Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

ohne

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ohne Präp. die ein Nichtvorhandensein (‘nicht versehen mit, frei von’), besonders das Fehlen von etw. Zugehörigem, ausdrückt oder den Ausschluß einer bestimmten Größe (‘nicht mitgerechnet, ausgenommen’) angibt; ferner konjunktional verwendet in den Fügungen ohne zu (mit Infinitiv) und ohne daß, die auf das Nichteintreten eines Geschehens, auf das Unterlassen einer Handlung hinweisen. Ahd. ānu, āno, āna (8. Jh.), mhd. ān(e) ‘ohne, außer’, asächs. āno, mnd. ān(e), mnl. aen, ān(e) ‘ohne’, sämtlich Präp. und außerdem Adv. mit der Bedeutung ‘frei, (von Schädlichem) verschont, (Gutes) entbehrend’, sowie die nur in präpositionaler Funktion bezeugten Entsprechungen anfrk. āna ‘außer, ausgenommen’, afries. ōni, ōn(e), ān(e), anord. ān, ōn ‘ohne’ stehen als dehnstufige Bildungen neben got. inu(h) Präp. ‘ohne’. Im Hd. setzt sich seit der 2. Hälfte des 14. Jhs. vom Md. aus Verdunklung des Tonvokals zu ō (vor Nasal, s. Mohn, Monat, Mond, 1Ton) durch. Sicher vergleichbare außergerm. Formen sind griech. áneu (ἄνευ) ‘ohne, fern von, außer’, toch. A āñu ‘das Aufhören, Stillstand’, so daß von ie. *ē̌neu, *ē̌nu ‘ohne’ (dieses vielleicht zu verbinden mit der Wortnegation ie. *ṇ-, s. un-) auszugehen ist. Die bereits im Aengl. nicht mehr nachzuweisende Partikel fehlt heute auch im Nl., in den nord. Sprachen und teilweise im Nd. Nur in den älteren Sprachstufen ist sie Adverb, wird aber (neben einer schwach belegten Adjektivableitung ahd. ānīg, 11. Jh., mhd. ænec, frühnhd. ahnig, ohnig) wie ein prädikatives Adjektiv gebraucht (vgl. ahd. ānu wesan, sīn, werdan, mhd. āne wesen, werden, blīben) und in der Regel durch einen voran- oder nachgestellten Genitiv ergänzt (so z. B. frühnhd. Zweifels ohne sein, 15. Jh., woraus zweifelsohne Adv.); diese Ergänzung fällt gelegentlich weg, daher es ist nicht ohne ‘es ist nicht zu leugnen, hat manches für sich’ (16. Jh., eigentlich des Grundes, der Wahrheit ohne?), jünger auch jmd. ist nicht ohne ‘jmd. hat bemerkenswerte Eigenschaften’. In präpositionaler Verwendung verlangt ohne, das seit dem Ahd. sowohl ‘nicht versehen mit’ als auch ‘außer, ausgenommen’ sein kann, von Anfang an den Akkusativ, doch ist in älterer Zeit Verknüpfung mit dem Genitiv (bei fließendem Übergang zum Adverb) und mit dem Dativ ebenfalls möglich.
Zitationshilfe
„ohne“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/ohne>.

Weitere Informationen zum Zitieren …

Wortinformationsseiten im DWDS

Im Etymologischen Wörterbuch stöbern

a ä b c d e é f g h i
j k l m n o ö p q r
s t u ü v w x y z -