Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Gau, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Gau(e)s · Nominativ Plural: Gaue
Aussprache  [gaʊ̯]
Wortbildung  mit ›Gau‹ als Erstglied: Gaudieb · Gaufrauenschaftsleiterin · Gaufürst · Gaugericht · Gaugraf · Gaukirche · Gaukönig · Gauleiter · Gauleiterin · Gaumeister · Gaustaat
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutung

landschaftlich
a)
besonders historisch in sich geschlossene Landschaft, großer landschaftlicher Bezirk
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die fränkischen, germanischen Gaue
Beispiele:
Er [der Pharao Snofru] teilte das Land in 42 Gaue auf […]. In jedem Gau entstanden Provinzialverwaltungen, die die Warenströme lenkten. [Der Spiegel, 08.01.1996]
Seine Forschungen zur Geschichte der friesischen Gaue Oldenburgs hatten inzwischen neue wertvolle Ergebnisse gezeitigt. [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1930, S. 419]
Nach völliger Einheimsung der Ernte, nachdem das Vieh wieder in den Stallungen untergebracht war, veranstaltete man ein Herbst‑Dankfest, das je nach Klima, in den einzelnen germanischen Gauen früher oder später fiel. [Die Landfrau, 01.08.1925]
b)
im nationalsozialistischen Deutschland   regionale Organisationseinheit der NSDAP unterhalb der Reichs- und oberhalb der Kreisebene
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: Gauleiter in einem Gau
mit Genitivattribut: die Gaue des Reiches
Beispiele:
Dass der ADAC in seiner Satzung die 18 Regionalvereine nach wie vor als »Gaue« bezeichnet, stößt bei vielen Mitgliedern auf Unverständnis. […] Den alten deutschen Begriff hatten Nationalsozialisten vereinnahmt, indem sie Bezirke in Gaue gliederten, denen jeweils ein Gauleiter vorstand. [Die Welt, 01.07.2014]
Dem Chef der Parteikanzlei unterstanden die Gauleiter, die über die Hauptverwaltungsbezirke der Partei, die Gaue, eine territorial begrenzte Befehlsgewalt ausübten. [[o. A.]: Zweihundertsiebzehnter Tag. Montag, 30. September 1946. In: Der Nürnberger Prozeß. Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 29419]
Ein Erlaß Sauckels, vom 6. April 1942, ernannte die Gauleiter zu Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz in ihren Gauen mit der Befugnis, alle Dienststellen, die sich in ihren Gauen mit Arbeitsfragen befaßten, miteinander in Einklang zu bringen […]. [[o. A.]: Materialien und Dokumente. In: Der Nürnberger Prozeß. Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1945], S. 863]
Nach Mitteilung von Dr. Ley […] werde die Arbeitsfront in Zukunft analog der Partei […] in Gaue, Kreise, Ortsgruppen Zellen und Blocks zerfallen[…]. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1933]]
c)
österreichisch Verwaltungsbezirk des Bundeslands SalzburgDWDS
Beispiele:
Auch wenn es derzeit – nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Widerstandes der Anhänger des geschassten Langzeitobmanns Karl Schnell in den Gauen südlich des Pass Lueg – nicht danach aussieht: Der offen formulierte Machtanspruch ist das wirklich Neue der blauen Politik (= Politik der FPÖ) an der Salzach. [Der Standard, 14.07.2015]
Der Lungau ist einer der fünf Gaue des österreichischen Bundeslandes Salzburg, nicht einmal denen geläufig, die es alljährlich zum Urlaub in den Süden treibt, und die ihn für ein paar Minuten zwischen den beiden großen Alpentunnel von der Autobahn aus zu Gesicht bekommen. [Berliner Zeitung, 10.06.2000]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gau m. ‘landschaftlich, oft auch historisch zusammengehöriges Gebiet’, historisch ‘Siedlungsgebiet eines germanischen Stammes’, ahd. gewi, gouwi (9. Jh.), mhd. göu, gou, mnd. ‘Landschaft, Bezirk, besonders Gaugerichtssprengel’, mnl. gouw, gou, , nl. gouw, afries. ga, got. gawi (Genitiv gaujis) ‘Land, Gegend’, in Ortsnamen asächs. -gā, -gō und aengl. -gē (germ. *gawi- n. ‘Landschaft’). Weiteres ungewiß. Vielleicht ist auszugehen von einem Kollektivum, entweder germ. *ga-auja- ‘Siedlungsgebiet’, vgl. griech. ó͞iē (οἴη) ‘Dorf’, oder (weniger wahrscheinlich) auf germ. *ga-awja- ‘Umgebung eines Gewässers’, eine neutrale Kollektivbildung zu germ. *awjō ‘Aue, Insel’, eigentlich ‘die zum Wasser Gehörige’ (s. Aue). Diese ‘von Gewässern durchströmte (als Siedlung geeignete) Gegend’ wäre zugleich als ‘fruchtbare Landschaft’ aufzufassen; beide Aspekte sind noch heute wesentliche Merkmale für landschaftliche Gebiete, deren Namen auf -gau oder -gäu (Aar-, Rheingau, Allgäu) enden. Gau ist, wie noch jetzt obd. Gäu, ursprünglich Neutr., das mask. Geschlecht setzt sich wohl in Analogie zu lat. pāgus n. ‘Gau, Distrikt’ durch, als das Wort im 17. und 18. Jh. in Geschichte und Dichtung neu belebt wird.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Bratislavaer Gespanschaft · Komitat Bratislava · Komitat Pressburg · Pressburger Gespanschaft
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Gau‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gau‹.

atomar Auswahlmannschaft einteilen in friesisch frühmittelalterlich Gau Gauamtsleiter in Gauinspekteur in Gauinspektor in Gauleiter Gauleiter für Gauleiter in Gauleitung Gauredner in Gauwirtschaftsberater in Gollachgau Kreisleiter in nievenheimer NSDAP-Gauleiter NSDAP-Gauleiter in oberägyptisch ochsenfurter Reichspropagandaamt in Reichsverteidigungskommissar für thebanischen thinitischen uffenheimer unterägyptisch Verwaltungseinheit Volkssturm in
Zitationshilfe
„Gau“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gau>.

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