aus dem biologischen Material bestehende Bodenkörper wird dann wieder in Suspension gebracht,
vorzugsweise in physiologischer Kochsalzlösung, und hierauf auf bekannte Weise inaktiviert. Zur Inaktivierung
eignet sich ganz besonders eine Behandlung mit Formaldehyd und Phenol; besonders vorteilhaft ist eine
Konzentration der Suspension von 0,3% an Formaldehyd und von 0,5% an Phenol und eine Behandlungsdauer
von 3 bis 5 Tagen. Nach der Inaktivierung wird die Suspension erneut zentrifugiert, z. B. 1 Stunde lang bei
3000 Umdrehungen/Min., um das inaktivierte Material von dem zur Inaktivierung benutzten Mittel bzw. vom
Überschuß an Formaldehyd und Phenol zu befreien.
Das aus jedem einzelnen Stamm gewonnene biologische Material wird erneut in Suspension gebracht,
vorzugsweise in physiologischer Kochsalzlösung, und einer Prüfung auf Sterilität sowie einer Prüfung auf das
Vorhandensein von noch lebensfähigen Lactobakterien nach den weiter unten beschriebenen Methoden
unterworfen. Wenn beide Prüfungen negativ ausfallen, d. h. wenn sich das Material zur Herstellung des
Impfstoffes eignet, wird die bei jedem Stamm erreichte Dichte der Kultur, d. h. die Anzahl der Mikroorganismen
pro ml Kulturflüssigkeit, bestimmt.
1st es aus irgendeinem Grund nicht möglich, die Vermischung der einzelnen biologischen Materialien
unmittelbar nach der Inaktivierung vorzunehmen, sollen die entsprechenden Suspensionen inzwischen bei einer
Temperatur von 4°C aufbewahrt werden. Man kann auch die inaktivierten Mikroorganismen eines jeden
Stammes lyophilisieren und in diesem Zustand bei etwa 4=C aufbewahren. Die lyophilisierten Stämme können
bei dieser Temperatur mindestens drei Jahre lang unverändert gelagert werden. Als Schutzkolloid für die
Lyophilisierung eignet sich insbesondere ein Medium aus 5,6% Gelatine, 37,5% Saccharose und 0,5%
Calciumlactobionat; zweckmäßig wird 24 Stunden lang lyophilisiert.
Schließlich wird das aus den einzelnen Stämmen jeweils erhaltene und inaktivierte biologische Material
in solcher Menge vermischt, daß daraus ein in bezug auf die Anzahl der Mikroorganismen eines jeden Stammes
pro ml annähernd gleichwertiger Impfstoff entsteht. Der erhaltene Impfstoff wird zweckmäßig mit einer
physiologischen Kochsalzlösung so weit verdünnt, daß er pro ml etwa 14 χ 109 Mikroorganismen enthält.
Der erfindungsgemäße Impfstoff hat einen Gesamtstickstoff-Gehalt von 3,68 mg% der Trockensubstanz
(Bestimmung nach Kjeldahl). Es hat sich als besonders zweckmäßig erwiesen, ein Konservierungsmittel, beispielsweise
Formaldehyd oder Phenol (Konzentration an Formaldehyd bzw. Phenol z. B. 0,25%) oder
Natriumäthylquecksilber(II)thiosa!icylat, zuzusetzen
und den Impfstoff etwa 30 Tage lang bei einer Temperatur von 4"C reifen zu lassen, bevor er in
Ampullen abgefüllt wird. Vorzugsweise enthält eine Ampulle 0,5 ml des erfindungsgemäßen Impfstoffes.
Selbstverständlich sollen auch diese letzten Maßnahmen unter sterilen Bedingungen und in pyrogenfreiem
Glasmaterial durchgeführt werden.
Der Ampulleninhalt kann auch lyophilisiert und bis zum Zeitpunkt seiner Verwendung in Form einer
Trockenampulle, vorzugsweise bei etwa 4°C, gelagert werden. Die Haltbarkeit des Impfstoffes, ob in Form der
üblichen Ampullen oder als Trockenampulle, beträgt mindestens drei Jahre ab Herstellung, wenn er bei einer
Temperatur von 2 bis 8°C (normale Kühlschranktemperatur) aufbewahrt wird; bei Aufbewahrung bei etwa
200C ist der Impfstoff etwa 6 Monate lang haltbar. Es sei
noch erwähnt, daß eine Zeitspanne von drei Jahren die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für einen
inaktivierten Impfstoff (Totimpfstoff) maximal zugelassene Verwendungsdauer darstellt.
