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rühren

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GrammatikVerb · rührt, rührte, hat gerührt
Aussprache 
Worttrennung rüh-ren
Wortbildung  mit ›rühren‹ als Erstglied: Rührbesen · Rührbottich · Rührei · rührend · Rührgerät · Rührholz · rührig · Rührkelle · Rührkuchen · Rührlöffel · Rührmaschine · Rührscheit · Rührschnulze · Rührschüssel · rührselig · Rührstück · Rührteig · Rührung · Rührwerk
 ·  mit ›rühren‹ als Letztglied: abrühren · anrühren · aufrühren · berühren · durcheinanderrühren · durchrühren · einrühren · fortrühren · glattrühren / glatt rühren · herrühren · herumrühren · umrühren · unterrühren · verrühren · wegrühren · zerrühren · zusammenrühren

Bedeutungsübersicht

  1. 1. ⟨etw. rühren⟩ ein Glied des Körpers bewegen, regen
    1. [bildlich] ...
    2. ⟨sich rühren⟩ sich (ein wenig) bewegen
    3. [bildlich] ...
  2. 2. ⟨etw. rühren⟩ eine flüssige, breiige, körnige Masse, besonders mit einem Löffel, kreisend bewegen (und die Bestandteile vermischen)
    1. ⟨etw. mit etw. rühren⟩ etw. mit etw. mischen
  3. 3. [gehoben] ⟨an etw. rühren⟩ an etw. tasten, vorsichtig nach etw. greifen
    1. [bildlich] ...
    2. ⟨nicht an etw. rühren⟩ etw., meist Unangenehmes, nicht erwähnen
    3. ⟨etw. rühren⟩ etw. betasten, streifen
  4. 4. [umgangssprachlich] ⟨der Schlag rührt jmdn.⟩ jmd. bekommt einen Schlaganfall
  5. 5. [gehoben] ⟨etw. rührt von etw., jmdm.⟩ etw. kommt, stammt von etw., jmdm. her
  6. 6. jmdn. innerlich bewegen, ergreifen
    1. häufig im Partizip I
    2. liebevoll, aufopfernd
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. rührenein Glied des Körpers bewegen, regen
Beispiele:
die Arme, Beine, Füße rühren
er konnte kein Glied mehr rühren
die Flügel, Fühler rühren
bildlich
Beispiele:
sie rühren fleißig die Hände (= arbeiten fleißig)
umgangssprachlichkeinen Finger rühren
umgangssprachlichdie Trommel rühren (= trommeln)
umgangssprachlichdie Werbetrommel für jmdn., etw. rühren (= für jmdn., etw. kräftig werben)
sich rührensich (ein wenig) bewegen
Beispiele:
sich im Bett, auf dem Stuhl rühren
niemand rührte sich
er stand, ohne sich zu rühren
in dem überfüllten Saal konnte man sich kaum rühren
sie wagten sich nicht zu rühren
sich vom Fleck, Platz, von der Stelle rühren
rührt euch! (= Kommando, das zum Einnehmen einer bequemen Haltung auffordert)
kein Blatt, Lüftchen rührte sich
bildlich
Beispiele:
umgangssprachlichvor lauter Arbeit kann ich mich kaum rühren (= kann ich kaum etw. anderes tun)
umgangssprachlich rühre dich rechtzeitig! (= kümmere dich beizeiten!)
umgangssprachlichihr müsst euch mehr rühren (= ihr müsst aktiver sein)
umgangssprachlichsich rühren und regen
der Verunglückte rührte sich nicht mehr (= war bewusstlos, tot)
gehoben etw. rührt sichetw. wird wach
Beispiele:
Reue, Mitleid rührt sich
umgangssprachlichim ganzen Hause rührt es sich (= wird es lebendig)
[das Gewissen] rührt sich immer erst, bis es zu spät ist [ H. Lebertin: Österr. Erzähler2,161]
2.
etw. rühreneine flüssige, breiige, körnige Masse, besonders mit einem Löffel, kreisend bewegen (und die Bestandteile vermischen)
