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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Ohrfeige, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Ohr n. Gehörorgan bei Mensch und Wirbeltier und sein äußerer, muschelartig gebogener Teil, ahd. (8. Jh.), asächs. ōra, mhd. ōr(e), mnd. ōr, aengl. ēare, anord. eyra, got. (mit grammatischem Wechsel) ausō ‘Ohr’ und (in der erweiterten Bedeutung ‘Ohr, Öhr, Henkel’) mnl. óre, nl. oor, engl. ear, schwed. öra führen auf germ. *auzan- und mit awest. (Dual) uši, griech. ū́s (οὖς aus *οὖσος), dor. ṓs (ὦς, aus *ō‐ͧs) ‘Ohr’, übertragen ‘Henkel’, lat. auris (aus *ausis) ‘Ohr’, air. āu, ō, lit. ausìs, aslaw. ucho, russ. úcho (ухо) ‘Ohr’ auf ie. *ōus-, *əus-, *us- ‘Ohr’. Zu Ohr gebildet ist Öhr (s. d.). – Ohrfeige f. ‘Schlag auf die Wange, Backpfeife’, frühnhd. ōrfīge (Ende 15. Jh.), mnd. ōrvīge (neben geläufigerem ōrslach), nl. (älter) oorvijg (späteres nl. oorveeg in Anlehnung an nl. vegen ‘fegen, kehren, wischen’, veeg ‘Streich, Hieb, Schlag’). Grundwort ist wohl die unter Feige (s. d.) behandelte Fruchtbezeichnung, vergleichbar anderen Ausdrücken für ‘Wangenschlag’ wie nhd. (mundartlich) Dachtel f. (eigentlich ‘Dattel’) und mnl. muulpēre, nl. muilpeer (eigentlich ‘Maulbirne’); dazu ohrfeigen Vb. (Anfang 19. Jh.). Ohrwurm m. Insekt mit fadenförmigen Fühlern und Zangen am hinteren Körperende, mhd. ōrwurm (14. Jh.); nach (irriger) Volksmeinung soll das Insekt die Ohren der Menschen aufsuchen, darin leben und das Ohrinnere schädigen. Demselben Motiv folgen auch Synonyme wie Ohrenkriecher, -schlüpfer, -schliefer, -knieper, -zwicker u. ä. Anfangs bezeichnet Ohrwurm (und seine Entsprechungen) sowohl den ‘Ohrenschmerz’ als auch dessen vermeintlichen Erreger, vorgestellt teils als ein imaginärer Krankheitsdämon, teils als das oben beschriebene Insekt. Letzteres ergibt (getrocknet und gestoßen) ein volksmedizinisches Heilmittel gegen Ohrenkrankheiten. Vgl. Pfeifer Tiernamen 629 ff. In übertragener Verwendung Ohrwurm, -würmchen ‘Schmeichler’ (18. Jh.) und ‘sich einschmeichelnde, einprägsame Melodie’ (Mitte 20. Jh.).
Zitationshilfe
„Ohrfeige“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Ohrfeige>.

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