Mit dem erfindungsgemäßen Impfstoff sollen, bevor er für die therapeutische Anwendung freigegeben wird,
die folgenden Prüfungen durchgeführt werden:
1. Prüfung auf Sterilität (1. Sterilitätcprüfung);
2. Prüfung auf Toxizität;
3. Prüfung auf Antigen-Wirkung;
4. Prüfung auf Vorhandensein noch lebensfähiger Lactobakterien (2. Sterilitätsprüfuns).
Dabei verfährt man vorzugsweise nach den Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (Erfordernisse
für biologische Substanzen, Technische Berichte der WHO Nr. 323, 1966) und der Europäischen Pharmakopoell,
1971.
Zur Prüfung auf Sterilität wurde je 1 ml Impfstoff in Reagenzgläser mit dem Thioglycolat-Nährmedium und
in solche mit dem Sabouraud' Bouillon gegeben, die Reagenzgläser wurden danach 10 Tage lang bei einer
Temperatur von 37° C inkubiert und eine entsprechende
Reihe von gleich behandelten Reagenzgläsern wurde während derselben Zeitspanne bei einer Temperatur
von 25°C inkubiert. Es zeigte sich, daß sämtliche Reagenzgläser in den beiden Reihen steril geblieben
waren.
Die Prüfung uuf Toxizität erfolgte beim Meerschweinchen
und bei der weißen Maus.
Es wurden fünf Meerschweinchen mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 300 g jeweils 5 ml
Impfstoff (d.h. lOmal mehr als die für den Menschen
vorgesehene Einzeldosis) intramuskulär — 2,5 ml in jedes Hinterbein — verabreicht. Nach einer Beobachtungszeit
von 14 Tagen waren die fünf Tiere unverändert gesund, auch in den behandelten Beinen
wurden keine Reaktionen festgestellt.
Andererseits wurden zehn weißen Mäusen mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 20 g jeweils
0,5 ml Impfstoff intramuskulär in ein Hinterbein verabreicht; nach einer Beobachtungszeit von 14 Tagen
waren die zehn Mäuse unverändert gesund.
Die Prüfung auf Antigen-Wirkung erfolgte zuerst in vivo beim Meerschweinchen. Von den im vorhergehenden
Abschnitt erwähnten Versuchstieren wurden drei nach 14 Tagen mit jeweils 1 ml Impfstoff intrakardial
behandelt; trotz der verhältnismäßig hohen Dosis wurde keine anaphylaktische Reaktion beobachtet.
Sodann wurde der Impfstoff auch in vitro nach der Immunodiffusions-Methode von Ouchterlony gegenüber
Proben von normalem menschlichen Serum geprüft; es wurde keine positive Reaktion festgestellt.
