nun Adv. ‘jetzt’, das Gegenwärtige oft zu Vorangegangenem in Beziehung setzend (‘im Anschluß daran, danach’), wobei gelegentlich ein kausaler Zusammenhang hergestellt wird (‘deshalb, folglich’); ferner als Partikel lediglich eine Aufforderung, Frage unterstreichend oder Zögern, Bedenken ausdrückend. Dem
gemeingerm. temporalen Adverb
ahd. nū̌ (8. Jh.),
mhd. nū̌,
nuo,
nuon,
spätmhd. nun,
asächs. nū̌,
mnd. mnl. nū,
nl. nu,
nou,
afries. nū,
aengl. nū̌,
engl. now,
anord. nū,
schwed. dän. nu,
got. nu (
germ. *nu) entsprechen außerhalb des Germ. z. B.
aind. nú,
nū́ ‘nun, jetzt, also, gewiß’,
griech. ny (
νυ) ‘nun’ (enklitische Partikel),
lat. nu- (in
nudiūstertius ‘vorgestern’, eigentlich ‘es ist nun der dritte Tag’),
lit. nū,
nù ‘nun, jetzt’ und wohl auch
aslaw. nъ,
russ. no (
но) ‘aber, sondern’,
air. no-,
nu- (Verbalpartikel), so daß
ie. *nū̌ ‘nun’ (vielleicht Tiefstufe von
ie. *neu̯-, der Wurzelsilbe der unter
neu dargestellten Adjektivformen, s. d.) angenommen werden kann; vgl. außerdem mit nasaler Erweiterung (zum Teil erstarrte Kasusformen eines Adjektivs
ie. *nū-no- ‘jetzig’?)
aind. nūnám ‘jetzt, nun, heute, wohl, gewiß’,
griech. nȳ́n (
νῦν) Adv.,
nyn (
νυν) enklitische Partikel ‘nun, jetzt’,
lat. num ‘nun, noch, denn, doch wohl nicht’,
nunc ‘jetzt, nun’ (zu -c s.
hin),
aslaw. nyně,
russ. nýne (
ныне) ‘jetzt, heute’,
lit. nūnaī,
nūn ‘nun’. An
mhd. nū̌,
nuo tritt ein -n an (zuerst
nuon, 13. Jh.), das wahrscheinlich auf die enklitische Negationspartikel
mhd. -n(e) in verneinten Sätzen (z. B.
nune weint niht mēre bei Hartmann von Aue) zurückgeht, deren Funktion wegen des Schwindens der doppelten Verneinung nicht mehr erkannt wird. Die vom 14. Jh. an belegte Form
nun setzt sich im 17. Jh. in der Literatursprache durch, doch bleibt das ältere
nu in Mundart und lebendiger Alltagsrede weiterhin in Gebrauch. Seit mhd. Zeit und mehrfach bereits im
Ahd. wird das temporale und kausale Adverb (wie allgemein im
Westgerm.) auch als unterordnende Konjunktion verwendet (vgl. daneben gleichwertiges
mhd. nu daʒ). Heute ist konjunktionales
nun ‘jetzt, da …’ nicht mehr üblich, noch im 19. Jh., vereinzelt bis ins 20. Jh. aber leitet es Gliedsätze ein, die die zeitliche Voraussetzung für das Geschehen des Hauptsatzes oder einen zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorhandenen Grund angeben. –
Nu m. älter auch n. ‘(gegenwärtiger) Augenblick’,
mhd. nū n., vereinzelt f., im 13. Jh. aufkommende Substantivierung des Zeitadverbs
mhd. nū̌ (s. o.); nur die adverbielle Fügung
im Nu ‘sehr schnell’ (17. Jh., anfangs öfter
im Nun entsprechend
nhd. nun) ist jetzt noch geläufig, seltener
in einem Nu (
mhd. in eime einzegen nū,
mnd. in ēnem nū); das ältere
Nhd. kennt ebenso
in diesem, im gleichen Nu u. ä.; vgl. bereits substantiviertes
got. nu in
got. fram himma, þamma nu ‘von jetzt an’.
nunmehr Adv. ‘nun’, ursprünglich ‘jetzt und fernerhin, von nun an’ (16. Jh.), Zusammenrückung aus
frühnhd. nun mehr (15. Jh.),
mhd. nū mēre; die Kanzleisprache des 17. bis 19. Jhs. erweitert zu klangvollerem
nunmehro, vielleicht nach dem Muster von
dero,
ihro.