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Genussrecht, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Genussrecht(e)s · Nominativ Plural: Genussrechte
Aussprache [gəˈnʊsʀɛçt]
Worttrennung Ge-nuss-recht
Wortzerlegung Genuss Recht
Ungültige Schreibung Genußrecht
Rechtschreibregel § 2
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Recht, Wirtschaft (meist in einem Genussschein festgehaltenes) von einem Unternehmen gewährtes Recht auf einen Vermögensvorteil (meist eine Gewinnbeteiligung), das dem Inhaber kein Stimmrecht gewährt
Beispiele:
Das Genussrecht berechtigt zu einem gewissen Anteil am Reingewinn und/oder am Liquidationserlös eines Unternehmens. Das Genussrecht wird im so genannten Genussschein verbrieft und beinhaltet weder ein Stimmrecht noch sonstige Rechte am Unternehmen. [Genussrecht – Definition im Börsenlexikon, 26.07.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Ein Genussrecht vermittelt seinem Inhaber eine Kapital‑ und Gewinnbeteiligung ohne Stimmrecht. Das Genussrecht nimmt zudem wie Eigenkapital an Wertminderungen des Unternehmens teil und wird nach einer festen Laufzeit oder aufgrund einer Kündigung mit dem dann bestehenden Wert zurückgezahlt. [OLG Düsseldorf, I-15 U 48/08, 18.03.2009, aufgerufen am 07.12.2020]
Ein Genussrecht stellt […] kein gesellschaftsrechtlich geprägtes Mitgliedschaftsrecht dar, sondern ein Recht, das sich in einem bestimmten geldwerten Anspruch erschöpft […]. [LG Frankfurt a. M. – 5 O 65/10, 14.12.2010, aufgerufen am 07.12.2020]
Ein Genussrecht ist eine Unternehmensbeteiligung. Der Anleger ist mit dem gezeichneten Genussrechtsbetrag am Stadtwerk am See beteiligt. Dieses schuldet dem Anleger die Zahlung der vertraglichen Zinsen unter der Bedingung, dass diese erwirtschaftet werden. Bei Kündigung erhält der Anleger den Wert des gezeichneten Genussrechtes zurück[…]. [Südkurier, 10.11.2016]
Genussrechte sind ein Weg, den nichtbörsennotierte Unternehmen wählen können, um die Motivation und Bindung ihrer Mitarbeiter zu stärken. Genussrechte (aber auch Genussscheine bei börsennotierten Gesellschaften) sind ihrem Wesen nach halb Aktie und halb Anleihe. Ihre Inhaber sind am Gewinn, meist aber auch am Verlust beteiligt und haben weder Mitsprache‑ noch Stimmrechte. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2000]
Jeder Mitarbeiter kann nach zweijähriger Betriebszugehörigkeit jährlich ein Genußrecht im Nennwert von 1500 Mark erwerben, für das er aber nur 376 Mark als Eigenleistung erbringen muß, weil 624 Mark als tariflich abgesicherte vermögenswirksame Leistung und 500 Mark freiwillige Sonderzahlung vom Arbeitgeber übernommen werden[…]. [Berliner Zeitung, 07.07.1993]
metonymisch Synonym zu Genussschein
Beispiele:
Jedes Genussrecht hat einen Nennwert von 1.000 Euro. Zeichner müssen mindestens fünf Genussrechte erwerben. Die Gesamtmenge an Genussrechten verteilt sich auf zwei Tranchen. [AGRAVIS Raiffeisen AG bietet Genussrechte an, 09.07.2015, aufgerufen am 31.08.2020]
Der Vorstand eines als Aktiengesellschaft verfassten Unternehmens des Finanzsektors ist bis 31. Dezember 2009 ermächtigt, Genussrechte an den Fonds auszugeben. [FMStBG, 17.10.2008, aufgerufen am 07.12.2020]
Von einem Genussschein spricht man nur, wenn das Genussrecht über eine Börse handelbar ist. [Hamburger Abendblatt, 24.01.2014]
Es handelt sich dabei [bei Genussscheinen] um ein verbrieftes Genussrecht, das dem deutschen Wertpapierhandelsgesetz unterliegt, kann also an der Börse ge‑ und verkauft werden. [Frankfurter Rundschau, 22.07.2013]
Obgleich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten rund drei Viertel ihres Werts verloren hat, will [die Firma] V[…] wieder an den Kapitalmarkt gehen. Zur Finanzierung des weiteren Wachstums soll der Vorstand ermächtigt werden, Genussrechte im Gesamtnennbetrag bis zu 6,5 Millionen Euro zu begeben. Eine erste Tranche sei noch in diesem Jahr geplant. [Die Welt, 26.04.2001]
2.
selten, allgemeiner berechtigter moralischer Anspruch, sich einer Sache zu erfreuen
Beispiele:
Es gibt also geimpfte als auch ungeimpfte Menschen, die sich mittlerweile in Hinblick auf das gefühlt beschnittene Freiheits‑ oder[…] vielmehr[…] gar nicht so selbstverständliche Genussrecht des Lebens weigern, überlebenswichtige Regeln einzuhalten. [Frankfurter Rundschau, 22.11.2021]
Der Zukunft aber gehört er [der Kommunismus] insofern an, als die Welt[,] die nach uns kommt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, und die langsam ihre Umrisse zu enthüllen beginnt, schwerlich ohne kommunistische Züge vorzustellen ist, das heißt, ohne die Grundidee des gemeinsamen Besitz‑ und Genußrechts an den Gütern der Erde, ohne fortschreitende Einebnung der Klassenunterschiede, ohne des Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit für alle. [Thüringen: die »Mitte« bröckelt, 10.02.2020, aufgerufen am 01.09.2020]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›Genussrecht‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Genussrecht‹.

Zitationshilfe
„Genussrecht“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Genussrecht>.

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