Zur Prüfung auf das Vorhandensein von noch lebensfähigen Lactobakterien wurden Proben des
Impfstoffes auf einem zur Isolierung und Identifizierung dieser Mikroorganismen geeigneten festen Nährboden
gezüchtet. Es eignet sich dafür ein Nährmedium der folgenden Zusammensetzung:
Wasser | 800 ml |
Tripcasein | 16g |
Lösung 1 | 50 ml |
Lösung 2 | 10 ml |
Lösung 3 | 10 ml |
Lösung 4 | 10 ml |
frische Hefe | 100 g |
Witte-Pepton | 10g |
lösliche Stärke. 0.5% | |
(in gelöstem Zustand) | 5g |
Wasser | ad 1000 ml |
Die obengenannten, wäßrigen Lösungen bestanden jeweils aus:
Lösung 1: lO°/oigeNaCl-Lösung
Lösung 2: 2%ige KCl- und 5%ige Na2CO3-Lösung
Lösung 3: 2%ige CaCl2- und 1 %ige MgCl2-Lösung
Lösung 4: 2,5%ige K?HPO.;-Lösung
Lösung 2: 2%ige KCl- und 5%ige Na2CO3-Lösung
Lösung 3: 2%ige CaCl2- und 1 %ige MgCl2-Lösung
Lösung 4: 2,5%ige K?HPO.;-Lösung
Der erhaltenen Endlösung wurden 25 g Agar-Agar zugegeben, der pH-Wert wurde auf 5,5 bis 6,7,
vorzugsweise auf etwa 6.0, eingestellt und das Medium wurde 20 Minuten lang im Autoklav bei einer
Temperatur von 115° C sterilisiert. Hierauf wurden eine
Lösung von 3 g Maltose. 10 g Glucose und 10 g Lactose
in 100 ml Wasser und danach 30 ml einer l°/oigen Cysteinhydrochlorid-Lösung zugegeben; jede dieser
Lösungen wurde zuvor durch Sterilfiltration, z. B. durch
ein Giasfilter. sterilisiert. Schließlich wurden diesem
Medium noch 10% defibriniertes menschliches Blut zugesetzt. Der so hergestellte Blutagar-Nährboden
wurde mit Proben des Impfstoffes beimpft und bei einer Temperatur von 370C inkubiert. Zur Kontrolle wurden
Proben von Lactobacterium acidophilum unter den ■5 gleichen Bedingungen eingeimpft und gezüchtet.
In dem Impfstoff konnten keine lebenden Mikroorganismen nachgewiesen werden, was die vollständige
Inaktivierung durch die bevorzugte, Formaldehyd und Phenol verwendende Methode beweist. Der erfindungs-
Ki gemäße Impfstoff ist daher ein sogenannter Totimpfstoff.
Da er andererseits seine Wirkung gegen eine Infektion und ihre Folgeerscheinungen entfaltet, die
durch einen artfremden Mikroorganismus — Trichomonas vaginalis — verursacht werden, gehört er zur Klasse
r> der Hetero-Impfstoffe.
Der erfindungsgemäße Impfstoff bewirkt u. a. die Bildung von spezifischen Antikörpern gegen Lactobacterium
acidophilum, insbesondere gegen dessen abnorme und polymorphe Formen, die für die pathologische
Veränderung des pH-Wertes der Scheide bei dem Trichomonas-Syndrom mitverantwortlich sind. Diese
immunisierende Wirkung läßt sich sowohl im Tierversuch als auch bei der klinischen Prüfung folgendermaßen
nachweisen.
Im Tierversuch wurden zwei Kaninchen mit einem Körpergewicht von 2950 bzw. 3200 g verwendet und in
einem Abstand von zwei Wochen zweimal mit jeweils 0,5 ml Impfstoff intravenös geimpft. 1 Monat nach der
zweiten Behandlung wurde den Tieren Blut entnommen
jo und daraus das Serum gewonnen. Wenn sich Antikörper
gebildet haben, so sollte das Serum in einer Verdünnung von mindestens 1 :50 spezifisch die Lactobakterien
jener Stämme agglutinieren, aus denen der Impfstoff gewonnen wurde. Das Serum weist dann in der
J5 untersuchten Verdünnung einen positiven Titer an Agglutininen auf. Bei dem ersten bzw. dem zweiten
Kaninchen war der Titer der Agglutinine vor der Impfung negativ bei einer Serumverdünnung von
jeweils 1:10, 1 Monat nach der zweiten Behandlung war er positiv bei einer Verdünnung von 1 : 160 bzw.
1 :80.
Der erfindungsgemäße Impfstoff ermöglicht die kurative und prophylaktische Behandlung des Trichomonas-Syndroms
und der akuten, chronischen und asymptomatischen Trichomoniasis. Ob kurativ oder
prophylaktisch, es wird die folgende Dosierung empfohlen: Verabreichung einer Dosis von 0,5 ml (d. h.
etwa 7 χ 109 Mikroorganismen) intramuskulär, dreimal in einem Abstand von jeweils 2 Wochen, gefolgt von
einer Rappelinjektion mit der gleichen Dosis (0,5 ml) 1 Jahr nach Beginn der Behandlung.
Entsprechend der angegebenen Dosierung wurden klinische Prüfungen durchgeführt und bei 97 Patientinnen
wurden serologische Untersuchungen durchgeführt.
