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Kastengeist, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Kastengeist(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Kas-ten-geist
Wortzerlegung Kaste 1Geist
eWDG

Bedeutung

abwertend engstirnige Haltung einer sich nach außen abschließenden Gesellschaftsschicht
Beispiel:
die Überheblichkeit und Gespreiztheit der Kastalier […] dieser eingebildeten und verweichlichten Kaste mit ihrem Kastengeist und ihrem Elitehochmut [ HesseGlasperlensp.6,395]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kaste · Kastengeist
Kaste f. ‘in ihrer Lebenshaltung, dem Sozial- und Kultleben streng abgeschlossene Gruppe in der Gesellschaftsordnung der hinduistischen Bevölkerung’, in geringschätzigem Sinne übertragen auf eine ‘sich aus übertriebenem Standesbewußtsein isolierende Gesellschaftsschicht’ (z. B. des Adels, der Offiziere, der Beamten). Im 18. Jh. übernommenes frz. caste ‘streng abgeschlossene Gruppe innerhalb der hinduistischen Hierarchie’ stammt aus port. casta, eigentlich ‘Art, Rasse, Geschlecht’, womit die portugiesischen Indienfahrer die streng getrennten hinduistischen Gruppierungen bezeichneten (16. Jh.). In port. casta wird meist das substantivierte Femininum von port. casto ‘moralisch rein, keusch’ (aus gleichbed. lat. castus) gesehen. Gegen diese Herleitung äußert Corominas 1, 722 ff. Bedenken, da für die im älteren Iberoroman. vorherrschenden Verwendungen ‘Geschlecht, Gattung, Art’ (von Lebewesen und Dingen) und ‘Zeugung, Fortpflanzung’ der Gesichtspunkt der Reinheit unwesentlich sei, doch kann auch die von ihm erwogene Verbindung mit dem Germ. nicht voll überzeugen. – Kastengeist m. ‘Haltung einer sich nach außen abschließenden Gesellschaftsschicht, Standesdünkel’, zuerst bei Seume (1797) nachgewiesen (nach frz. esprit de caste?).

Typische Verbindungen zu ›Kastengeist‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Kastengeist‹.

herrschend

Verwendungsbeispiele für ›Kastengeist‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Entsteht hier nicht, wenn auch ohne Absicht der militärischen Führung, ein neuer Kastengeist? [Die Zeit, 21.03.1969, Nr. 12]
Erschwerend kommt noch ein von den Hindus übernommener »Kastengeist« hinzu. [Die Zeit, 12.04.1956, Nr. 15]
Was Valentinian nicht paßte, war der Kastengeist der Senatoren, ihre hochnäsige Haltung gegenüber dem Militär. [Seston, William: Verfall des Römischen Reiches im Westen. Die Völkerwanderung. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 21087]
Lag es am Kastengeist, an elitärer Selbstgenügsamkeit, an Selbstgefälligkeit gar? [konkret, 1985]
Kein Angriff gegen den vielgescholtenen Kastengeist in Frankreichs öffentlicher Verwaltung hätte wirksamer sein können. [Die Zeit, 16.06.1972, Nr. 24]
Zitationshilfe
„Kastengeist“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kastengeist>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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