Beispiele:
einen Kuchenteig rühren
den Tee rühren
mit dem Löffel im Kaffee rühren
die Suppe rühren, damit sie nicht anbrennt
etw. mit etw. rührenetw. mit etw. mischen
Beispiele:
Farben mit Wasser rühren
den Teig mit Fett, Eiern rühren
3.
gehoben an etw. rührenan etw. tasten, vorsichtig nach etw. greifen
Beispiele:
an jmds. Arm, Schulter rühren
sie rührte an den Vorhang
bildlich
Beispiele:
mit dieser Frage rührte er an einen wunden Punkt (= weist er auf eine heikle Angelegenheit hin)
Er [Lenin] rührte an den Schlaf der Welt (= er rüttelte die Welt auf) [ Becher1,151]
nicht an etw. rührenetw., meist Unangenehmes, nicht erwähnen
Grammatik: oft verneint
Beispiele:
nicht an vergangenes Leid, an alte Geschichten rühren
am besten ist es, an die Sache nicht zu rühren
rühre nicht daran! (= laß die Sache auf sich beruhen!)
etw. rührenetw. betasten, streifen
Beispiel:
wie er … mit der flachen Hand dessen [des Weibes] Wange rührte [ MusilMann741]
bildlich
Beispiel:
ein Windhauch rührte seine Stirn
4.
umgangssprachlich der Schlag rührt jmdn.jmd. bekommt einen Schlaganfall
Beispiele:
ihn hat der Schlag gerührt
ich war wie vom Schlag gerührt (= war erschüttert)
er stand da, wie vom Donner gerührt (= er war starr vor Überraschung, Schreck)
5.
gehoben etw. rührt von etw., jmdm.etw. kommt, stammt von etw., jmdm. her
Beispiele:
diese Krankheit rührt von einer Erkältung
das rührt daher (= das hat seine Ursache darin), dass …
Von ihm rührte das wuchtige Steinmannli droben auf dem Kopf [des Berges] [ FedererBerge54]
6.
jmdn. innerlich bewegen, ergreifen
Beispiele:
jmdn. stark, tief rühren
der Redner rührte seine Zuhörer
jmds. Herz rühren
er hat sie bis zu Tränen gerührt
das Lied, die Geschichte, der Schmerz rührte sie
seine Bitte, Trauer, sein Tod rührt uns
seine bewegenden Worte haben mich sehr gerührt
Es ist eine Liebe und eine Barmherzigkeit in diesem Menschen … die mich in einem gewissen Sinne entwaffnet und rührt [ G. Hauptm.Quint1,27]
Grammatik: häufig im Partizip I
Beispiele:
ein rührender Anblick, Abschied
ein rührendes Wiedersehen
eine rührende Bitte, Geschichte, Liebe
sie hat einen rührenden Brief geschrieben
er sprach in rührenden Worten
liebevoll, aufopfernd
Beispiele:
eine rührende Aufmerksamkeit, Pflege
in rührender Weise für jmdn. sorgen
sich rührend um jmdn. bemühen
umgangssprachlichdas ist aber rührend (= lieb, nett) von Ihnen
umgangssprachlich, scherzhafter verspürte ein menschliches Rühren (= Hunger) (= den Drang, seine Notdurft zu verrichten)
Der [König] fühlt ein menschliches Rühren [ SchillerBürgschaft]
Grammatik: häufig im Partizip II
Beispiele:
eine gerührte Stimmung
leicht, tief gerührt sein
jmdn. gerührt anblicken, umarmen
landschaftlich, saloppjmd. ist gerührt wie Apfelmus
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
rühren · anrühren · berühren · rührend · gerührt · Rührung · umrühren · rührig · rührselig