Den Patientinnen wurde nach einem festglegten Zeitplan Blut entnommen und das gewonnene Blutserum
auf das Vorhandensein von Lactobakterien-Antikörpern hin geprüft Dazu wurde das Serum in
geometrisch zunehmender Verdünnung (von 1:10 bis 1 :1280) mit einem dem Impfstoff entsprechenden
Antigen oder Agglutinogen behandelt und die eventuell auftretende Agglutination beobachtet Als Agglutinogen
wurde eine frisch hergestellte, d. h. weniger als 3 Monate alte Suspension von inaktivierten Mikroorganismen
des Lactobacterium acidophilum der gleichen Stämme, in dem gleichen Mengenverhältnis und in der
gleichen Konzentration (14 χ ΙΟ9 Mikroorganismen
pro ml) wie der Impfstoff selbst verwendet Zur
ίο
Inaktivierung wurde Phenol in einer Konzentration von 0,25% in der Suspension verwendet. Das Auftreten und
die zeitliche Entwicklung der Agglutinine im Serum als
Verteilung des Agglutinintiters vor und nach der Impfung Folge der Impfung gehen aus den Werten des Titers in
der folgenden Tabelle 2 eindeutig hervor.
Titer | 10 | des Titers | Vor der | 2 Wochen | 3 Monate | 6 Monate | 12 Monate |
20 | InIpTuHg | nach Impfungs- | |||||
40 | nach der 3. | Injektion | beginn | ||||
<1 : 10 | 80 | 16 | 1 | 1 | 1 | 1 | |
1 | 160 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | |
1 | 320 | 8 | 2 | 3 | 3 | 3 | |
1 | 640 | 13 | 0 | 1 | 3 | 8 | |
1 | 1280 | 29 | 3 | 5 | 6 | 17 | |
1 | Total*) | 18 | 13 | 11 | 16 | 16 | |
1 | Geometrischer Mittel | 13 | 49 | 48 | 40 | 15 | |
1 | wert | 0 | 25 | 24 | 20 | 3 | |
1 | 0 | 4 | 3 | 3 | 0 | ||
97 | 97 | 96 | 92 | 64 | |||
1 : 56,4 | 1 : 356 | 1 : 293 | 1 : 257 | 1 : 120 | |||
*) Der Abfall bei dem Total nach 3, 6 und 12 Monaten ist durch Patientinnen bedingt, die nicht mehr zur Kontrolle
kamen.
Aus dem oben stehenden geometrischen Mittelwert des Tilers läßt sich z. B. 2 Wochen nach Abschluß der
Impfung eine Erhöhung des Titers um einen Faktor von (im Durchschnitt) 6,3 berechnen. Ein Jahr nach Beginn
der Impfung, d. h. zu dem Zeitpunkt der Wiederauffrischungsinjektion (Rappelinjektion), ist der Agglutinintiter
noch 2,1 mal höher als zuvor, wodurch der langwährende Erfolg der Impfung teilweise erklärt
werden kann.
Berücksichtigt man die Erhöhung des Titers während der auf der Impfung unmittelbar folgenden Zeitspanne,
d. h. in der Zeit zwischen der ersten und der zweiten Blutentnahme, so verteilt sie sich auf die Patientinnen
wie folgt:
Tabelle 3 Erhöhung des Agglutinintiters |
Faktor 2x |
der Erhöhung 4 x |
8x | 16x | 32 x | 64 x und mehr |
13 13,4% |
13 13,4% |
21 21,6% |
10 10,3% |
6 6,2% |
7 7,2% |
|
Anzahl der Patientinnen Anteil der Patientinnen |
||||||
am Total
Von dem Erfolg der Behandlung vermag der folgende zusammenfassende klinische Bericht ein Bild zu geben.
