Als Angela Merkel, Horst Seehofer und Guido Westerwelle am Donnerstagabend mit dem frisch gekürten Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vor die Kameras traten , war nichts mehr von einem schwarz-gelben Aufbruch zu hören so wie nach den beiden Wahlen Horst Köhlers. Sondern nur noch von Handlungsfähigkeit. Und der künftige Präsident? Der werde in diesen schweren Zeiten Optimismus verbreiten.



Die Kernfrage aber ließen die drei unbeantwortet: Was will das christdemokratisch-liberale Bündnis den Deutschen mit ihrer Entscheidung mitteilen, Christian Wulff zum zehnten deutschen Bundespräsidenten wählen zu lassen?



Nichts, ist zu befürchten. Die Koalition hat lediglich mit sich selbst gesprochen. Das Signal, das sie aussendet, bedeutet: Schwarz-Gelb funktioniert. Es ist ein Zeichen, welches die ermattete Koalition in den politischen Stürmen dieser Tage dringend braucht. Auf die Bürger aber muss es in etwa so kraftvoll wirken, als habe man einen Staatssekretärsposten besetzt. Ein bürokratischer Akt, nicht mehr.



Nicht Ursula von der Leyen, deren modernes Familienbild die Union mehr hinnahm als willkommen hieß , wird Staatsoberhaupt. Auch nicht Wolfgang Schäuble, der die Partei als Innenminister lehrte , den Islam als Teil deutschen Lebens zu akzeptieren. Noch nicht einmal der intellektuelle Norbert Lammert , der die Kanzlerin als Hüter der Parlamentssouveränität nervte und sich als Bundestagspräsident in allen politischen Lagern Respekt verschaffte.



Sondern Christian Wulff, dessen größte politische Leistung das geräuschlose Regieren Niedersachsens ist. Der Ministerpräsident aus Hannover – nach der Wahlpleite von Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfalen und dem Rücktritt des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch einer von Merkels letzten Konkurrenten – ließ sich den Konservativen in der Union genauso vermitteln wie den Freien Demokraten. Er ist erfahren genug, keine Patzer zu begehen. Zurücktreten wird er auch nicht.



Mag sein, dass es Merkel, Westerwelle und Seehofer damit gelingt, sich ein wenig Luft zu verschaffen. Doch Wulff ist die kleine Lösung, nicht die große. Schwarz-Gelb hat eine Chance vergeben. Für sich selbst und für das Land.