rühren Vb. ‘eine flüssige Masse kreisend bewegen und die Bestandteile vermischen, ein Körperglied, sich ein wenig bewegen, etw. vorsichtig (durch Bewegung der Körper-, Fingerglieder) anfassen, nach etw. greifen, innerlich bewegen, weich stimmen, seine Ursache haben’, ahd. (h)ruoren ‘bewegen, (an-, be)rühren, spielen, schütteln, erreichen’ (8. Jh.), mhd. rüeren, ruoren, (md.) rūren, rōren, asächs. hrōrian, mnd. rōren, rūren, mnl. nl. roeren, afries. hrēra, aengl. hrēran, anord. hrœra ‘rühren, bewegen’ (germ. *hrōzijan) und die unter Ruhr (s. d.) genannten Formen führen mit aind. śrīṇā́ti ‘mengt, mischt’, auch ‘kocht’, awest. sar- ‘(sich) vereinigen mit, (sich) anschließen an, es halten mit’, sar- f. ‘Vereinigung, Verbindung, Genossenschaft, Gemeinschaft mit’, griech. kerannýnai (κεραννύναι) ‘mischen’ auf eine Wurzel ie. *k̑erə-, *k̑rā- ‘mischen, durcheinanderrühren’, zum Teil auch ‘kochen’. – anrühren Vb. ‘(mit der Hand) leicht anfassen, verrühren, mischen, innerlich ergreifen’, mhd. anerüeren ‘in Bewegung setzen, berühren, angreifen, betreffen’. berühren Vb. ‘(mit der Hand) leicht anfassen, streifen, kurz erwähnen, beeindrucken, bewegen’, ahd. bi(h)ruoren ‘anfassen, antreiben, bewegen’ (9. Jh.), mhd. berüeren, beruoren, (md.) berūren. rührend Part.adj. ‘innerlich bewegend, Gefühlserregungen verursachend, zu Herzen gehend’ (18. Jh.). gerührt Part.adj. ‘innerlich bewegt’ (18. Jh.). Rührung f. ‘innerliche Bewegtheit, Ergriffenheit’ (18. Jh.); vgl. mhd. rüerunge ‘Berührung’, (md.) rūrunge ‘Bewegung’. umrühren Vb. ‘durch Rühren vermischen, quirlen’ (16. Jh.). rührig Adj. ‘eifrig tätig, betriebsam’ (18. Jh.), frühnhd. rüeric ‘beweglich, nicht fest’ (15. Jh.); vgl. mhd. gerüeric ‘rührig, munter’, ahd. gi(h)ruorīg ‘in Blüte stehend’ (10. Jh.), ungi(h)ruorīg ‘unbeweglich’ (9. Jh.). rührselig Adj. ‘zu Rührung neigend, übertrieben gefühlvoll’ (Ende 19. Jh.), gebildet nach redselig (s. Rede).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

reizen · rühren

aufrühren · aufwühlen · rühren · umrühren

Typische Verbindungen zu ›rühren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›rühren‹.

Verwendungsbeispiele für ›rühren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ich merkte schnell, daß Heinisch nicht bereit war, einen Finger für mich zu rühren. [Hasselbach, Ingo u. Bonengel, Winfried: Die Abrechnung, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1993], S. 123]
Einmal zu Hause, rührte ich mich nicht mehr aus unseren vier Wänden heraus. [Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 914]
Wohl mit Recht mögt Ihr gerührt bei diesem Bilde weilen. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 1, Berlin: Aufbau-Verl. 1954, S. 336]
Die Bauern rührten sich in den neunziger Jahren weniger als je, um so mehr aber die Arbeiterschaft. [Laue, Theodor H. von: Rußland im 19. Jahrhundert. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 17409]
Für mich rührt ein Teil unserer aus den Fugen geratenen Politik auch daher, daß bestimmte menschliche Formen nicht eingehalten werden. [Der Spiegel, 07.03.1988]
Zitationshilfe
„rühren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/r%C3%BChren>.

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