200 Frauen im Alter von 15 bis 59 Jahren, welche an dem
Trichomonas-Syndrom litten, sind mit dem Impfstoff (aus den acht genannten Stämmen hergestellt) ambulant
behandelt worden; die Kontrollen erstreckten sich über eine Zeitspanne von zum Teil mehr als 2 Jahren (2
Patientinnen sind nicht mehr zur Kontrolle erschienen). 138 Patientinnen, d.h. 69% vom Total, waren zuvor
wiederholt mit oralen oder vaginalen Präparaten, insbesondere Metronidazol, behandelt worden, jedoch
wegen erneuter Infektion ohne Langzeiterfolg. Vor B'ehandlungsbeginn wurde jeweils neben der Blut- und
Urinuntersuchung eine gynäkologische Untersuchung inklusive Kolposkopie und Pap-Smear durchgeführt;
parallel dazu wurden Abstriche der Vulva, der Scheide, der Cervix und der Urethra vorgenommen und daraus
ein Nativpräparat sowie auch ein nach Gram und ein nach Giemsa gefärbtes Präparat hergestellt und eine
Kultur auf Trichomonas vaginalis angelegt AiIe diese Untersuchungen wurden 6 Wochen, 4 Monate und 12
Monate nach dem Beginn der Behandlung wiederholt
Vor Therapiebeginn war bei 145 der 200 Patientinnen
(72,5%) eine ausgeprägte Symptomatik des Trichomonas-Syndroms feststellbar, mit starker Kolpitis, Pruritus,
reichlichem grün-gelblichem, übel riechendem Fluor, Dyspareunie, Dysurie usw.;"die Kolposkopie zeigte
Ödem und Rötung des Vaginal- und Portioepithels. Außerdem wurde bei 61 Patientinnen eine Erythroplakie
der Portio, bei 13 anderen eine chronische Cervicitis
gefunden. Bei den restlichen 55 Patientinnen (27,5%) war die Symptomatik diskreter — leichte Kolpitis.
Die Behandlung erfolgte nach der oben angegebenen Posologie. Bei den leichten Kolpitis-Fällen wurde keine
zusätzliche Therapie angewendet; zur Milderung akuter Symptome wurde eine lokale Applikation von Antibiotica
und bei schweren Zuständen zusätzlich eine lokale Applikation eines Präparates aus Mikroorganismen von
gegen Moniliasis wirksamen Stämmen des Lactobacterium acidophilum vorgenommen. Metronidazol oder
ähnliche Nitroimidazolderivate wurden jedoch in keinem Fall gegeben.
Wenn man den Vaginalsekret gemäß Jirovec [W. Ritzerfeld, Der Gynäkologe 2 (1), Seiten 2-6 (1969)] in
folgende Klassen einteilt, so läßt sich der Erfolg der Behandlung aus Tabelle 4 deutlich ablesen:
Klasse I: Bild der gesunden Frau
Klasse II: nicht eitriger bakterieller Ausfluß
Klasse III: eitriger bakterieller Ausfluß
(Klasse IV: Gonorrhoe — davon keine Fälle in der
Klasse II: nicht eitriger bakterieller Ausfluß
Klasse III: eitriger bakterieller Ausfluß
(Klasse IV: Gonorrhoe — davon keine Fälle in der
Untersuchung einbezogen)
Klasse V: Trichomoniasis (positives Nativpräparat)
Klasse VI: Vaginalimykose (Candida albicans)
Klasse VI: Vaginalimykose (Candida albicans)
Zeitpunkt
der Untersuchung
Anzahl
Klasse Il Klasse III
Klasse V
Klasse VI
Vor Impfungsbeginn | 200 | 139 69,5% |
47 23,5% |
194 97% |
6 3% |
2 Wochen nach 3. Injektion |
200 | 164 82% |
27 13,5% |
14 7% |
- |
3 Monate nach 3. Injektion |
198 | 157 79,3% |
32 16,2% |
9 4,5% |
- |
12 Monate nach Impfungsbeginn |
198 | 9 4,5% |
- | ||
Die 9 Patientinnen, 'ei welchen bei der zweiten Kontrolle, drei Monate nach Abschluß der Impfung,
Trichomonas vaginalis noch mikroskopisch nachweisbar war, blieben weiterhin therapierefraktär; auch eine
perorale Behandlung mit einem Trichomonazid änderte daran nichts. Außerdem verblieben auch nach 12
Monaten Veränderungen an der Cervix in Form chronischer Cervicitis oder massiver Erythroplakie.
