Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

obdachlos

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GrammatikAdjektiv · ohne Steigerung
Aussprache  [ˈɔpdaχloːs]
Worttrennung ob-dach-los
Wortzerlegung Obdach -los
Wortbildung  mit ›obdachlos‹ als Erstglied: Obdachlosigkeit  ·  mit ›obdachlos‹ als Grundform: Obdachlose
Wahrig und ZDL

Bedeutung

ohne Unterkunft, ohne festen Wohnsitz (und im Freien oder in Notunterkünften übernachtend)
Synonym zu wohnsitzlos
Kollokationen:
als Adjektivattribut: obdachlose Menschen, Kinder, Frauen, Männer, Familien
Beispiele:
Wer arbeitslos wird, droht zu verarmen oder sogar obdachlos zu werden. [Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2016]
Und die 90 Schlafplätze im Pik As, einer Übernachtungsstätte für obdachlose Männer, werden bei schätzungsweise 2.000 obdachlosen Menschen in Hamburg nicht ausreichen. [Die Zeit, 04.07.2017 (online)]
In dem verarmten Karibikstaat starben am 12. Januar 2010 bei einem Erdbeben der Stärke 7,0 mehr als 200.000 Menschen, etwa 1,3 Millionen wurden obdachlos. [Die Zeit, 12.01.2014]
Der Verein kümmert sich um die Resozialisierung von obdachlosen Alkoholikern. [Berliner Zeitung, 17.08.1995]
Wir verließen das Haus nun ohne weiteres Widerstreben und standen im wahren Sinne des Wortes obdachlos auf der Straße. [Reventlow, Franziska Gräfin zu: Das Logierhaus »Zur schwankenden Weltkugel«. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1917], S. 10470]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1ob · Obacht · beobachten · Obdach · obdachlos · Obhut · Obmann · obliegen · Obliegenheit · obsiegen · obwalten · obgedacht · obgemeldet · obberührt · obgenannt
1ob Präp. ‘wegen, auf Grund’, heute ungebräuchlich, jedoch bis ins jüngere Nhd. noch in gehobener oder altertümelnder Ausdrucksweise; die ursprüngliche Funktion der aus einem lokalen Adverb hervorgegangenen Präposition, ein räumliches Verhältnis anzugeben (‘oberhalb von’, vgl. den Ortsnamen Rothenburg ob der Tauber), ist nur im Schweiz. länger bewahrt, während sich sonst nahe verwandtes über (s. d.) durchsetzt. Reste des adverbiellen Gebrauchs begegnen im präfixartigen ersten Glied nominaler und verbaler Komposita (s. unten). Ahd. oba (8. Jh.), mhd. ob(e) Adv. ‘oben, oberhalb’, Präp. ‘über, oberhalb von’, aengl. ufe- (in ufeweard Adj. ‘aufwärts gerichtet, ansteigend, höher, später’, Subst. ‘Oberteil, Außenseite’), anord. of Präp. Adv. ‘auf, über, durch, zwischen, wegen, gegen’, got. uf Präp. ‘unter’ gehen wie aind. úpa ‘gegen, hin, zu’, apers. upā̌ ‘hin, bei, in’, griech. hypó (ὑπό) Präp. ‘unter’, hýpo (ὕπο) Adv. ‘unten’, lat. sub Präp. ‘unter’ auf ie. *upo, *up, *eup ‘unten an etw. heran’, dann ‘(von unten) hinauf, über’ (s. auch auf) zurück. – Obacht f. ‘Aufmerksamkeit, Beachtung, Vorsicht’ (Anfang 17. Jh.), namentlich im Obd. verbreitete Zusammensetzung mit 2Acht (s. d., daneben älteres Aufacht, zuerst 16. Jh.); heute vor allem in der Fügung Obacht geben ‘achtgeben, aufpassen’ (19. Jh., älter auch etw. in Obacht nehmen, halten, 17. Jh.); dazu beobachten Vb. ‘(über einen längeren Zeitraum) aufmerksam und genau betrachten, im Auge behalten, einhalten, sorgfältig beachten’ (Mitte 17. Jh., bis Ende des 18. Jhs. auch obachten), im wissenschaftlichen Sprachgebrauch häufig für lat. observāre, frz. observer (s. Observatorium). Obdach n. ‘(vorübergehende) Unterkunft, Bleibe’, ahd. obthah ‘Dach, schützende Einfriedung’ (10. Jh.), mhd. ob(e)dach ‘Dach, Unterkunft, Schutz, Überzug, Baumkrone’, im jüngeren Nhd. meist auf die Sphäre gehobenen Stils beschränkt; dazu von der Verwaltungssprache ausgehendes obdachlos Adj. ‘wohnungslos, ohne Bleibe’ (2. Hälfte 19. Jh., vgl. Asyl für Obdachlose, Ende 19. Jh., Obdachlosenasyl, 20. Jh.). Obhut f. ‘fürsorgliche Beaufsichtigung’ (Mitte 17. Jh.), intensivierende Zusammensetzung mit 2Hut f. (s. d.). Obmann m. ‘wer anderen übergeordnet ist, sie vertritt, Anführer, Vorsteher, Vertrauensmann’, auch ‘Schiedsrichter’, mhd. obeman; im Rechtswesen des 19./20. Jhs. Bezeichnung für den Vorsitzenden und Sprecher der Geschworenen. Als Pluralform steht Obleute (seit Ende 14. Jh.) neben Obmänner. obliegen Vb. heute nur geläufig in unpersönlicher Verwendung etw. obliegt jmdm. ‘etw. ist jmds. (dienstliche) Aufgabe’ (so seit Ende 19. Jh., zuerst obd.; älter etw. liegt jmdm. ob, um 1600), früher ebenfalls jmd. obliegt einer Sache, liegt einer Sache ob ‘jmd. beschäftigt sich mit einer Sache, befleißigt sich ihrer’ (16. Jh.), wohl nach den entsprechenden Gebrauchsweisen von lat. incumbere ‘sich worauf legen, werfen, auf jmdm. lasten’ (spätlat. ‘jmds. Aufgabe sein’); voraus geht ahd. oba liggen ‘obenauf liegen’ (9. Jh.), mhd. obe (ge)ligen ‘oben liegen, die Oberhand gewinnen, siegen, überwinden’, noch fortlebend in frühnhd. obliegen, dann im Nhd. in diesen Bedeutungen nicht mehr üblich. Zum Verb im neueren Sinne stellt sich Obliegenheit f. ‘Aufgabe, Pflicht’ (Ende 17. Jh., den seit Beginn des 16. Jhs. gebräuchlichen substantivierten Infinitiv das Obliegen ablösend). Veraltende Bildungen sind obsiegen Vb. ‘den Sieg davontragen’ (15. Jh.) und obwalten Vb. ‘die Herrschaft ausüben, lenken, leiten’, dann ‘herrschen, vorhanden sein’ (18. Jh.), die höchstens noch in gewählter Rede vorkommen, ferner vorwiegend kanzleisprachliche Partizipialadjektive wie obgedacht, obgemeldet, obberührt (16. Jh.), obgenannt (18. Jh.) ‘oben erwähnt’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

nicht sesshaft · obdachlos · ohne festen Wohnsitz · wohnsitzlos · wohnungslos  ●  ohne Dach über dem Kopf ugs. · unbehaust geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›obdachlos‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›obdachlos‹.

Zitationshilfe
„obdachlos“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/obdachlos>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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