Vielleicht sind diese Mißerfolge darauf zurückzuführen, daß diese Frauen trotz korrekter Impfung zu keiner
genügenden Antikörperbildung imstande waren.
Von 198 behandelten Patientinnen wiesen nach 12 Monaten 189 (95,5%) ein Vaginalsekret der Klasse II
und III auf, d. h. waren in bezug auf ihre Trichomoniasis geheilt. Diese Heilungsrate wurde bei 55 Patientinnen
mit leichten Kolpitiden ohne jedwelche Zusatztherapie erreicht. Die Patientinnen sind, zum Teil jetzt über 2
Jahre, weiter beobachtet worden; während dieser Zeit sind keine Rückfälle oder Reinfektionen aufgetreten,
was auf diesem Gebiet der Medizin ein Novum darstelh und auf die Wiederherstellung eines stabilen trichomonadenfeindlichen
Vaginalmilieus hinweisen dürfte.
Schließlich scheint der Impfstoff auch einen positiven Einfluß auf Cervixveränderungen und Läsionen der
Portio zu haben. Das Gesamtergebnis erscheint noch auffallender, wenn man bedenkt, daß der größere Teil
der Fälle mit verschiedenen chemischen Verbindungen
j5 lokal und systemisch bereits behandelt worden war,
jedoch nur mit vorübergehendem Erfolg.
Abgesehen von einer gelegentlichen Rötung oder einer leichten Schwellung im Bereich der Injektionsstelle
traten bei keiner der Patientinnen während der Behandlung oder unmittelbar danach unerwünschte
Nebenwirkungen auf. Es wurden auch keine allergischen oder toxischen Reaktionen festgestellt.
Es soll von der Impfung abgesehen werden, wenn akute febrile Infektionen, Krankheiten des hämatopoetischen
Systems oder schwere Niereninsuffizienz vorliegen.
Eine gleichzeitige Behandlung des Partners ist bei den mit dem Impfstoff behandelten Frauen zwar erwünscht,
vom Blickpunkt der Patientin aus ist sie aber nicht unbedingt notwendig, da jene durch die Impfung immun
wird.
Claims (4)
1. Hetero-Impfstoff zur therapeutischen Behandlung des TrichomonaF-Syndroms, dadurch gekennzeichnet,
daß er besteht aus inaktivierten Mikroorganismen von Stämmen des Lactobacterium
acidophilum, die beim »Centraalbureau voor Schimmelcultures« in Baarn (Niederlande) unter den
Bezeichnungen CBS 465 77, CBS 466 77, CBS 467 77, CBS 468 77, CBS 469 77, CBS 470 77, CBS 471 77 und
CBS 472 77 hinterlegt sind, in einer physiologisch verträglichen Lösung besteht, wobei die Mikroorganismen
aus einem Teil der genannten Stämme oder aus allen genannten Stämmen stammen und in
annähernd gleicher Anzahl je Stamm vorliegen.
2. Hetero-Impfstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er etwa 14xlO9 inaktivierte
Mikroorganismen pro ml enthält
3. Verfahren zur Herstellung des Hetero-lmpfstoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch
gekennzeichnet, daß von den in Anspruch 1 genannten Stämmen von Lactcbacterium acidophilum
ein Teil bis alle jeweils für sich allein auf einem geeigneten flüssigen Nährboden unter aeroben
Bedingungen bei einem pH-Wert von etwa 6,5 und einer Temperatur von etwa 37° C gezüchtet werden,
nach Abschluß der Züchtung das gebildete biologische Material abgetrennt und nach bekannten
Methoden inaktiviert wird und die aus den einzelnen Stämmen erhaltenen inaktivierten Mikroorganismen
in einer physiologisch verträglichen Lösung in Mengen miteinander vermischt werden, die jeweils
der nach Abschluß der Züchtung oder nach der Inaktivierung festgestellten Dichte der Kultur
(Anzahl der Mikroorganismen pro ml Kulturflüssigkeit) umgekehrt proportional sind.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Inaktivierung des gebildeten biologischen Materials durchgeführt wird durch
Behandlung mit Formaldehyd und Phenol, vorzugsweise in einer in bezug auf Formaldehyd 0,3%igen
und in bezug auf Phenol 0,5%igen Lösung.
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